Tripbericht lesen
Übersicht:
Titel: | Der Aufstieg |
Drogen: | Mischkonsum von LSD, Cannabis und Alkohol (Reihenfolge vom Autor festgelegt) |
Autor: | sayyesdog |
Datum: | 22.01.2014 21:55 |
Set: | sehr gute bis euphorische Grundstimmung, erwartungsvoll |
Setting: | Felder, Wald und Berge neben Mexico City |
Nützlichkeit: | 9,77 von 10 möglichen (238 Stimmen abgegeben) |
Bericht:
Vorwort
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, vorerst nichts an starken Psychedelika zu probieren, da mir bewusst wurde, dass ich zu jung mit diesen angefangen hatte und sie zu der Zeit nur missbräuchlich benutzte. Besonders ein Pilztrip mit 17 Jahren gab mir einen gewissen Respekt und auch eine Angst vor prägenden Trips. Ich sah und fühlte bei diesem Trip unter Anderem, wie ich tot auf dem Boden lag und meine Mutter ihren einzigen Sohn verlor, weil er es mit den Drogen übertrieben hatte. Das erkannte ich als Warnung und war dankbar, dass ich von diesem Trip keine bleibenden Schäden davongetragen habe. Ich experimentierte dann zwar weiterhin mit verschiedenen Substanzen, aber achtete drauf, dass ich nichts nahm bzw. nichts so dosierte was an die Intensität dieses Horrortrips rankommen könnte. Man sollte im Jugendalter nicht trippen finde ich. Ich hatte Glück, dass mir das so plakativ und eindringlich vor Augen gehalten wurde als es noch nicht zu spät war. Ein guter Freund, der ebenfalls viel zu jung war und genauso blauäugig trippen ging, erlitt dann eine heftige Psychose nach einem LSA-Versuch, die ihm immer noch schwer zu schaffen macht.
Trippen wollte ich also erstmal nicht, aber eher deshalb weil ich nicht wusste wo wann und mit wem ich einen guten „hilfreichen“ Trip haben könnte, als dass ich Angst vorm „hängenbleiben“ gehabt hätte.
Mit 21 ging ich 1 Jahr lang nach Mexiko, da ich keine Ahnung hatte wie es nach der Schule weitergehen sollte. Ich dachte dass eine Auszeit von Freunden, Familie, Schule und „westlicher“ Zivilisation genau das richtige sein könnte als Übergang zwischen Schulleben und „echtem Leben“. Mexiko gefiel mir vom ersten Tag an und ich hatte zweifellos die schönste Zeit meines Lebens. Mit meiner mexikanischen „Clique“ traf ich mich fast jeden Tag im Haus meines besten Freundes. Wir machten Musik, heckten die Revolution aus, ich erzählte ihnen von Deutschland und sie erzählten mir von ihrem Leben in Mexiko. Irgendwann wurde uns dort aber immer öfter langweilig und wir kamen auf die Idee mal die 3km hoch in den nahegelegenen Wald zu laufen. Wir lebten am Rand von Mexiko-Stadt (20millionen einwohner o.o) und dennoch war vor meiner Haustür solch ein Paradies, welches meine Freunde und ich anfingen zu entdecken. Man hörte keinen Verkehr, traf auf keine Leute und konnte machen was man wollte. Im Wald trippt man selbst wenn man nüchtern ist :) Die Landschaft war sehr bergig und die Vegetation unterschied sich nicht allzu sehr von der in den deutschen Wäldern. Es gab Maisfelder und Obstbäume, die noch sehr traditionell bewirtschaftet wurden, also ohne Traktoren etc.. und alles sah sehr ländlich aus und die Stadt sah man auf Grund des Smogs im Tal oft nicht. An manchen Spots wuchs wilder Salvia Divinorum. Die Felder und Wege säumten meterhohe Agaven, aus denen die Bauern süßes Wasser abzapften um das traditionelle Getränk der indigenen Bevölkerung und der „Arbeiterklasse“ herzustellen- den Pulque. Naturbelassen heißt das Wasser aus dem Kaktus agua-miel (Honigwasser) und durch Fermentation wird es zum Pulque, der zwischen 3 und 6% Alkohol enthält, nur höchstens 2 Tage haltbar ist und unglaublich lecker schmeckt (die Konsistenz und Farbe ähnelt der von Sperma :P deshalb wird auch der letzte Schluck im Becher auf den Boden „gesquirtet“ :D). Pulque hatten wir immer mit dabei wenn wir auf dem Berg waren und man konnte immer Nachschub von den Bauern kaufen :) Von einigen Spots aus, konnte man über die angrenzenden Stadtteile blicken, die aussahen wie ein grauer See oder ein Meer. Der „Kessel“ in dem Mexico-City liegt war ja ursprünglich sogar ein See, der dann trocken gelegt wurde um die heilige Hauptstadt zu bauen. Langsam fingen wir an uns richtig gut im Wald und in den Bergen (die sozusagen den Tellerrand dieses Sees bildeten) auszukennen, weil wir fast jeden Tag dort herumwanderten und neue Spots auscheckten, immer den Pulque, mobile Boxen und den unerschöpflichen Beutel Gras im Gepäck :) Ich hatte das Gefühl nichts zu benötigen, was mir die Natur und meine Freunde nicht geben konnten und fühlte mich so frei wie noch nie. Morgens arbeitete ich mit unglaublich liebenswürdigen Kindern, die mir oft Freudenstränen brachten und ab 13 Uhr mussten die Kinder zur Schule und ich hatte frei. Das erzähle ich euch alles, damit ihr nachvollziehen könnt wie pudelwohl ich mich in diesem Land und bei diesen Waldausflügen immer gefühlt habe und weshalb ich mir vornahm dort irgendwann mal zu „richtig“ zu trippen.
