Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:So sieht doch der Himmel aus, oder?-Mein erstes Mal MDMA
Drogen:Mischkonsum von MDMA, Lachgas und Benzodiazepine (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:SleepingDream
Datum:25.06.2015 21:22
Set:Tiefphase meines bisherigen Lebens, naiv und voreingenommen
Setting:Wohnung eines Bekannten.
Nützlichkeit:9,00 von 10 möglichen   (14 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorwort:
Der Grund warum ich diesen und noch weitere TB´s hochlade und schreibe, ist weil sie mir helfen, gemachte Erfahrungen und Erlebnisse besser zu verarbeiten und einzuordnen. Ich habe für mich beschlossen, das der Konsum von Drogen eine sehr effektive, aber auch eine unheimlich Riskante Form des lernen sein kann. Das lernen über sich, andere Menschen und Dinge, die weit über unseren alltäglichen und rationalen Verstand hinaus gehen. Da ich versuche so vielen Menschen wie möglich die Bedeutung und Auswirkungen meiner Drogenerfahrungen zu zeigen, versuche ich immer die jeweiligen Umstände vor dem Konsums, die Wirkung während des Konsums und die Auswirkungen auf meine Person nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne zu erläutern.

Meine erste MDMA Erfahrung hatte ich zu einer Zeit, in der ich an Minderwertigkeitskomplexen, einen beschränkten Horizont, dem Gefühl einer allumfassenden Sinnlosigkeit und persönlicher Existenzprobleme litt. Das vorzeitige Resultat des MDMA-Abends war, das meine Gedanken so stark von dieser Substanz beeinflusst waren, das es meine Depressionen stark intensivierte und eine 3 Monate lange tiefphase meines bisherigen Lebens einleitete.

Weil ich nicht bereit für diese Erfahrung war, habe ich mich in etwas reingesteigert und gab allem möglichen die Schuld daran. Ausser meinem Verhalten und meinem Umgang mit Drogen.
Ich habe sehr gute Erinnerungen an den Abend, weshalb ich den Hauptteil auch so schreiben werde, wie mein damaliges ich die Dinge empfunden hat und mich nochmals in den kleinen naiven Menschen verwandeln, der mit dieser Erfahrung nicht umgehen konnte.

Der Abend und die Vorbereitungen:
Die Sachen die ich besorgen sollte sind gepackt und ich tätige die letzten Anrufe mit den Personen, mit denen ich mich treffen will. Sie sind Freunde meines Bruders, die ich kurz bei einem Treffen kennenlernen durfte. Besonders eine Person (nennen wir sie D.) hatte eine magische Ausstrahlung von Selbstbewusstsein, Talent und Willensstärke, die mich regelrecht in Ehrfurcht versetzten. Ich brannte darauf diese Leute besser kennen zu lernen und so kam eine Gelegenheit in der ich einen Abend mit A., D. und K. verbringen würde. Ich habe lediglich Erfahrung mit Cannabis und das war auch mein einziger Eindruck eines Drogenrausches der mir gefiel. Also dachte ich das jede Drogenerfahrung ungefähr ähnlich sein wird, nur in seiner Intensität anders sein würde. Ich habe auch nicht gewusst, das ich an diesem Abend MDMA bekommen würde, denn davon war erst mal nicht die Rede und meine Erwartung war auch nicht, das ich etwas anderes als Gras konsumieren würde.

Natürlich wollte ich unbedingt Erfahrungen in der Richtung zu machen, weil mir ja der Cannabis Rausch schon so gut gefiel. Deswegen leuchteten meine Augen auch auf, als mir K. eine SMS schickt, in der er mich nach meinem Körpergewicht und meiner aktuellen Verfassung fragt, worauf ich natürlich direkt diverse Gedanken habe, warum er diese Daten brauchen würde. Nun war ich voller Vorfreude auf den Abend, weil ich wusste das ich was neues verbotenes machen würde.

