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Übersicht:

Titel:LSD zu zweit – Natur, Musik und Dissoziation
Drogen:Mischkonsum von LSD und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Z3ro
Datum:29.12.2014 15:40
Set:Neugierig, etwas nervös
Setting:Wald und Wohnung (Natur & Techno)
Nützlichkeit:9,40 von 10 möglichen   (40 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Tripbericht vom 28. Dezember 2014

Substanzen: Lysergsäurediethylamid (LSD), etwas Cannabis



Das Vorspiel
(teilweise übernommen aus meinem MXE-Tripbericht)



Drogen waren schon immer ein Teil meines Lebens. Nach ersten Experimenten mit THC und Alkohol im zarten Alter von 13 Jahren wurde mir schnell klar, dass das Leben wie die meisten es lebten für mich nie in Frage kam. Jeden Tag wie den vorigen Leben, in ein Schema gepresst ohne Möglichkeit von wirklicher Selbstentfaltung – für mich undenkbar. So begannen also allerlei Experimente, zuerst noch sehr gemäßigt. Was sich bis heute nicht geändert hat ist mein wissenschaftliches Interesse, so habe ich den Anspruch jede Substanz die meinen Körper betritt zu verstehen und einordnen zu können – einfach rein damit und sehen was passiert kam für mich nie in Frage.

So machte ich im Laufe meines Lebens Erfahrungen mit allerlei legalen und illegalen Subtanzen. Dabei war THC eigentlich immer mein treuster Wegbegleiter, jeder der die Substanz gut kennt weiß warum. Doch auch Speed, XTC/MDMA, Pilze, Acid, DMT, GHB, MXE, Ketamin und Kokain gingen nicht an mir vorbei. Retrospektiv lässt sich meiner Meinung nach sagen, dass vor allem MDMA eine Droge ist, welche ein unglaubliches Potenzial in sich birgt und welche ich gelernt hab zu lieben. Sie half mir zeitweise fast psychotherapeutisch über eine schwierige Phase in meinem Leben und machte aus mir einen weitaus liebevolleren Menschen, aber darum geht es heute nicht.

Heute geht es um LSD. LSD ist vielleicht die Droge, um die sich die meisten modernen Mythen ranken. So gilt Albert Hofmann, der mit seinem “Bicycle-Day” die Geschichte des LSD erschuf, noch heute als Pionier in der Welt der Psychonauten. Im Gegensatz zu Albert Hofmann besorgte ich mir das LSD das auf etwas unspektakulärere Weise, jedoch sollte dies dem großartigen Endergebnis keinen Abbruch tun. Die Pappen welche ich zur Verfügung hatten sollten angeblich etwa 160µg LSD enthalten. Da ich aber alleine vor einigen Wochen schon eine Pappe alleine zu Hause getestet hatte und nicht sonderlich stark fand schätzte ich sie etwas schwächer ein. Nach dem gestrigen Tage könnte die Angabe von 160µg allerdings gar nicht so verkehrt gewesen sein, denn der Trip sollte bis zur kurzzeitigen vollständigen Dissoziation alles zu bieten haben. Aber seht selbst.





Die Einleitung



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Ich nenne die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr immer die non-existenten Tage. An diesem Tagen gibt es (sofern man nicht arbeiten muss) in der Regel nicht viel Produktives zu tun... optimal also um sich der spirituellen Erforschung des Geisten hinzugeben. Glücklicherweise war meine Freundin zu Besuch, welche zurzeit nicht in meiner Stadt lebt. Sie hatte bisher noch keine Erfahrung mit Psychedelika, allerdings hatte ich mit ihr schon öfter MDMA konsumiert. Abgesehen davon ist sie einer der weltoffensten und lebensbejahenden Menschen die ich kenne, also optimale Voraussetzungen um die übernatürliche Welt kennen zu lernen. Wir wachten also morgens auf, bereiteten einige Dinge vor (Zimmer in Ordnung bringen, Süßigkeiten und Trinken einpacken, Joint vordrehen), denn ihr ahnt es bereits: Der Beginn unserer Reise sollte uns nach draußen in den Wald verschlagen. Glücklicherweise schien es ein sonniger Tag zu sein. Ein richtig perfekter Wintertag. Trocken, kalt, sonnig... eben perfekt. Also beförderten wir behutsam das LSD aus dem Kühlschrank und begutachteten es. Sieben Pappen befanden sich in unserem Besitz. Da meine Freundin wie gesagt psychedelischer Laie war entschieden wir uns dafür, dass sie mit einer Pappe anfangen sollte. Halbe Pappen sind schließlich halbe Sachen. Und das kam für uns nicht in Frage. Aus diesem Grund nahm ich auch anderthalb der bunten Filze. Sicher ist sicher. Schlussendlich hatten also irgendwas zwischen geschätzten 120µg und 160µg ihren Mund, und geschätzte 180µg bis 240µg meinen Mund betreten. Wir lutschten einige Minuten darauf herum und beschlossen dann unsere Reise in die Natur anzutreten.

