Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:1P-LSD: Abtauchen in die Matrix
Drogen:Research Chemical
Autor:Lil Vee
Datum:13.06.2016 21:25
Set:Entspannt und voller Erwartungen
Setting:Allein im abgedunkelten Zimmer
Nützlichkeit:8,00 von 10 möglichen   (16 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorwort:
Ich habe schon einige Erfahrungen mit Psychedelika sammeln können, unter anderem LSD, Psilocin, DMT, 2-CB, etc, doch 1P-LSD war mir bis dahin noch relativ unbekannt. Außer wenige Erfahrungswerte aus Berichten wusste ich nichts über die Substanz und entschloss mich schließlich, es selbst auszuprobieren, als ich nun die Möglichkeit bekam.
Ich ging jedoch mit der falschen Erwartungshaltung heran, die Ähnlichkeiten zu LSD wären sehr hoch, doch ich wurde eines besseren belehrt und durchlebte eine tiefe Erfahrung auf dem Grund meines Bewusstseins.

Ich fühlte mich oft dissoziiert, fast schon psychotisch. Der Bericht soll das auch widerspiegeln.


Dosis: 100 ug (hohe Empfindlichkeit gegenüber LSD und anderen Psychedelika)
Set: Entspannte und zugleich erwartungsvolle Haltung
Setting: Allein am Abend in meinem Zimmer, etwas abgedunkelt mit bläulichen Stimmungslicht
und entspannt auf der Matratze liegend. Teilweise am Laptop.

Um die Atmosphäre hier besser vermitteln zu können, habe ich folgende Musik ausgewählt, welche auch im Hintergrund lief.
https://www.youtube.com/watch?v=HQ1SKpF9JXM


Die Erfahrung: Abtauchen in die Matrix

Es war 19 Uhr und ich beschloss die Pappe zu mir zu nehmen. Bereits nach 20 Minuten bemerkte ich eines Veränderung meines Körpergefühls, es war ein leichtes Gefühl von Anspannung und Energie.
Kurz darauf kam ein Gefühl der Schwere hinzu, ich entschied mich dazu, mich hinzulege. Ich blieb aufgrund des stärker werdenden Bodyloads auch eine ganze Weile liegen. Ich fühlte mich schwer wie ein Stein, doch irgendwie glücklich und "geladen". Bewegungen waren undenkbar. Ich musste mehrmals hysterisch lachen, ich wusste nicht warum. Es kam einfach über mich und verfiel diesem Gefühl von seelischer Unbeschwertheit schließlich vollkommen. Das "Energiegefühl" wurde jedoch zunehmend bedrückend, fast unangenehm. Ich versuchte zu entspannen, doch merkte wie sich mein Körper zunehmend anspannte. Mir wurde warm und mein Kopf dröhnte ein wenig.


Über den Wellen

Das "Geladenheitsgefühl" wurde immer intensiver, ich gab mich diesem hin und wusste nicht wie mir geschah. Ich konnte mich langsam wieder hinsetzen, griff zum Laptop und schrieb mit ein paar Freunden, als mich schließlich die halluzinogene Wirkung einnahm.
Wellen breiteten sich über den Bildschirm, viele kleine Wellen. Ich verfolgte sie, doch sie hörten nicht am Bildschirm auf. Sie flossen über diesen hinweg. Alles um mich herum war wellenartig. Gleichzeitig sah ich Schlieren in der Luft, wie Geister schlichen sie in meinem Zimmer herum und formten sich zu Silouetten. Die Kontraste wurden tiefer, die Farben intensiver, die Kanten verwanden. Es bildeten sich unendlich viele Nachbilder in jeweils verschiedenen neonfarben allens, was ich betrachtete. Auch meines bewegenden Körpers. Doch es wirkte nicht fremd, sondern vertraut.

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Ich beschäftigte mich eine Weile mit meinem Laptop. Ich traute meinen Augen kaum. Er wurde unendlich tief, unendlich weit, und wurde eins mit der "äußeren" Welt, als könnte ich in ihn hinein und wieder raus. Die verschiedenen Fenster und Bilder wurden räumlich, es wurde zu einer eigenen Welt und ich konnte in sie hinein. Ich verlor mich in den Bildern und wusste nicht wie mir geschah.
Ich bemerkte eine Veränderung meines Denkens, Gedanken spalteten sich, Assoziationen zu jedem meiner Gedanken und Gefühle wurden deutlich, ich konnte sie fühlen und sie sein.