Die Bilder die ich im Tripbericht zeigen werde, sind zum Teil nicht am Tag des Trips entstanden, sondern zu späteren Zeitpunkten.
[hier seht ihr eine Hütte wo man Pulque kaufen kann]
Mir viel auf, dass ich mich während dem Jahr veränderte und ich zufriedener mit mir selbst wurde, ich eine neue Perspektive auf mein Leben in Deutschland bekam und ich ein Stück weit reifer wurde. Nicht zu vergessen diese kindliche Liebe zur Natur die wieder in mir aufblühte.
Dass der Wald das perfekte Setting für einen psychedelischen Trip wäre, war mir schon klar als ich ihn das erste Mal betreten habe. Ich nahm mir vor dort einmal zu trippen, sobald ich mich „bereit“ dazu fühle. Nach etwa 8 Monaten war es dann soweit.
Dann mal los
Meine 3 Freunde, die im Gegensatz zu mir schon Erfahrungen mit LSD hatten, nahmen je eine halbe Pappe, da sie keinen vollen Trip wollten (sie hatten trotzdem einen- die Shivas waren wohl ziemlich hoch dosiert). Außerdem hatten wir noch Hofmänner da und ich nahm je einen halben Hofmann und eine halbe Shiva. Zur Dosierung kann ich leider nicht viel sagen. Die Hoffmann-Pappe schmeckte bitter und betäubte die Zunge leicht (weshalb ich mir nicht sicher bin ob nicht nbome oder sowas drauf war). Die Shiva-Pappen schmeckten allerdings nach überhaupt nichts und auf denen war auch höchstwahrscheinlich eine gute Menge LSD. Wir waren mal wieder im Haus meines besten Freundes, der gerade sturmfrei hatte. Der Plan war es, beim Anfluten der Wirkung schon im Wald zu sein, allerdings verspäteten sich zwei Bekannte, die wir erst einmal kennengelernt hatten, und wir mussten noch etwa eine Stunde im Haus auf sie warten.
Das Anfluten kam ungefähr so wie MDMA bei mir kommt- in einem ziemlichen Rush, nur war er nicht ganz so euphorisch und ich war ziemlich unruhig. Meine Kumpels wollten losgehen um die anderen vom Bus abzuholen und stressten mich, dass ich mitkommen sollte. Ich dachte mir aber, dass das zu nervenaufreibend wäre jetzt druff in dem Ort rumzulaufen, wo mich alle kannten, ich als einziger Europäer sowieso schon von allen beobachtet werden würde und weil man auf Grund meiner blauen Augen meine großen Pupillen sehr deutlich sehen würde^^ Mann war das eine Erleichterung als meine Freunde aufgaben mich zu überreden und losgingen. Ich war nun alleine in dem Haus und packte ein paar Sachen zusammen, dachte was mach ich denn, setzte mich aufs Sofa, stand wieder auf, fing an eine Tüte zu drehen, ließ es wieder sein, nahm die Gitarre, legte sie wieder weg…. Ich wusste nicht so recht was ich mit mir anfangen sollte und merkte, dass sich etwas Großes in mir zusammenbraute. Um die ganzen Eindrücke und Gedanken etwas zu verlangsamen und zu „dämpfen“ legte ich mich mit Musik im Ohr aufs Sofa und schloss die Augen, atmete langsam und versuchte an nichts zu denken. Ich wurde auf jeden Fall ruhiger und nachdem ich etwa 5 Minuten lang da lag kamen meine 2 Freunde mit den anderen beiden an.
Ab da war ich fast nur noch am grinsen. Nun waren es etwa zwischen 45 Minuten und 1h nach der Einnahme. Wir packten noch ein paar Sachen ein (Taschenlampe, Decke, Messer, Pfeife, Gras, Hasch (das erste Mal das ich in Mexiko Hasch am Start hatte ), eine edel aussehende Pappschachtel mit kleinen Whiskeyfläschchen drin (), Jogurt, mobile Boxen, 73460367 Feuerzeuge für alle Fälle und diese Zigaretten mit Mentholbällchen im Filter, eine Kamera, Mangos, eine Ananas und das wars auch glaub ich) :D Ich fühlte mich nun viel klarer als zuvor, auch ähnlich dem MDMA wenn der Anfangsrush vorbei ist und man auf einem Level bleibt. Aber natürlich wusste ich, dass ich auf keinen Fall auf diesem Level bleiben würde, denn die ersten Optiks fingen an immer deutlicher zu werden und meine Stimmung wurde immer euphorischer, als würde sich ein Trommelwirbel in mir aufbauen. Da die anderen noch herumtrudelten, Tüten rauchten und laberten, wurde ich etwas ungeduldig, da ich schnellst möglich in den Wald wollte, da ich das Haus ziemlich beengend und langweilig fand. Trotzdem war ich noch gelassen und grinste und bot an, dass ich etwas Pulque kaufen gehe..
