Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Als hätte man Glitzer auf ein Stück Scheiße geschmissen (1p-LSD)
Drogen:Research Chemical
Autor:PlasmaZombie
Datum:11.09.2016 12:05
Set:aufgeregt, neugierig, angeheitert
Setting:Wohnung (ruhig, hell) / Stadt (laut, Zwielicht)
Nützlichkeit:6,43 von 10 möglichen   (21 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Es war meine allererste psychedelische Reise mit einer Pappe (100µg) 1p-LSD. Ich bin 161cm groß und wiege 54kg. Genommen habe ich die Pappe um 18:00. Mein Freund war mein Trip-Sitter, der Speed konsumiert hat, um mit mir so lange wach sein zu können.

Nach ca. 1 Stunde kamen die ersten Effekte, während wir in der Wohnung waren und in gechillter Atmosphäre warteten. Das allererste Anzeichen, was mir am krassesten auffiel, waren die andauernden Lachflashes, die ich wegen Kleinigkeiten bekam. Auf die anfängliche Zeit will ich aber nicht im Detail eingehen, da das nicht Kern meines Trips war.


-- ca. 22:00 --
Aufgrund der Euphorie und dem Bewegungsdrang kam ich auf die glorreiche Idee rauszugehen. Mein Freund packte in der Zwischenzeit alles Nötige in seinen Rucksack und ich ging ins Schlafzimmer, um mir was Gemütliches zum Anziehen zu suchen. Beim Anblick meines Spiegelbildes erschrak ich kurz und kam mir selbst überaus fremd vor. Mein Körper morphte vor sich hin. Besonders mein Hals und meine langen Nägel sahen irgendwie beängstigend aus. Hastig löste ich mich von diesem Anblick und suchte mir eine weite Stoffhose, ein Top und eine dünne Jacke heraus. Merkwürdigerweise hatte ich kaum Probleme beim Anziehen. Es fühlte sich an, als wären die Bewegungen automatisiert. Auch das Anziehen der Schuhe bereitete mir überhaupt keine Probleme.
Als wir dann die Wohnung verließen und in den Hausflur gingen, wirkten die Treppen unendlich lang. Das Runtergehen (wir wohnen im 4. Stockwerk) fühlte sich an, als würde ich langsam auf die Erde gleiten. Ich musste mein ständiges Kichern unterdrücken, weil ich glaubte, die Nachbarn würden sonst wissen, was ich genommen habe :'D

Draußen angekommen fand ich die Dunkelheit sehr angenehm. Mein Freund führte uns den Weg entlang und ich hielt mich an seiner Hand fest. Das Händchenhalten war für die gesamte Reise quasi mein "Safe Point", denn so konnte ich mich in Ruhe auf die optische Reizüberflutung einlassen ohne dabei verloren zu gehen.
Auf der anderen Straßenseite gab es irgendein Straßenfest. Der Geruch von Süßigkeiten zog herüber und erinnerte mich entfernt an den Hamburger Dom. Ich fühlte mich wieder wie ein Kind und kicherte durchgehend. Als wir dann nach einer gefühlten Stunde erst beim Bahnhof ankamen, wurde mir erst klar, wie kaputt mein Zeitgefühl mittlerweile war (normalerweise braucht man nur 15 Minuten von der Wohnung zum Bahnhof). Ich versuchte ständig meinem Freund mitzuteilen, wie ich fühlte und was ich sah, aber es war unglaublich schwierig. Einerseits fehlten mir die passenden Worte und andererseits wurde ich immer wieder von äußeren Reizen abgelenkt, sodass ich ständig meinen Satz neu anfing und am Ende doch den Faden verlor.

Ich fand es faszinierend, wie bestimmte Läden, an denen wir vorbei liefen, meine ganze Umgebung beeinflussten. Der Friseursalon mit den grellleuchtenden bunten Reklameschildern ließ mich kurz nach Las Vegas reisen. Die Dönerbude mit den Bierbänken davor wirkte irgendwie schäbig. Die Apotheke im hellen Weiß war so steril wie ein Krankenhaus. Die Eindrücke ließen meine Gedanken in Höchstgeschwindigkeit laufen und ich versuchte mir alles zu merken, was möglich war. Gar nicht so einfach, wenn einem ständig wieder etwas Neues auffällt ;)
Je näher wir zum Zentrum der Stadt kamen, desto voller wurden die Straßen. Die Menschen, die an uns vorbeigingen, hatten verzerrte Gesichter und wirkten alle gestresst, traurig oder verwirrt. Die Geräusche der Umgebung kamen mir die ganze Zeit weit entfernt vor. Nur manchmal wurde ein bestimmtes Geräusch unnormal lauter. Das Rattern der Straßenbahn klang wie eine Abrissbirne, die ein Gebäude zerschlug. Die Sirene des Krankenwagens wurde zum Warnsignal für eine Atomexplosion. Aber in keinem Augenblick hatte ich Angst, sondern ich fühlte mich wie in einem Film, durch den ich lief.
Als wir die Schönhauser Allee erreichten, kamen wir an einigen Obdachlosen und Betrunkenen vorbei und auch die ganze Umgebung wirkte dreckig und überfüllt. In diesem Moment versuchte ich meinem Freund diesen Eindruck zu erklären und meinte: "Ich erlebe Berlin gerade so: Als hätte man Glitzer auf ein Stück Scheiße geschmissen." Denn trotz der eher negativen Elemente leuchtete alles in grellen, fröhlichen Farben und wirkte auf bizarre Art und Weise schön.

Während meines gesamten Trips hatte ich das Gefühl, als ob der Boden immerzu nass ist. Vielleicht lag es an dem reflektierenden Licht oder dem Geräusch der Wasserflasche im Rucksack meines Freundes, dass ich neben mir öfters hörte :'D
Panik hatte ich in keinem Moment gehabt, aber ich muss zugeben, dass es einige Situationen gab, die mir etwas Angst bereiteten. So wurde ich sichtlich nervös, als ich langsam merkte, dass ich unterwegs auf Klo musste und dummerweise weit und breit keine City-Toilette war. Mein Freund suchte also eine ruhige Seitenstraße und ich hockte mich hin. Pissen, wenn man voll im Trip ist, ist echt komisch und fühlt sich total fremd an *g*
Zwischendurch gingen wir auch in zwei Spätis, weil ich total Lust auf etwas zu Essen hatte. Süßigkeiten schmeckten unglaublich, auch wenn sich die Riegel in den Fingern fremd anfühlten und ich das Gefühl hatte, dass sie sich sofort auflösten, wenn ich sie anfasse :D

Nach 3 Stunden machten wir uns dann wieder auf den Weg nach Hause. Dort angekommen war ich körperlich total ausgelaugt und wollte mich nur noch hinlegen. Weil aber an Schlafen überhaupt nicht zu denken war, setzte ich mich mit Kopfhörern auf den Boden, legte eine Decke um mich und beobachtete stundenlang meine Lavalampe. In dieser Zeit wollte ich einfach nur allein sein, weswegen mein Freund ruhigen Gewissens schon schlafen gehen konnte.








Alles in allem kann ich sagen, dass es ein atemberaubendes, teilweise überforderndes Erlebnis war. Ich bin aber froh diese Erfahrung gemacht zu haben :)
Ich habe vor dem Konsum mit dem Gedanken gespielt die Droge auszuprobieren und dann eventuell irgendwann in einem Club zu nutzen, aber darauf werde ich wohl noch warten... Während meines Trips war ich teilweise ganz schön desillusioniert und das könnte in einem überfüllten Club ziemlich schief gehen, wenn ich keinen Trip-Sitter habe :'D