Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Morning Glory - Die blaue Blume der Romantik?
Drogen:Trichterwinde
Autor:Bananadin
Datum:25.03.2014 21:49
Set:Fröhlich und gespannt auf meinen ersten Trip
Setting:In einem Wald, an einem kleinen Fluss, abseits aller Wanderwege. Sonnig und angenehme Temperatur.
Nützlichkeit:8,38 von 10 möglichen   (24 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Seit ich 14 bin interessiere ich mich für Drogen, hauptsächlich theoretisch. Mit 17 entschloss ich mich dazu den ersten Selbstversuch zu starten. Vor allem Psychedelika hatten mein Interesse geweckt, weshalb ich mich für meinen ersten Trip für Morning Glory Samen entschied. Ich entdeckte in einem Supermarkt unter dem Namen Königswinde Samen, die ich durch den lateinischen Namen Ipomoea Tricolor als Morning Glorys identifizieren konnte. Ich kaufte drei Packungen und reinigte die Samen gründlich. Es waren insgesamt 5g, also genug für einen mittelstarken Trip, was auch eindeutig genug war.

17:00Uhr: Einnahme der Samen auf leeren Magen (6 Stunden zuvor nichts gegessen und nur Leitungswasser getrunken). Gut gekaut und mit Wasser hinuntergeschluckt. Anfangs fand ich den Geschmack gar nicht so schlecht, aber zum Schluss musste ich mich schon etwas überwinden die Samen lang genug zu kauen. Trotzdem fand ich den Geschmack nicht so schlecht wie meistens zu lesen ist.

17:30Uhr: Leichte Veränderungen in der Wahrnehmung, die wohl auf den Placebo-Effekt zurückzuführen sind.

18:00Uhr: Meine Aufmerksamkeit steigert sich, sodass ich jedes kleinste rascheln bemerkte. Gleichzeitig machte sich leichte Euphorie bemerkbar.

18:30Uhr: Ich freue mich extrem über die schöne Umgebung und die kräftigen Farben der frischen Triebe der Bäume und anderen Pflanzen, und bemerke plötzlich wie sich an der gegenüberliegenden Uferböschung ein Tropfen zu bilden scheint. Dieser wird immer größer und fällt schließlich in sich hinein, wobei er gleichmäßige Wellen aussendet, so wie ein ins Wasser geworfener Stein, die sich über die gesamte Böschung ausbreiten. Während den nächsten 10 Minuten werden diese immer kräftiger und ziehen sich auch über die nahegelegenen Büsche. Mein Gehirn überträgt diese Wellen sogar auf die Spiegelung im Wasser, was sehr interessant aussieht, da das Wasser eigentlich völlig ruhig ist.

19:00Uhr: Ich schaue auf eine große Eiche, wobei mir plötzlich Vögel auffallen, die von den oberen Ästen in perfekten Kreisbögen gegen den Urzeigersinn zum unteren Teil der Baumkrone fliegen. Es werden immer mehr und auf der anderen Baumseite fliegen welche nach oben, sodass sich ein perfekter Kreis bildet. Erst da bemerke ich, dass diese gar nicht real sind. Die Zahl der Vögel steigt weiter und sie beginnen aus den Ästen herauszufliegen und unten mit dem Stamm zu verschmelzen. Überall um mich herum erscheinen nur solche Vögel in den Bäumen und verschmelzen mit diesen. Dieser Anblick war einfach unglaublich und ich freute mich riesig über die Wirkung.
Plötzlich beißt an einer meiner Angeln ein Fisch an. Ein Aitel, doch es war nicht silber wie normal, sondern grün mit sich bewegenden Streifen.

19:30Uhr: Obwohl es schon dämmert kommt es mir vor als werde es immer heller. Das Licht blendet mich sogar. Als ich mein Spiegelbild in meinem Handydisplay sehe, fällt mit auf, dass ich extrem große Pupillen habe. Meine Augenfarbe ist fast nicht mehr zu erkennen. Ich lege mich auf die Picknickdecke und mache mir Musik an (Psytrance), die mich aber in dem Moment gar nicht wirklich interessiert, da die Umgebung einfach zu interessant ist. Da es mir aber zu hell ist, gehe ich ins Zelt und lege mich hin. Da die zu erwartende Übelkeit anscheinend ausgeblieben ist, entscheide ich mich dazu eine Semmel zu essen, da ich riesigen Hunger habe. Doch irgendwie schaffe ich es nicht mehr zusammenhängend zu denken und vergesse ständig was ich gerade mache oder machen will, sodass ich mich dauernd frage was ich im Mund habe. Immer wenn ich die Augen schließe sehe ich trotzdem die Umgebung, nur in einem Traum, sodass ich mich schwer tue herauszufinden was gerade Realität ist und was Traum. Wenn ich zum Beispiel auf die Uhr sehen will, träume ich, dass ich auf die Uhr sehe und weiß dann nicht ob ich das gerade wirklich getan habe. Genauso wenn ich es wirklich getan habe, sodass ich 5-10 Versuche brauchte um herauszufinden wie spät es ist. Trotzdem kann ich noch klar denken, nur eben in kurzen Intervallen. Um mein logisches Denken zu prüfen denke ich über Exponentialgleichungen nach, die wir in der Schule hatten, was noch ohne Probleme funktioniert.