Ich fühlte mich leicht und mir machte es diesmal nichts aus „unter die Leute“ zu gehen. Ich merkte also, dass ich guten Gewissens trippte und es nicht bereue. Einer der beiden Neuankömmlinge kam mit mir und ich merkte wie das LSD meine ganzen Emotionen und Eindrücke verstärkte. Meine Stimme beim Reden fühlte sich schwärmerisch, verliebt und kindlich an. Diese offenen Augen mit denen ich immer in Mexiko herumgelaufen bin, sahen alles was im Blickfeld war gleichzeitig und ich sog die vorbeiziehende Umwelt quasi als Ganzes in mich auf. Obwohl ich schon 8 Monate dort lebte sah immer noch alles so wunderschön ungeordnet und individuell aus. Die Sonne schien auf meine Haut und ich merkte wie sich ein Quadratzentimeter nach dem anderen erwärmte. Nach etwa 5 Minuten Fußweg waren wir da. Wir betraten also unseren Stamm-Pulqueladen, der nicht viel mehr war als der Hof eines Familienhauses mit Autositzen und Bänken, die in einem Kreis aufgestellt waren. Ich schaute dort immer mindestens einmal die Woche vorbei und deshalb kannten mich auch alle Trink-amigos und ich fühlte wie sich alles regte als ich den Hof betrat^^ Ich fühlte mich aber auf garkeinen Fall bedrängt oder unwohl als mir alle die Hand gaben und die kleine alte Senora vorm Pulquefass mich mit einem Küsschen begrüßte. Der Bekannte der mich begleitete war nun ebenfalls am draufkommen und er wurde merklich unruhiger und wollte glaub ich so schnell wie möglich das Zeug kaufen und gehen, da er den Laden noch nicht kannte. Ich fühlte mich allerdings wie zu Hause und unterhielt mich noch ein paar Sätze mit den Leuten und fand es eigentlich schade, dass wir uns nicht zu ihnen hocken konnten. Das Spanischsprechen ging sogar noch sehr gut auf Acid Als einer sagte dass ich schwitze und heute irgendwie anders aussehe, wollte ich dann auch abhauen. Mit der 8 Liter Pulqueflasche in der Hand fühlte ich mich wie ein Neandertaler der mit einer fetten Jagdbeute stolz zu seiner Höhle zurückkehrt, wo der Rest des Stammes auf ihn warten würde, um irgend ein Ritual zu machen :D
Als wir daheim ankamen merkte ich dass die anderen auch schon seeehr gut dabei waren und wir gingen auch direkt los in den Wald. Auf dem Weg leuchtete mir alles entgegen, aber besonders stark waren die Halluzinationen nicht, da es noch ziemlich hell war und ich im hellen eher weniger halluziniere. Der Weg durchs Dorf dauerte nochmal um die 20 Minuten, die mir aber vieeel länger vorkamen, da wir noch etwas Proviant kauften und die Straßen nicht aufzuhören schienen. Außerdem war es Nachmittag und das Dorf ziemlich belebt.
Der Aufstieg
Als wir dann an den letzten Häusern vorbeigingen und vor uns der Feldweg in Richtung Berge führte, war es so als schlüpfe man durch ein Loch in der Luft an einen anderen Ort. Es war plötzlich ruhiger und ich fühlte mich erleichtert, da ich wusste dass ich mich jetzt nichtmehr so zusammenreißen musste wie im Dorf. Die Stadt hinter mir, war völlig ausgeblendet und ich genoss die Sonnenstrahlen und den Ausblick vor mir. Die Bäume auf dem ersten Berg vor uns, bildeten eine riesige grüne Wand die zu atmen und zu spielen schien. Der Weg der dorthinein führte, sah aus als betrete man durch ihn eine Tür in den Wald. Wir machten eine kleine Pause um uns die Landschaft anzuschauen, da die anderen diese „Baumwand“ auch sahen.
Wir standen nun alle 4 vor dieser Wand und alle sagten „woaah“, dann mussten wir wieder sau lachen und fingen an lachend weiterzugehen, diesmal schneller weil vor uns schon der „Eingang“ war. Als wir ihn betraten, wurde nochmal alles ruhiger. Die Sonne fiel nur vereinzelt in den Wald und alles leuchtete in verschiedenen Grüntönen, da die Pflanzen alle unglaublich lebendig und kräftig vegetierten.
Mit der kühlen Luft, atmete ich die Gerüche, die Geräusche und all meine Gefühle die sich im Laufe der Monate für diesen Wald entwickelt hatten, ein. Alles kam mir entgegen und ich fühlte mich ohne Nähte mit meiner Umwelt und meinen Freunden verbunden. Meine Gedanken waren klar und ich fühlte mich als wäre ich am meditieren. Ich trank Pulque und er fühlte sich so rein und natürlich an und ich war dankbar, da ich ja gerade ein Erzeugnis dieser Natur die ich gerade so bewunderte, trinken durfte. Ein heiliges Geschenk von Mutter Natur dieses Zeug. (Auf diesen Gedankengang folgten heftige Lachflashs weil wieder einer anfing den Pulque mit Sperma zu vergleichen- der Beweis, dass die Natur ein männliches Wesen ist :D).
