Tripbericht lesen

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Titel:Ecstasy: Frühlingstag an der Havel
Drogen:Ecstasy
Autor:zhogur
Datum:05.05.2016 17:22
Set:Ausgeglichen, neugierig, schöne Erlebnisse im Nacken und Urlaubsfeeling
Setting:Kleiner geschützter Sandstrand am Ufer eines breiten Flusses
Nützlichkeit:8,84 von 10 möglichen   (25 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Drogentechnisch bin ich kein Kind von Traurigkeit und besitze da wenig Berührungsängste. Habe einiges ausprobiert und gute wie schlechte Erfahrungen gemacht. Bis auf Kiffen und Alkohol war ich von keiner anderen Droge ein Hardcorekonsument und mittlerweile bin ich auch hier ruhiger geworden. Kiffen schlägt mir eh aufs Gemüt, hinterlässt mich introvertiert und voller Selbstzweifel, sofern ich es öfter als ein Mal hintereinander mache. Mittlerweile mache ich es fast gar nicht mehr. Und Alkohol beschränkt sich auf Parties und ein angelegentliches Glas Wein / Flasche Bier am Abend. Die Droge, die mich in meinem Leben aber am meisten faszinierte, war Ecstasy. Hatte sie als junger Erwachsener drei, vielleicht vier Mal ausprobiert. Das erste Mal mit meinen zwei besten Freunden Anfang der Neunziger nachts in einer Schrebergartenhütte. War das intensiv! Wir offenbarten unser Innerstes, verloren uns in unfassbar tiefschürfenden Gesprächen. Auf der Loveparade in Berlin hatte ich dann zum letzten Mal Ecstasy genommen, vor ziemlich genau 17 Jahren, also 2001. Habe da getanzt wie ein Teufel…

Immer mal wieder kreisten meine Gedanken seitdem um E. Und immer mal wieder wurden diese Gedanken so mächtig, dass ich den Drang verspürte, es noch einmal ausprobieren zu wollen. Aber das Leben ändert sich. Kontakte brechen weg, neue kommen hinzu, Interessen ändern sich, Zeit wird knapper, verstreicht immer schneller.
Doch eine neue – nebenbei auch drogeninteressierte - Freundschaft und die Möglichkeiten des Internets beendeten letzte Woche diese 17 jährige Pause. Ich besorgte 10 blaue Transformers, las ungelogen jeden auch nur halbwegs interessanten Bericht auf den 99 Seiten im Bereich „Ecstasy & Upper auf Amphetaminbasis“ hier im Forum. Las Tripberichte auf anderen Seiten im Netz, durchstöberte Pillenlisten, Informationen zu Wirkweisen, Tipps, Tricks, Dosierungsanleitungen und freute mich wie ein Kind auf die anstehende Erfahrung. War gespannt, wie sich das nach 17 Jahren Abstinenz anfühlen würde, mit 17 Jahren mehr Lebenserfahrung auf dem Buckel. Die Freundschaft, mit der ich den Trip begehen wollte, hatte noch keine Erfahrungen mit E. Aber weil diese Freundschaft nicht nur von großem Vertrauen geprägt ist, von Verständnis und Offenheit, konnte dieses Erlebnis eigentlich nur angenehm werden. Wir entschieden uns, die Pille draußen zu werfen. Die Wettervorhersage war gut und so brachen wir letzten Freitag, mittags mit unseren Rädern auf und suchten uns einen richtig schönen Platz am Ufer der Havel. Eine winzige, geschützte Bucht, Sandstrand, aufgewärmt von der Sonne. Sogar Muscheln lagen dort im Sand, und vor uns plätscherten die Wellen des breiten, ruhigen Flusses, während die Segelboote vorbeizogen, umgeben von Wald, durchflutet vom Licht des endlich angekommenen Frühlings. Zu Hause hatten wir noch schnell ein paar Grapefruits gegessen, sogar noch welche mitgenommen, jede Menge Apfelschorle eingepackt, Nüsse, Bananen, Decke, Kissen. Das Set war perfekt und das Setting trieb mir schon jetzt fast die Tränen in die Augen.
Zu den Pillen, die ich besorgt hatte, fand ich nur eine einzige aktuelle Information im Netz, aus Nordamerika. Ich gab nicht viel drauf, weil blaue Transformers immer wieder kursieren. Und andere Beschreibungen zu blauen Transformers waren zwar hin und wieder kritisch, jedoch zum einen zu alt, zum anderen sahen meine Pillen anders aus. Angegeben waren meine beim Verkäufer mit 140mg. Die Bewertungen waren allesamt gut. Also machte ich mir keinen Kopf um einen Fehlgriff. Doch rechnete ich mit eher weniger Wirkstoff, vorsichtig mit 120mg statt 140. Nahm mir vor, zwei Pillen zu nehmen. Eine initial, eine nach eineinhalb Stunden zum Nachlegen. Ich wiege 85kg bei sehr wenig Körperfett. So würde die Initialdosis ungefähr save sein und mich die zweite Pille vielleicht ein bisschen verschieben – was durchaus das Ziel war. Ich mag diesen Zustand. Mag es gerne ein bisschen härter. Der Freund, mit dem ich unterwegs war (ich nenne ihn der Einfachheit halber mal Tim, obwohl er anders heißt), wiegt 65kg bei ebenfalls wenig Körperfett. Er hatte sich vorgenommen, zunächst eine halbe Pille zu nehmen und später bei Bedarf etwas mehr.

