Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Spielchen mit der Psyche (LSA & THC)
Drogen:Mischkonsum von Hawaiianische Baby-Holzrose und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Merlin90
Datum:26.07.2015 15:24
Set:gespannt, erwartungsvoll
Setting:Bei einem Freund (innen)
Nützlichkeit:8,78 von 10 möglichen   (9 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Eines vorweg: Dies ist ein persönlicher Tripbericht, wer einen weltsichtverändernden Bericht erwartet, sollte hier aufhören zu lesen. Einiges ist in etwa so geschrieben wie ich zu dem Zeitpunkt dachte, wundert euch also bitte nicht über eine etwas andere Ausdrucksweise an der einen oder anderen Stelle.

Ich hatte Montags 10 Gramm Trichterwindesamen besorgt, fing mit 3 Gramm an und hatte nach zweimaligem Nachlegen die ganzen 10 Gramm intus. Der Rausch war relativ stark, jedoch noch nicht das, was ich erstrebte. Ich hatte mich gegen Holzrosenkerne entschieden, da diese übelkeitserregender sein sollen als Trichterwinde. Allerdings sind Holzrosenkerne potenter, also fuhr ich Freitags wieder einkaufen, und besorgte sicherheitshalber gleich zwei Päckchen mit je 10 Stück Holzrosenkerne.

Auf dem Heimweg im Zug fing ich an 3 Samen zu schälen, da in dem "Pelz" ja Giftstoffe enthalten sein sollen. Als das erledigt war nahm ich sie in den Mund und zerkaute sie gemeinsam mit einem Stück Schokolade um den Geschmack zu überdecken. Die Wirkung würde frühestens einsetzen, wenn ich schon bei einem Freund, im Folgenden "M" genannt, bin. Nach einer Stunde fingen die typischen Wirkungen an, alles wurde einfach ein bisschen anders. Probleme mit dem Magen hatte ich nicht, auch nicht in vorangegengenen Trips. Mache ich etwas anders? Egal, umso besser. Ich kannte jetzt die Potenz der Samen, 1,5 Stunden nach den ersten 3 Samen legte ich nochmal so viele nach. Einige Zeit passierte nicht viel, ich betrachtete fasziniert meinen neuen San Pedro und beobachtete alles ganz genau, um sofort zu merken wenn die Wirkung der später gegessenen Samen einsetzt. Das taten sie, jedoch war der Rausch immer noch nicht auf dem gewünschten Niveau, also legte ich noch 2 Samen nach. Die Wirkung war jetzt schon stark, ungefähr so wie letztens bei der Trichterwinde. Mit insgesamt 8 Samen sollte ich schon ein tieferes Erlebnis haben. Zusätzlich habe ich ja auch noch ein bisschen gekifft, genau wie letztens. Ich war bereit für eine Reise in unbekannte Welten. Dass diese unbekannte Welt mein eigenes Ich sein wird, habe ich noch nicht geahnt.

Man liest es immer wieder: selbst erfahrene Psychonauten werden noch überrascht und überwältigt. Ich konnte mir nicht viel darunter vorstellen, ein besonders erfahrener Psychonaut bin ich zudem auch nicht, hatte ich meine einzigen psychedelischen Erfahrungen doch nur mit mittleren Dosen LSA und Salvinorin A.. Ich konnte jedenfalls nicht behaupten, etwas wirklich Spirituelles bzw. Bewusstseinserweiterndes erlebt zu haben.

So, die Wirkung war voll da, dachte ich jedenfalls. Ich laberte M mit allem möglichem Zeug voll, ich dachte allerdings zu klar und schnell für ihn, für ihn waren meine Sätze zusammenhangloses Zeug, was ich auch vollkommen nachvollziehen konnte. Ich war mir meiner momentanen geistigen Überlegenheit bewusst, ich konnte klarer denken denn je zuvor. Irgendwann stand M auf, ich weiß nicht was er tat. Doch, er brachte schmutziges Geschirr hinunter. Unten war seine Mutter, und in meinem Zustand könnte ich unmöglich helfen, also blieb ich währenddessen sitzen. Ich weiß nicht mehr ob der Fernseher oder der PC lief, ich versank vollkommen in mir selbst. In Wellen wurde ich mir über meinen eigenen Zustand bewusst, und warum ich in diesem Zustand war.