Der erste Spot an dem wir Pause machten, waren die „Mayaruinen“. Eigentlich waren diese Ruinen nichts weiter als irgendein Konstrukt aus Quadratgittern mit Steinen drin, um die Erosion des Hügels aufzuhalten, aber bei unseren Ausflügen waren das schon immer las ruinas de maya gewesen :) Wir stiegen zu ihnen hinab, setzten uns auf die Steine und schauten uns wieder um und machten uns gegenseitig auf Einzelheiten aufmerksam die uns ins Auge stachen. Als ich mal mit meinem Kumpel an diesem Ort war und dieser LSD genommen hatte und ich nicht, sah er ein Krokodil bei den Ruinen und ich konnte mit aller Vorstellungskraft kein Krokodil in den Wurzeln erkennen. Diesmal sah ich das Krokodil :) - besser gesagt einen dicken braunen Alligator der sich mit offenem Maul zu uns umzudrehen schien. Da ich wusste dass er nur eine Halluzination war, hatte ich keine Angst und ich betrachtete ihn als wär ich im Zoo. Mir kam diese Halluzination ziemlich lustig vor, weil sie so klischeemäßig schien, genauso wie als wenn ich jetzt die berühmt-berüchtigten rosa Elefanten sehen würde :D Die anderen rauchten Tüten und der Rauch blieb auf Grund der Windstille in der Luft stehen und entwickelte sich zu wunderschönen Schleiern die zwischen den Pflanzen vor uns schwebten. Es war unglaublich in wieviel tausenden Grüntönen alles leuchtete und wie heilig mir dieser Ort schien. Im Allgemeinen war ich allerdings ziemlich still und grinste nur so vor mich hin. Da ich mit dem Gras noch etwas warten wollte, rauchte ich eine Zigarette mit den anderen und machte mit dem Rauch meine Spielereien. Als ein Jeep an uns vorbeifuhr gingen wir wieder los bergauf und spaßten über alles Mögliche. Als einer meinte, dass uns heute Nacht beim Verlassen des Waldes 3 Polizeibusse und meine Gastmutter mit einer Bratpfanne am Waldeingang empfangen würde, mussten wir so heftig lachen, dass wir uns hinsetzen mussten, da jeder dieses Bild im Kopf hatte :D
Als ich auf dem Weg saß und auf den Boden um mich herum schaute, fühlte ich mich wie ein Riese der auf eine fantastische Landschaft blickt. Links neben der Straße ging es steil nach oben und die blanke, vom Wasser verwaschene Erde, sah aus wie eine riesige Klippe. Sie hatte Höhlen und es hingen Lianen herunter und ich malte mir aus wie dort Vögel und Drachen, neben den Felsen herumflogen. Diese „Klippe“ war zwar in Wirklichkeit nur ca. 1,5 Meter hoch, aber bildete dennoch eine Landschaft. Wir gingen weiter den Weg hoch (der ziemlich steil ist) und ich hatte meinen Blick die ganze Zeit an der Klippe und auf dem Boden, da ich mit den Augen eines Vogels über sie hinweg flog :) Wir öffneten jeder eine der kleinen runden Whiskeyfläschen und nippten immer mal wieder dran. Der Whiskey schmeckte wie als hätte man diese ganzen „braunen“ Sachen im Wald (Holz, Erde, Stein) zu einem kräftigen Konzentrat gekocht, was sich jetzt in meinem ganzen Körper entlud. Wir liefen nun abseits der Wege, jeder mit seinem Whiskeyfläschen in der Hand (die begleiteten uns den ganzen Trip als geniales Triptoy^^) und irgendwann hörten wir wie eine Freundin irgendwo unsere Namen rief. Sie wusste von unserem Plan heute auf LSD in die Berge zu wandern und da sie davor auch fast immer mit uns dort unterwegs war und so unsere „spots“ kannte, fand sie uns nachdem wir ein paar Mal gerufen hatten. Sie sah unglaublich hübsch aus mit ihren Boots, dem sidecut, und dem zerissenen weißen Oberteil auf das sie mit Kuli ein unglaublich realistisch aussehendes Katzengesicht gemalt hatte was mich anschnurrte. Ich war so glücklich, dass sie uns einfach so gefunden hatte, ohne Smartphone, Verabredungen und nix.. noch glücklicher wurde ich, als sie sich zu mir setzte, ich meinen Kopf in ihrem Schoß hatte und sie mir in den Haaren rumspielte und mir meine Rastalocke mit einer Häkelnadel ordentlicher machte. Dieser Moment war soo zeitlos und ich schnurrte innerlich wie ein Kater, während die Sonne auf uns schien :3 Dann sagte sie „Schade dass du nur der imaginäre Freund von Chepe bist und gar nicht echt bist :p“- ich bin nämlich angeblich nur ein imaginärer weißer Freund von einem der Crew und die anderen konnten mich nur auch sehen und mit mir reden wenn sie psychoaktive Substanzen genommen hatten. Über diese Vorstellung machten wir ziemlich oft Witze und jetzt schickte sie noch viel mehr. Ich merkte sogar, wie einer der Freunde misstrauisch wurde und innerlich drüber nachdachte ob das wahr sein könnte das ich nur Einbildung bin^^
Nachdem wir immer mal wieder kleine Pausen machten, hier und dort im Gebüsch verschwanden und der Trip sich zu stabilisieren schien kamen wir dann bei den Feldern an, die oben auf dem Berg lagen. Wir liefen zwischen den riesigen Agaven zu unserem Spot von dem man die beste Aussicht auf Mexico City hatte. Als wir dort ankamen wurde unsere Aufmerksamkeit aber auf einen alten Mann gelenkt, der etwas den Abhang runter gerade das Wasser aus den Agaven am ernten war. Nachdem wir etwas unsicher diskutierten ob wir ihn ansprechen sollten, krackselten wir zu ihm runter, was ziemlich strange ausgesehen haben muss, weil wir den Acker halb herunterfielen.. Wir begrüßten den etwa 70 Jährigen und unterhielten uns mit ihm. Besser gesagt, er erzählte uns wunderbare Dinge mit einer so alten und weisen Stimme, dass wir nur mit offenen Mündern zuhörten und nickten. Ich fühlte mich als wäre ich einem Propheten begegnet. Er erklärte uns wie man die Pflanze aufschnitt und das Wasser abzapfte und wie schön er die Berge hier findet. Er zeigte runter auf die Stadt und sagte sowas wie „Das da ist kein Leben. Hier oben seid ihr näher am Leben dran als da unten. Wisst ihr was Leben ist? Ich seh euch an dass ihr schlaue Jungs seid und ihr seid hier oben und nicht da unten. Normalerweise sehe ich hier keine jungen Leute. Freut mich dass ihr hier seid“ Und er nahm eine leere Plastikflasche und füllte sie mit dem Wasser was direkt aus der Pflanze kam. Wir probierten jeder einen Schluck und es fühlte sich unglaublich an wie die Flüssigkeit die der Umwelt entsprang mit mir verschmolz. Als zeitlose Einheit. Wie eine Pflanze die Wasser aus dem Boden trinkt. Göttlich, und keine Chemie-Softdrinkplörre könnte jemals mit diesem reinen Getränk mithalten. Der Mann erzählte uns noch mehr über seine Arbeit und über den Erntevorgang und schenkte uns die Flasche Honigwasser. Ich war dem Mann so unfassbar dankbar für seine Worte und für die Flasche Wasser. Er kam auch nicht mit den üblichen Fragen die mir die Mexikaner immer stellten á la „Wo kommst du her? Was machst du hier? Gefällt dir Mexiko?“ sondern jedes Wort was er sagte hatte so viel Sinn und Wahrheit und er schien gar nicht drauf zu achten, dass ich ein fremder Gringo bin. Als Abschluss zeigte er auf einen in sich zusammengesackten Haufen, der sich als tote abgeerntete Agave herausstellte. Sie war faltig und schwarz und mit Pflanzen bewachsen und er fing wieder an über das Leben reden. Wie die Pflanze nach 30 Jahren Leben in die Erde zurückgeht, genauso wie wir den Pulque trinken, nur um dann in einer anderen Form wiederzukommen. Ich merkte, dass dieser Mann nicht die geringste Angst vor dem Tod hat und wirklich im Reinen mit sich selbst ist. Als er mit seinem Esel weiter zur nächsten Pflanze ging, verabschiedeten wir uns und stiegen wieder den Acker hoch. Während der Begegnung mit dem Mann machte ich mir Gedanken um Leben und Tod, die ich jetzt nichtmehr in Worte fassen könnte. Nur das neuartige Verständnis von Leben und Tod blieb mir erhalten, aber ich könnte es nicht erklären.