Außerdem erwähnenswert ist der Fakt, dass ich bei meinen bisherigen LSD-Trips immer ein massives Problem mit Übelkeit hatte. Ich musste fast durchgehend große Mengen von Luft aufstoßen und hatte dauerhaften Druck im Magen und einen sauren Geschmack im Mund. Aus diesem Grund hatte ich mir vorher das Antiemetikum “Domperidon” besorgt. Um es kurz zu machen: Während des Trips nahm ich drei mal je 10mg “Motilium” (Domperidon) ein und hatte keinerlei Probleme mit Übelkeit! Eigentlich bin ich ein Fan von natürlichen Therapien, aber ich wollte ein mal einen Trip gänzlich ohne diese lästige Gedankenbremse genießen. Dies gelang also erfolgreich. Weiter geht's.





Der Zauberwald



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An diesem wunderschönen Wintertag begab es sich also, dass meine Freundin und ich uns in Richtung des nahe gelegenen Waldes aufmachten. Wir hatten vor einen kleinen “Erlebnispfad” entlang zu wandern, welcher einen einige Kilometer durch den Wald leitet. Zu Beginn des Pfades merkten wir von dem LSD noch nichts. Es dauerte mindestens eine Stunde bis die allerersten Symptome in Erscheinung traten: Die Umwelt begann sich leicht zu bewegen, die Bäume morphten, doch zuerst fast unmerklich. Hinzu kam langsam ein Gefühl der Desorientiertheit und der Verwunderung. Wieso schien der Wald auf einmal so tiefgründig, so wunderschön und detailliert? Das Moos wirkte als leuchtete es grün, eine gelbe Flechte schillerte und waberte in allen erdenklichen Farbtönen. Die Substanz in unserem Hirn schien also zu wirken. Verzückt ließen wir uns auf einer Bank nieder, von welcher wir die nahe Stadt überblicken konnten. Wir nahmen einige Züge von unserem Joint, beschlossen dann aber weiter zu ziehen.

Langsam aber sicher wichen die Konzepte, welche wir Menschen von uns selbst und unserer Umwelt haben, einem Nebel des Staunens. Von dieser Perspektive hatten wir die Welt bisher (lange) nicht betrachtet. Und wurde bewusst dass die Wege, auf denen wir wandeln, in jede Richtung offen sind. Man kann jederzeit tun und lassen was man möchte, was der eigenen Natur entspricht. Man muss nur mutig sein und es einfach machen! Diese Erleuchtungen bekamen wir als wir nur einige Meter abseits des gewohnten Weges gingen und sich die Sicht auf die Welt schlagartig änderte, als hätten wir eine neue Dimension betreten.



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Die wenigen Menschen denen wir begegneten schienen uns mit Skepsis zu betrachten. Kein Wunder wenn man über mehrere Minuten das Grinsen und das Staunen nicht aus dem Gesicht bekommt. Naja, das wird wohl deren Problem bleiben. Wir für uns waren auf jeden Fall sehr glücklich und dankbar.

Schließlich erreichten wir eine weitere Bank mit noch besserer Sicht. Nun nahm der Trip eindeutig an Fahrt auf. Meine Freundin entglitt in einen Zustand hellster Begeisterung als sie einen Streifen der untergehenden Sonne am Horizont betrachtete. Er warf einzelne Bündel von Lichtstrahlen auf die Stadt, man erkannte jedes Detail stechend scharf. Alles wirkte wie ein Gemälde von van Gogh in tausendfacher Auflösung. Meine Freundin konnte nicht fassen dass ich ihr dieses Gefühl so lange vorenthalten hatte. Sie stammelte verzückte Phrasen, ihre Augen glänzten wie die eines kleinen Kindes zur weihnachtlichen Bescherung.



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Auf unserem weiteren Weg entdeckten wir eine rote Flechte an einem Baum, welche so kräftig leuchtete wie bisher nichts zuvor. Wir bemühten uns ihre “normale” Farbe im nüchternen Zustand einzuschätzen, allerdings geland dies nicht. Sie leuchtete einfach zu rot.

