Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Träume ohne Bewusstsein
Drogen:Mischkonsum von LSD und Research Chemical (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:anonym
Datum:05.06.2015 21:36
Set:Ausgeglichen
Setting:Eigene Wohnung, allein
Nützlichkeit:8,00 von 10 möglichen   (5 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Es ist Sonntag, ich bin grade zerschlagen aufgewacht. Ich versuche den Trip zu rekapitulieren. Ich weiß kaum, was passiert ist.

Nach der Einnahme der Pappen (2 á 100µg) lässt die Wirkung auf sich warten. Mein Gesichtsfeld flimmert, ein Mindtrip ist nicht vorhanden. Ich habe aber eine „LSD-Grundstimmung“. Meine Atmung nehme ich intensiver wahr, die allgemeine Wahrnehmung ist erweitert, ich bin aufgekratzt.
Diese erste Zeit überbrücke ich mit lesen. Ich habe Schwierigkeiten der Handlung zu folgen, aber mit etwas Anstrengung funktioniert das. Enttäuschung macht sich breit, ich erhoffe mir einen intensiven Trip.
Die Musik hört sich leicht anders an als gewohnt.

Nach knapp 2 Stunden werde ich ungeduldig. Ich frage mich, warum da nichts kommt. Die Optics sind nur minimal ausgeprägt. Es flimmert, aber das kenne ich aus dem nüchternen Zustand. Meine Gedankenwelt ist leer und meine Gefühle unauffällig. Ich warte auf den Beginn des Trips.
Um dem ganzen einzuheizen entscheide ich mich das MXE zu nehmen und nicht erst auf den Peak zu warten.
30mg hatte ich schon abgewogen, ich muss es noch in Wasser lösen und die Spritze zur rektalen Applikation aufziehen.
Die Wirkung bleibt subjektiv aus. Habe ich eine Toleranz entwickelt? In der Woche davor hatte ich 2 hochdosierte Ketamin-Trips.
Ich werde etwas verwirrter, mein gewünschtes Ziel diffuser. Eine leichte Dissoziation macht sich breit. Ich beginne über meine Erwartungen nachzudenken. Was möchte ich durch den Trip erreichen? Welche Zielsetzung verfolge ich?
Diese Fragen sind irgendwo in meinem Kopf. Sie begleiten jeden meiner Trips und ich kann sie selten beantworten. Manchmal möchte ich eine schöne Zeit haben, manchmal geht es darum einen Abschnitt abzuschließen. Dieses Mal habe ich keine Ahnung. Die Entscheidung zu trippen war spontan gefallen.
Lange denke ich nicht darüber nach. Selbst wenn ich es getan hätte, ich hätte keine Antwort gefunden.
Ich genieße die Musik. Genieße es zu sein. Ohne Verpflichtungen meine Gedanken kreisen zu lassen.

Ich will mehr. Also noch mal die Waage rausgeholt, 40mg MXE abgewogen und ab damit.
Die sich nun abspielende Episode kann ich nur schwer in Worte fassen. Ich liege auf dem Rücken, den Kopf auf einem Kissen, die Augen geschlossen. Während des folgenden, nehme ich es jedoch nicht war.
Es bildeten sich Bilder in meinem Geist. Ich habe sie nicht mit meinen Augen gesehen, Es war wie ein Traum. Ständig sich bewegende Fraktale, Farben von ungekannter Brillanz. Innerhalb von Sekunden fülle ich meinen gesamten Geist. Kann das alte wegwischen und komplett neues erschaffen.
Ich vergesse, wo ich bin. Ich vergesse, was ich bin. Ich vergesse, wie ich bin.
Meine Präsenz als menschliches Wesen ist verschwunden. Materie gibt es nicht mehr. Das gesamte Sein beschränkt sich auf meinen Traum.
Ich frage mich, warum ich solche Muster noch nie gesehen habe. Warum nie jemand ein Bild davon gemalt hat. So einfach wie ich sie erschaffen kann, sehe ich darin keine Schwierigkeit.

Nachträglich betrachtet ist dies genau das, was ich mir von der Kombination erhofft habe. Dissoziative Welten mit der Farbwürze des LSDs. Es unterscheidet sich von einem reinen Dissoziativa Rausch durch die Farbfülle, die Interaktivität. Ich war nicht so verklatscht wie von Ketamin, es hatte nicht die Furchteinflössende Qualität des (solo) MXE. Im Vordergrund stand die klare Steuerbarkeit des LSD.

Als ich wieder zu mir kam hatten die OEVs des LSD eingesetzt. Alle Ränder zerflossen in bunten Farben. Die Raufasertapete war überzogen mit fraktalen Mustern, gehalten in Magenta und Hellgrün.
Nun kann ich die Welt zwar wieder erkennen, klarer wurde sie jedoch nicht. Die geballte Ladung Substanzen hagelt auf meinen Geist ein. Ich bin überfordert, verwirrt und kann nichts mit mir anfangen.
Was ist mir los? Was ist das ganze hier?
Ich verstehe nichts mehr, weiß aber noch, wo ich bin. Ich habe Drogen genommen und bin in diesen Zustand geraten. Der Sinn des Ganzen entzieht sich mir.
Ich wechsele die Musik.
Ich lege mich wieder auf meinen Teppich, diesmal auf den Bauch. Langsam entspanne ich mich. Vom Gefühl her zerfließe ich. Immer größere Teile erlangen Kontakt mit dem Boden. Ich bin glücklich. Es ist ein einfaches Glück, ohne Ausgangspunkt, ohne Bedingungen. Ich fühle mich klein, vielleicht 5 oder 6 Jahre alt.