[hier seht ihr links eine "abgeerntete" Agave}
Ganz oben
Alle waren still und ich wusste, dass sie alle über den Mann und das was er gesagt hatte nachdachten. Es war schon komisch dass wir diesen Mann und seine Weisheiten ausgerechnet an dem heutigen Tag antrafen, denn sonst sahen wir nie jemanden dort. Wir wurden sehr nachdenklich und entschieden uns einen neuen spot zum sitzen ausfindig zu machen. Wir liefen also über Hänge, standen vor Feldern und guckten uns nach einem geeigneten Platz um. Als wir nach einer Weile laufen vor einer hügligen Baumansammlung auf dem Feld standen mit Blick auf die Stadt und Laubboden wussten wir alle direkt, dass das unser Ort sein würde. Wie ein kollektiver Schwarm steuerten wir also auf das Wäldchen zu und da es zu dämmern anfing und von der Stadt die Geräusche von vielen Feiern herüberhallten, kam auch ich etwas in Partystimmung :) Wir setzten uns und tranken noch mehr Pulque und Whiskey (nicht zuu viel) und es fühlte sich echt an wie eine kleine Party. Je dunkler es wurde, desto heftiger wurden nun auch meine Halluzinationen und ich merkte wie ich auf meinen peak zusteuerte. Da die Muster in der Dunkelheit es mir unmöglich machten in die Ferne zu sehen, fühlte es sich an als wär ich in einem geschlossenen Raum. Das Blätterdach über mir, der Boden unter mir und an den Seiten glitzernde Wände. Ich rauchte nun auch ein Kügelchen Hasch in der Pfeife und rauchte bei den Tüten die herumgingen mit. Der Geschmack des Haschs, löste bei mir dieselben Assoziationen aus wie der des Whiskeys. Hasch, Whiskey und Tabak- alles die gleiche, starke erdige Familie :D Die anderen fingen an eine Bong zu bauen und ich wollte ihnen zeigen wie man in Deutschland Köpfe raucht. Also anstatt das Hasch einfach in den Kopf zu legen, habe ich dann eine feine Mische gemacht und die anderen guckten erstaunt zu und fingen wieder mit ihren Witzen an wie „Uhhh guckmal- erste WeltMische“. Genauso wie wenn ich die Tüten mit Filter drehte :D Ich rauchte auch direkt von der kleinen Bong, schaute nickend zu meinen Freunden rüber und lehnte mich zurück ins Laub und blickte hoch in die Baumkronen. Das einzige was ich jetzt sah, waren die Äste der Bäume die über mir tanzten und sich über mein gesamtes Blickfeld erstreckten.
Ich schloss die Augen und sah das Muster immer noch vor mir, nur wucherte es jetzt vor sich hin. Als ich die Augen wieder öffnete bekam mein Blickfeld farbige Flecken aus lila und grün und die Äste schienen zu wachsen und sich zu verflechten. Während ich das Muster beobachtete vielen mir tausende Sachen ein die auch in diesem Muster verliefen (Dinge, Emotionen, Beziehungen, Familien…)
[Diese Collage habe ich am Tag danach erstellt um meinen Freunden zu erklären was ich mit "dem Muster" meinte]
Es wurde nun sehr schnell dunkel und nach etwa 5 Minuten meinte meine Freundin ich solle wieder zurückkommen während ich wortesuchend irgendwas von Mustern erzählte und ich mich wieder in den Kreis setzte gab sie mir völlig unerwartet einen Kuss auf den Mund. Die anderen freute das tierisch und sie wollten, dass wir weiter küssten. Ich war nun auf meinem Peak und durch die Musik die jetzt lief, den Küssen und dem Hasch war ich vollkommen in Ekstase. Ich fühlte nun nicht nur wie meine Umwelt in mich hineinströmte, sondern wie meine Freunde und ich in sie flossen. Wie wir uns in ihr auflösten. Im gleichen Muster wie die Äste vorhin über mir wuchsen, das gleiche Muster wie Flüsse sich ausbreiteten, das gleiche Muster was ein Blitz hat, so strömten die Küsse und die dazugehörigen Gefühle durch meinen Körper und aus ihm heraus. Meine Sinne nahm ich nun garnichtmehr als Einzelne wahr, sondern ich fühlte nur noch dieses Muster und wie alles Teil dieses Musters ist, beziehungsweise dass alles nach und in diesem Muster verläuft, selbst Ich selbst. Ich hatte mich noch nie zuvor so verwoben mit Allem gefühlt und der Geschmack der Mango die ich gerade animalisch verschlang, die Musik (ab 2:15 der part *.*) und die Liebe die in unserer kleinen Gruppe herrschte ließen mich völlig abheben.