Ich holte K. von seinem Zuhause ab und wir unterhielten uns kurz. Eigentlich sahen wir uns recht häufig im Leben, weil wir in der selben Ortschaft aufwuchsen und er guten Kontakt mit meinen Geschwistern hatte, aber geredet haben wir eigentlich nie miteinander. Nach kurzen erneuten kennenlernen und einigem reden fuhren wir mit allen nötigem für den Abend Richtung A.´s Wohnung, wo ich fast unterwegs noch ein Reh plattfuhr, dieses aber Glück hatte, das meine Reflexe schnell waren und mein Fuß die Bremse fand.

K.: "Gott sei Dank, das hätte uns den Abend ruinieren können."

Vorfreude stieg in mir auf, den alleine die Möglichkeit das der Abend etwas besonders werden könnte und mich aus meinem monotonen und langweiligen Alltagsdasein rausholen könnte rief Hoffnungen in mir auf.

Der Trip:

In der Wohnung angekommen wurde nicht lange gefackelt und ich wurde über die Substanz, die mir gegeben wurde aufgeklärt. Es handelte sich um MDMA, das böse böse "Ecstasy". Nachdem ich es einmal so genannt habe, wurde ich direkt mit einer geistigen Deletantenklatsche freundlich darauf aufmerksam gemacht, das Ecstasy nur der Scenenname ist und nichts mit dem Reinstoff zu tun hatte, den ich bekommen würde, da in so einer lustigen bunten Pille alles sein könnte. Dann wurde ich noch aufgeklärt was diese Substanz ist, wie sie wirkt und was ich in etwa zu erwarten hätte.
Eigene Aufklärung sah ich wohl als unnötig an und ich fühlte mich ja auch so eigentlich schon sicher bei solch erfahrenen Konsumenten.
Ich bekomme 110 mg, was bei meinem damaligen Gewicht die perfekte Dosis ist. Um nichts zu verschwenden leckte ich auch schön die Alufolie sauber, auf der das MDMA lag, nachdem ich das in Wasser aufgelöste Pulver trank.
Der Chemische Geschmack sollte eigentlich wiederlich sein aber irgendwie er störte mich null, da ich schon immer der Meinung war :" Es muss nicht schmecken es muss nur wirken."

45 min und einige Gespräche später, nachdem ich erfahre das D. krank ist und nur später kurz kommen würde, stellten sich die ersten Effekte ein. Ein leicht verzerrtes Raumempfinden, schwache Lachanfälle und das Gefühl mein Magen rebelliert gegen die ihm zugeführten Stoffe überkommen mich. Plötzlich bin ich gut gelaunt und vergesse die in mir angestauten Sorgen und Zweifel.
Mit einem dicken Grinsen sag ich K. und A. das das echt nicht das ist was ich mir vorgestellt habe, aber unglaublich toll ist. Das K. dann sagte, dass es sogar besser werden würde lässt in mir das erste mal das Wort Euphorie eine Bedeutung ausserhalb seiner Wörterbuchdefinition geben.

Hmm wen das elende Gefühl im Magen nur nicht wäre, das mich zum kotzen verleiten will, ginge es mir bestimmt besser. K. versichert mir das ich auch auf dem Klo Spaß haben würde also promt zu der Keramikschüssel gelaufen und mit freudigen Erwartungen in die Toilettenschüssel gegrinst. Anscheinend hat mein Magen doch keine Lust mehr, wen er schon so eine schöne Möglichkeit sieht und mich nicht mehr ärgern kann.
Das Gefühl löste sich auf . Meine Glieder werden leicht und unbeschwert. Bewegung macht Spaß und so gehe ich wie ein Astronaut auf dem Mond hüpfend zurück zu A. und K.

Hmm was ist das für eine Musik? Die kenne ich gar nicht. Techno eigentlich mag ich diese Art von Musik doch nicht, oder?. Aber jetzt irgendwie doch. Nein eigentlich mag ich alles.
Ja ich bin mir sicher, das ich alles mag.

