Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Eintauchen in eine andere Realität
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Anthala
Datum:13.04.2014 19:57
Set:Allgemein gut, keine besonderen (schlechten) Ereignisse, Aufregung
Setting:Nachts alleine im Zimmer; am PC und im Bett
Nützlichkeit:7,00 von 10 möglichen   (11 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hallo, dies ist mein 1. Tripbericht. Insgesamt ist es mein 3. Trip auf Pilzen (Golden Teacher), jedoch ist es jetzt der erste gewesen, der mich wirklich zum Nachdenken gebracht hat und mir Eindrücke verliehen hat, die ich mir bisher nicht vorstellen konnte. Diese Eindrücke möchte ich gerne mit euch teilen.
Zur Vervollständigung werde ich noch kurz über die ersten beiden Trips berichten, die aber bei weitem nicht an den jetzigen Trip herankommen. Wem das zu viel ist der kann auch direkt bei 3) Weiterlesen. Ich wünsche viel Spaß :)

Aufbau:

1) Trip #1 (2,1g)
2) Trip #2 (3g)
3) Trip #3 (jetziger Trip, 4,2g)
a. Der Anfang des Trips
b. Ein großes Verständnis
c. Eine andere Realität


1)
Da ich nicht wusste was mich erwartet wollte ich die erste Dosis nicht zu hoch angehen, aber auch nicht zu wenig nehmen. Es war ein getrocknetes Pulver das ich im Internet bestellt hatte (schade dass man hier keine Shops nennen darf) und auf deren Seite mit „2,5g“ angegeben ist – in Wirklichkeit sind es aber ca. 10g die bei mir ankamen.

Ich habe 2,1g eingenommen, jedoch war der Trip „ nichts Halbes und nichts Ganzes“ wie ich jetzt im Nachhinein gemerkt habe. Ich habe mich sehr unwohl gefühlt, man kann es wohl so beschreiben dass man sich innerlich „auseinandergerissen“ fühlt. Es war sehr seltsam, optische Veränderungen hatte ich auch keine und gedanklich schien eher eine Leere zu bestehen.

2)
Ich wollte es dennoch ein zweites Mal versuchen, diesmal mit 3g. Die Wirkung kam ziemlich schnell und hat mich fast überrumpelt, es hat grade mal 10 Minuten gedauert bis die Wirkung begann. Der Trip war auch viel besser als der erste; unangenehme Gefühle wie beim ersten Mal kamen nur ganz selten und auch nur kurz, ansonsten war der Trip durchweg positiv. Die meiste Zeit hörte ich Musik und die Augen offen zu halten war schwer – wenn ich sie aber schloss, fing ich an zu „träumen“. Leider kann ich mich an diese „Träume“ fast nicht mehr erinnern. Optische Veränderungen sah ich auch, die Wand atmete zum Beispiel, was sehr Interessant war.

3)
Nun zum eigentlichen Trip.
Ich werde es so beschreiben wie ich es erlebt habe, auch wenn manches unlogisch vorkommt, aber so kann man sich eventuell besser hineinversetzen.

Ich habe um 00:45 Uhr 4,2g eingenommen und rechnete mit einem plötzlichen Wirkungsbeginn ca. 10-15 Minuten später. Ich war sehr aufgeregt und hörte Musik um die Zeit bis dahin zu überbrücken.
Doch es flutete nur sehr langsam an und erst nach 25 Minuten merkte ich leichte Veränderungen im Sehen und Denken. Doch dann 5 Minuten später fing es richtig an.

a)
„Wärmliche Schauer“ überkamen mich regelmäßig in Wellen, so wie ich das von den vorigen Trips kenne. „Ja, jetzt fängt es an“ dachte ich mir. Darauffolgend merkte ich leichte Farbveränderungen im Augenwinkel – die Umgebung war dort mal rötlich, bläulich oder grünlich. Auch spürte ich wieder etwas, das ich nun als „Entfernung zur Realität“ beschreiben kann: Für mich war es jetzt nicht mehr wie vorher einfach Mitten in der Nacht, sondern … irgendwie anders. Alles schien entfernter von mir, als wenn „Ich“ und „alles andere“ durch eine Glaswand getrennt wären. Ich weiß zwar was um mich herum passiert, aber es ist mir egal. Wenn jemand plötzlich ins Zimmer käme würde die Person auch wahrscheinlich meinen Zustand mitbekommen, aber ich wüsste auch nicht wie ich mich verhalten sollte und eigentlich könne es mir ja auch egal sein, denn hier in „meiner Realität“ ist es eben im Moment einfach schön.