Wir waren nun schon eine Weile nichtmehr nur am Sitzen, sondern liefen im Dunkeln mitten auf einem Feld herum, wobei ich beim Gehen immer akrobatisch den jungen Pflanzen die auf dem Acker wuchsen auswich. Meine Mittripper waren nun auch am peaken.
Rechts die orangenen Lichter der Stadt, links der Wald und die Berge und über uns ein klarer dunkler Himmel, der an verschiedenen Stellen rot und lila leuchtete. Da wir quasi „oben auf dem Berg drauf“ waren, war uns das Himmeldach mit seinen Wolken und Sternen unglaublich nahe. Wegen der Dunkelheit halluzinierte ich jetzt so stark wie noch nie. Überall funkelte es, und ich konnte mich nur noch in einem etwa 10 Meter Umkreis orientieren und schwebte deshalb ziellos übers Feld. Da wir einfach von unserem vorigen Spot ohne nachzudenken los sind, haben wir dort einige Sachen vergessen (darunter meine Pfeife die ich in ein paar Jahren unbedingt wieder bergen muss). Ich fühlte mich etwas verloren, aber fühlte mich deshalb noch ein bisschen freier. Es fühlte sich an als würden wir auf dem Dach der Welt tanzen, in einem zeitlosen Raum, in einem Zustand, von dem ich jetzt schon wusste, dass er mich zutiefst prägen würde und ich war äußerst glücklich darüber die Welt einmal so zu fühlen wie ich es gerade tat. Ich sah mir wieder –das Muster- zuwinken, in Form von den Silhouetten der Bäume die entfernt vorm Horizont standen und ich dachte dran, dass sich meine Silhouette nicht allzu sehr von der der Bäume unterschied… Ein Freund wusste wieder wo wir waren und sagte, dass wir nicht weitergehen konnten, weil wir sonst ein Privatgrundstück betreten würden.
Mit dieser Aussage fingen meine Gedanken an zu rasen, denn ich sah noch nicht mal einen Zaun. Das legale und das illegale Gebiet sahen genau gleich aus. Ich war völlig perplex weil ich es mir nicht im Geringsten erklären konnte, weshalb ich hier laufen darf und dort nicht und vor allem: weshalb mir das jemand vorschreiben konnte und was für einen Sinn dies haben sollte. Ich fühlte mich wie ein beschuldigtes Kind, welches in Wahrheit garnichts ausgefressen hatte^^ Meine Freundin die alte Anarchistin sah meinen verdutzten Blick und musste laut lachen. Ich dachte nun über die Politik und über menschliches Verhalten nach und dabei erschienen auch diese, Teile des Musters zu sein. Sie waren so mächtig, dass sie dieses ganze Muster, was die Harmonie und das Gleichgewicht der Welt und den „Baum des Lebens“ bildet, krank machen konnten. Konnten Äste des Musters abtöten und es wie eine Krankheit überfallen. Ich sah die Schöne Natur auf der einen Seite neben mir, und die Stadt mit ihren Geräuschen und der dreckigen Luft auf der anderen. Ich erkannte wie sich die Stadt wie ein Parasit über den Hügeln dieser wunderschönen Natur ausbreitete. Ich dachte über die Naturvölker nach, die tausende Jahre im Einklang mit der Natur lebten und auch genau so leben wollten. Die Natur hätte keinen Grund gehabt den Menschen zu beseitigen und als Krankheit zu sehen. Heute, wo täglich milliardenfach Leben auf brutalste Weise ausgelöscht wird und die Grundlagen für alles Leben von menschgemachten Chemikalien vergiftet wird, kann man die Menschheit nur als Krebsgeschwür der Welt sehen. Eine traurige und negative Vorstellung von der Menschheit und ich versuchte sie zu verdrängen, was aber gar nicht funktionierte und so setzte ich mich weiter mit diesen Gedankengängen auseinander. Ich nahm mir vor, dass ich in diesem Muster nicht Teil des Krebsgeschwürs sein wollte und dass es gilt die negative Entwicklung zu stoppen und dass ich blühen möchte. Anarchismus und grenzenlose Verbundenheit zwischen den Menschen und der Natur. Ich fühlte dort, dass diese Organisationsform der Gesellschaft wohl die ist, die am meisten mit der Welt harmonieren würde und am „natürlichsten“ wäre. Herrschaftslos und harmonisch halt. Utopisch? Vielleicht.. Aber diese Utopie sollte auf jeden Fall angestrebt werden und man selbst sollte so handeln, dass man Teil dieser Utopie sein könnte.. Ich war wieder einmal sehr dankbar, dass mir so viele Fragen, deren Formulierungen ich niemals gefunden hätte, beantwortet wurden und dass ich diese völlig andere Form des Denkens erleben durfte. Ich hoffe euch ist bewusst, dass ich das Erlebte auf keinen Fall in Worte fassen könnte und dies nur ein kleiner Versuch ist, meine Erlebnisse zu beschreiben. Wenn ich so lese, wie ich das Erlebte gerade zusammengefasst habe, finde ich, dass es die Erfahrung ziemlich unwürdig beschreibt :( Habe sogar überlegt den TB deshalb nicht abzuschicken, aber ich lass das Ganze mal so stehen…
Der Abstieg