Wir richteten uns dort am Ufer ein und kurz vor 14 Uhr spülten wir die erste Dosis hinunter, beide mit einem Grinsen im Gesicht und dem wohligen Gefühl angespannter, freudiger Erwartung. 10 Minuten später kam bei uns beiden dann der Hunger durch, denn wir hatten an diesem Tag nur gefrühstückt. Zwar ausgedehnt und gründlich, aber schon 5 Stunden her. Wir aßen ein leckeres Schafskäse-Spinat-Teil vom Bäcker und ich lehnte mich zurück. Schließlich legte ich mich flach auf die Decke, schloss meine Augen, genoss die Wärme der Sonne und den frischen Wind, der vom Wasser her zu uns wehte, das Rauschen der Wellen, den Sand unter meinen Händen, entspannte mich. Tim war auf eine positive Art unruhig. Sprang auf, ging umher, fragte:

„Merkst du was?“
„Nein.“
„Ich auch nicht.“
„Gar nichts?“
„Gar nichts.“
„Meinst du, da kommt noch was?“
„Na klar.“
„Ich merke aber nichts.“
„Entspann dich. Warte einfach ab. Das kommt noch.“

Tim setzt sich, steht sofort wieder auf, trinkt was, sieht sich um. Ich richte mich auf, stütze mich auf meine Ellenbogen, sehe aufs Wasser hinaus, frage mich, ob die Wellen lauter geworden sind, das Licht heller. Tim sieht mich an, fragt:

„Merkst du was?“
„Ich weiß es nicht.“
„Ich merk nichts. Muss mal ein bisschen rumgehen.“
„Mach das“, sage ich und sehe ihm hinterher, rufe „Aber geh nicht zu weit weg.“
„Bin gleich wieder da.“
„Ok.“

Ich sehe wieder aufs Wasser hinaus. Dann spüre ich zwei Dinge gleichzeitig: Zum einen dieses aufkommende, sanfte, elektrische Vibrieren in meinem Körper, dass sich aus meinem Bauch in meine Beine und in meine Arme ausbreitet, diese Leichtigkeit, die anflutet, sich ganz leicht kaltschweißig anfühlt, eine sanfte Betäubung, vollkommen angenehm ist. Zum anderen sehe ich diesen Mückenschwarm vor meinem Gesicht. Und während mich auf der Hinfahrt mit dem Fahrrad genau diese Mücken genervt haben, weil sie mir ständig in Augen, Mund und Nase geflogen sind, betrachte ich nun diesen Schwarm vor meinen Augen, betrachte die einzelnen Tiere dieses Schwarms im gleißenden Sonnenlicht, betrachte diese kleinen, harmonisch zusammenspielenden Wunder des Lebens, mit denen ich diesen wunderschönen Ort teilen darf. Ein tiefer Friede durchdringt mich. Ich liebe diese Mücken. Ich komme drauf.