Ich hörte weiter über meine Kopfhörer Musik und ließ dazu Visualisierungen über Winamp laufen. Diese zogen mich direkt in ihren Bann und ich verfolgte sie interessiert; dazu driftete ich Gedanklich weit ab und fing an zu träumen. In diesem Zustand, den ich auch von dem vorherigen Trip kenne, werden meine Augenlider schwer und mit geschlossenen Augen träume ich weiter. Ich habe auch keinen Einfluss auf die Träume bzw. die Gedankengänge, es läuft alles von alleine.

Nach einer Weile stoppte ich jedoch die Musik, ich nahm die Kopfhörer ab und schaute mich im Zimmer um. Mein Blick blieb an der Steintapete hängen: Wow! Ich sah mir die einzelnen „Steine“ an, dabei kamen plötzlich einige Steine hervor, andere verschwanden tiefer in der Wand. Die Steine bewegten sich, bekamen mehr Tiefe, als ob jemand auf der anderen Seite stehen würde und sie raus- und reindrückte. Ich fixierte meinen Blick auf einen Punkt, nun erhärteten die Konturen an den Steinen und sie warfen Schatten, bekamen Falten. Ich erkannte nun unzählige Details. Dabei bewegte und drehte sich das gesamte Bild noch, je länger ich den Blick fixiert hielt. Es war unglaublich. Komischerweise funktionierte das nur mit der Steintapete oder der gestoppten Visualisierung, die gerade viele unzählige geometrische Muster zeigte. Egal was ich sonst ansah, es funktionierte nirgends so stark.

Nun fielen mir auch die ganzen Geräusche in der Umgebung auf. Leise Geräusche aus dem Haus, der Lüfter meines Computers und das dumpfe Geräusch eines weit entfernten Autos. Diese Geräusche kamen mir in einer seltsamen Weise vertraut und interessant vor, ja sie harmonierten alle miteinander. Sie spielten zusammen ein Lied, waren über eine höhere Ebene miteinander Verbunden.

Nun wollte ich noch einmal den Unterschied spüren wenn man Musik hört, es war nun 01:45 Uhr, 1 Stunde nach der Einnahme und ca. 30 Minuten nach Wirkungsbeginn. Ich legte mir wieder die Kopfhörer an und schaltete Musik ein. Ja – sobald die Musik spielt verfange ich mich wieder in Träumereien, dessen Verlauf ich nicht kontrollieren kann. Nun hatten aber auch die Visualisierungen etwas besonderes: Einige versprühten Chaos, andere hatten etwas Vertrautes, wiederum andere hatten etwas dunkles, abweisendes an sich. Besonders eine Visualisierung hatte mich in ihren Bann gezogen: Es war eine glühende, pulsierende Kugel in der Mitte des Bildschirms, die sich Bewegte und dadurch einen glühenden Schweif hinter sich her zog. Es war wie ein tanzender Komet am Nachthimmel mit dem ich mitflog, es war wunderschön.

b)
Ich schaltete wieder die Musik aus und wollte ein wenig Nachdenken. Ich will ja nicht den ganzen Trip über träumen.

Nun, an was sollte ich denken? Ich wollte ein wenig experimentieren – wie wäre es zum Beispiel, wenn ich mich an eine schlechte Erfahrung aus der Kindheit erinnere? Der Pilz kann ja verdrängte Erinnerungen wieder aufleben lassen, das habe ich zumindest schon mal gelesen. Ich dachte nach, mir fiel aber nicht viel ein, ich konnte mich nur schwer an etwas erinnern. Meine Gedanken kamen mir teilweise vor wie „Gedankenschlamm“, in dem ich so lange herumwühlen muss, bis ich das gefunden habe was ich finden will. Ich versuchte weiter nachzudenken … nun fühlte es sich aber an als wenn mir jemand die Kehle zudrücken würde, ich bekam Angst, holte ein paar Mal tief Luft und versuchte wieder an etwas anderes zu denken, vielleicht doch besser an etwas aktuelles und schönes. Ich richtete die Gedanken auf die Arbeit und auf Freunde. Doch … was war das jetzt für ein Gefühl? Ich fühlte ein tiefes Verständnis, ja, Verständnis ist genau das richtige Wort dafür. Ich verstand, dass es gut war, dass z.B. die Arbeit oftmals stressig und anstrengend ist, auch wenn man es in dem Moment nicht wahrhaben möchte. Es hatte alles einen tieferen Sinn, das Leben, der Tod, jedes einzelne Lebewesen und jedes Objekt. Und dann dieses allumfassende Verständnis! Ich kann es nicht in Worte fassen, aber mir wurde bewusst, dass alles genau so sein sollte, wie es eben ist. Alles hat einen Grund, das in der Wurzel auf Verständnis und Liebe beruht, ohne das gäbe es nichts, keine Materie, kein Leben. Es ist sozusagen der Stoff aus dem alles aufgebaut ist.

