Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:LSD - Ziemlich lustig, oder nicht?
Drogen:LSD
Autor:xouy
Datum:15.07.2015 01:25
Set:Angst, Unsicherheit aber trotzdem die Lust auf etwas Neues;
Setting:Anfangs die Wohnung eines Kumpels, kurze Zeit im Freien und dann zurück in die Wohnung.
Nützlichkeit:6,00 von 10 möglichen   (7 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Etwa 5 Wochen nach meiner ersten Berührung mit XTC entschlossen D., V. und ich uns spontan dazu, einmal LSD auszuprobieren. Etwa eine Woche vor dem Konsum besorgte D. drei Tickets. Ich hatte große Angst vor dem Tag, einerseits auf Grund dessen, dass wir drei noch jungfräulich waren, was LSD betraf, und andererseits hatte ich Angst davor, mit Dingen konfrontiert zu werden, die ich nicht ertragen kann. V., die inzwischen eine sehr gute Freundin für mich war, und auch D., der eigentlich "nur" ein Freund von V. ist, hatten weniger Bedenken als ich.

Als dann der Tag anbrach, traf ich mich vor dem Konsum noch mit einem alten Freund, der mir von seinem einmaligen Acid-Trip berichtete: Er sagte, dass ich die Finger davon lassen soll, er hätte eine sehr schlechte Erfahrung gemacht. Das verstärkte meine Angst um Einiges. Trotzdem zog ich den Schwanz nicht ein, mit dem Satz einer sehr guten Freundin im Hinterkopf: "Entweder der Moment beherrscht dich, oder du beherrschst den Moment!" Zudem versuchte ich vorurteilslos in den Trip zu starten.

V. und ich begaben uns um ca. 19 Uhr auf den Weg zu D. und wir warfen uns schließlich - ohne viel nachzudenken - ein halbes Ticket ein. Nebenbei rauchten wir einige Joins und V. und D. beschäftigten sich mit der PS4. Unser Plan - den wir letztendlich auch umsetzten - war es, sobald wir etwas Merken, die Wohnung zu verlassen. Und so machten wir uns ca. eine dreiviertel Stunde später auf den Weg ins Freie. Unser erstes Ziel war der nahegelegene REWE-Markt. Auf den Weg dorthin, mussten wir aus unerklärlichen Gründen extrem Lachen. Etwa das Vorbeifahren eines Autos hat uns so extrem belustigt, dass wir uns kaum noch auf den Beinen halten konnten. Im REWE angekommen, kauften wir uns einige Bierdosen und Kaugummi. An der Kasse überkam uns erneut ein extremer Lachflash.

Das Gefühl, das ich zu diesem Zeitpunkt hatte, ist schwer in Worte zu fassen. Im allgemeinen kann ich nur sagen, dass ich ziemlich überfordert war, durch die verschiedenen Sinneseindrücke, die ich viel stärker warnahm. Zudem war ich auch ziemlich paranoid, dass eventuell jemand etwas merken könnte.

Nachdem wir wieder im Freien waren, machten wir uns auf den Weg auf einen Berg. Dort fanden wir eine Bank, auf der wir es uns gemütlich machten. Wir waren sehr fastziniert von den Wolken, erkannten immer wieder andere Dinge in ihnen. Auch unsere Hände fanden wir sehr amüsant, da diese viel kleiner schienen. Doch irgendwann fing ich an, ein einheitliches Muster in den Wolken zu erkennen, über die ich sehr überrascht war. Die anderen beiden erkanten diese nicht. Ab und zu liefen Menschen vorbei, die mir ein wenig Angst machten. ("Was denken die von uns?") Allmählich wurde es dunkel und wir waren immernoch total fastziniert von unserer Umwelt. Plötzlich kam ein Hund in unsere Richtung angerannt, den ich nicht gesehen hatte, woraufhin ich mich extrem erschrocken habe. V. war total begeistert und wollte ihn gar nicht mehr gehen lassen.