Tim klettert aus dem Gebüsch.
„Merkst du was?“
Ich drehe mich zu ihm um, spüre bei der Bewegung meines Kopfes dieses schwer wahrzunehmende und noch schwerer zu beschreibende Flackern in meiner optischen Wahrnehmung. Geht irgendwie alles ein bisschen ruckelig. Muss grinsen.
„Ich glaube ja.“
„Echt?“, fragt Tim und lacht, „Du grinst auch so!“, sieht mich prüfend an.
„Ich kann nicht aufhören damit“, muss ebenfalls lachen, noch mehr grinsen.
„Ich merke nichts“, sagt Tim, geht ein paar Schritte am Ufer auf und ab.
„Setz dich“, sage ich.
„Ich muss noch stehen bleiben.“
Er geht am Ufer auf und ab, sieht sich um.
„Du merkst echt noch nichts?“, frage ich.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich zu wenig genommen. Vielleicht muss ich noch die andere halbe nehmen.“
„Warte noch ein bisschen“, sage ich, beobachte ihn.
„Ich merke nichts“, sagt er mehr zu sich selbst. Dreht sich um, sieht sich um, flüstert „Doch, ich merke was“, sieht mich unvermittelt grinsend an, lacht, ruft „Ich merke was!“, lacht, sieht sich wieder um, grinst, lacht, ruft „Alter ist das krass!“, läuft umher, sieht mich an, sieht sich um, „Alter! Alles ist so leicht!“, lacht, „Du musst mal aufstehen!“, fordert er mich auf.
Doch ich will nicht, kämpfe mit meinem neuen Körpergefühl, das mich heftig überrennt, schließe die Augen, spüre die Sonne und den Wind im Gesicht, atme tief ein und aus, tief ein und aus, flüster:
„Ich muss erstmal sitzen bleiben.“
„So schlimm?“
„Nein. Ist der Hammer. Will nur keinen Bewegungsflash bekommen. Weiß auch gar nicht, ob ich aufstehen kann oder will. Ist gerade so geil, hier zu sitzen.“
Ich mach die Augen auf, betrachte den Silberglanz, der über allem liegt, die Reflexionen der Sonne auf dem Wasser, die weißen Segel der Boote, das frische Grün des Waldes.
„Setz dich“, flüster ich und Tim setzt sich neben mich.
„Die Mücken!“, ruft er, und zeigt auf den dichten Schwarm über unseren Köpfen.
„Geil, oder?“, sage ich.
Wir lachen, Tim sieht mich an:
„Eben haben wir uns noch über diese Scheißmücken aufgeregt …“
„Krasse Droge, oder?“, frage ich.
„Alles ist so seltsam“, antwortet er.

