Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:"Der Karneval unendlicher Sinne" - 450mg Meskalin
Drogen:Mischkonsum von Research Chemical, Peyote, Cannabis, Lachgas und Tilidin (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Svastika
Datum:22.08.2015 22:16
Set:großartige Vorfreude, keinerlei negative Erwartungshaltung - durch und durch positiv!
Setting:Wohnung, Natur, Wohnung
Nützlichkeit:8,86 von 10 möglichen   (49 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Ich wartete nun schon lange auf diesen Trip, etwas mehr als zwei Jahre, seitdem die Mystik des Universums mich in den Besitz dieses hochqualitativen, synthetischen Meskalins brachte. Aber ich wollte diesen einen Moment abwarten. Und so kam es, dass anfangs einfach nicht die perfekten Umstände vorhanden waren und mein kleiner Schatz ein trostloses, dunkles Dasein in einer, wenn auch schönen, Box im Regal fristen musste. Aber dies änderte sich, vor allem seit diesem Frühling. Ich habe meine alljährliche, “assoziative Psychedelika-Saison” so radikal gestartet wie selten zuvor, ganz in meinem Interesse! Zusätzlich lernte ich in Sasha einen neuen Freund kennen, in dem Ich seit langem endlich auch wieder einen guten Co-Piloten für den Flug durch psychedelische Dimensionen fand. Mit ihm eröffnete Ich also derart feierlich den diesjährigen Frühling - DMT, 2C-B, MDMA, 4-Aco-DMT um nur einige zu nennen - Ich hatte also schon einen Fuß in der Tür. Irgendwann brachte ich das Meskalin wieder auf den Tisch, und von da an stand der Plan fest.

Es vergehen wenige Wochen, der Sommer läuft auf Hochtouren und Samstag soll es soweit sein. Am vergangen Freitag absolvierten Sasha und Ich noch einen neunstündigen Roadtrip in die paradiesischen Niederlande, um uns mit einer ausreichenden Menge vorzüglicher Cannabisprodukte einzudecken. Diese versuchte ich bis zum Trip so gut es ging zu schonen, und so schaffte ich es (tatsächlich!) am Tag des Trips noch einen kleinen Bud Amnesia Haze, die Hausmarke Stoney und ein wenig Marokkaner übrig zu haben. Als Sasha um 14:30 Uhr eintrifft habe ich mich schon mit dem ein oder anderen 3F-PMZ (3F-Phenmetrazine) Kokslöffelbump über Wasser gehalten und war mehr als gespannt auf 18 Uhr... Ich hatte seit Jahren keinen Erstkonsum eines derartig legendären und mystischen Psychedelikums erlebt, mein literarisches Interesse an Aldous Huxley, Hunter S. Thompson sowie Sasha und Ann Shulgin befeuerten meine Erwartungshaltung regelrecht. Gegen 17 Uhr wiege ich schließlich das Meskalin ab, drei Briefchen à 150mg für jeden, sodass später jeder insgesamt 450mg konsumiert. Da Sasha die Leerkapseln vergessen hat, entschließen wir uns kurzerhand das Meskalin in kleinen Mountain Dew Shots zu lösen, was sich als absolut erträgliche Konsumform herausstellen sollte.



18:00
+ 150mg synthetic, pure mescaline
18:20
+ 150mg synthetic, pure mescaline
18:40
+ 150mg synthetic, pure mescaline



“If the doors of perception were cleansed, every thing will appear to man as it is, infinite.”
William Blake, The Marriage of Heaven and Hell (1790)