Als wäre ich ein Teil von ihnen. Doch ich verlor die Möglichkeit der Reflexion. Ich wusste nicht mehr, wo ich war. War ich im Computer? War ich in meinem Zimmer? Ich hatte das Gefühl, gleichzeitig in meinem Zimmer und dem Nachbarzimmer zu sein. Der Raum war aufgehoben. Doch es schien egal, alles war eins und ich schien Teil dessen zu sein. Ich spürte keine Euphorie mehr, aber auch keine anderen Gefühle. Es war still. Ich hörte in der Weite die Musik, auch sie schien zu verschwimmen. Alles war eins, verfloss ineinander - alles was ich warhnahm, aber auch meine Gedanken und Gefühle, Erinnerungen...


Abtauchen ins Bewusstsein

Die Wellen wichen neongrünen und -lilanen Strichen, Quadraten in perfekter Symmetrie. Hologrammartige Muster erschienen in meinem Zimmer, sich auf verschiedene Ebenen schichten und unendliche Abbilder ergeben, eingefärbt in neonartige Farben. Figuren erschienen in den perfekten Mustern, später Tiere. Doch sie bewegten sich nicht, sondern waren starr. Alles schein starr und kalt. In den Hologrammen ergaben sich durchlässige Wände, schließlich neue Räume. Als wäre ich in einem riesigen Palast aus Hologrammen. Nun erschienen auch überall Augen, die auf mich schauten. Überall erkannte ich Gesichter und Muster, Wände.

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Ich legte mich wieder hin, schloss die Augen und versuchte zu genießen. Doch es gab keinen Unterschied zwischen geschlossenen und offenen Augen. Alles war eins. Alles war ineinander und schien zusammen zu gehören. Doch all dem konnte ich einfach keine Emotion entgegenbringen. Ich konnte nur Teil dessen sein.
Ich versuchte die (Pseudo)Halluzinationen zu beeinflussen und stellte mir verschiedene Situationen vor, sie waren plötzlich direkt vor mir und ich war mitten drin. Doch ich schien dissoziiert, weit entfernt. Auch mein Zimmer schien ich nur noch aus weiter Ferne wahrzunehmen.



Ursprung der Matrix

Dieser Teil der Erfahrung ähnelte im Nachinein betrachtet stark einer meiner Erfahrungen auf DMT. Die halluzinogene Wirkung schien stärker zu werden, immer mehr Muster kamen auf und der Bodyload wurde wieder intensiver. Plötzlich löste sich alles um mich herum auf. Es war nicht nur eins, diese Einheit schien sich in unendlich viele Teile des Selbst aufzuspalten und wieder hintereinanderzureihen. Ich konnte die Musik nicht mehr hören. Wo war ich? Ich landete in einem unendlichen schwarzen Raum aus nichts. Es war still. Eine Stille, wie ich sie noch nie zuvor erfahren hatte. Ich sah meinen Körper in unendlichen vielen bunten Abbildern, fühlte alles in mir, jeden Gedanken und jede Assoziation, jede Erinnerung. Doch ich fühlte mich nicht allein. ich fühlte mich verbunden mit allem. Mit der Vergangenheit, Zukunft, Gegenwart, Menschen, Tieren, allem.
Alle Grenzen, die ich je in meinem Leben erfahren habe, warum aufgelöst. Ich war im Nichts, und doch in allem. Ich schien im innersten meines Bewusstseins angelangt zu sein. Im innersten der Matrix meiner Welt und meines Ichs.

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Teil des psychedelischen Universums

Ich versuchte nachzudenken: Wo war ich und was war dies für ein Zustand? Doch es ging nicht, ich konnte nur diesen Zustand sein und ihn akzeptieren. Ich konnte alles sein, was ich je war und jeder Gedanke sein, der ich je war, aber ihn nicht ausführen oder reflektieren.
Doch ich schien den Ursprung meiner persönlichen Schöpfung zu sehen und eins mit ihm zu sein.
Die Kälte wich einer unfassbar intensiven Wärme und einem Gefühl von Liebe. Ich war scheinbar Teil des psychedelischen Universums geworden.

