Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Faces of God - Eine Begegnung
Drogen:Mischkonsum von Ecstasy und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:twoface
Datum:21.02.2014 17:10
Set:Gespannt, positiv gestimmt
Setting:Alleine, Zuhause
Nützlichkeit:6,87 von 10 möglichen   (15 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Ich hatte vor dem zu berichtenden Trip bereits zwei Mal XTC genommen, beide Male mit einem sehr guten Freund, der mich auch überhaupt auf die Idee brachte. Da ich bereits seit geraumer Zeit Cannabis u.a. zu "psychonautischen" Zwecken nutze, und ich bei den Malen gemerkt habe, dass die Klarheit und das Erkennen "des Ganzen" unter XTC-Einfluss mir sicher zuträglich bei meinen psychonautischen Forschungen sein würden, entschloss ich mich irgendwann im November, diese Idee in die Tat umzusetzen.

Dazu will ich sagen, dass ich quasi in meiner Psyche herumgeistere und meinen unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen, Verhaltens- und Gedankenmustern auf die Schliche komme, indem ich gezielt konsumiere und anschließend Situationen, Einstellungen, Gefühle usw. durchkaue und wiederkäue.
Unter Einfluss von Ecstasy gelang mir das Erkennen meiner Motivationen und der "Gedanken hinter den Gedanken hinter den Gedanken" unheimlich gut, weshalb ich auch den Trip nutzen wollte, um ein paar Themen von mir zu bearbeiten, mit denen ich nicht so wirklich voran kam.

Eingenommen habe ich eine Bentley (ich meine es waren 110 mg); die hatte ich auch die letzten beiden Male genommen und sprang jeweils immer sehr gut auf die Wirkung an. Ich nahm also zunächst eine halbe ein, setzte mich auf die Couch, hörte etwas Musik und hörte mir selbst beim Denken zu.

Nach ca. 30-40 Minuten merkte ich die ersten Wahrnehmungsveränderungen. Ich fühlte einen Schauer durch den Körper jagen, als wenn ein kalter Windzug durch's Zimmer geht und man Gänsehaut bekommt. Vor allem in den Armen und Händen merkte ich das Kribbeln. Die Sicht wurde "schärfer", wie ich es bereits von den anderen Trips kannte. Und, was mir das Wichtigste und Liebste war, die Gedanken begannen, schneller, logischer und verbundener zu erscheinen, ich fühlte, wie ich mehr Einsicht in meine gesamte Situation bekam. Insgesamt fühlte ich mich gut - sehr gut. Einen Bewegungsdrang verspürte ich nur minimal, wedelte ein wenig mit den Armen und erfreute mich daran, wie leicht diese waren. Schnappte mir ein Kaugummi, weil ich merkte, wie meine Kaumuskeln bedient werden wollten und sah zu, dass ich was zu trinken in der Nähe hatte.

Ich schnappte mir meine Kamera - hatte mir angewöhnt, analyselastige Trips aufzuzeichnen, um später noch was von meinen Erläuterungen zu haben und schlichtweg überprüfen zu können, ob sie mir denn soviel brachten, wie ich in dem Moment zu fühlen glaubte.
Ich fing an über meine Themen zu sinnieren; unter anderem war auch mein Drogenkonsum (Cannabis) und der weitere Umgang Thema.
Hatte mich in der Zeit davor verstärkt damit auseinandergesetzt, inwiefern ich das alltägliche Kiffen vertreten und mir zusprechen kann, und inwiefern das alles Suchti-Selbstverarsche ist. Und diese Positionen ratterte ich dann laberflash-mäßig runter, malte erst die eine Position aus allen Perspektiven aus, um dann alles davon zu entkräftigen und die gegenseitige Position als "richtig" darzustellen. Stellte zwischendurch immer mal wieder fest, dass ich ja doch schon drauf war und erfreute mich an dem leichten und schwebe-artigen Körpergefühl. Nachdem ich meinen Monolog fast beendet hatte, verabschiedete sich leider der Akku, ich nahm es aber, da ich ohnehin Peter-mäßig ( http://www.youtube.com/watch?v=zHXi8h8H2VA ) unterwegs war, als gegeben hin und erfreute mich an allem Seienden.

Kurz darauf glaubte ich, dass es nun an der Zeit sei, die zweite Hälfte einzuwerfen und pfläzte mich sodann wieder auf die Couch, hörte noch ein wenig Musik und genoss den Gemütszustand. Gegenüber von meinem Sitzplatz ist ein Schrankspiegel angebracht, und ein Blick darin verriet mir, dass meine Augen und Pupillen sich nun gänzlich der Expansion ergeben hatten. Ich entschloss mich, mir das Video anzusehen, das ich vorher gemacht hatte. Beendet wurde es sinngemäß mit den Worten "Wie ist es denn nun? ....Keine Ahnung".

