Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:zerissene Realität und zusätzliche Sinnesorgane
Drogen:Mischkonsum von Cannabis und LSD (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Schmandzahn
Datum:25.05.2015 22:18
Set:sehr gut vorbereitet, vorfreudig
Setting:Wald, Gartenlaube und eigenes Zimmer
Nützlichkeit:8,31 von 10 möglichen   (13 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Also, was hier gleich folgt ist in erster Linie verrückt, beängstigend und faszinierend zugleich. Ein LSD-Trip ist wirklich sehr willkürlich und facettenreich. Jeder Zeit kann der Rausch eine völlig andere Ebene erreichen. Das ist auch das gefährliche, denn ein nicht vorgeahntes Ereignis kann einen wirklich so aus der Bahn werfen, dass man in der Tat nicht mehr weiß wo man sich befindet.

Es begann alles an einen Samstag. Ich hatte für mich und einen Kumpel 3 Trips mit je 150 Mikrogramm parat und jede Menge Gras. Geplant war ursprünglich ein ganztägiger Ausflug in die Natur. Wir hatten uns bereits einige Wanderziele ausgesucht und wochenlang mental vorbereitet. Ich besaß eine Vorfreude wie ein Kleinkind. Ich bin selbst nüchtern wahnsinnig naturbegeistert und wollte diese Verbundenheit mithilfe dieses Trips stärken. Leider Gottes spielte das Wetter nicht wirklich mit und es war im Gegensatz zu den anderen Tagen sehr trüb und es nieselte sogar. Wir waren jedoch der Meinung, Natur in allen ihren Formen positiv wahrnehmen zu können und ließen uns natürlich nicht abhalten. Nachdem wir alle noch Knabberzeugs und Trinken eingekauft hatten gingen wir zu mir. Wir waren insgesamt 5, es waren also 3 Personen anwesend, welche auf uns aufpassen sollten.

Wir warfen uns dann auch bald (12:20 Uhr) jeweils 1 ½ Pappen und fingen an Tüten zu bauen...Viele Tüten XD. Je größer der Jointhaufen wurde um so mehr fühlte ich das erste Anfluten.
Man fühlte sich ein wenig abwesend, aber nicht im negativem Sinne. Die Stimmung allgemein war hervorragend und wir lachten alle und hatten voll Bock auf unsere Reise. Als die Wirkung langsam stärker wurde, beschlossen wir mein Elternhaus zu verlassen und uns auf dem Weg zu begeben. Also Sonnenbrille auf, Musik an, Joint an und los.

Nach den ersten hundert Metern Fußweg konnte ich bereits erste visuelle Veränderungen wahrnehmen. Ich erkannte es an dem roten Dach eines Hauses. Dieses bewegte sich, als wäre es eine Anemone im Meer, welche im Einfluss der Strömungen elegant tänzelt. So tänzelte auch das Dach. Ich hab ja gesagt es wird verrückt :D. Es war wunderbar. Wir liefen zum Takt der Musik und man ließ sich einfach mitreißen. Als wir langsam die Zivilisation verließen, nahm ich eine intensivierte Farbwahrnehmung im rötlichen Bereich wahr, vor allem durch die eine oder andere Pflanze, welche sich zum Schutz vor Kälte lila gefärbt hat und auch durch die Kiefernwälder unserer Region.

Wir liefen bergauf und mein Herz raste. Mir wurde kurz schlecht und ich musste mich 5 Minuten beruhigen. Wir konnten auch bald weitergehen und erreichten einen Telegrafenmast. Der Weg der Kabel verlief parallel zu einer weit einsehbaren Flur. Diese Landschaft war wahrhaft schön und alles schwomm und verschmolz zu flammenartigen Strukturen. Am Anfang dieser großen Wiese war ein Jägerstand an einem Abhang gebaut. Es war perfekt. Im Stand war genügend Platz für uns alle und wir sahen uns die Landschaft an. Die zuletzt genannten Strukturen wurden dabei immer komplexer und es war so faszinierend in dem Chaos der Muster, dennoch eine vollkommene Ordnung wiederzufinden. Da sich der Hauptkonsum der Gruppe auf Cannabis beschränkt, war gleich Hotbox angesagt und wir nebelten das kleine Häuschen standesgemäß zu. Bis dahin war alles in Butter.