Ich habe das starke Bedürfnis nach Umarmungen und leicht davon überzeugt, dass es etwas sehr ungewöhnliches ist oder falsch herüberkommen könnte frage ich vorsichtig K. und A. ob sie mir eine Umarmung schenken würden. Als mir dann sogar erzählt wird, das sie sich regelmäßig auf MDMA umarmen würden, habe ich das erste Mal das Gefühl verstanden zu werden und mich nicht für mein Bedürfnis nach Kontakt schämen zu müssen. Jetzt verstand ich alles und jeden um mich herum und mein Empathielevel, das mir vorher vorkam wie eine vertrocknete Erbse, befindet sich nun irgendwo zwischen Sonne oder gleich das ganze Universum.
K. , der mich als Kind mal gemobbt hat, spreche ich nun darauf an, aber nicht weil ich irgendwie eine Entschuldigung oder so etwas will, wahrscheinlich hat er es eh schon vergessen. Sondern weil ich verstehen will warum er das gemacht hat um ihn besser verstehen zu können.

Ja er hat es vergessen aber seine trockene Aussage: "Kinder sind halt scheiße" hat mir auch schon als Antwort zum Verstehen gereicht.

Und dann wieder so eine Welle der Euphorie. Wen es einen Himmel gibt, dann muss er sich doch so anfühlen oder? Nein ich bin davon überzeugt, das ich im Himmel bin! Der Himmel auf Erden, nichts kann mich belasten und ich fühle mich einfach nur gut.

Ich erzähle A. und K. von meinen ganzen Problemen und Komplexen aber fühle mich dabei zum ersten Mal nicht schlecht sondern habe nicht nur für andere Verständnis, sondern auch für mich selbst.
Zu meiner linken ist eine wunderbare Decke und Geistesabwesend kuschel ich mich in ihr ein und wackele hin und her. Einfach purer Genuss.

Alles stimmt, alles passt und ich bin ein Teil von allem. Heißt das mit mir stimmt jetzt auch alles?

D. kommt nun rein, aber ich bemerke ihn irgendwie nur passiv. Das erste was ich ihn frage ist, ob ich ihn umarmen darf, was er direkt bejate. Er hat seine Gitarre dabei auf der er Zwischendurch ein bisschen rumspielt und Gespräche finden statt, von denen ich aber nur wenig mitkriege, da ich mich in meiner eigenen schönen kleinen Welt befinde. Ich entschuldige mich sogar für meine Abwesenheit aber diese Schönheit ist mir einfach völlig fremd und zieht mich in ihren Bann.

Dann sprudelt es aus mir herraus: "Woah ey Drogen sind ja gar nicht so schlimm wie ich immer gedacht habe! Das sind ja ganz normale und tolle Menschen, die sie nehmen und die kriegen ja sogar ihren Alltag hin."

D:"Ja genau ich bin der Typ, vor dem dich deine Eltern immer gewarnt haben." sagt er so Gitarre spielend.

So leicht unfähig den Witz dahinter in meinem Zustand zu verstehen, muss ich trotzdem lachen, da ich irgendwie wusste, das es ein Witz gewesen sein muss.

3 Stunden nach Einnahme werde ich dann auch mal gefragt ob ich nicht etwas Lachgas ziehen will, aber fast schon entschuldigend lehne ich ab, weil ich mir dies Schönheit nicht verändern lassen will. So 30 min später zog ich dann doch eine Kapsel, die zwar sehr verstrahlt, aber trotzdem interessant ist.

5 Stunden nach Einnahme und die Euphorie ist verschwunden, aber die Zufriedenheit ist geblieben. Immernoch keine Spur von Zweifeln, Angst oder Alltagsdenken. Dann nehme ich ca 1 Stunde später noch 1mg Etizolam um schnell einzuschlafen.

Dann muss ich am nächsten Morgen ernüchternd feststellen, das ich nicht mehr im Himmel bin, sondern wieder auf dem unangehnemen Boden der Tatsachen stehe.

K. und D. sind bereits in der Nacht weggegangen und nur A. ist noch da. Mit dem rede ich aber noch 2 Stunden und er erzählte mir etwas von sich. Wir tauschen uns ein wenig über unsere Lebenserfahrungen aus, wodurch ich realisiere, dass ich nicht der einzige Mensch auf der Welt bin dem es schlecht geht. Dann fahre ich nach Hause, zwar nicht mehr so glücklich wie ich gestern gewesen bin, aber mit der festen Überzeugung, das in Drogen meine Suche nach Glück und Antworten ein Ende finden wird.