Wir fingen wieder an den Berg hinunterzugehen in Richtung nach Hause und so wie ich nach dem Aufstieg meinen peak ganz oben auf dem Berg hatte, passte das hinablaufen perfekt zum runterkommen.. Ich kenne das von anderen Versuchen mit Halluzinogenen (und auch aus anderen Lebenssituationen), dass ich es nicht wahrhaben möchte wenn sich eine schöne Zeit dem Ende nähert :) Ich merkte wie ich mehr Gras rauchte, in der Hoffnung das würde die Erfahrung verlängern oder nochmal hochziehen. Vielleicht tat es das auch, aber „heimgehen“ und „lets call it a day“ war noch nie meine Stärke. Man merkte mir an, dass ich noch nicht heimgehen wollte und man erinnerte mich dran, dass es Freitagnacht ist und wir noch ein sturmfreies Haus haben und dass mein Trip noch lange nicht zu Ende sein würde- War er auch nicht. Das munterte mich wieder etwas auf und wir alberten wieder rum. Ich fing jetzt schon an das vorhin Erlebte zu verarbeiten, jetzt wo es noch so präsent war, denn ich wollte es auf keinen Fall vergessen. Mir war bewusst dass mich der heutige Tag sehr prägen würde für die Zukunft und ich war sehr froh darum. Wir machten noch verschiedene Stopps beim Abstieg sodass wir uns doch noch ziemlich lange in den Bergen und dem Wald aufhielten. Als wir weiter unten überall (echte) Glühwürmchen sahen die ab und zu aufleuchteten freuten wir uns riesig. Sie flogen sehr langsam, und man konnte sie einfach so aus der Luft holen und auf der Hand herumkrabbeln lassen. Als ich das Insekt auf der Hand hatte und ich es mir betrachtete wurde mir warm ums Herz. Ich dachte dran wie manche Leute dieses Lebewesen (oder Lebewesen im Allgemeinen) nun einfach zertreten und töten würden und war froh darüber, dass mich dieser Gedanke anwiderte. Ich streckte meinen Finger aus, das Insekt krabbelte ihn hoch, blieb eine Weile an der Spitze stehen und flog langsam wieder los und leuchtete.
Als wir nun den Weg hinausgingen, den wir schon hinein in den Wald gelaufen sind, fühlte ich mich als käme ich von einer langen eindrucksvollen Reise zurück in die Realität, voll mit neuen Ideen, Gedanken, Emotionen und Perspektiven. Irgendwie so als würde ich den Wald mit etwas verlassen, was ich beim hineingehen noch nicht hatte. Ich merkte wie ich sanft landete bis wir schließlich wieder in dem Haus waren von wo wir heute abgehoben sind. Wir aßen erstmal etwas Reis, Bohnen und Tortillas und ich merkte wie mich das warme Essen stärkte, merkte immer noch wie die Textur des Essens und wie es mich mit Energie füllte in diesem „Ästemuster“ verlief. Wir sprachen über das Erlebte, hörten Musik, spielten Gitarre, ich kuschelte mit meiner Freundin und ich fragte mich ob das gerade der schönste Tag im schönsten Jahr meines bisherigen Lebens war :) Wir waren nun ziemlich viel am Trinken, da noch andere aus der Clique kamen und in mir drin kam eine riesige Lust auf Techno und Tanzen. Das war eine der einzigen Sachen die ich in diesem Land vermisste- deutscher Techno alte Sau!! :) Ich ließ nun etwas Progressive und Deep-House laufen und erzählte den anderen träumerisch von den Raves in Deutschland und wie sie dort in letzter Zeit wieder alle auf MDMA abgehen… Als ich nun zu tanzen anfing, stieg ich wieder nach oben und mich lächelte das MDMA-Feeling was ich von den deutschen Wochenenden kannte entgegen. Nicht zu stark, aber ich merkte, wie das LSD mit meinen Serotoninrezeptoren herumspielte, ähnlich wie es die Teile taten die ich nun schon fast ein Jahr nicht genommen hatte. Es war auch das erste Mal seit „langem“ dass ich ausgiebig tanzte und die anderen sahen mir amüsiert zu. Die anderen waren mehr so die Rocker/Skahörer, aber waren nun auch alle am Tanzen und sagten, dass wir unbedingt mal eine Rave organisieren müssten. Es war wunderschön den Trip tanzend ausklingen zu lassen und ich machte mir um nichts Gedanken und war zutiefst glücklich. Fühlte mich als wär ich schon die letzten 10h hier am Tanzen gewesen. Am PC bekamen wir eine Nachricht von einem Freund, dass man die Musik auf der ganzen Straße hören konnte und sie durchs Dorf schallte. Wir machten also leiser und fingen an zu chillen, denn alle sahen sehr müde aus. (Am nächsten Tag wurden wir beim Frühstückholen auf der Straße gefragt wie sich diese affengeile Musik nennt die wir da nachts anhatten^^)
Als nun schließlich der Letzte meiner Freunde eingeschlafen war, ging ich ins Zimmer wo meine Freundin schlief und ich legte mich neben sie. Sie wurde wach und wir küssten uns kurz und fingen an uns zu streicheln und festzuhalten und in die Augen zu sehen. Kein wilder Sex wie ihr es jetzt vielleicht erwarten würdet- nur stundenlanges beisammen Liegen mit Gänsehaut und Zärtlichkeiten. Irgendwie waren unsere Füße total sensibel und wir geilten uns auf indem wir unsere Füße und Beine verschlungen und bewegten. Irgendwann gegen 8 Uhr morgens sind wir dann eingeschlafen. Erwacht bin ich so glücklich wie ich eingeschlafen bin und meine Freunde und ich tauschten uns über den Trip aus. Ich war zwar etwas müde, aber auf keinen Fall verkatert oder ähnliches und ich nutzte den freien Tag um nochmal alleine nüchtern im Wald zu wandern. Ich merkte, dass diese veränderte Wahrnehmung meiner Umwelt immer noch da war und ich hoffte wirklich, dass sie mir erhalten bleiben würde.