Auf einmal wurde es kalt. Sobald die Sonne weg war schien die Welt lange nicht mehr so freundlich. Auch vorbeigehende Spaziergänger machten uns nervös, da wir keine Chance mehr hatten mit ihnen zu kommunizieren. Ein seliges Grinsen überzog unsere Gesichter, der Blick konnte keine Sekunde auf eine Stelle fixiert bleiben und schweifte von einem Objekt zum nächsten. So machten wir uns also auf den Heimweg, welcher sich aber schwieriger gestaltete als angenommen. Das Konzept von Straßen, Bürgersteigen und verzerrten Jelly-Häusern am Straßenrand wollte einfach nicht so recht zueinander passen. Nachdem ein knallrotes Haus, was direkt aus einem Candyland in die Vorstadt gestellt zu sein schien, uns endgültig aus der Fassung brachte hatten wir dann doch bald die rettende Wohnung erreicht.





Gewöhnung an die neue Umwelt



Zu Hause angekommen mussten wir uns erstmal neu orientieren. Meine Freundin war gänzlich im Trip versunken. Sie war in einem Status von endloser Albernheit gefangen, alles schien für sie unfassbar lustig. Jedes Mal wenn sie realisierte dass sie selbst diejenige war, aus der die ganze Verwirrung entsprang, verfiel sie in einen Lachkrampf aus dem sie nur schwer zu befreien war.

Doch auch mich nahmen die anderthalb Pappen ordentlich mit. Nachdem ich mich erstmal aufs Bett legte um klar zu kommen merkte ich wie das gesamte Zimmer wackelte und waberte. Selbst die normalsten Dinge wie aufstehen, gehen oder trinken schienen den neuen Bedingungen der Gravitation zum Opfer gefallen zu sein. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, welches die einfachsten Prinzipien neu erlernen musste. Learning by doing also. Irgendwie schien das dann auch zu funktionieren. Glücklicherweise kam ich auf die Idee den Trip mit etwas Musik zu besänftigen. Instinktiv wählte ich die perfekte Musik für den Trip: Das Set “Light Sky Blue” von Alle Farben. Es wirkt auf mich (auch nüchtern) wie eine durchdachte Komposition mit Höhen und Tiefen, durch welche es uns nun tragen sollte. Wir kuschelten uns also aufs Bett (so unfassbar gemüüüüüütlich!!!!!) und gaben uns ganz der Musik hin.





Der deepe Shit



Was im Laufe der nächsten Stunde geschah war dann schließlich das Highlight des Trips, wahrscheinlich sogar der Höhepunkt meiner spirituellen Karriere. Meine Freundin und ich verfielen immer mehr in Trance, näherten uns immer weiter dem Punkt der “Dissoziation” an. Da wir ineinander verschlungen auf dem Bett lagen fühlte ich, wie ich immer mehr mit meiner Freundin verschmolz. Man muss sich das ganze so vorstellen:

Die Gedanken, welche man denkt, wurden immer surrealer, wirkten immer weiter entfernt. Es war ein Gefühl ähnlich dem Einschlafen, bei dem man zwischenzeitig kurz bemerkt dass man noch wach ist. Wir begaben uns also zeitgleich in diesen Zustand der Lösung von Körper und Geist. Dies ging so weit, dass wir an einem Punkt bei zeitgleich nicht mehr wussten, wer und wo wir waren. Unsere Gedanken waren komplett Abstrakt, spielten sich im Takt der Musik in geometrischen Mustern und psychedelischen Diagrammen ab. Unser Ich hatte sich aufgelöst, wir existierten getrennt von Raum und Zeit. Da wir uns nun aber zeitgleich in diesem Zustand befanden, und währenddessen kein Konzept von unserem Ich mehr hatten, fühlte es sich für uns beide zu dem Zeitpunkt so an als seien wir eine Person. Dies zeigte sich eindrücklich in dem wir beide fast gleichzeitig aus diesem Zustand erwachten, uns ansahen, und sagten: “Warst du auch gerade da? Hattest du auch das Gefühl, dass wir uns an diesem unbeschreiblichen Ort getroffen haben?!”. Leider kann ich dieses Ereignis nicht besser beschreiben. Es war einfach eine komplette Verschmelzung unserer Persönlichkeiten für einen winzigen Moment in diesem wirren Raum- Zeit- Kontinuum. Völlig ergriffen ergaben wir uns daraufhin der Musik und der Restdissoziation und tauchten erneut in die Bewusstlosigkeit ein.