21:00Uhr: Meine Verwirrtheit legt sich langsam und es mach sich wieder ein angenehmes Gefühl breit. Die Wände von meinem grünen Zelt fangen an zu pulsieren und die Farben beginnen sich zu verändern, von Grün, über Blau, nach Rot, in gleichmäßigem Rhythmus. Mal kommt mir das Zelt so klein vor als hätte ich gerade noch Platz, dann ist es auf einmal so groß, dass auch noch 10 weitere darin Platz hätten.

22:00Uhr: So sehr mich die Farben und Bewegungen auch faszinieren, will ich nicht meinen ganzen Trip im Zelt verbringen und entschließe mich nach draußen zu gehen. Was ich dort erlebe ist das Unglaublichste das ich jemals erlebt habe: Der wolkenlose Himmel leuchtet in einem extrem kräftigen Tiefviolett, die Sterne sind heller als jemals zuvor und bewegen sich gleichmäßig auf gekräuselten Bahnen, das Wasser des Flusses ist tiefschwarz und durchsichtig zugleich, einfach unvorstellbar wenn man es nicht selbst erlebt hat. Die Bäume bewegen sich sehr stark, aber gleichmäßig, obwohl es völlig windstill ist und der Boden wirft, ausgehend von meiner karierten Picknickdecke, Wellen mit einer Höhe von ca. einem halben Meter. Trotz dieser Bewegungen ist mir nicht im Geringsten schwindelig, die Wellen fühlen sich angenehm an und machen Bewegungen keinesfalls schwerer. Ich schaue auf meine Hände und muss lachen, da diese grün sind und extrem pulsieren. Obwohl es mitten in der Nacht ist kann ich aufgrund meiner geweiteten Pupillen noch problemlos sehen. Wahrscheinlich hätte ich sogar noch lesen(!) können (zumindest wenn ich Buchstaben in meinem Zustand noch als solche erkennen könnte). Ich lege mich in meinem Schlafsack unter den Sternenhimmel und beobachte die Fledermäuse, die über meinem Kopf hinwegfliegen und werde langsam müde, während die Wirkung nachlässt. Etwa um 00:00Uhr schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen wache ich um 7:00Uhr auf und bin völlig ausgeschlafen. Außer dass ich viel über die letzte Nacht nachdenke und noch immer nicht so ganz fassen kann was ich da erlebt hatte, bin ich wieder völlig normal, ohne irgendwelche unangenehme Nebenwirkungen. Wenige Tage später lernen wir in Deutsch über die Literaturepoche der Romantik, deren Hauptsymbol die Blaue Blume ist, was mich sofort an die Morning Glory erinnert. Viele Gedichte dieser Epoche zeigen erstaunliche Gemeinsamkeiten mit meinem Trip. Vielleicht war es ja sogar diese Pflanze, die die Romantiker inspirierte. Zwar unwahrscheinlich, da sie zu der Zeit hier gar nicht vorkam, aber mit Sicherheit waren es irgendwelche psychedelischen Drogen.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass es ein sehr angenehmer Trip war und wohl das Beste für meine erste psychedelische Reise. Da ich gerne alleine bin und auch nachts im Wald keine Probleme habe, war es für mich persönlich auch ohne Tripsitter eine sehr schöne Erfahrung, doch trotzdem würde ich jedem für den Anfang raten nicht alleine zu reisen, weil man in diesem Zustand sehr sensibel ist. Trotzdem halte ich LSA für eine gute Wahl für den ersten Trip mit psychedelischen Substanzen, da man sich noch gut unter Kontrolle hat und die Effekte nicht zu heftig sind. Auch bereue ich es nicht gleich mit einer Dosis begonnen zu haben, die eigentlich zu hoch für Anfänger ist. Eine schwache Wirkung ist wahrscheinlich eher enttäuschend. VORSICHT: Dies gilt nur für physiologisch unbedenkliche Stoffe, alle Substanzen, die irgendwie überdosierbar sind, sollten vorsichtiger dosiert werden.