Dazu begriff ich auch eine tiefe Verbundenheit zu anderen Personen, das hier aber zu persönlich wird ;)

Ich wünschte dieses Gefühl des Verständnisses würde niemals weichen. Es fühlte sich einfach alles schön an und mir wurde auch bewusst, welche Bedeutung ich in dieser Welt habe, auch wenn es mir sonst nicht bewusst geworden ist. Und auch, dass die meisten Menschen so sehr in ihrem „grauen Alltag“ feststecken, der so sehr erfüllt von Aufgaben und Stress ist, dass sie den wahren Grund, der das Leben ausmacht, verdrängen.

c)
Überwältigt von solch großen „Erkenntnissen“, es ist mittlerweile 02:30 Uhr und knapp 1,5 Stunden nach Einnahme bzw. Wirkungsbeginn, wollte ich Musik hören und bis zum Ende des Trips träumen. Ich hoffte, dadurch den Trip entspannt ausklingen zu lassen, denn ich spürte schon dass es bisher anstrengend für die Psyche war. Ich legte mich also ins Bett, schaltete das Licht aus sodass es Stockdunkel im Zimmer war, zog die Ohrhörer an und wählte Musik aus.

Die gesamte Musik an dem Abend war von „Omsphere“ oder teilweise deren remixe von „Solar Spectrum“ (seit dem Abend hat diese Musik eine völlig andere Bedeutung für mich, hört euch die Musik einfach mal an, z.B. „Solar Spectrum – Underground Bouncers (Omsphere Remix)“).

Mit dieser Musik und der Dunkelheit im Raum tauchte ich sehr tief ab, tiefer als bisher zuvor. Die Musik bekam einen Sinn, sie erschuf eine Welt, eine neue Realität, die durch sie aufgebaut und verändert wird. Emotionen die die Musik trägt verändern die Stimmung in dieser anderen Realität. Objekte entstehen darin, die von der Musik getragen werden. Diese Objekte fühlen, erleben, emittieren Sinn. Ich wurde durch diese Welt geführt, es gab keine Zeit, nichts war und wird, alles „ist“. Die verschiedenen Emotionen, die die Musik in diese Welt schickte und sie veränderte, veränderten auch mich. Manchmal wurde es schön, leicht, die Welt wurde in blaue Farbe getaucht und ich und die Objekte darin fühlten sich auch gut. Einige Male wurde sie aber auch z.B. böse, die Welt wurde rot, es tauchten vor mir Spitze, ineinander verdrehte Objekte auf, die auch böse waren, und mir wurde ziemlich unangenehm dabei. Es wurde auch ab und zu düster, mysteriös, aber alles in allem eher positiv.

Wenn ich an etwas denken wollte hatte ich wieder dieses Gefühl in „Gedankenschlamm“ festzustecken, und ich musste diesen Schlamm erst mit viel Kraft in die Gewünschte Richtung drücken. Meistens vergaß ich mich jedoch in dieser Welt in der ich steckte und sah mich selbst als kleinen Punkt, als Fremder, der diese Welt erkundet und trotzdem mit ihr und der Musik vereint war.

Ich weiß nicht wie lange ich da lag, es müssten aber mindestens 2 Stunden gewesen sein. Danach war die Wirkung schon merklich abgeflacht und die Musik konnte mir nicht mehr dieses Tor zu der anderen Welt öffnen. Ich war froh dass ich bald schlafen konnte, denn das alles war wirklich sehr anstrengend.


So – es ist viel Text entstanden und ich hoffe dass das Lesen nicht zu langweilig war und bedanke mich bei jedem der so weit gekommen ist :D
Mir persönlich hat dieser Trip die Augen geöffnet und ich hätte nicht gedacht, dass ich daraus so viele neue Erkenntnisse bekommen kann. Das braucht jetzt zuerst mal eine lange Zeit bis ich das alles verarbeitet habe, der nächste Trip plane ich dann mit ca. 5g aber das wird noch eine Weile dauern.
Auch wenn sich eventuell einiges übertrieben anhört in dem Text – aber genau so ist es mir während des Trips vorgekommen.

LG, Anthala