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Titel:Tripbericht von fast 7g Magic Mushrooms
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:anonym
Datum:29.05.2015 23:51
Set:schon sehr lange her, aber guter Dinge war ich ;)
Setting:in der Natur weit abgeschieden vom Großstadtlärm
Nützlichkeit:5,80 von 10 möglichen   (15 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Dieser Tripbericht zu Zauberpilzen und einer damit einhergehenden, ersten und bisher einzigen Ich-Auflösung liegt nun schon viele, viele Jahre zurück. Ich erinnere mich trotzdem in vielen Einzelheiten an dieses unvergessliche wie unvergleichliche Erlebnis. Jeder, der einmal solch hohe Dosen Psilocybin konsumiert hat, wird wissen, dass sich so ein Trip als unausmerzbare Erfahrung ins Gedächtnis brennt.

Ich war zu diesem Zeitpunkt etwa 17 Jahre alt und hatte schon einige Erfahrungen mit psychoaktiven Pilzen gesammelt. Das erste Mal aus einem Headshop (!) als sog. „Pilzschokolade“ zusammen mit meinem damals besten Kifferfreund – es war für uns beide das erste Mal und ein unglaublich intensives, nie gekanntes Erlebnis. Ziemlich rasch fand ich Gefallen am „Fleisch der Götter“ und so bestellte ich mir meine erste Zauberpilz-Growbox. Schon beim ersten Versuch war die Zucht der Magic Mushrooms von Erfolg gekrönt und ich hatte plötzlich Unmengen von magischen Pilzen vorrätig. Wohin damit? Na in mich! Als Philosoph und Grübler bevorzuge ich das Trippen ohne Menschen ganz allein, auch wenn das damals beim nachfolgenden Vorhaben eventuell etwas riskant gewesen ist – denn ich wollte unbedingt eine ultimative Erkenntnis- und Erfahrungsstufe im Pilzrausch erleben, sodass ich etwas mehr als 6 Gramm (fast 7 würde ich meinen) (!) trockene Zauberpilze völlig allein in der abgeschiedenen Wildnis auf einer Decke konsumierte. Die letzte Mahlzeit lag viele Stunden zurück und so flutete das Psilocybin auch recht schnell an. Ich lächelte unentwegt, aber gähnte auch und bekam dadurch tränende Augen – ein Phänomen, dass öfters bei Pilzkonsumenten zu beobachten ist und vielleicht eine Abwehrreaktion des Körpers zur Entleerung des „Giftes“ über Körperflüssigkeiten darstellt.

Jedenfalls legte ich mich dann einfach auf meine Decke und starrte in den wunderschönen Nachmittagshimmel eines Frühjahrtages. Sofort formte sich jede Wolke wie schon in anderen Trips zuvor erlebt zu einem fassbaren Ding – einem Elefanten, einem grinsenden Kater oder ein riesiges Wolkenauto. Da das Zeitgefühl völlig verschwand, kann ich leider nicht abschätzen, ab wann die Wirkung „richtig krass“ wurde. Zunächst aber kann ich mich noch gut erinnern, wie auf einmal als nie gekannte Halluzinationen rotierende Lichtgestalten am Himmel erschienen, oder besser gesagt: zwischen mir und dem Himmel, auf mich niederblickend. Schon kurze Zeit später folgte dann einer der intensivsten Momente meines ganzen Lebens: mein „Ich“ begann sich aufzulösen, das heißt, mein „Seelen-Ich“; das, was in der Szene ganz klassisch als “Ich-Auflösung” durch Drogen beschrieben wird. Dass man als materieller Körper noch existierte und da war – daran bestand kein Zweifel. Aber der Gedanke an ein „Ich“ hatte auf einmal keine Grundlage mehr, keinen Vergleichshorizont, keinen Wert mehr.

Man war mit dem ganzen Kosmos verschmolzen, man wusste, dass es kein ich geben kann, sondern dass dies nur eine Illusion ist; ganz so, wie es Buddha schon lehrte. Dieser Zustand war nicht nur völlig neu, sondern auch komisch; so versuchte ich mich partout an irgendetwas festzumachen, mich an irgendetwas zurückzuhangeln zu „meinem Ich“. Ich weiß noch, wie ich die Namen verschiedener Schulkameraden durchging und anhand derer versuchte, „mein Ich“ wieder greifbar zu machen. „Hä, wer ist denn ICH, wer soll das bitte sein, wo ist ICH, wie ist ICH?“ – solche Fragen schossen mir durch den Kopf. Der völlige Verlust des Egos (“Egotod”) war im Nachhinein eine unglaublich lehrsame Erfahrung, dessen Zustand auf dem „Peak“ vielleicht grob geschätzt 1 bis 2 Stunden anhielt. Nach den ersten Wirrungen um mein nicht fassbares Ich hörte ich klassische Musik auf dem MP3-Player und hatte dazu die ganze Zeit stark visuelle Bilder des Gehörten im Kopf, etwa welche soziale Bindung oder Konflikt des Komponisten diesem Werk zugrunde liegt. Ich hörte klagende und ehrerbietende Wörter aus den einzelnen Klängen heraus – die Lieder stellten sich für mich wie eine verschlüsselte Erzählung dar, die ich nun mithilfe des Zauberpilzes decodieren konnte und den Komponisten samt der dahinterstehenden Lebensgeschichte vor mir sah.

Irgendwann als es dämmerte und langsam dunkel wurde, kam ich mehr und mehr zu mir und fing an zu begreifen, was da eigentlich die letzten Stunden in meinem Kopf passiert ist. Ich packte meine Sachen und trat den Heimweg an. Seit dem habe ich nie wieder eine solch hohe Menge an getrockneten Magic Mushrooms gegessen und auch niemals wieder eine Ich-Auflösung gehabt. Vielleicht wird es mal wieder Zeit… ;)

(nicht wundern, hatte den Tripbericht als erstes hier eingeschickt, aber für mein Lieblingsforum nochmal verbessert :) )