Viel zu früh beschließen wir nachzulegen. Ich nehme eine ganze Pille, Tim seine zweite Hälfte. Wir legen uns hin, sehen uns an.
„Ich fühle mich dir so nah“, sagt er, „habe mich dir noch nie so nah gefühlt.“
„Das geht mir genauso.“
„Wenn ich dich ansehe, habe ich das Gefühl, dass ich dich noch nie richtig angesehen habe.“
„Lust zu kuscheln?“, frage ich.
„Ja.“
Wir legen uns hin und ich nehme Tim fest in meine Arme. Beginne ihn zu streicheln, nehme seine Hand, halte sie fest, spiele mit seinen Fingern, rieche an seinem Haar, das so unglaublich weich ist. Wir reden über uns, unsere Freundschaft, über andere Freundschaften, stellen fest, wie falsch unsere Reaktionen oftmals sind, wie egoistisch, gemein. Wie ängstlich wir sind, anderen zu nahe zu kommen. Dabei sitzen wir doch alle im selben Boot, kämpfen mit diesem Leben, das man uns gab. Jeder auf seine Weise. Ich liebe die Menschen, jeden einzelnen. Ich liebe das Leben, wir halten uns fest. Dann will ich wieder nachlegen, streichel Tim über die Stirn, richte mich auf, schaue auf die Uhr, bin entsetzt.
„Es ist gleich halb sechs!“, entfährt es mir.
„Was?“
Tim schaut mich ungläubig an.
„Das kann doch nicht sein!“, sagt er und ich nicke.

Wo ist die Zeit geblieben? Wir hatten uns doch eben erst hingelegt!

Ich werfe die nächste Pille und im Rausch alle guten (Dosierungs-)Vorsätze über Bord. Tim nimmt noch eine halbe. Wir stehen kurz auf. Ich genieße das befremdliche Gefühl zu stehen, das eigenartige Gefühl welches ich habe, wenn ich gehe, diese Leichtigkeit, diese sanfte Kälte in mir, die sich angenehm anfühlt, das Vibrieren in meinen Muskeln, dieses Im-Körper-Sein aber auch wieder gar nicht Im-Körper-Sein. Losgelöst von allem. Ich schaue aufs Wasser, bin fasziniert vom Sonnenstand. Eben stand sie noch hoch am Himmel, jetzt neigt sie sich dem Wald auf der anderen Uferseite entgegen. Wo ist die Zeit geblieben?

Wir legen uns wieder hin. Ich nehme Tim fest in den Arm, rieche an seinem Nacken, wir reden. Ich sehe an ihm vorbei in den Wald. Sehe dort ein weißes Hochhaus hinter den Bäumen stehen. Tim sieht es auch. Wir wissen aber beide, dass da kein Hochhaus steht. Später sehe ich die Welt auf dem Kopf. Der Himmel wird zur Schneefläche, aus der die Bäume herausragen. Ich sehe jede kleine Vertiefung im Schnee. Es sieht wunderschön aus. Irgendwann – ich weiß nicht wann – legen wir noch einmal nach. Wieder nehme ich eine ganze, Tim eine halbe. Irgendwann – ich weiß nicht wann – wird Tim kalt. Ich gebe ihm meine Jacke, hole seine vom Fahrrad, decke ihm damit die Beine zu, halte ihn fest, ertappe mich dabei, dass ich hin und wieder die Zähne aufeinanderbeiße. Wir reden. Kehren unser Innerstes nach außen, sehen alles anders als zuvor, spüren, dass wir dabei recht haben. Spüren, dass uns die Droge nicht den Geist vernebelt, sondern nur Türen aufstößt die geschlossen waren. Das was wir fühlen, war schon immer in uns, das wissen wir, das weiß ich heute noch. Die Türen sind immer noch auf.