Ich glaube die ersten, noch sehr leichten Effekte machen sich bei mir nach etwas mehr als einer Stunde bemerkbar. Am stärksten ist dieser “Druck auf der Brust”, den Ich vor jedem starken Trip habe, ebenso die Optik ist schon verändert - alle Konturen werden weicher, und die Farben der meisten Oberflächen scheinen wie von einer Art seltsamem Lack überzogen. Das zieht sich immer langsam, sehr sehr langsam … stärker werdend hin… Kurz vor 20 Uhr erlebe Ich bereits definitiv schon einen Nachzieheffekt, beispielsweise der Hände (am ehesten mit der Erfahrung eines starken, oralen 2C-E Trip zu vergleichen), sowie “seltsames, kreisrundes Schimmern “ um elektronisches Licht herum. Als wir uns schließlich darauf vorbereiten zu gehen, entscheide Ich mich - da wir nun erstmal länger unterwegs sein werden - mein geliebtes Weed zum Tanz aufzufordern, sprich Ich rauche einen Kopf. Dann war es soweit - nur wenige Sekunden aus meiner Tür heraus, durch die Tür hindurch zum Treppenhaus und die letzte, schwere Tür zur Außenwelt. Ich denke die Meisten, die diesen Bericht lesen, werden wissen inwiefern Umgebungswechsel auf einem solchen Trip wirken, es ist wahrlich atemberaubend. Und es scheint noch lange nicht schwächer zu werden.



20:00



Draußen wirkt auf mich so gut wie alles erstmal extrem plastisch. Die vielen Autos mit ihren glänzenden Überzügen, der harte grobkörnige Asphalt und die Straßenschilder, die eine gewisse antike Blässe innehaben. Als wir in einen kleinen Weg Richtung Rhein abbiegen und an einem alten Mann vorbeilaufen sage ich zu Sasha noch sehr optimistisch, “Ich bin gerade zwar unfassbar high, aber trotzdem fühle Ich mich noch immer klar genug um beispielsweise mit menschlicher Interaktion fertig werden zu können.” Kurz darauf sind wir am Rhein angekommen und biegen links in einen kleinen Weg ab. Spätestens beim Anblick des Rheins, der das Blickfeld horizontal komplett vereinnahmt, und des gegenüberliegenden Ufers kommt mir meine Optik erstmals so verdammt verzerrt vor, dass Ich mir vorkomme als stünde ich in einem alten, prestigeträchtigen Museum und blicke auf ein “rembrandtesques” Landschaftsgemälde. Als ich dies Sasha gegenüber verständlich auszudrücken versuche, stolpere Ich im Kopf schon über den Fakt, dass Ich gar nicht genau weiß wie Rembrandt malte, es aber zum Beispiel definitiv kein Picasso sein kann… oder? Außerdem merke ich an, dass wir gerade eine ziemlich exklusive, schon fast modern-archaische Erfahrung machen - europäisch sozialisiert, aus relativ bürgerlichen Verhältnissen stammend und auf synthetischem Meskalin einen psychedelischen Spaziergang unternehmend. In diesem Moment laufen wir auf einem Weg aus braunem Kies, der jedoch von Augenblick zu Augenblick immer violettere Anstalten macht und irgendwann auch mal plötzlich lila ist. Daneben, auf beiden Seiten leuchtendes grünes Gras und zu unserer Rechten das tiefe Blau des Rheins. So langsam kommen wir der angepeilten Autobahnbrücke immer näher, während meine Schläfen sich unter der Last der unglaublich vielen, unglaublich intensiven, visuellen Eindrücken schon verspannen beginnen - weil ich einfach so viel sehe!

Wir biegen links vom Rhein ab und als wir unter der riesigen Brücke entlang laufen sage ich zu Sasha, dass derartige Bauwerke, wie zum Beispiel diese Brücke, auf Psychedelika ähnlich wirken - zumindest auf mich - wie solche imposanten Bauwerke, beispielsweise Kathedralen, bereits ohne (psychedelischen) Substanzeinfluss. Wenig später erblicken wir den spiralförmigen Aufstieg zur Brücke, dessen Durchmesser riesig ist, so dass dort auch Fahrräder entlang fahren können schätze ich. Ab hier ist es nun auch für mich unbekanntes Gebiet. Zu diesem Zeitpunkt wird das Meskalin tatsächlich noch immer stärker und stärker. Während sich meine visuellen Eindrücke immer weiter von der Realität entfernen, hält mich eine gewisse Klarheit trotzdem noch mit beiden Füßen auf den Boden - zumindest etwas.




“Das Metall der Schreibmaschine hat sich von einem matten Grün in eine Art Hochglanzblau verwandelt, die Tasten funkeln und glitzern und blinken … und es hob mich irgendwie an in meinem Stuhl - ich saß nicht mehr vor der Schreibmaschine, sondern schwebte. Alles ist von einer unglaublichen Helligkeit überzogen, gewachst und poliert und speziell beleuchtet … und was das Physische angeht, das ist wie die erste halbe Stunde auf Acid, eine Art surren überall, das Gefühl, von etwas gepackt zu werden, innerlich zu vibrieren, aber ohne äußere Anzeichen oder Bewegungen.”
Hunter S. Thompson, “Mescalito” in Screwjack (2005)

~20:20



Sobald wir auf der Brücke sind realisiere Ich diesen erneuten, drastischen Umgebungswechsel - es ist unfassbar laut und windig hier oben, zusätzlich hat der Höhenunterschied einen erheblichen Effekt auf meine Perspektive - nun sind wir Teil eines Postkartenmotivs. Die Überquerung der Brücke fühlt sich aufgrund dieser Aspekte schon ein wenig abenteuerlich an, ein großes Verkehrsschild scheint das Portal zur nächsten örtlichen Dimension zu sein - dem sagenumwobenen Naturschutzgebiet. Als wir uns in der Mitte befinden hält Sasha kurz inne, und wir blicken den Rhein hinunter. Dieser neue Anblick war umso beeindruckender, wenn ich daran denke wie oft und in welchen Zuständen ich schon auf der einen Seite am Ufer des Rheins saß, und nun eben ganz neue Perspektiven entdeckte. Es ist ein unglaublicher Anblick - mir schießt ein Künstlername nach dem Anderen durch den Kopf, Ich frage mich ob das das ist was Landschaftsmaler wohl im Stande sind zu sehen. Der Rhein, das Naturschutzgebiet auf der linken Seite, die allmählich aufglühenden Lichter der Stadt rechts, mit kleinen Lagerfeuern am Rheinufer. Abertausende von Details die im großen Zusammenspiel die sich vor mir ausgebreitete Realität ergeben. Als wir weiterlaufen entdecken wir wenig später ein Spinnennetz und Sekunden später die dazugehörige Spinne, die in meinem Zustand schon “tropische” Ausmaße angenommen hatte, mit einem schwarzen Körper so groß wie eine Erbse, und bedrohlichen, gelb leuchtenden Streifen auf dem Rücken.




“Mescalin raises all colours to a higher power and makes the percipient aware of innumerable fine shades of difference, to which, at ordinary times, he is completely blind. It would seem that, for Mind at Large, the so-called secondary characters of things are primary. Unlike Locke, it evidently feels that colours are more important, better worth attending to than masses, positions and dimensions”
Aldous Huxley, “The Doors of Perception” (1954)

~20:30



Schon bald kommen wir an einer Wegabzweigung an die uns von der Brücke ins wunderschöne Naturschutzgebiet führen soll. Wir treffen vereinzelt auf Menschen, aber glücklicherweise alle auf der Durchreise und somit nicht besonders aufmerksam. Unter der Brücke offenbart sich uns eine riesige Fläche, an der Kante zur Brücke wurde ein ziemlich großes “HEUTE IST RAVE”-Motiv gesprayed und Ich identifiziere den Ort als den, an dem auch meines Wissens nach des Öfteren Goas stattfinden. Oh, welch’ unglaubliche Partys hier wohl schon gefeiert wurden… Wir entscheiden uns für einen einsamen Feldweg, den Rhein weiter flussabwärts in Richtung der Siegmündung entlang. Wenig später bemerken wir, dass wir auf einem wirklich sehr alten Pfad wandeln müssen, da der Weg nach links und rechts noch stark abfällt und die Steine in absolut keiner Weise genormt sind. Leider beginnt auch das Wetter immer schlechter zu werden, die wirkliche Konsequenz dieses Faktes begreife ich aber nicht - viel eher bewundere ich das durch die Wetterbedingungen veränderte Licht und dessen Farbe, im nächsten Moment ist es ein Stück altes, totes Holz das in wirklich allen Farben des Regenbogens zu schimmern und strahlen beginnt. Aber nicht zu lang stehenbleiben, der Trott muss am Laufen gehalten werden. Wir waren immerhin, nicht mehr und nicht weniger, als auf einem psychedelischen Marsch! Doch das Wetter wird schlechter und schlechter, wir ziehen beide unsere Pullis über.



21:15



Während Ich meinen Anblick soeben noch als altes, prestigeträchtiges und teures Gemälde in einem wirklich anspruchsvollen Museum wahrnahm, so glich die Szenerie jetzt viel mehr der aus Star Wars, wenn man sich auf dem Heimatplaneten der Ewoks befindet - dem Waldmond von Endor. Etwas später meine ich noch zu Sasha “es wirkt jetzt sogar irgendwie auditiv”, so stark wie noch keine psychedelische Droge davor, oder überhaupt irgendeine Droge - Ich habe einen seltsamen Druck auf dem Ohr und auch die Wahrnehmung meiner eigenen Stimme war irgendwie etwas ab von der Spur. Das Wetter unterstüzt diesen Eindruck zusätzlich immer mehr und während es sich immer apokalyptischer zuzuziehen beginnt und allmählich auch ungemütlich wird machen wir schließlich eine Kehrtwende und uns auf den Rückweg. Wir ziehen noch in Betracht was wir nun mit dem Ether unternehmen und wollen uns vorerst unter das trockene Dach der Brücke zurückziehen. Doch noch nicht mal in der Nähe spürt man schon regelrecht den Regen in der Luft und somit schießen wir den Plan mit dem Ether in den Wind. Als die Brücke wieder in Sichtweite ist, ist der Sonnenuntergang bereits in vollem Gange und das Wetter lässt alles noch dunkler erscheinen. Die Visuals zu diesem Zeitpunkt sind sagenhaft, ich teile Sasha mit dass ich in jeder elektronischen Lichtquelle ein goldenes Svastika sehe, und diese Aussage klammert aus, worin diese eingebettet sind - bunte, kaleidoskopartige Muster die mein gesamtes Blickfeld durchziehen, filigran und scharf wie eine technische Zeichnung, jedoch gleichzeitig pulsierend, triefend und selbsttransformierend wie ein “visueller Eindrucks-Zufallsgenerator.”




“I saw a world that presented itself in several guises. It had a marvel of color that was, for me, without precedent, for I had never particularly noticed the world of color. The rainbow had always provided me with all the hues I could respond to. Here, suddenly, I had hundreds of nuances of color which were new to me, and which I have never, even today, forgotten. This world was also marvelous in its detail.”
Alexander “Sasha” Shulgin, PIHKAL (1991)

21:40



Auf der Brücke angekommen, wirkt der Situationswechsel noch wesentlich drastischer als auf dem Hinweg, und Ich denke uns eint in diesem Moment einfach nur der Wunsch nicht allzu nass zuhause anzukommen. Das Lichtermeer, der uns dieses Mal entgegenkommenden Autos, überflutet meine Augen in ungekannten Extremen. Jedes Licht scheint sich auf dem Weg an uns vorbei exponentiell zu potenzieren, es sieht förmlich aus wie ein visualisiertes Modell der Zellteilung. Wenn Ich nicht gerade schon die Kälte, sowie den aufziehenden Sturm spüren könnte, so würde Ich in Betracht ziehen dieses Schauspiel noch länger zu betrachten. “Es wird immer noch - immer -
stärker..”. Als wir die Brücke zur Hälfte überquert haben, ist die - so faszinierende - visuelle Zellteilung der Lichter drauf und dran mich durchdrehen zu lassen. Zusammen mit der feindlichen Umgebung und dem unglaublichen Krach war die Situation vergleichbar mit einem Acidpeak, währendem Ich mit zwei Freunden mit einer Autofähre über den Rhein fuhr. Auf der anderen Seite angekommen, purzeln wir die große Spirale hinunter, und als wir am Rhein entlang laufen entdecken wir am Ufer tatsächlich noch eine Party - sogar mit zugehöriger Laserdekoration, die ich… wirklich absolut nicht mehr verstehen kann. Da waren viele grüne (oder bunte?) Laservielecke im Baum, vermutlich haben sie sich auch bewegt, wer kann das schon sagen. Aber auch sie müssen schon kurz vor dem Aufbruch sein, denn mittlerweile kann man den Regen förmlich schmecken und aus unserem psychedelischen Marsch wird immer mehr ein Spurt. Anhand der Wegesbeleuchtung am Rhein kann Ich Sasha aber endlich erklären, was Ich seit ungefähr einer halben Stunde auszudrücken versuche: Ich nehme jede elektronische Lichtquelle quasi als Zentrum des Abbilds einer Pusteblume wahr. Vom Zentrum ausgehende “Speichen” die an ihrem Ende wiederum in einer “kleineren Pusteblume” enden. Wenige Momente später haben wir es geschafft, Ich finde auf Anhieb den Schlüssel meiner Wohnung, schließe die Tür auf, und lasse mich nach wenigen Schritten erschöpft ins Bett fallen.



22:00


“Good mescaline comes on slow. The first hour is all waiting, then about halfway through the second hour you start cursing the creep who burned you, because nothing is happening … and then ZANG! Fiendish intensity, strange glow and vibrations … a very heavy gig in a place like the Circus Circus.”
Hunter S. Thompson, “Fear and Loathing in Las Vegas” (1971)





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Zuhause angekommen, sollte mein Zimmer zu meinem ganz eigenen Circus Circus werden. Es beginnt was später zu einem circa zweistündigem Peak werden soll, also ungefähr von Stunde Vier bis Stunde Sechs. Ich mache, wie so oft in diesen Zuständen, alte Greatful Dead Sets an und da liegen wir nun. Ich glaube in diesen zwei Stunden unterhalten wir uns nahezu gar nicht, sondern liegen einfach nur da, der Musik lauschend, die das Ganze phantastisch psychedelisch untermalt - während Ich immer tiefer in den buntesten, filigransten und einprägsamsten Dimensionen reise, die man sich nicht vorstellen kann. Während ich auf meinem Bett liege, hängen über mir einige Mobilés, eines davon nur knapp über meinem Gesicht. Es ist eine “Scratchkart”, so eine schwarze Kachel zum Basteln, von der man die schwarze Schicht abkratzen kann um darunter dann ein goldenes, silbernes oder buntes Muster freizulegen. Dieses bildet ein weiteres Symbol ab, das ich erst seit einer kurzen Weile für mich entdeckt habe. Die Blume des Lebens, oder auch “Flower of Life” - ebenso wie das Svastika ein Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende altes Symbol mit unglaublicher Wirkung:



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Während sich also dieses Mobilé wenige Zentimeter vor meinen Augen langsam hin und her bewegt, sich sanft dreht und schwingt während es einen Farben- sowie Formentanz aufführt, scheint mein drittes Auge (anders kann ich es nicht beschreiben) immer näher heranzuzoomen, immer näher und näher, bis ich einen Augenblick später in den “erhobenen Kacheln” kleine Reis- oder Weizenfelder erkennen kann, ja wahrlich sehe! Ich sehe außerdem Menschen, in einer Art Miniaturerscheinung, die diese Felder bestellen. Einen kurzen Moment glaube ich gerade tatsächlich auf eines dieser Täler voller Reisfelder zu blicken, doch dann werde ich aufgrund der schieren Großartigkeit dieses Anblicks herausgerissen - und schon liege Ich wieder in diesem psychedelische Sud voller aztekischer Muster der sich angeblich wenige Stunden zuvor noch mein Zimmer nannte. Wir entscheiden uns für die erste Kapsel Lachgas. Wenige Minuten später wird mein Bewusstsein einmal zusammengeknüllt, um dann an allen Ecken wieder auseinandergefaltet zu werden, und das in nicht mehr als ein bis zwei Minuten. Ich sehe zwei sich überschneidende Kreise, möglicherweise ein Ausschnitt aus der Blume des Lebens? Dann schieben sie sich schon mit aller Gewalt übereinander, und aus zwei Kreisen wird sozusagen einer. Dies passiert mit einem Zerren an meinem Bewusstsein, wie ich es bis jetzt nur von Salvia kenne, wenn in diesem Fall auch kürzer. Während des Runterkommens wird mir einer der stärksten Aspekte eines Lachgasrausches auf einem starken, potenten Psychedelikum bewusst: man fährt danach nicht zurück auf “0” sondern, … auf eben die Zahl die den vorherigen Zustand entsprechend beschreibt. Vielleicht zurück auf das “++” oder “+++”, um in der Terminologie der Shulgins zu sprechen.



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Dieses Bild zeigt in der unteren Hälfte einen Bambus in meinem Zimmer, der noch vereinzelt Blätter trägt. Die obere Hälfte des Bildes zeigt dessen Schatten an der Decke, der durch ein wundervolles Licht namens Phillips Living Colors dorthin gezaubert wird. Da die Lampe aus vier einzelnen LEDs besteht, erkennt man am äußersten Blatt und unten rechts in der Ecke am Schatten der Vorhänge, jeweils vier Schatten in vier Farben was diese Lampe für psychedelische Erfahrungen umso besonderer macht. Auf jeden Fall sehe ich seit Beginn des Peaks im Schatten der Blätter ein Paar herrlich süffisant dreinblickender Augen, deren untere Augenlider manchmal einfach nur sehr lang sind. Im anderen Moment hat sich meine Optik jedoch einmal wieder transformiert - dann kommen wellige Strahlen aus den herrlich grinsenden Augen! Als ich nach dem Lachgastrip die Augen aufmache, blicke ich direkt wieder auf diese Augen.

Sasha hat sich mittlerweile an den Schreibtisch gesetzt und ist am Malen, während ich darüber nachdenke wird mir klar, dass ich gerade noch zu nichts in der Lage bin was körperliche Aktivität voraussetzt. Mit der Ansage “Nun folgen die 17 psychedelischsten Minuten deines Lebens” starte Ich “In-A-Gadda-Da-Vida” von Iron Butterfly, was das erste Mal für Sasha sein soll. Ich glaube dieses Lied, sowie dazugehöriges Musikvideo habe ich noch nie so dermaßen konzentriert angehört und angesehen, von Anfang bis Ende ohne eine einzige Ausnahme, wie in diesem Moment. Danach lauschen wir der “Woodstock - Back to Yasgurs Farm”-Compilation.



0:00



Six hours into the experience|So langsam komme ich wieder zu Sinnen. Während der letzten zwei Stunden kam in mir mehrmals der Gedanke auf, dass ich gerade wirklich on the brink of insanity gewandert bin. Zumindest zeitweise. Teilweise schien mein Körper eine hauchdünne Membran, oder eher DIE hauchdünne Membran zu sein die die Realität von der Unrealität trennte - nicht, dass ich das in diesem Moment begriffen, geschweige denn verstanden hätte. Diese filigrane, hauchdünne Membran riss jedoch auch des Öfteren, und was in diesen Episoden passierte stand Breakthrough-Erfahrungen von gerauchtem DMT in nichts nach. Ich ging auf spirituell-psychedelische Reisen, durch viele Formen und Arten von Bewusstsein aber das alles zu beschreiben zu versuchen würde jetzt zu weit führen.



1:15

So langsam, langsam… und immer langsamer klingt das Meskalin aus - so wie es vor etwas mehr als sieben Stunden kam. Lasst es euch wirklich noch einmal gesagt sein, “good mescaline comes on slow!” Ich entscheide mich mit Sasha jetzt etwas Tilidin und ein Muskelrelaxanz zu konsumieren, und entscheide mich für 150mg entretardiert, sowie weiteren 50mg retardiert. Wir resümieren zusammen etwas den Trip, und lange muss ich nicht auf die opioide Wärme warten, die gerade nach solch einem Erlebnis noch schöner ist. Sasha hat mittlerweile wieder aufgehört zu malen und wir chillen nebeneinander, Ich auf meinem Bett sowie er auf seinem Gästebett. Gleichzetig fröhnen wir gemeinsam noch etwas dem herrlich entspannenden Cannabiskonsum. Ich glaube gegen drei Uhr schläft er irgendwann ein, während mich seit dem Runterkommen schon ein ziemlich fieser Kopfschmerz plagt der partout nicht verschwinden will. Als ich endlich einschlafe, wird es schon hell.



“I went to my bookcase, found Huxley’s The Doors of Perception and, in the intimate silence of the very early morning hours, re-read it and cried again, sending love and gratitude to the author for having found the words. Then I turned off the bedside lamp and looked through the darkness to wherever that beautiful, funny, tremendously loving part of God was, thanked it with all of my being, and fell asleep.”
Ann Shulgin, PIHKAL (1991)

In memory of Klin.