Die weltlichen Dinge



Nach einiger Zeit auf dem Bett (mittlerweile waren sicher 6 Stunden des Trips vergangen) stellten wir fest dass uns der Hunger plagte. Nach mehrfachen Anläufen gelang es uns schließlich auch bis in die Küche vorzudringen. Ich hatte Hartweißengrieß eingekauft und gedachte einen erlesenen Grießbrei zu kredenzen. Nun hatte ich die Rechnung natürlich nicht mit der Droge gemacht. Zum Glück muss man ja im Endeffekt nur Grieß und Zucker zu der warmen Milch hinzugeben bis die gewünschte Konsistenz und Süße erreicht ist. Irgendwie kriegte ich das dann auch hin. Meine Freundin hielt mich daraufhin für einen Superhelden. Sie saß die ganze Zeit daneben und schaffte es immerhin vor sich hin brabbelnd zwei Schälchen auf den Tischen zu stellen. Auch die Löffel fand sie mit einigen Schwierigkeiten. Dass das Essen bitternötig und zugleich nicht einfach war brauch ich euch wohl nicht zu erklären. Und doch war ich erstaunt davon wie hungrig ich war und wie wohlschmeckend der Grießbrei geraten war. Als Tripessen also wärmstens zu empfehlen! Am besten mit etwas (vorher!!!) selbstgemachtem Apfelmus. Auch einige Oliven zusammen mit Käse, welche ich noch vorrätig hatte, lieferten eine einzigartige Geschmacksexplosion.





Der Ausklang



Mit gefüllten Mägen begannen wir nun des letzten Teil des ereignisreichen Tages. Dieser fand weitestgehend kuschelnd auf dem Bett, uns der Musik hingebend statt. Ohne die großartige Musik wären diese epischen Gefühle, welche uns stundenlang durchströmten und zu den glücklichsten Menschen machten, kaum möglich gewesen. Techno und Natur sind meiner Meinung die Dinge, die mit Abstand am besten zu psychedelischen Erfahrungen passen. Sie spiegeln die eigenen Gefühle in einer Mehrschichtigkeit wieder, die sich selbst bis ins Unendliche potenziert. Zwischenzeitige Züge am Joint pushten diese Flut aus Eindrücken noch weiter. So befangen wir uns im Einklang mit dem Universum und ließen den Trip langsam aber sicher ausklingen.

Ein weiteres wichtiges Triptoy war dabei ein Atlas der Insekten. Wer mal auf LSD minutenlang auf die morphenden Flügel eines Schmetterlings gestarrt hat kann mit Sicherheit Lieder davon singen. Wer dies noch nie getan hat sollte es in jedem Fall nachholen.



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Fazit



Zu aller erst gilt zu sagen, dass dieser Trip wohl alles in allem der großartigste Trip war, den ich bisher unternommen habe. Set und Setting waren perfekt. Meine Freundin war offen für alles, ließ sich nicht beängstigen und hat mir somit das Trippen deutlich erleichtert. Ich konnte mich an ihr festhalten, im wörtlichen sowie im sinnbildlichen Sinne. So konnte ich durchgehend genießen, die Substanz konnte ihr volles Potenzial entfalten. Der Anfang in der Natur war von Wunder, Staunen, Faszination und Dankbarkeit geprägt. Der zweite Teil zu Hause ließ uns dann in die Tiefen unseres Körpers, Geistes und der Existenz eingehen. Wir konnte Probleme durchdenken und wurden uns der Einzigartigkeit des Seins bewusst. Heute, einen Tag später, sind wir beide in bester Laune und motiviert auf das Leben. Dass so eine Energie, soviel Weite und Kreativität in jedem steckt muss man manchmal einfach brutal vor Augen gehalten bekommen. LSD ist eine Substanz, die dies vermag. Die entreißt einen jeglicher Realität und stellt alles in Frage, was man bisher als gegeben angenommen hat. Dann setzt sich der eigene Charakter langsam wieder aus den einzelnen Fragmenten zusammen, und ich bin mir über eins sicher: nach einem guten Trip ist man ein Stück besser, vollkommener und weiser als noch zuvor. Der Wahrheit ins Auge zu blicken und sie zu ertragen und gleichzeitig zu genießen ist wohl die hohe Kunst des LSD-Konsums.

In diesem Sinne: achtet gut auf euer Set und Setting und seid ehrlich zu euch selbst. Wenn ihr verborgene Ängste und Sorgen habt, denen ihr euch nicht stellen wollt, dann überlegt euch gut ob ihr euch zu diesem Zeitpunkt auf die Reise einlassen wollt. Denn 12 Stunden können 12 seeeeehr lange Stunden sein. So long!