Wir müssen pinkeln. Bemerken, wie dunkel es geworden ist. Die Sonne ist untergegangen, der Himmel im Westen leuchtet orange und violett, das Wasser vor uns schimmert graublau, der Wind hat nachgelassen, die Wellen sind flacher geworden, ich schaue auf die Uhr. Es ist kurz nach neun.
Wo ist die Zeit geblieben?
Mühsam stehen wir auf. Ich kann kaum laufen. Wie ein Betrunkener torkel ich in den Wald. Brauche endlos, bis ich pissen kann. Der Urin brennt in meiner Harnröhre. Mir ist elend, muss permanent rülpsen, denke, dass ich gleich kotzen muss. Aber im Kopf ist alles ok. Fühlt sich sogar gut an. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass hin und wieder jemand die Welt packt und sie mit einem Ruck ein Stück zur Seite schiebt.
„Wollen wir los?“, fragt Tim.
„Ich kann noch nicht“, antworte ich.
Wir lachen, reden darüber, wie wir uns gerade fühlen, wie elend es uns geht, aber das es nicht schlimm ist. Tim fängt wieder an zu frieren an, diesmal so stark, dass ich Angst bekomme. Blass und zitternd steht er vor mir. Wir legen uns wieder hin, ich decke ihn zu, halte ihn fest, wärme ihn, bis es ihm besser geht. Noch halb drauf beginnen wir darüber zu reden, was wir die letzten Stunden erlebt haben, wie gut es war, wie wichtig für uns. Wir wussten, dass eine Veränderung stattgefunden hatte. Unsere Freundschaft hatte sich verändert, unsere Sicht auf andere Freundschaften hatte sich verändert, das Gefühl für andere Menschen hatte sich verändert. Und heute, 6 Tage später, wo ich hier sitze und diesen Bericht schreibe, weiß ich, dass diese Veränderungen teilweise dauerhaft sein werden. Ich hoffe, bete, flehe, dass es so ist. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich ein besserer Mensch geworden bin. Offener.

Um kurz nach 22 Uhr packten wir unsere Sachen. Das Problem unserer Fahrt zurück ging ich entspannt an, denn wir mussten 12 Kilometer mit dem Rad fahren – und zwei Drittel davon durch den tiefsten, stockdunklen Wald. Nur Tims Fahrrad hatte vorne ein funktionierendes Licht, unsere einzige Lampe. Notfalls würde ich den ganzen Weg zurück schieben, dachte ich, und es war mir wirklich egal, kämpfte mit meiner abhanden gekommenen Körperkoordination, mit der latenten Übelkeit, der Rülpserei und den zunehmenden Optiken. Als wir die Räder durchs Gestrüpp auf den Weg geschoben hatten, versuchte ich zu fahren, kam jedoch keinen Meter weit. Es gelang mir weder, beide Füße vom Boden zu nehmen, noch einen kurzen Moment geradeaus zu fahren. So schob ich mein Rad und Tim fuhr langsam neben mir her. Fasziniert nahm ich die Menschen wahr, die hin und wieder abseits des Weges im Wald standen (und natürlich nicht da waren), die großen Felsen, die vor uns auf dem Weg lagen (und letztlich nur trockenes Laub waren), der große Anhänger, der mitten im Wald stand (?). Irgendwann kreuzte sogar eine Bauersfrau mit einem kleinen Handwagen und ihrem Mann unseren Weg und ich musste lachen. Denn auch das hatte mir meine Wahrnehmung nur vorgegaukelt. Nach einer guten Stunde und einem Drittel der Strecke wurden die Waldwege breiter, ebener, und ich stieg aufs Rad, fuhr Tim langsam hinterher. Um mich vom Fahren abzulenken – denn immer wenn ich mich zu sehr darauf konzentrierte, kam ich vom Weg ab – begann ich lauthals zu singen. Das klappte hervorragend. So fuhr ich singend aus voller Brust mit Tim nach Hause.
Dort angekommen schaute ich in den Spiegel. Meine Pupillen waren noch immer groß und ich sah wirklich (!) fertig aus. Ich versuchte zu pinkeln, was mir irgendwann auch gelang. Mein Urin war dunkel-orange. Ein Zeichen, dass ich in den vergangenen Stunden viel zu wenig getrunken hatte. Nur 1,5 Liter Apfelschorle in der ganzen Zeit, die wir außer Haus waren. Ich hatte meinen Vorsatz mehr zu trinken genauso wenig befolgt, wie den Vorsatz, nur zwei Pillen zu nehmen. Wir kochten Tee, aßen Jogurt und Obst, besprachen unsere Eindrücke, saßen zwei Stunden in der Küche. Dann rauchten wir einen Joint und legten uns schlafen. Einen kurzen Moment kreisten meine Gedanken, doch keinen einzigen konnte ich festhalten, ließ sie schließlich wie einen Film vorüberziehen, schlief ein, erwachte 7 Stunden später und fühlte mich überraschend fit. Das Gefühl der Übelkeit war verschwunden und ich war gut gelaunt, kochte Kaffee. Auch Tim stand auf. Grinsend sahen wir uns in der Küche an. Nahmen uns in den Arm, drückten uns, lange. Tim hatte leichte Kopfschmerzen, aber ansonsten ging es auch ihm gut. Wir waren uns beide im Klaren darüber, dass uns der gestrige Tag verändert hatte und die folgenden Tage arbeiteten wir unseren Trip gemeinsam auf. Ich versuche immer noch zu erfassen und zu verarbeiten, was ich an diesem Tag erlebt und gefühlt habe. Und ich nehme dieses Erlebnis viel bewusster wahr, als meine früheren Erfahrungen mit MDMA. Meine 17 zusätzlichen Jahre Lebenserfahrung konnte ich mitnehmen in den Trip, konnte fasziniert dabei zusehen, was der Trip damit machte, und was ich mit diesem Trip machte. Dieser Tag an der Havel war rückblickend eine wichtige Erfahrung für mich. Ich habe mit Tim die letzten Tage noch ein paar Mal gekuschelt und wir werden das auch so weitermachen. Who cares? Fühlt sich doch gut an! Ich werde mit anderen Menschen jetzt viel mehr Dinge machen, die sich gut anfühlen.