Das Gras war ziemlich gut. Wahrscheinlich zu gut. Denn irgendwann erkannten wir, dass ein Gruppenmitglied fehlt. Wir riefen seinen Namen...Keine Antwort. Nach mehrmaligen Fragen kam auch irgendwann ein „Mann ich bin voll breit“ aus seinem Mund gebrabbelt. Soweit so gut. Jemanden dabei zu haben der auf Gras abkackt kennen wir ja alle, ich machte mir also noch keine Sorgen und wollte freudig weiter trippen, wenn Kollege Megabreit wieder auf den Beinen ist. Meine Stimmung war zwar durch den Vorfall angeschlagen aber nicht großartig bedrückend. Das Problem an der ganzen Sache war, das sich Kollege Megabreit übergeben musste. Mein Kumpel, welcher mit mir das LSD genommen hatte, wurde unruhig. Zusätzlich machte das Erscheinen von fremden Leuten genau am Telegrafenmast eine bedrückende Stimmung, obwohl Sie ziemlich nett waren. Es sah fast so aus als würde alles aus dem Ruder laufen.

Es war beängstigend. Mein Kumpel ließ immer mehr absurde Sätze von sich und lief ziellos umher. Das war nicht normal. Die Situation sprang auf ihn über und er meinte er hätte sich selbst bekotzt, was natürlich nicht stimmt. Es wurde immer schlimmer. Mir selbst ging es dabei noch ganz gut, mein Kumpel jedoch schien immer tiefer in Gedankenschlaufen zu verfallen. Es war irgendwann so schlimm, dass er fragte „Wo bin ich?“, „Wer seid ihr?“. Es war kaum unter Kontrolle zu bringen. Wir redeten auf ihn ein und es war wirklich harte Arbeit. Die Kälte setzte uns zunehmend zu und das machte es natürlich nicht besser. Er war zwischen den Dimensionen hin und her gerissen. Ab und zu blieb er zwischen den Ebenen stecken und verkrampfte am ganzen Körper und zitterte. Einer meiner Kumpels rannte darauf los, um das Auto zu holen, denn wir mussten schleunigst hier weg. Im Nachbarort war ein Garten, welcher von uns immer als Chillplatz verwendet wird. Wir beschlossen also dort hin zu fahren. Die Kälte setzte auch mir zu und ich war komplett mit Angst erfüllt. In erster Linie quälten mich die Fragen ob er hängen bleibt, wie man das den Eltern erklären soll und am meisten hatte ich Angst selber in eine andere Ebene überzugehen in der ich keine Kontrolle mehr habe. Es war ja eindeutig zu sehen was dann passieren würde und das wollte ich vermeiden.

Nach vielen Strapazen schafften wir es ins Auto. Es wurde schlagartig ein bisschen besser. Wir saßen eng beisammen, es war warm und wir versuchten mit treibender Musik wieder Beständigkeit in der Psyche meines Kumpels hervorzurufen. Ich war zu diesem Zeitpunkt aber auch ziemlich auf Sendung. Es war einfach alles in Bewegung und dann auch wieder nicht. Dinge verschmolzen ineinander und öffneten sich wieder. Die Optik ist einfach unbeschreiblich. Man sollte sich vor Augen führen, dass die Wahrnehmungsstörungen auf LSD nicht mit den klassischen „Filme schieben“ zu vergleichen ist. Es sind keine Gestalten zu sehen die aus dem nichts erscheinen, sondern alles dreht sich um Struktur, Farbe, und Muster.

Der Bad Trip meines Kumpels verwandelte sich aber immer noch nicht in eine positive Richtung. Er verkrampfte ab und zu und war völlig orientierungslos. Im Garten angekommen, geschah noch etwas beängstigendes. Das Steckenbleiben zwischen den Welten schien bei ihm extrem anzuschwellen. Er kämpfte dagegen an, wälzte sich von der Couch herunter und schrie, als wäre er von einem Dämon besessen. Er zeigte danach auch Aggression uns gegenüber und schmiss Dinge durch den Raum, dabei ist er überzeugter Pazifist.

Das „Switchen“ hörte auf und die Stimmung normalisierte sich nach ein paar Tüten. Zum Glück gibt es das Gras ^^. Nun konnte ich mich endlich auch auf meinen Trip konzentrieren, welcher durch die Situation ein wenig in den Hintergrund gelangte. Das krasseste an der ganzen Sache ist, es waren bis dahin 2 oder vlt 3 Stunden vergangen, es lag also noch ein langer Rausch vor uns.