„Die höchste Stufe des Sehens, der Beziehung ganz allgemein zu einem Objekt und zur Aussenwelt überhaupt, ist dann erreicht, wenn die Grenze zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Betrachter und Betrachtetem, zwischen mir und der Aussenwelt bewusstseinsmäßig aufgehoben ist, wenn ich mit der Welt und ihrem geistigen Urgrund eins geworden bin. Das ist der Zustand der Liebe. Die höchste Stufe des Sehens ist Liebe. Umgekehrt kann Liebe definiert werden als die höchste Stufe des Sehens.“
―Albert Hofmann

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Auftauchen - aber wohin?

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Der Peak und das Gefühl von "Allem und Nichts" hielt noch eine ganze Weile an. Langsam konnte ich mich ein wenig entspannen, doch schien ich sehr verwirrt, fast schon psychotisch. Gedanken rissen noch immer ab. Ich konnte noch immer "alles meiner Selbst sein" - doch keine Empfindungen diesem entgegenbringen. Es einfach sein und durchleben. Wer war ich? Wer bin ich und was werde ich jemals sein?

Sehr Abrupt ließen die extremen optischen Effekte nach. Diese "Welt" schien nach und nach zu verblassen - sowie das Gefühl von Verwirrtheit.


Afterglow

Ich bekam leider Kiefer- und Kopfschmerzen und fühlte mich noch immer etwas verwirrt.
Was war da gerade passiert? Den Gedanken konnte ich noch immer nicht weiter ausführen.
Je mehr die Effekte langsam abklungen, je klarer und besser fühlte ich mich.
Ich fühlte wieder mich und meinen Körper, die Grenzen kamen zurück, still und vollkommen selbstverständlich. Ich wurde entspannter und konnte mich nun auch wieder durch den Raum bewegen und noch ein wenig die Muster an der Tapete bestaunen und sie durch den Raum verfolgen.


Nachwort
"Der schöpferische Akt ist ein Auswerfen des Netzes der menschlichen Vorstellungskraft in den Ozean des Chaos', dem wir ausgesetzt sind und der Versuch, aus ihm Ideen zu schöpfen.
Es ist die nächtliche Seereise, auf der der einsame Fischer auf einem tropischen Meer seine Netze auswirfen - manchmal zerreisst sie etwas, so daß sie in Fetzen zurückbleiben und Du ruderst einfach zurück an die Küste, setzt Dich ans Bett und betest.
Zu anderen Zeiten, ist das was hindurchschlüpft die Kleinigkeiten, die Elritzen dieser ichthyologischen Metapher Idee hinterherzujagen.
Aber manchmal kann man tatsächlich etwas mit nach Hause bringen, etwas das Essen ist, Nahrung für die menschliche Gemeinschaft, etwas das uns versorgen kann und voranschreiten lässt." - Terence McKenna

Nicht jeder Trip führt zwangsweise zu einer tiefen Erkenntnis meiner Selbst, das hatte ich nun begriffen. Ich hatte Einblicke in eine von mir selbst konstruierte Welt, die mir bisher nicht zugänglich war, bekommen. Ich war sehr dankbar für diese Erfahrung, auch wenn sie mich ein wenig in ihrer Intensität "überrannte". Dennoch war das Einheitsgefühl und Schönheit der Muster überwältigend.
Leider war mir der Bodyload insgesamt zu intensiv, vielleicht wäre eine geringere Dosis angebrachter gewesen. Daraus kann ich jedoch nur lernen. Der Trip dauerte etwa 10 Stunden, davon 2-3 beim Hochkommen, der Peak etwa eine halbe bis Stunde.


Nachwirkungen

Ich war sehr müde, fühlte mich erschöpft und konnte dementsprechend sehr gut einschlafen. Ich träumte intensiv. Am nächsten Tag hatte ich Nachwirkungen in Form von Kopf- und Kieferschmerzen. Jedoch keine psychischen Effekte.

Vergleich mit anderen Substanzen
Ich hatte oft den Vergleich zu LSD gelesen, welchen ich jedoch (zumindest an diesem Trip betrachtet) nicht wirklich nachvollziehen kann. Sowohl die Wirkungskurve, der Verlauf und die Wirkung als solche in ihrer Intensität und Ausprägung der halluzinogenen Wirkung, waren zwar in gewissen Komponenten ähnlich, dennoch an sich sehr unterschiedlich. An sich war die psychotische und dissoziative Komponente sehr ausgeprägt, ohne diese Erfahrung pauschalisieren zu wollen.

Danke fürs Lesen :)