Zwischenzeitlich wollten wir uns Zigarettten drehen, was uns allen aber keineswegs leicht fiel. Es dauerte alles unglaublich lange, und ich hatte das Gefühl, dass wir nicht in der Lage dazu waren. Irgendwann nahm ich ein Geräusch in der Ferne wahr - das Reden von einer Menschengruppe - auf das ich mich ziemlich lange fixierte. Es schien, als seien sie in unserer unmittelbaren Nähe, doch denke ich, dass das durch die veränderten Sinnneswahrnehmungen so extrem war. Nun standen wir auf, und taumelten durch die Gegend; ich versuchte mich auf den Trip zu konzentrieren und all die Veränderungen bewusst zu spüren. Das gefiel mir sehr und ich fühlte mich für einen Augenblick frei. Außerdem nahmen wir jeweils die andere Hälfte des Tickets eins.

Einige Zeit später wurde uns echt kalt, weshalb wir anfingen zu zittern (Ich weiß nicht ob wir es uns nur eingebildet haben). So beschlossen wir, uns auf den Weg in die Wohnung zu machen, etwas zu essen und uns dicker anzuziehen und dann wieder nach draußen gehen. Der Weg dorthin gestaltete sich erneut mega lustig und total aufregend. Ich empfand etwa das Laufen unter einem Schnurbaum-ähnlichen Gewachs als so fastzinierend, dass ich die anderen bat, diesen Abschnitt nocheinmal zu erleben. Beim zweiten Mal fanden es die anderen Beiden auch extrem cool.

Angekommen in der Wohnung, kippten meine Gefühle in eine negative Richtung. Ich fühlte mich eingeengt, und das Brummen des Kühlschranks, das ich zuvor nie wahrnahm, bereitete mir ein mulmiges Gefühl. D. fing an zu kochen, was ich sehr krass fand, da ich es mit sicherheit nicht auf die Reihe bekommen hätte. V. versuchte in der Zwischenzeit einen Joint zu drehen, was sich als sehr schwer erwies. Plötzlich kam ich auf komische Gedanken, denn ich wollte V. helfen, war mir aber nicht sicher ob sie meine Hilfe wirklich brauchte. Diese Unsicherheit wurde immer stärker. Als D. fertig war, aßen die Beiden - ich konnte nicht im entferntesten ans Essen denken - und schließlich rauchten wir noch den Joint.

Nebeibei schaltete D. den Fernseher an. Die darauffolgenden 2-3 Stunden ware für mich der pure Horror. Wir beschäftigten uns seeeeeeeeehr lange mit der Frage, ob wir wirklich nochmal nach draußen wollen, und glaubt mir, ich wollte echt nichts lieber als das. V. war sich sehr unschlüssig und D. sagte nicht viel dazu. Diese Frage kam den ca. alle 5 Minuten auf, ohne Ergebniss, was mich ziemlich unruhig machte, da ich nicht wirklich chillen konnte, wie die anderen. Auch der Fernseher, den die beiden extrem feierten, aufgrund der Muster und Pupillen usw. usw., überforderte mich maßlos. Ich konnte mich weder auf den Inhalt des Gesehenen; noch auf das Bild konzentrieren. So drehte ich mich vom TV weg und starrte die Wand an. V. und D. wurden mit der Zeit immer ruhiger, was mir gar nicht gefiel, denn ich wollte mich austauschen und über den Trip reden, aber sie schafften es sich auf den Fernseher zu konzentrieren.