Es wurde krasser. Logisch bei über 200 micros :P Nun lernte ich auch das Wechseln der Dimensionen kennen. Es begann damit, dass ich den Zustand meines eigenen Ichs beobachten konnte. Das kann man sich vorstellen wie ein drittes geistiges Auge. Ich nahm meine Psyche als Gesamtgefühl im Körper mit der Verbindung von geometrischen aber nur pseudovisualen Strömungen war. Diese Strömungen waren anfangs wie Wasser, welches von meiner linken Körperhälfte nach rechts floss. Das leichte Strömen steigerte sich schließlich in ein Ziehen. Es war wirklich krass. Allein die Tatsache das mein Gehirn sich selbst beim Denken zuguckt ist ja wahnsinnig. Das Ziehen war vor allem im Gesicht spürbar. Es war als würde ein schwarzes Loch neben mir stehen, welches meinen Verstand verschlingen will. Ich versuchte mich zu beruhigen indem ich die Augen schloss. Es war mir einfach zu heftig. Schlagartig wurde ich kräftiger angezogen. Es fühlte sich an als würde jemand deinen Mund und Augen zuhalten, so dass du dich nicht rühren kannst, nicht blinzeln kannst, gar nichts tust als dich nur selbst dagegen zu wehren.

Ich fasste mich kurz wieder. Mein Kumpel hatte einen Joint gebaut und mir gleich gereicht. Ich nahm ein Zug und BÄÄM war ich wieder ganz woanders. In einem lila-schwarz beleuchteten Raum , sah ich mich selbst im Profil wie der Rauch des Joints gerade aus meinem Munde kam. Ich zog noch zweimal und öffnete die Augen. Das Zerren war weg. Ich muss anfügen, dass es beim LSD hauptsächlich ein entweder oder gibt. Damit meine ich entweder man hat extreme Optiks oder die Ich-Auflösung, also das Eintauchen in das Unterbewusstsein während des „Switchens“. Und nach dem Joint waren es eindeutig Optiks die den Rausch dominierten. Das Graffiti an der Wand schien zu zerfließen und tropfte. Die ganze Raumwahrnehmung war mit Farben und Mustern übersät.

Während der starken Optiks stieg der Rausch kurzzeitig ins Bedrohliche und die Farben wurden grün und faulig. Die Muster auf dem Boden sahen bald wie böse Gesichter aus und ein Sessel im Raum verwandelte sich in eine Silouette eines riesigen Kopfes. Dieser große Kopf schien die Verbildlichung des Zerrens zu sein, da er gleichzeitig damit auftrat, was den Rausch auch später beeinflusste. Ob dieser Kopf nun die Naturgewalt, das LSD an sich oder eine schizophrene Neigung war sei mal dahin gestellt. Etwas während des Trips richtig zu interpretieren ist unmöglich und nur mein Unterbewusstsein wüsste, was es sein könnte.

Es war viertel 5. Die Sonne war noch nicht untergegangen und ein mystischer Nebel breitete sich aus. Wir wollten die Zeit nutzen und machten einen zweiten Versuch und gingen raus, natürlich in eine andere Umgebung. Die Optiks waren wenig spektakulär, was darauf hinweist, dass die Ich-Auflösung wieder stattfinden wird. Und dieses Mal war es wirklich grenzwertig. Vielleicht wundert sich ja der ein oder andere darüber, dass ich das Wort „schizophren“ verwendet habe. Aber was ich auf den paar Metern erlebt habe, kommt nun mal nah dran. Das Zerren wurde übermächtig und der Kopf erschien wieder. Ich wurde psychisch dabei so weggerissen, dass meine rechte Hand verkrampfte und ich dachte jetzt wird die Kraft die Kontrolle übernehmen. Zwei Kräfte im eigenen Verstand zu haben, welche gegeneinander um die Dominanz im Denken kämpfen, würde ich schon als eine schizophrenie-artige Erscheinung bezeichnen. Es war halt so gruselig, weil es wirklich immer nur nach rechts ging. Ich nahm während dieser Zustände auf meiner rechten Seite etwas völlig anderes wahr als auf der linken. Genauso fühlte man nicht das was man sieht.