Ich griff zur Zigarette, zündete sie an, inhalierte, und es lief mir ein kalter Schauer durch meine Blutbahnen. Ich konnte das Gift spüren. Es wurde mir unmöglich, nochmal an der Zigarette zu ziehen, es war mit meinem Gewissen einfach nicht vereinbar. Warum rauche ich eigentlich? Ab da wurde mir klar, dass ich tatsächlich ein höchst psychedelisches Erlebnis hatte, denn ich konnte dem Nikotinmonster in meinem Hirn zusehen, ich konnte ganz klar erkennen, wie der Drang zu rauchen ausgelöst wurde, live. Ich musste die Gedanken erst neu bewerten, was heißt das jetzt, dass irgendein Gedanke in mir den Wunsch nach einer Zigarette auslöst? Muss ich deswegen zur Zigarette greifen? Werde ich mich schlecht fühlen wenn ich es nicht tue? Anschließend beobachtete ich wie der Gedanke an eine Zigarette wieder anderen Gedanken wich. Das wars schon? Darum rauche ich? Unfassbar. Aber OK, ich sehe Psychedelika als Mittel zur Therapie, nicht als Droge die man einwirft wenn einem langweilig ist. Und die Erkenntnisse über mein eigenes Handeln hätten tiefgründiger und wahrer nicht sein können.

Ich konnte zum ersten mal in meinem Leben erkennen, wie ich mich anderen gegenüber wirklich verhalte, und das Ergebnis war schockierend. Konnte ich wirklich so egoistisch sein? Wallungen unglaublicher Euphorie überkamen mich. Ich war meinem Ziel näher gekommen: ich wollte mein Leben ändern, und in dem Moment wurde mir der Weg dahin gezeigt. Jetzt musste ich das Ganze nur noch umsetzen, allerdings wusste ich auch, dass ich gerade auf LSA war, und wenn der Trip vorbei ist denke ich wahrscheinlich wieder "normal". Werde ich das schaffen? Mein Trip wurde leicht getrübt, aber ich konnte alles in sehr positive Bahnen lenken. Jeder Makel an meinem Verhalten, der mir auffiel, löste Euphorie aus, denn nun hatte ich die Chance mich wirklich zu ändern. M kam wieder ins Zimmer, ich bedankte mich bei ihm, dass er mich alleine gelassen hat. Ich sah auf die Uhr, es war 20:56. Mit der Zeit hatte ich mich bis dahin nicht befasst, weil sie mir egal war.

Ich dachte Tausend verschiedene Dinge, ich versank für Stunden in meiner eigenen Gedankenwelt, ich dachte über dies und das nach, ich merkte, dass ich Gesten der Erkenntnis machte. Ich sah wieder auf die Uhr. Es war 21:20. Wie bitte? Nein, ich wusste dass sich die Zeitwahrnehmung auf Psychedelika stark verändern kann, aber ich hatte nicht damit gerechnet dass die Zeit so real so langsam verlaufen kann. Das kann ich mir nur so erklären, dass ich unheimlich schnell denke, denn so viel kann ich in der kurzen Zeit gar nicht denken, wenn ich normal schnell denke. Und es passierte immer wieder. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass jetzt mehr Zeit vergangen sein muss, doch ich sah immer nur ungläubig, dass die Zeit immer noch so langsam vergeht. Kurz konzentriere ich mich auf den Fernseher, und tatsächlich. Wenn ich dem Fernseher folge, vergeht die Zeit wie immer. Versinke ich in Gedanken, steht sie fast still. Ich fand das unglaublich interessant, jedoch konnte ich kaum verhindern, dass ich mich in Gedanken verliere. Ich bekam einen kleinen Schub an Panik. Wie soll ich denn so viel Zeit verbringen? Da muss ich ja über viel mehr nachdenken als mir lieb ist.

