Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:gute nacht geschichten
Drogen:Cannabis
Autor:al0ne
Datum:06.11.2014 13:12
Set:wie gewohnt
Setting:immer das gleiche
Nützlichkeit:5,67 von 10 möglichen   (21 Stimmen abgegeben)

Bericht:

rnEin ganz normaler Tag, wie jeder andere. Nichts erwähnenswertes oder der gleichen ist passiert - nein: es steht einfach im Raum, dass es wieder passieren muss. Der Drang ist konsequent present aber dennoch so subtil als würden wir doch nur unsere Lebensbestimmungen folgen und von Zeiten zu Zeiten wird der Drang halt so stark, dass seiner Unterwerfung die einzige Möglichkeit darstellt Kontrolle zu behalten. Wir beiden sind seiner Sklaven - wissentlich und auch wieder nicht. Um das ganze ins Rollen zu bringen, bedarf es nicht viel, nur dass einer mal auf die WhatsApp Nachrichten oder Anrufe des Anderen antwortet.rnNoch sind wir ganz entspannt, nehmen uns unsere Zeit, also kann dies ein paar Stunden dauern. rn Nachdem wir die paar wesentlichen Details geklärt haben, es ist immer das gleiche Muster: bei ihm - ich Auto organisieren - beim Haus rum fahren, eine kleine Diskussion, ein wenig Überzeugungsarbeit und eine Menge sinnloser Worte, hab ich das, wonach es mich sehnt und kann mich auf den Weg zu ihm machen. Dort werden wir uns dann gemeinsam um seine Bedürfnisse kümmern, so dasss wir beide gestillt sind. Jetzt ist alles in trockenen Tüchern, alles andere sind nurnoch Nebensächlichkeiten - schon jetzt sind wir unerreichbar. Dann ab zu ihm, wir beiden Sklaven des Rituals, jeder auf seiner eigenen Art und Weise. Ich bau mir meine kleinen Nasen auf meinem Handy, während er genüsslich den Grinder betätigt um sich einen dicken Kopf zu stopfen. Dann wird konsumiert und alles fällt von uns ab - auch wenn wir unser Level noch längst nicht erreicht haben, obwohl wir erst die Starters verzehren, stehen Gespräche über Gott und die Welt, philosophische Deepnes, die so manchen Professoren Schmerzen bereiten würde oder einfach nur glatter Nonsens nichts mehr im Wege. rnWie der Rest des Abends verlaufen wird, ist uns beiden längst schon klar - geplant wird nur das Geringste: man lässt sich entweder Besuch kommen, fährt bei Kollegen vorbei oder lässt es halt sein und wir machen uns einfach auf, in Richtung Autobahn, wo die Merkur Spielothek und McDonald's Delikatessen auf uns warten. Manchmal fahren wir pro nacht vier oder fünf mal hin und her, manchmal auch gar nicht. Wir beide haben jetzt dieses Leuchten in den Augen - das matte Glänzen der absoluten Unereichbarkeit. Ich glänze durch meine stark verkleinerten Pupillen, während er das Glänzen auf seinen geröteten augen trägt - biochemisch so unterschiedlich, aber vom Feeling doch so gleich. Jeder von uns hat für diesen Abend sein Ziel erreicht - das ganze soziale Drum und Dran, die Spielo und das Fast Food wäre gar nicht notwendig - es komplettiert zwar das Gefühl Irgendetwas getan, ja sogar nahezu etwas erreicht zu haben, wenn auch nur kurz - aber wir machen uns da beide nichts vor: eigentlich wären wir beide auch ohne den ganzen Kram zufrieden, einfach nur das Glänzen in den Augen tragend zuhause im Bett liegend. Aber das gemeinsame Ritual rundet das Gefühl ab, für kurze Zeit den ewigen Durst, die ständige Atemnot gestillt zu haben. Deshalb machen wir das beide. Es geht immer nur ums Abhängen, aber das eine darf nicht fehlen! Alles andere machen wir auch nüchtern, fahren mal, wenn wir Hunger haben zu Mc's, bei Langeweile in die Spielo oder sonst halt zu ihm und haben Filme, Playstation, Musik, Freunde und unsere beiden Interlekte. Aber all dies für sich, ohne den notwendigen Konsum, ist beudeutungslos und kann nicht mit dem Bewusstsein der vollen Genugtuung genossen werden. Wenn wir beide mal nicht haben wonach es uns dürstet, dann steht es konsequent im Raum, kein Film ist mehr spannend oder anregend, die Musik besitzt kein Flow mehr: wir tragen das Glänzen in den Augen nicht, haben nicht mehr diesen Filter vor der Linse, der alles intensiver erscheinen lässt - wie sind damit das perfekte Spiegelbild unserer Generation: jedes Bild an sich ist nicht mehr genug; die Kontraste müssen hoch, die Sättigung verändert und die Schärfe runter gestellt werden, bevor das Essen bereit ist bei Instagram oder das ordentlich gemachte Gesicht als Selfie bei Facebook zu landen - und obwohl wir ja so verschiedenen von unserer Generationen sind, uns so bemühen nicht zu ihr zu gehören, sind wir doch wohl mit die stärksten Vertreter der Gruppe, die wir eigentlich bekämpfen wollten.rnGefangen im Irrglaube die ganze Masche hier, die wir wieder und wieder abziehen, zwar nicht unbedingt täglich: es geht doch natürlich auch ohne! - aber dennoch wieder und wieder, ganz gelegentlich regelmäßig, hat irgendwie einen Sinn, einen Zweck, der irgendwie vorhanden, aber nicht aussprechbar, sein muss. Ein Zweck, der gilt höher als unsere eigenen hedonistischen Triebe zu sein. Dieser Irrglaube trägt uns von Abend zu Abend und lässt uns somit den Raum, es zu dürfen, ja quasi dazu eingeladen zu sein. So lange man diesen Sinn nicht hinterfragt befinden wir uns doch gerne, zwar entfesselt, dafür aber paralysiert im Höhlengleichnis, denn wir haben ja da dieses Glänzen im Auge.rnDer abend endet dann immer auf die gleiche weise, er pennt im seinem Bett ein, während ich immernoch Den laufenden fernsehr starre und mir überlege, dass es nun wohl zeit ist, mich in mein eigenes bett zu verfrachten und es ihm so gleich zu tun.rnrnfür eventuelle Formatierungsfehler möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen