Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Holzrosensamen: Zeitlos irgendwo im Nirgendwo
Drogen:Hawaiianische Baby-Holzrose
Autor:Bananadin
Datum:01.10.2015 22:27
Set:Neutral, vor allem wissenschaftlich an der Wirkung interessiert
Setting:Warmer Spätsommerabend im Wald
Nützlichkeit:9,16 von 10 möglichen   (19 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Schon seit längerem hatte ich geplant, Hawaiianische Holzrosensamen auszuprobieren, um deren Wirkung mit der von den Samen der Himmelblauen Trichterwinde zu vergleichen (meinen ersten Trichterwindentrip hab ich unter dem Titel „Morning Glory – Die Blaue Blume der Romantik?“ hier im ldt veröffentlicht). Beide enthalten als Hauptwirkstoff Lysergsäureamid (LSA), jedoch auch noch einige Nebenalkalloide. Da ich von vornherein nicht vor hatte diese noch einmal zu nehmen, entschied ich mich gleich für eine etwas höhere Dosis von etwa 6,5 Samen (Mein Körpergewicht: Nur knapp 55kg). Zusammen mit einem Freund plante ich den Trip schon etwa eine Woche im Voraus. Als Set entschieden wir uns im Wald etwas wandern zu gehen. Am geplanten Tag, nahm ich noch ein ordentliches Frühstück zu mir und dann bis zum Abend keine feste Nahrung mehr, um die Samen auf leeren Magen nehmen zu können. Dies ist sehr wichtig, um die anfängliche Übelkeit, die sich für gewöhnlich bei der direkten Einnahme der Samen nicht vermeiden lässt abzumildern und eine schnelle Aufnahme des Lysergsäureamids zu ermöglichen. Das reine LSA, das sich auch extrahieren lässt, besitzt diese sehr unangenehme Nebenwirkung auf den Magen nicht.
Die Samen legte ich den Tag zuvor für etwa eine Minute in Wasser, um die anhaftende weiße und pelzige Schicht besser entfernen zu können. Diese verstärkt nur die Übelkeit, jedoch nicht die Wirkung. Ich ließ die Samen über Nacht wieder gut trocknen und zermahlte sie im Mörser, um eine leicht zu dosierendes und einfach einzunehmendes Pulver zu erhalten. Für mich wog ich 0,63g ab (umgerechnet etwa 6,5 Samen) und für Dennis (Name eventuell geändert) aufgrund seines höheren Körpergewichts 0,77g (etwa 8 Samen).
Zu meiner körperlichen Verfassung: Männlich, ca. 175cm bei nur etwa 55kg.
Um etwa 17:30Uhr nahmen wir diese dann zu uns. Dazu pressten wir jeweils eine Zitrone aus und gaben die gemahlenen Samen dazu. Kurz umschwenken und dann schnell getrunken. Der Geschmack war trotzdem sehr unangenehm. Wäre nicht ein Großteil vom Zitronensaft überdeckt worden, kann wohl schon der Geschmack an sich brechreitzerregend sein: Komisch bitter mit einem sehr ekligen erdigen Geschmack. Danach machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof, um zum geplanten Wald zu fahren. Schon eine halbe Stunde nach der Einnahme macht sich ein unangenehmes Bauchgefühl bemerkbar. Wenige Minuten später treten auch schon die ersten psychotropen Effekte auf: Farben erscheinen intensiver und die Kontraste werden stärker. Begleitet von einem etwas schweren Körpergefühl. Jedoch nur sehr schwach und noch auf den Placebo Effekt zurückführbar.
45 Minuten nach der Einnahme kommen wir an unserem Ziel an. Auf dem Weg zum Wald gehen wir durch eine lange und dunkle Bahnunterführung. An den Wänden erscheinen schwache, flackernde Muster in Blautönen.
Wir breiten unsere Picknickdecke aus und blicken in die Baumkronen. Kurze Zeit später, beginnen sich die Blätter zu kristallartigen Mustern zu ordnen und sich gleichmäßig zu bewegen. Der Farbintensivierende Effekt ist bereits sehr deutlich wahrnehmbar und alles beginnt langsam wie in einem Traum zu wirken.
1h 15Minuten: Die Sinneswahrnehmung ist deutlich gesteigert: Jedes Rascheln in den Blättern wird wahrgenommen, das Vogelgezwitscher hört sich viel intensiver an und beim Blick in die Baumkronen erscheint es, als wären diese auf den Himmel gezeichnet. Ein abstraktes Kunstwerk, in kräftigem Grün, das von den Mustern an Galaxien erinnert. Das durch die Blätter scheinende Licht bildet leuchtende Kreise um die Lücken im Blätterdach.
1h 40Minuten: Die Bäume beginnen sich zu biegen, alles wirkt komisch deformiert und alles erhält eine Mosaikartige Textur. Das unangenehme Gefühl im Magen wird langsam stärker also essen wir etwas Schokolade, um davon abzulenken.
2h: Es beginnt leicht zu regnen, also machen wir uns auf den Weg zur Bahnunterführung, um den Schauer abzuwarten. Beim Gehen fällt die veränderte Wahrnehmung bereits sehr stark auf. Das Blickfeld verzerrt sich, wodurch der Eindruck entsteht, ich würde schwanken, was jedoch nicht der Fall ist. Kaum angekommen, hört es auch schon wieder auf zu regnen. Wir bewundern die Vegetation, die die Unterführung bereits überwuchert hat und über die Wände zu wachsen scheint. Plötzlich spüre ich auf meiner Schulter etwas und wie ich mich hindrehe, bemerke ich in ca. 5cm Entfernung von meinen Augen eine große Spinne, deren Beißzangen auch scheinen, als könnten sie einem Menschen tatsächlich wehtun. Die Wirkung ist zwar noch nicht unglaublich stark, jedoch stark genug, dass mich dieser Schreck für ein paar Sekunden aus der Realität schleudert: Die gesamte Umgebung verschwindet schlagartig und das einzige, das ich sehe und der einzige Gedanke in meinem Kopf ist diese Spinne. Zum Glück beruhigte ich mich sofort wieder und in sicherer Entfernung auf dem Boden wirkt sie zwar immernoch furchteinflößend, jedoch eher interessant. Ich habe generell eigentlich kein Problem mit Spinnen, aber sie interessiert mich im Moment definitiv mehr, als sie es im normalen Zustand täte. Optisch zeigt sich ein interessanter Zoom-Effekt, den ich von psilocybinhaltigen Pilzen kenne. Ich betrachte und fotografiere sie, um später sichergehen zu können, dass sie auch wirklich keine Halluzination ist (nachträglich bestätigt und sie sieht definitiv nicht gerade freundlich aus…)
2h 15Minuten: Wir machen uns auf den Weg weiter in den Wald hinein. Da sich die Wirkung nun sehr schnell steigert, ist das LSA nun wohl aufgenommen und wir entschließen uns etwas zu trinken, um die Reste erbrechen zu können, damit das eklige Bauchgefühl verschwindet und keine unnötigen Nebenalkalloide aufgenommen werden. Mit etwas Trinken und Konzentration auf die Übelkeit ist dies auch kein Problem. Durch die schon gut vorhandene Wirkung steigert sich das Gefühl so stark, dass alles beginnt sich zu drehen und zu verschwimmen, die Übelkeit steigt exponentiell an und klingt sofort ab, nachdem die Samenreste draußen sind. Anmerkung: Man sollte sich vor der Einnahme bewusst sein, dass die übelkeitserregende Wirkung beim puren Konsum der Samen praktisch unvermeidbar ist und das Erbrechen durch die zu diesem Zeitpunkt schon vorhandene psychische Wirkung sehr unangenehm ist. Unter anderem auch aufgrund der veränderten Zeitwahrnehmung, die wenige Sekunden Minutenlang erscheinen lassen können. Alle Gedanken sind sehr stark gestückelt und es ist praktisch unmöglich sich zu Konzentrieren.
2h 20Minuten: Die Übelkeit ist vollkommen verschwunden und es geht mir wieder super. Die Wirkung wird von Minute zu Minute stärker, was sich im Moment vor allem in der Optischen Wirkung zeigt: Das Blickfeld wird in jedes kleine Detail aufgetrennt, sodass sich eine sehr starke und ungewöhnliche Mosaiktextur ergibt. Alles, auf das ich mich nicht direkt konzentriere, wird mehrfach übereinanderprojiziert, was den Mosaikeffekt noch extremer wirken lässt. Das Gefühl lässt sich vielleicht am ehesten so beschreiben, als sei ich mitten in einem abstrakten Gemälde, sehr traumartiger Zustand. Insgesamt leicht euphorische Stimmung, aber nicht signifikant verändert. Da es schon wieder leicht zu regnen beginnt, machen wir uns wieder auf den Weg zur Unterführung und breiten die Picknickdecke aus. Zum Glück liegt dieser Ort so abgelegen, dass es praktisch ausgeschlossen ist, dass um diese Uhrzeit jemand vorbei kommen könnte. Obwohl Gespräche mit viel Konzentration noch einwandfrei funktionieren, wäre es in diesem Zustand wahrscheinlich sehr unangenehm eine fremde Person zu Grüßen oder auch nur anzusehen, wenn man normal wirken soll. Auf dem Handy zu tippen funktioniert noch einwandfrei, benötigt jedoch sehr viel mehr Konzentration. Gedanklich besteht dabei eine interessante Verknüpfung zwischen dem Display und meinem gedanklichen Bild der Tastatur: Die Grenze zwischen gedanklicher und äußerer Welt verschwimmt nach wenigen Sekunden so stark, dass ich das Tippen gar nicht als einzelne Handlung wahrnehme. Ob ich zum Schreiben länger benötige, kann ich nicht sagen. Vermutlich schon ein wenig. Im Nachhinein hatte ich zumindest nicht auffällig viele Tippfehler und auch meine Ausdrucksweise ist grammatikalisch in Ordnung. Wir betrachten die fließenden Muster auf den Wänden und versuchen uns gegenseitig die Wirkung zu beschreiben.
2h 30Minuten: Etwa jetzt hat die Wirkung ihren Peak erreicht. Das Zeitgefühl ist nun so im Eimer, dass ich vorerst keine weiteren Angaben dazu machen kann.
Da es nicht mehr regnet und die Wolken sich verziehen, machen wir uns endgültig auf den Weg weiter in den Wald hinein. Ich verbinde mein Handy mit meiner Bluetooth-Box und mache Hitech-Trance rein. Die Musik wirkt auf eine interessante Art entspannend, die jedoch schwer zu beschreiben ist. Die Gedanken scheinen sich mit dem schellen Hintergrundbeat zu synchronisieren und beschränken sich auf das unmittelbare Sichtfeld. Gefühlsmäßig macht sich eine nicht unangenehme Leere bemerkbar. Wir gehen weiter, bis wir auf einmal Laternen und Häuser sehen. Vermutlich hätte es auch leicht passieren können, dass wir auf einmal spät abends, ziemlich verpeilt, mit lauter, elektronischer Musik in irgendeiner Siedlung stehen würden, was mit Sicherheit ein sehr unangenehmes Gefühl gewesen wäre. Also gehen wir zur letzten Kreuzung zurück und nehmen einen Weg, der tatsächlich tiefer in den Wald hinein führt. Der Gleichgewichtssinn scheint irgendwie komisch verändert zu sein, was sich bei genauerem Hinsehen jedoch als optischer Effekt entpuppt: Das Gleichgewicht ist unbeeinflusst, aber das Blickfeld fließt hin und her, was den Eindruck erweckt, als würden wir in Schlangenlinien über den Weg torkeln. Wenn wir uns gegenseitig beobachten oder auf den Abstand zum Wegrand achten, fällt jedoch sofort auf, dass wir eigentlich ziemlich normal gehen.
Nach gefühlten 2 Stunden, der Blick auf die Uhr verrät, dass es in etwa 15 Minuten gewesen sind, kommen wir an eine große Lichtung. Der Himmel ist mittlerweile sternenklar und der Mond scheint sehr hell. Wahrscheinlich verstärkt durch unsere (vermutlich) stark geweiteten Pupillen. Eine Abbildung des Mondes wird mehrfach (schätzungsweise ca. 8x) spiralförmig hintereinandergelegt, und die Sterne bewegen sich unabhängig voneinander, fließend durch den Himmel. Interessanterweise fließt nicht das gesamte Blickfeld, sondern manchmal nur die Sterne, während alles andere fest bleibt, mal pulsiert der Mond, oder seine Projektionen.
Wir wechseln die Musik zu Psybient (Essence of Optimism, mein Lieblingstrack für eine entspannende Wirkung auf Psychedelika) und breiten die Picknickdecke aus. Wir packen unser Essen (Obst, Gemüse, Frischkäse, Schokolade…) aus. Ich esse eine Banane und Dennis entschließt sich, sich ein Sandwich zu bauen, wobei ich ihm helfe. Die Auswahl der Zutaten, das Schneiden und aufs Brot legen, alles wirkt als wären wir in irgendeinem komischen Geschicklichkeitsspiel. Die Gehirn-Körper-Koordination ist zwar nicht wirklich verschlechtert, jedoch so verändert, dass jede Bewegung sehr komisch wirkt. Unter anderem auch, weil die Größenverhältnisse leicht durcheinander sind. Nicht tatsächlich verändert, sondern es fehlt vielmehr die Relation zueinander.
Das Sandwich ist fertig und es scheint dabei eine halbe Stunde vergangen zu sein, tatsächlich sind wir jedoch erst vor wenigen Minuten an der Lichtung angekommen. Der Geschmackssinn ist, wie auch das Gehör, etwas verändert und stark verstärkt. Je nachdem worauf ich mich konzentriere. Das Hungergefühl ist jedoch stark verringert, obwohl ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Ein gesunder Appetit ist aber vorhanden.
Meine Gedankenwelt erlebe ich sehr intensiv verändert: Alle Gedanken, die das Gehirn vermutlich unbewusst verarbeitet, kommen ins Bewusstsein, was zu einem nicht unbedingt als unangenehm, aber dennoch anstrengend empfundenen Gedankenrasen führt. Kleine Handlungen werden von teilweise sehr komplexen Gedankengängen begleitet, ohne dass eine tatsächliche Handlungsverzögerung stattfindet. Im Folgenden versuche ich ein paar Beispiele dafür zu geben:

Ich habe Lust auf Schokolade, also hole ich die Tafel von vorher aus meiner Jackentasche. Ich frage Dennis, ob er auch ein Stück will, was er bejaht. Ein kleines Stück ist bereits abgebrochen, jedoch empfinde ich es als unhöflich, ihm so ein Ministück zu geben, jedoch hätte ich beim Abbrechen eines anderen riskiert, dass das kleine hinunterfällt, also esse ich es und gebe ihm ein größeres Stück ab. In diesem Moment frage ich mich jedoch, ob es jetzt unhöflich rübergekommen sein kann, ihm erst als zweites etwas abzugeben. Dann fällt mir ein, dass es selbst nichteinmal ein Problem dargestellt hätte, wenn ich mir einfach etwas genommen hätte und ihm die Tafel gegeben hätte, damit er sich selbst etwas nehmen kann.

Ich denke mir, dass es Zeit wird wieder etwas zu trinken. Nicht weil ich besonders viel Durst habe, sondern, weil ich mir meine, schon länger nichts mehr getrunken zu haben. Natürlich liegt dies vor allem am stark gedehnten Zeitempfinden. Ich nehme den eingepackten Tetrapack aus meinem Rucksack und trinke. Wie ich den ersten Schluck nehme, überlege ich, was ich eigentlich grade trinke, der Erste Gedanke ist jedoch nicht „Wonach schmeckt es?“, sondern „Was hab ich mir heute Mittag eingepackt?“. Dann komme ich auf die Idee einfach zu überlegen wonach es schmeckt. Das ganze benötigte nur den Bruchteil einer Sekunde.

Immer wieder überlege ich, wie ich reagieren würde, wenn auf einmal jemand herkommen würde und fragen, was wir um die Uhrzeit hier machen. Auch wieder ein sehr absurder Gedankengang, da es mitten in der Nacht ist und wir, umgeben von tiefstem Wald, irgendwo auf einer Wiese liegen. Was mir dann auch immer klar ist, dennoch kommt der Gedanke immer wieder einmal. Aber nicht in einer paranoiden Form, sondern eher aus Interesse.
Wie ich den Mond so betrachte, fällt mir ein, dass nächste Woche eine Mondfinsternis ist und habe das starke Bedürfnis, es Dennis mitzuteilen, damit er sie nicht verpasst. Gleichzeitig will ich jedoch nicht die ruhige Atmosphäre stören und entschließe mich dazu, es ihm einfach später zu sagen. In diesem Moment sehe ich einen relativ hellen Satelliten und weise Dennis darauf hin. Da fällt mir ein, dass ich ja eigentlich ruhig sein wollte und erzähle ihm von der Mondfinsternis und davon, dass ich eigentlich die ruhige Atmosphäre nicht stören wollte.

Eine gute Stunde liegen wir unter dem Sternenhimmel und lassen unsere Gedanken schweifen. Ich denke darüber nach, wie sich eigentlich ein „normales“ Zeitgefühl anfühlt, komme aber nur zu dem Ergebnis, dass es im Moment dadurch so extrem verändert ist, weil die gesamten Erinnerungen im Moment nur als einzelne Informationen vorliegen, die aber keine konkreten Relationen zueinander besitzen. 15 Minuten ist zum Beispiel die Zeitspanne, die ich von mir bis zur Uni benötige, ein gewöhnlicher Film dauert in etwa 90 Minuten, um 6:30Uhr stehe ich an einem ganz normalen tag auf, 23 Uhr ist 23 Uhr ist 23 Uhr. Punkt. Bei fast allen Gedanken fehlt die Möglichkeit zur genauen Einschätzung. Diese mangelnde direkte Verknüpfung zwischen Erinnerungen ist wohl auch die Ursache für die eigenartige geistige Leere, im Vergleich zu psilocybinhaltigen Pilzen und LSD, die auch Albert Hofmann schon beschrieben hatte. Dies macht es auch möglich, negative Gedanken besser zu verarbeiten. Ich denke etwas über den Liebeskummer nach, der mich schon länger bedrückt und denke daran, dass die Welt doch viel zu schön und faszinierend ist, um sich davon negativ beeinflussen zu lassen, dass mein Leben keineswegs hoffnungslos sei. Zwar war mir das in nüchternem Zustand auch klar, aber dennoch ist es in diesem Moment, als hätte ich gerade die Möglichkeit meine Gedanken zu ordnen, die ganzen Verknüpfungen, die in ganz normalen Situationen zu einem Gefühl der Einsamkeit führten, endlich los zu werden.

Insgesamt würde ich die Form meiner Gedanken in diesem Zustand als punktförmig beschreiben. Sie existieren einfach nur als Information. Nicht als Sätze ausformuliert, oder mit einer konkreten Verbindung zu anderen Gedanken. Eine Welt aus unzähligen Erinnerungen, die eben gerade einfach nur existieren. Lauter Punkte im Raum, die zwar mit ihren Nachbarn etwas gemeinsam haben, aber keine direkten Verbindungen. Nicht random verteilt, sondern ein gewisses Themengebiet liegt auch immer „räumlich“ beieinander. Beim hindurchschweben erscheinen alte Erinnerungen, teilweise aus meiner Kindergartenzeit. Manche sind direkt zuzuordnen, andere nicht.
Irgendwann klingelt der Wecker, den ich gestellt hatte, damit wir den letzten Zug noch erwischen und wir machen uns auf den Rückweg, wofür ich 45 Minuten eingeplant hatte. Benötigt haben wir dann 15… Also bewundern wir noch etwas den Blick durch die Bahnunterführung: Auf der anderen Seite scheint das Licht einer Laterne hindurch, der Tunnel selbst war sehr dunkel, was einen geradezu hypnotischen Effekt bewirkt, als würde sich die ganze Welt um die beleuchteten Pflanzen auf der anderen Seite drehen. Dort angekommen überlegen wir, wie wir die restliche Zeit verbringen sollen, bis der Zug kommt. Obwohl die Wirkung schon wieder nachlässt, ist das Gefühl der Zeitlosigkeit immernoch sehr stark. Ich komme auf die Idee, die Zeit damit zu nutzen, einfach nochmal durch die Unterführung zu gehen. Am anderen Ende fällt mir auf, dass das ja nur etwa eine Minute dauert und wir lachen sehr darüber. Ich hatte in diesem Moment tatsächlich nicht daran gedacht, dass diese Handlung weniger als die restlichen 20 Minuten dauern könnte. Dann gehen wir einfach das letzte Stück zum Bahnhof um dort zu warten. Mit jedem Schritt weiter in die Siedlung hinein, kehrt auch das Gefühl für die Realität wieder nach und nach zurück. Zwar wirkt noch alles wie in einem Traum und die Kontraste und Farben sind unglaublich verstärkt, aber die Pseudohalluzinationen haben schon wieder sehr stark nachgelassen.