Während diesen 2-3 Stunden, die einfach nicht vergehen wollten, musste ich mindestens 10 mal auf die Toilette. Ich hatte echt extremen Harndrang, was ich auch sehr komisch fand. Doch immer, als ich auf der Toilette war, rutfe ich mir den Satz, den ich am Anfang des Berichts erwähnt habe, hervor, was mich ungemein beruhigte. In diesen Zeiträumen schien ich ziemlich "nüchtern" über die ganze Situation zu urteilen, ich versuche immer wieder mich auf den Boden zubringen, damit es nicht zu einem bad trip kommt. Ich hatte das große Problem, dass ich nicht wusste, wie ich mit den anderen beiden umgehen soll. Ich wollte sie einerseits nicht überfordern, da ich das Gefühl hatte, dass sie selber nicht wissen, wie sie mit der kompletten Situation umgehen sollen, aber andererseits konnte ich echt nicht so wie sie chillen und nur fernsehen. Das gab mir ständig das Gefühl unerwünscht zu sein. Es war wie ein Kreislauf: Versuchen auf den Inhalt des TVs zu konzentrieren - Extreme Überforderung - Abwendug vom TV - Negative Gedanken die mir echt Angst bereiteten - Toilette. Es kam mir vor, als ginge dies im 5-Minuten-Takt. Ob dies wirklich so war, kann ich im nachhinein leider nicht sagen. Ich hatte das Gefühl, den anderen beiden aufgrund meiner Unruhe auf die Nerven zu gehen, weshalb ich mich so ruhig wie möglich verhielt. Das einzige, was ich wollte, war zu diesem Zeitpunkt den Abend hinter mich zu bringen. Ich wollte die Optiks, die ich beim erblicken des Fernsehers hatte nicht mehr. Ich wollte all diese negativen Gefühle nicht mehr.

Inzwischen war es ca 3 Uhr und ein Redner, der bei Mario Barth auftrat zog meine Aufmerksamkeit an. Er hielt ein Vortrag über Wahrnehmungen, der zu dieser Situation wie die Faust aufs Auge passte. Ich würde gerne einen Link dazu einfügen, nur finde ich das Video leider nicht mehr. Es war wie ein Wendepunkt meines Trips, der mich und die anderen sichtlich lockerte. Nun rauchten wir noch einen Joint, bevor wir uns ins Bett begaben. Die Wirkung war inzwischen einmählig abgeklungen.

Im Bett fühlte ich mich sehr gut. Die Dunkelheit und vorallem das Atmen von V., die neben mir schlief beruhigten mich und führten mich langsam aber sicher in den Schlaf.

Am Tag danach, war ich echt geflasht davon, dass ich es wirklich durchgezogen habe. Doch zog ich mir das Fazit, LSD nicht mehr zu konsumieren, da es nachdem wir uns in die Wohnung begaben echt zu gruselig wurde. Auch war ich von meinen Erwartungen etwas enttäuscht, da ich sehr coole Dinge über Trips gehört und gelesen habe, was ich leider nicht genießen durfte (vielleicht weil ich zu sehr davon abgelenkt war, den anderen nicht unangenehm zu erscheinen; was zusammen mit der Unsicherheit auch ständige Begleiter in meinem "normalen" Leben sind). Ich habe mir gewünscht, mehr über mich selbst zu erfahren und vorallem, wie bei meinem ersten XCT-Trip ein Gefühl der Erleuchtung zu bekommen. Jetzt, etwa 1 1/2 Monate nach dem Konsum, denke ich, dass ich es eventuell nochmal machen würde, doch unter anderen Bedigungen. Ich würde LSD um die Mittagszeit und ausschließlich im Freien konsumieren, mit Leuten, die damit Erfahrung haben und auf die man sich verlassen kann, Leute die sich an Vereinbarungen halten und aufeinander aufpassen, bei denen man nicht Angst haben muss, etwas falsches zu sagen oder machen.

Und um noch einmal auf den Satz zurückzukommen: Ich finde, dass man ihn immer - egal ob es etwas mit Drogen zu tun hat, oder nicht - im Hinterkopf behalten sollte. Denn nur man selbst ist dafür verantwortlich, was in einem geschieht. Entweder man ergreift die Initiative, um das Schlimmste zu verhindern, und das Beste aus der Situation zu machen, oder man lässt sich treiben, was aber auch Konsequenzen mit sich bringt.

Danke.