Wie ihr nun schon wisst, konnte man die psychischen Zustände mit Cannabis beeinflussen und nach einer Tüte wandelte sich der Rausch Gott sei Dank wieder ins visuelle um. Da ich währenddessen eigentlich auf einem Höhepunkt war, konnte ich die schönste Halluzination beobachten, welche sich mir je offenbart hatte. Ich sah nach oben. Ich sah die Bäume und den dichten Nebel über uns. Der Baum mit seinen dünnen Ästen verwandelte sich nun in eine unendliche Struktur. Es hatte etwas von einem DNA-Strang nur ohne Drall und die Muster erinnerten an chemische Strukturformeln. Das tollste war, dass es sich wirklich bis zum Ende des sichtbaren Bereichs fortsetzte. Allgemein schuf der Nebel Illusionen von Unendlichkeit und gleichzeitig Freiheit.

Auf dem Rückweg zog es wieder an mir. Ich hatte mich nun mittlerweile ein wenig gewöhnt und konnte die Ich-Auflösung in ein nur verändertes Körpergefühl umformen. Auf den Sack ging es mir trotzdem. XD Wieder im Garten angekommen hatte ich weiterhin mit mir zu kämpfen. Alles wurde schließlich wieder positiv, als ein Kumpel ein Hörspiel mit Hitlerstimme abspielte. Wir amüsierten uns köstlich und lachten endlich mal wieder alle.

Die Wirkung ließ nach. Allerdings nur sehr sehr langsam und ab und zu überkam mich wieder eine Welle. Um halb 10 fuhren wir wieder in meinen Ort, da ich und zwei meiner Kumpanen bei mir pennen wollten und die anderen noch ein paar Pilzchen bei mir rumliegen hatten. Wir fuhren vor mein Haus. Im Flur brennte Licht. Ich hatte extreme Teller und meinen Eltern auf Drogen zu begegnen hatte ich schon einmal auf Pilze und das war alles andere als angenehm. Deshalb fuhren wir weiter eine Runde um den Block. Dieses Mal waren meine Eltern in der Küche, aus der man sieht wer ins Haus kommt. Wir fuhren also noch eine Runde und erweiterten sie auf den Ort mit dem Jägerstand und der Wiese, sowie einer Telegrafenstation. Es war schon dunkel und die Lichter dieser Station faszinierten mich. Übrigens: Auf LSD im Auto mitzufahren ist supercool XDD
Als wir dann wieder bei mir ankamen, war die Luft rein wir konnten also endlich zu mir.

Nachdem die Pilz-Jungs abgehauen sind und Kollege Megabreit weggepennt, machten wir uns einen trippigen Abend mit Visualisierungen, Musik, Minecraft und Videos. Wir fingen auch an einen Beat zu bauen, welcher im Nachhinein schon sehr abgefuckt klingt. Nach einigen Tüten und Gesprächen über den Trip hauten wir uns aufs Ohr. Aber Schlafen war für mich nicht wirklich möglich. Neue Wellen erfassten mich und ich fühlte mich im Bett verzerrt und ungeordnet. Ich schwitzte auch wie sonst was. Als ich die Nacht überstanden hatte und wir so langsam aus dem Sack kamen, ging es mir auch schon besser. Die Wirkung war allerdings noch nicht vollständig verflogen. Jetzt ist es 18 Uhr am Tag danach und ich schreibe den Bericht und muss sagen, dass ich immer noch nicht richtig nüchtern bin. Wenn man es so sieht war ich also am Wochenende über 24 Stunden drauf.

Als Fazit kann ich nur positives ziehen. Natürlich ist LSD ein Spiel mit dem Feuer. Zu viel davon und man lernt die Hölle kennen. Aber jeder Aufstieg aus dem Morast macht die Rüstung dicker. Mein Kollege, welcher diesen miesen Trip erlebt hatte, ist wieder munter und konnte unbewusste Blockaden lösen. Seine eigene Psyche so zu sehen wie es auf LSD ist, ist eine wahnsinnige Bereicherung für mein Leben. Ich konnte in die verborgenen Welten meines Bewusstseins vordringen und kenne mich selbst nun ein Stück besser. Wer LSD nehmen möchte, der soll es tun. Ich möchte jedoch nur beifügen, dass dieser Stoff wirklich nichts für Anfänger ist und bei weitem krasser als man es sich vorstellt.