Ich ging aufs Klo, als ich zurück kam fragte M mich, ob ich am Klo geredet hätte? Das war wohl der zündende Funken, der das schönste Erlebnis meines Lebens in das schlimmste verwandelte. Ich war mir plötzlich nicht mehr sicher was real war. Konnte ich wirklich so einen Realitätsverlust haben? Nein, ich bin mir ziemlich sicher dass ich nichts gesagt habe. Aber eben nicht zu hundert Prozent. Ich sehe auf die Anrufliste meines Handys, da steht ich soll jemanden 10 mal angerufen haben. Aber ich habe ihn doch nur zweimal angerufen, oder werde ich jetzt wirklich irre? Ich fragte M, er meinte auch ich hätte nur zweimal telefoniert. Trotzdem reichte das, um mich zu verunsichern.

Der Trip wurde immer negativer. Ich wurde mir bewusst, dass es ein Leben nach dem Trip gibt, aber kann ich überhaupt so weiterleben wie bisher? Nein, ich hatte den Trip ja genau deshalb unternommen, ich wollte endlich mein Leben ändern, und zwar ins positive. Aber habe ich wirklich die Kraft und den Willen dazu? Mir wurde klar dass einem nichts geschenkt wird. Der Trip kann einem nur dabei helfen, die wahren Beweggründe des eigenen Handelns aufzudecken, ändern muss man sich immer noch selbst. Und wenn ich das nicht tue? So will ich einfach nicht weiterleben. Der Trip war nun endgültig negativ, die Gedanken an Selbstmord wurden stärker. Es war ein Abwägen der Zukunft, was ist für alle anderen und für mich am besten? Wenn ich mich in Zukunft nicht ändern will, wäre es für alle anderen am besten wenn ich nicht da wäre. Außerdem will und werde ich kein depressives Leben führen. Nein, ich weiß dass ich nur jetzt so denke, ich bin auf LSA und der Zustand geht vorbei. Außerdem ist es möglich glücklich zu sein. Ich war es ja gerade noch, oder? Ja, aber jetzt bin ich depressiv. Werde ich je wieder glücklich sein? Natürlich. Aber was wenn nicht? Was wenn mir der Trip erst richtig eröffnete, dass Selbstmord eine legitime und gute Lösung sein kann? Nein, das Leben ist zu schön, das weiß ich. Ich weiß genau dass ich leben will, und sollte dem nicht so sein, dann werde ich mir erst das Leben nehmen wenn der Trip vorbei ist. Jetzt darf ich solche Entscheidungen nicht fällen. Aber wie komme ich denn je aus dem Trip raus, wenn die Zeit still steht? Es ist ein Dilemma.

Zeit für einen Ortswechsel. Ich bitte M zu Hause zu bleiben, ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn er etwas für mich tut was er gar nicht will. Ich ging also alleine am Radweg nach Hause, machte jedoch bald wieder kehrt, ich ging schließlich alleine im dunkeln neben einem Bach entlang, und das auf einer relativ hohen Dosis LSA gemischt mit Cannabis. Nein, das geht nicht, ich muss sofort wieder zurück. Je näher ich dem Haus komme, desto größer die Erleichterung. Ich ließ mich ein wenig von M beruhigen, der Trip war immer noch sehr negativ, allerdings mit positiven Wellen. Das Problem war, dass ich komplett anders dachte, ich wusste genau was ich hören musste dass ich mich wieder beruhige, doch ich konnte es ihm nicht sagen, denn wenn ich ihm sage was er zu sagen hat, funktioniert es nicht. Er sagte jedoch fast nie das, was ich hören musste. Der Trip wurde zusehends schwächer, meine Gedanken ordneten sich langsam wieder in geregelte Bahnen. Ich konsumierte noch ein paar Hüte durch die Bong, das half auch. Ich fuhr mit einem anderen Freund nach Hause, zu Hause war ich noch immer gemischter Gefühle. Bald nach meiner Ankunft zu Hause schlief ich ein.


Ich bin heilfroh, dass ich diesen Trip erleben durfte. Für ein Fazit ist es noch zu früh, der Trip ist noch keine 48 Stunden her. Ich kann nur so viel sagen, dass das mein bisher bedeutendstes Erlebnis war. Ob und inwiefern ich die gewonnenen Erkenntnisse nutzen kann, wird sich noch zeigen.

Zuletzt möchte ich euch noch eine ziemlich ausführliche Lektüre empfehlen, und zwar Die psychedelische Erfahrung