Von diesem Punkt ausgehend rekapituliere ich meinen Lebensweg. Eine Schulzeit, geprägt von passivem Widerstand. Widerstand gegen die Widrigkeiten. Mitlaufen ohne Leistung zu erbringen. Hoffnungslosigkeit über diese Leben, das mein eigenes ist.
Das Versagen in den letzten Jahren. Die Unfähigkeit den passiven Beobachterposten zu verlassen und als Erwachsener mein Leben zu gestalten.
Visionen von aufgeschlitzten Pulsadern, meinem leblosen Körper. Stillstand.
Es ist der einzige Ausweg. Die logische Folge aus meinen Fehlschlägen. Der passende Abschluss.

Ich stehe auf, setze mich wieder hin. Was habe ich grade erlebt? Suizidalität hatte ich letztes Jahr abgeschlossen. Ich will leben. Ich will gestalten, was mir gegeben wurde.
Woher kommen diese Gedanken? Ich will diesen Teil von mir nicht haben.
Die Musik hat aufgehört. Ich mache ein anderes Lied an. Die Töne sind grotesk verzerrt, einzelne Figuren wiederholen sich viel zu häufig. Ich schalte wieder aus, gehe in den anderen Raum.

Ich sitze auf dem Bett, mit dem Rücken an die Wand, es gibt keine Bettdecke, nur das weiße Laken.
Der ganze Raum ist in Bewegung. Jede Oberfläche erstrahlt in einem Meer aus Farben. Die Raufasertapete ist mit fraktalen Mustern überzogen. Das interessiert mich aber nicht. Es liegt eine graue Stimmung über allem.
Was ist grade geschehen? Wo kommt das her? Ich habe es doch abgelegt.
Antworten sind rar geworden. Ich versuche die Bilder zu verdrängen. Bilder von Freiheit und Ruhe. Verheißungsvoll ist es ja. Der Preis ist nur mein Leben.

Mein Verstand klart auf. Ich starre an die Wand. Ich bin ein kleines Kind und habe Angst. Angst vor der Welt hinter dem Vorhang. Angst vor den Menschen in der Welt. Angst vor meinen eigenen Gedanken.
Ich bleibe noch einige Zeit sitzen, gelähmt vor Angst.
Dann will ich die Situation verändern. Ich will kein Kind mehr sein, ich will die Angst nicht mehr. Ich versuche es noch mal mit Musik, aber die ergibt keinen Sinn. Verzerrte Töne, unharmonische Läufe, entstellte Melodien.
Kann ich noch etwas nachlegen? Ketamin vielleicht? Aber gibt es dann Wechselwirkungen? Mein Leben will ich nicht riskieren, deswegen noch eine Dosis MXE.
Diese Angst soll verschwinden. Das MXE schickt mich nicht mehr auf dissoziierte Reisen, aber ich werde wieder normaler. Die Todessehnsucht schwindet, Musik wird angenehm, ich kann das Farbenspiel genießen.

Es wird spät, der Trip hat mich erschöpft und ich bekomme Hunger. Ich hole mir 2 Äpfel und schneide sie klein. Das Messer verursacht ein komisches Gefühl, will ich mich doch nicht schneiden.
Ich sinniere über die Schwierigkeiten von OEVs beim essen des Apfels. Wie will ich faule Stellen erkennen?
Die letzten Stunden verfließen gemächlich. Ich erfreue mich an der Musik, den Farben und dem unglaublichen Geschmack der Äpfel, anscheinend ohne faule Stellen.

Nur eine kleine Unsicherheit bleibt:
Was bedeutet das?



2 Monate später:

Das Aufschreiben des Trips hat mir sehr gut getan. Zum Ende der Erfahrung habe ich die Geschichte aus meinem bewussten Sein verdrängt. Beim Aufschreiben habe ich es aus dem Unterbewussten geholt und auf Papier gebannt. Dahin, wo ich es verarbeiten kann.
Die Tage und Wochen nach dem Trip waren unangenehm. Ich suchte Halt und konnte ihn nirgends finden. Meine Lebenssituation hat sich radikal verändert und in mir herrschte Chaos.
Das Chaos war charakterisiert durch meinen Konflikt mit der Welt. Ich habe meinen Platz nicht gefunden und der Suizid ist die endgültigste Methode, den aktuellen Zustand zu verändern. Ich brauchte ein Zu Hause.
Der Umbruch kam wohl zur richtigen Zeit. Ich konnte ganz von neu beginnen und mir Überlegen, was ich machen will. Nun hoffe ich, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe, but only time will tell.
Als direkte Folge des Trips habe ich neue Menschen kennen gelernt und eine unglaubliche Erfahrung auf Methylone gemacht.
Abschließend möchte ich diese Erfahrung nicht missen.