Ich glaube ich habe die Dosierung genau richtig erwischt, weil ich trotz der ganzen ungewohnten Gefühle, Gedanken und Halluzinationen, nie das Gefühl hatte, dass es zu viel oder zu wenig LSD war. Es war auf jeden Fall die intensivste Erfahrung die ich bis jetzt mit Drogen gemacht habe. Dies war denke ich vor allem dem Set und Setting zu verdanken, dank dem ich nie das Gefühl hatte ich könne in einen Horrortrip hineinrutschen. Ich würde auf jeden Fall sagen, dass der Trip mich nachhaltig verändert hat, bzw. seinen Teil zu Veränderungen in mir beigetragen hat. Das gute alte Muster was mich den Trip durch begleitet hat, kommt mir oft noch in den Sinn und ich benutze es gerne um mir Sachen zu erklären oder zu veranschaulichen. Außerdem muss ich nun nichtmehr schmunzeln, wenn jemand Sprüche wie „Es ist alles eins“ oder so bringt, da ich jetzt etwas besser nachvollziehen kann was die vielen schlauen Leute die diese Aussage in irgendeiner Form benutzten, gemeint haben könnten. Auch wenn von Gott und Natur gesprochen wird, kann ich mir jetzt viel mehr darunter vorstellen. Ich hatte vorher zwar schon eine Abneigung gegenüber Fleischkonsum, aber aß es trotzdem. Dieses Naturverbundenheitsgefühl was ich auf diesem Trip hatte, spielt denke ich eine große Rolle dabei, dass meine Lebensmittel heute nichtmehr aus toten Tieren bestehen. Wenn ich jetzt in der Natur bin, bin ich oft in einem Zustand den man schon als Flashback bezeichnen könnte, besonders wenn ich dabei gekifft habe. Im Alltag schaue ich mir die Dinge die um mir herum stattfinden genauer an, ich lese genauer und ich kann mich an Kunstwerken erfreuen die mir früher sinnlos erschienen wären. Mit diesen erlebten und zu erlebenden Schönheiten im Hinterkopf, kann ich mit negativen Situationen oder Phasen besser umgehen. Ich bin jetzt durstiger was Liebe empfangen und Liebe geben angeht und ich würde glaube jeden Menschen umarmen, der von mir eine Umarmung haben wollen würde :D Meine politische Neigung hin zum Anarchismus hat sich verstärkt, als auch meine Motivation „für eine bessere Welt“ zu kämpfen. Da dies alles sehr tiefgehende Veränderungen sind die durch den Trip ausgelöst oder begünstigt wurden und mich bestimmt mein ganzes Leben lang begleiten werden, bin ich froh, dass es sich dabei um Veränderungen handelt, für die ich dankbar bin. Diese Veränderungen in mir wurden allerdings nicht durch das LSD ausgelöst, sondern waren eher schon vorher in mir drin und durch den Trip traten sie wohl mehr zum Vorschein und konnten „anwesender“ werden. Auch aus diesem Grund werde ich in naher Zukunft wohl kein LSD mehr nehmen, denn so richtig verarbeitet habe ich diesen Trip immer noch nicht und nachdem ich jetzt erlebt habe wie mächtig diese Droge sein kann, möchte ich nicht ihre dunkle Seite kennenlernen.. Ich wüsste auch nicht wo und wann ich wieder ein so perfektes Set und Setting erreichen könnte, wie ich es bei diesem einen Trip hatte. (Anmerkung: Durch total lustige Zufälle bin ich in meiner letzten Woche in Mexiko allerdings in der Wüste von Real de Catorce gelandet, wo ich meine erste Erfahrung mit Peyote machen konnte die ich auch als gewinnbringend bezeichnen würde^^ Vielleicht kommt darüber auch noch ein Tripbericht.)
Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen und ich hoffe auch, dass ihr auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Halluzinogenen achtet, wenn ihr selbst solche Experimente plant. Ich glaube es war Albert Hofmann der mal gesagt hat, dass eine LSD-Reise ein ebenso einschneidendes Erlebnis für das Gehirn darstellt wie die Geburt oder der Tod. So kam mir mein Trip auch vor und gerade deshalb sollte man meiner Meinung nach nicht zu oft trippen.
Ich wünsche euch aber auf jeden Fall viel Spaß, Glück und Erkenntnisse für wenn ihr das nächste Mal trippt :)
Ich habe ja schon gesagt, dass ich Kunst im Allgemeinen nun besser aufnehmen und genießen kann, deshalb liste ich hier mal ein paar Werke auf, die mich nach dem Trip besonders geprägt haben, da ich sie irgendwie mit dem Erlebten in Verbindung bringen konnte:
-Hermann Hesse- Steppenwolf
-Gedichte von Hermann Hesse im Allgemeinen
-Aldous Huxley- Schöne Neue Welt
-Aldous Huxley- Eiland (ist quasi das positive Pendant zur Schönen Neuen Welt. Wurde von seinen LSD-Trips inspiriert und ist sein letztes veröffentlichtes Buch)
-John Krakauer- Into the Wild (Buch & Film)
- Film: Mr. Nobody
- Film: The Fountain
- Dokufilm: I Am
- Sämtliche HD-Naturdokus... Wirken einfach unglaublich auf mich
- ... :)
Hier noch ein Bild was meine Freundin mir zum Geburtstag geschenkt hat. Das war sie auch am malen während ich auf dem Trip war, aber ich durfte nicht gucken^^