Und dann ging es los. Ich merkte, wie ich in völliger Klarheit eine Sache dachte und dann direkt im Anschluss darauf antwortete. Ich fühlte mich nicht wirklich zweigeteilt, aber es war buchstäblich so, als würde ich mich erstmals beim Reden denken hören. Soll heißen, ich griff eine Sache aus dem Video auf, mir schoss ein Gedanke in den Kopf und ich hörte dann mich selbst die Antwort sagen. So gestaltete sich ein stundenlanger Dialog zwischen mir und mir, in dem sämtliche mich bis dahin begleitenden Themen von mir "angedacht" und beantwortet wurden.
Es kamen auch teilweise recht unschöne Dinge zu Tage, ich fühlte mich aber während des ganzen Trips pudelwohl, sehr klar und als würde dieser Moment jetzt gerade genau das sein, was passieren müsste. "Es stimmte", es war wie ein Flow, gebar sich aus sich selbst heraus und ich war mittendrin und gleichzeitig stummer Zuschauer, ohne mich als von mir getrennt zu erleben.
Zwischendurch lachte ich über mich und darüber, wie seltsam es von außen aussehen müsste, wie ich da saß und mit mir selbst sprach. Ebenso trauerte ich ein wenig darum, dass der Akku den Geist aufgegeben hatte, wusste auf der anderen Seite aber genau, dass es eben genau so sein musste, dass diese Erfahrung nur für das Jetzt bestimmt war und nicht zur Aufbewahrung.

Auf die Inhalte will ich nicht weiter eingehen. Faszinierend und doch so selbstverständlich war aber, dass ich einfach die Antworten wusste. Ich wusste nicht, dass ich sie wusste, bis ich mich sie habe aussprechen hören. Und es war so glasklar und plausibel, das es nicht in Worte zu fassen ist.
Habe bereits vorher einige "es-stimmt"-Momente unter Cannabis-Einfluss gehabt und bin darüber auch zum Glauben an einen höheren Sinn und eine höhere Ganzheit Allens gekommen, aber dieser Trip stellte eine ganz andere Facette dar; ich habe mich weniger in der "Konsumenten-Rolle" der Eindrücke gefühlt sondern mehr als tatsächlicher Teil des Kreationsprozesses dieser Momente.

Als sich der Dialog dem Ende neigte, hatte ich so etwas ähnliches wie Optics, nur in abgeschwächter Form. Ich nahm mein Gesicht auf einmal anders war, unterteilt in einzelne Bausteine, wie ein Puzzle aus verschiedenen Teilen. Ich konnte einige Teile manchen Verwandten zuordnen, andere wiederum waren mir unbekannt. Und dann, während ich mir das so ansah und staunte, überkam mich ein Gedanke. Dass dies meine Seele sei. Und er war so stark, so selbstverständlich im Raum, so einleuchtend, dass ich ihn einfach annahm und weiter staunte. Weitere Gedanken schlossen sich an; dass diese Seele, oder vielmehr, Seelenfragmente, die sich zusammentun, "Gott" repräsentieren, dass das das innere Göttliche eines Menschen ist und meines mir soeben den Gefallen einer Unterhaltung getan hat. Als diese "Erkenntnis" kam, war mir aber bereits klar, dass die Unterhaltung beendet war. Ich merkte, wie ich meine Worte formte, wie das Frage-Antwort-Spiel in dieser Runde nicht mehr fortgeführt werden würde.
Ich sagte noch die eine oder andere Sache, völlig verdattert von diesem Erlebnis, beließ es aber dabei und ließ mich für den Rest des Trips einfach nur in dieses Wohlgefühl fallen. Zum Runterkommen rauchte ich noch einen Joint, was aber meinen Zustand nicht maßgeblich veränderte.


Dieses Gefühl der "inneren Begegnung" hielt sich eine ganze Weile. Der Trip hat mich auf jeden Fall in meinem Glauben gestärkt und meinen weiteren Weg geebnet. Aus heutiger Perspektive kann und will ich gar nicht beurteilen, ob und was das jetzt war, ob es eine psychische Geschichte ist oder eine spirituelle, wo und ob man da überhaupt eine Grenze ziehen kann usw. Was ich weiß, ist, dass es sich stimmig angefühlt hat. Einhüllend und, gewissermaßen, heilend.

Dieser Trip ist natürlich nicht der einzige geblieben, jedoch war keiner seither vergleichbar in der Intensität des Gefühls meiner Beseeltheit.
Es folgten einige weitere im Rahmen meiner psychonautischen Reise und ich muss sagen, dass ich bislang nicht ein Erlebnis hatte, welches ich als "unpassend" oder unstimmig erlebt habe. Es fügt sich alles zu Einem.
Leider war der eine oder andere Trip, wenn notwendig, so doch alles andere als angenehm, aber davon dann an anderer Stelle.


My 2 cents, twoface