Die darauffolgenden 3 Monate bringen mir bei, das ich falsch liege.

Nachwort:

Jetzt ist etwas mehr als 1 Jahr nach der Erfahrung vergangen und der Grund warum meine Depressionen stärker wurden war zu einem, das ich mit der starken Veränderung von -im Himmel zurück zur Erde- nicht klargekommen bin.
Ich hab auch vergeblich ein weiteres Jahr versucht in Drogen meine einzige Antwort auf alles zu finden, wurde dann aber (gott sei Dank) von meinen Geschwistern und meinem gesundem Menschenverstand, in die Reale Welt zurückgebracht die erst einmal sehr hart war.

Ich habe dann eine Zeit lang MDMA verteufelt, weil sie einem diese schöne und tolle Welt vorgeheuchelt hat und das einzig wahre in dem Moment dein biochemischer Hormoncocktail im Gehirn ist. Zum Glück konnte ich erkennen, das dies nur ein Gedanke zum Selbstschutz vor meinen eigenen Fehlentscheidungen und meiner Naivität war und sehr wohl etwas wahres in der Erfahrung stecken kann. Dieses Wahre war für mich die Freundschaft mit A., die aus diesem Abend resultierte und mein Wissen, das wir doch sehr einfach gestrickte Wesen sind, die ab und zu einfach mal ein bisschen Glück und Zufriedenheit brauchen.

Wir funktionieren nun einmal mit Hormonen und ich sehe jetzt nichts falsches daran sich diese zuzuführen, wen man dafür bereit ist und darin nicht zu viel hineininterpretiert.

Ich habe bis heute nur ein weiteres Mal MDMA genommen, aber in sehr geringer Dosis von 25 mg im Mischkonsum. War nicht sehr Verantwortungsbewusst aber hat in dem Moment einfach gepasst.

Zu der Frage ob ich es nochmal nehmen würde, würde ich mit ja antworten.
Zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten und dem Wissen, das ich auch einfach mal mit ein paar Drogen Spaß haben kann ohne, wirklich einen tiefliegenden Sinn dahinter zu suchen.

Obwohl in Glück und Freude ein sehr tiefer Sinn steckt oder nicht?

Fazit:

MDMA ist ein Werkzeug, das einem gerne mal das Gefühl gibt sich allen Dingen bewusst zu sein und den Durchblick zu haben. Aber leider ist man so sehr von seiner Freude abgelenkt, oder hat sich in eine Euphorie reingesteigert, das man gerne mal vergisst, was man so alles tut und sagt in diesem Moment.
Es ist ein Werkzeug, für das es keine Anleitung gibt, sondern jedes Individuum seine eigene Anleitung suchen und nutzen muss, um es sinnvoll einsetzen zu können. Ich empfehle falls konsumiert wird einen nüchternen dabei zu haben, der darauf achtet das man genug Wasser trinkt und nicht in seiner Euphorie den kompletten Kontrollverlust bekommt, oder zumindest genügend Leute die gemeinsam auf alle achten.

Da ich keine Person bin, die gerne feiern geht, kann ich zu dem Thema MDMA auf einer Feier auch nicht viel sagen. Aber wen man wie ich gerne mit besonderen Menschen Zeit verbringt und etwas ganz besonderes mit ihnen machen will, so kann MDMA dabei helfen eine unschätzbare Freundschaft oder Beziehung zu erschaffen, oder dieser auf die Beine zu helfen.

Das Suchen nach langanhaltendem Glück und Zufriedenheit hat mittlerweile ein Ende gefunden und Drogen haben ihren kompletten vorherigen Stand bei mir verloren. Nun sehe ich sie als Werkzeuge, zu denen ich gerne Mal zur rechten Zeit und am richtigen Ort greife, diese mir aber an sich kein Glück bescheren, solange ich damit nichts auf meinen Alltag projizieren kann.
Ich möchte aus jeder Erfahrung etwas mitnehmen und stehts offen sein was andere zu sagen haben. Gegebenenfalls daraus lernen und mir immer vor Augen halten, das man jeden Tag etwas neues dazulernen kann und kein Tag verschwendet sein muss.

Danke fürs Lesen.