Die körperlichen Folgen dieses Rausches hielten sich in Grenzen. Gleich danach war diese Übelkeit, die anfangs unangenehm war, aber nie übermächtig wurde. Insgesamt vier Stunden dauerte dieses Unwohlsein an. Die Optiken habe ich genossen. Die zerschossene Körperkoordination war mir egal. Am nächsten Tag war ich nur ganz leicht erschöpft, was eher körperlicher Natur war. Ansonsten ging es mir ausgesprochen gut. Am Montag darauf (also 72 Stunden nach dem Trip), spürte ich eine latente Weinerlichkeit. Nicht aus einer Traurigkeit heraus, sondern schöne Erinnerungen, schöne Erlebnisse trieben mir das Wasser aus den Augen. Ich musste am Montag ein paar Mal weinen. Weinen, weil es mir so gut ging, weil ich mich freute. Das ging Tim genauso. Auch am Dienstag wurde ich ein paar Mal von diesen Gefühlen übermannt. Ich hatte an diesem Tag meine Rückreise in die Heimat angetreten. Als ich im Flieger saß und wir starteten, stand mir noch einmal richtig das Wasser in den Augen. In meiner Woche in Berlin waren noch andere Dinge passiert, die sehr, sehr positiv für mich waren und ich war überwältigt und dankbar, als ich im Flugzeug saß und wir abhoben. Ich weinte also nicht, weil ich deprimiert war, sondern weil das Leben so gut zu mir gewesen ist, ich durch und durch glücklich war. Ab dem Mittwoch sind diese emotionalen Ausbrüche dann beinahe verschwunden. Hin und wieder im Anflug noch vorhanden. Auch beim Schreiben dieses Berichtes huschten sie über mich hinweg. Ich hoffe, das bleibt so.
Das gefällt mir.

Was ich (hoffentlich) gelernt habe:
Während dem Rausch mehr trinken. Ich habe zwei Tage gebraucht, um meinen Wasserhaushalt wieder auf ein normales Level zu bringen. Und zum nächsten Trip werde ich nur so viele Pillen mitnehmen, wie ich mir im Vorfeld überlege nehmen zu wollen. Denn von den 4 die ich nahm, waren 2 vollkommen unnötig. Aber die Gier …

Lieben Gruß in die Runde!
z.