Am Bahnhof angekommen setzen wir uns auf eine Bank und beobachten die Umgebung, fasziniert von der Tatsache, dass ein Wechsel der Umgebung eine so drastische Veränderung der Wirkung bewirken kann. Obwohl es noch nichteinmal 23 Uhr ist, kommt es uns vor, als wären wir die ganze Nacht unterwegs gewesen und wir stellen dies auch überhaupt nicht in Frage, bis ein paar junge Männer kommen, die gerade erst auf dem Weg in die Stadt sind um feiern zu gehen. Zu hören, wie sie darüber reden, wo man eigentlich so früh am Abend hingehen soll, ist gerade schon ein eigenartiges Gefühl. Noch immer ist die Uhrzeit einfach nur eine Zahl, um einen Zeitpunkt zu beschreiben, aber ohne zusätzliche Wertung. Im Zug schlägt die Wirkung sofort wieder um: Alles wirkt extrem geordnet und detailreich. Während vorher keine geraden Linien zu existieren schienen, besteht nun alles daraus. Selbst eigentliche Störungen der Ordnung, scheinen ins Bild zu passen. Die Gespräche der Menschen fallen mir viel stärker auf als sonst. Auch in der Stadt, wo Samstag um diese Uhrzeit noch genauso viel los ist, wie tagsüber, tritt dieser Effekt stark auf. Jedes aufgeschnappte Satzfragment erweckt das Interesse über den Zusammenhang. In meiner Wohnung angekommen, sehen wir uns noch einen Film (Maze Runner) an. Obwohl ich ihn schon einmal gesehen hatte, wirkte das Geschehen sehr real und intensiv. Danach fühlte ich mich wieder sehr normal und auch das Zeitgefühl war interessanterweise wieder vollkommen zurückgekehrt, obwohl ich es vorher schon für viel später hielt. Dennis spürte noch mehr von der Wirkung und sah komischerweise etwas verschwommen. Dann machte er sich auf den Heimweg und ich putzte Zähne, legte mich ins Bett, versuchte die letzten Stunden zu verarbeiten und schlief dann ein.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich fit und sehr motiviert. Keine negativen Nachwirkungen waren zu spüren.

Insgesamt ist meine Einschätzung, dass sich die psychoaktive Wirkung der Holzrosensamen nicht von der der Trichterwindensamen unterscheidet, auch wenn die beiden Tripberichte eventuell sehr unterschiedlich erscheinen. Zwar trat bei mir nur bei den Holzrosensamen eine so starke Übelkeit auf, dass ich mich übergeben musste, aber den meisten Tripberichten nach, ist das eher zufällig und man muss sich grundsätzlich beim Konsum LSA-haltiger Samen darauf einstellen. Persönlich fand ich die Wirkung sehr interessant, aber nicht explizit angenehm oder unangenehm (natürlich abgesehen von der durchaus sehr unangenehmen Übelkeit zu Beginn). Das Gefühl für die Realität ist jederzeit bewusst wieder zu erreichen, solange man gerade psychisch nicht besonders belastet wird. Bei einem Horrortrip ist ein starker Realitätsverlust mit stark verzerrtem subjektivem Empfinden sicher möglich und sogar wahrscheinlich. Vor allem die starke Umgebungsabhängigkeit der Wirkung (sowohl optisch, als auch psychisch) ist mir sehr stark aufgefallen.
Die Erinnerung an den Trip ist im Nachhinein praktisch vollkommen erhalten.

Insgesamt ähnlich zu psilocybinhaltigen Pilzen, mit den Hauptunterschieden:
Der Effekt des „Hyper-Priming“, also der Verknüpfung nicht direkt zusammengehöriger Gedanken, ist viel schwächer ausgeprägt.

Die Optischen Veränderungen empfinde ich als geometrischer, stark an Kristalle erinnernd. Die Fließbewegungen in der Optik sind praktisch identisch.

Gedanklich eher ein leeres Gefühl. Nicht so emotional tiefgreifend, wie bei Psilocybin, wobei das Wiedererleben alter Erinnerungen aber sehr ähnlich ist.

Wer einfach nur an einer psychedelischen Erfahrung im Allgemeinen interessiert ist, sollte meiner Meinung nach lieber auf Pilze zurückgreifen. Wie auch alle anderen Psychedelika, sollte man LSA definitiv nicht nehmen, wenn man dabei in irgendeiner Art und Weise produktiv sein soll. Man sollte vorher sichergehen, dass man nicht mit Menschen, auf die man normal wirken sollte, kommunizieren muss. Zwar ist das Verhalten nicht besonders auffällig, solange man entspannt ist, aber ein unruhiges Gefühlt wird definitiv zu großen Wortfindungsschwierigkeiten führen. Wie mit allen Drogen muss man auch mit LSA definitiv sehr vorsichtig sein und sollte die Wirkung nicht unterschätzen. Um einfach nur Spaß zu haben, ist sie allemal nicht geeignet. Als Vergleich zu anderen Drogen mit ähnlicher Pharmakologie aber durchaus interessant.