Tripbericht lesen

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Titel:100 mcg 1P-LSD. Über- und unterschätzt zugleich?!
Drogen:LSD
Autor:Gemini
Datum:15.09.2016 21:57
Set:Freier Kopf, keine nennenswerten Alltagsprobleme, Gute Laune, ziemlich aufgeregt, erwartungsvoll
Setting:Grüne Wiese, geniales Wetter, etwa 100 Meter von Wohnhäusern entfernt
Nützlichkeit:7,85 von 10 möglichen   (20 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Ich habe vor einigen Wochen zum ersten mal 1P-LSD konsumiert. 100mcg.
Zuvor hatte ich noch keinerlei psychedelische Erfahrungen gemacht, habe mich lediglich lange über LSD informiert.

Was soll ich sagen... Ich habe (1P-)LSD zumindest bei einer Dosierung von 100mcg sowohl über-als auch unterschätzt biggrin

Ich befand mich mit meiner Partnerin (folgend T genannt) und einer Bekannten (folgend R genannt) von uns auf einer größeren grünen Wiese, auf der auch unser "Party-Wohnwagen" (ein alter Wohnwagen aus den 70ern, den wir kauften und zu einer Art Bar umrüsteten) steht. Der Wohnwagen ist mit ziemlich guten Boxen ausgestattet mit schön klarem Sound, was mir für diese Erfahrung wichtig war.

T und R nahmen nichts, waren quasi als Tripsitter tätig.

Um 16:40 Uhr, ca. 2-3 Stunden nach meiner letzten Mahlzeit, legte ich mir eine 100mcg-Pappe 1P-LSD unter die Zunge. Wonach sie denn schmecke, wurde ich gefragt. Nach nichts. Papier eben. lol
Um 17:00 Uhr schluckte ich sie runter.
Die Wirkung trat gefühlt etwa 20 Minuten nach Herunterschlucken der Pappe ein.
So. Und ab hier kann ich abgesehen von den festen Uhrzeiten, die ich noch im Kopf habe, beim besten Willen keine genauen Zeitangaben machen.


Was ich zunächst mal sehr gut fand: Die Wirkung trat bei mir wirklich schön langsam, vorsichtig, kontinuierlich ein. Keine schlagartige Überforderung beim comeup, wie es bei meiner ersten MDMA-Erfahrung der Fall war. Nein. Schön ruhig und gleichmäßig.

Ich bemerkte, dass ich mich immer weniger für die Gespräche zwischen T und R interessierte, und irgendwann gar nicht mehr zuhörte. Zwischendurch die übliche Frage, die ich mir jedes mal beim Substanzenkonsum stelle: Spüre ich schon was? Ist das schon die Wirkung? Oder bilde ich mir das jetzt ein?
Finde diese Placebo-Effekt-oder-nicht-Phase aber immer ziemlich witzig. Denn man weiß genau: Irgendwann ist der Punkt da, wo man sich sicher ist: Okay, das ist jetzt definitiv keine Einbildung mehr biggrin

Es trat eine Art Schwindel ein, an Alkohol erinnernd. Aushaltbar. Nicht unangenehm, nicht zu anstrengend, aber schon gewissermaßen fordernd.

Die Musik hörte sich irgendwann anders an. Cool! Interessant! Einfach anders! Genau das hatte ich mir eigentlich immer von MDMA erhofft, jedoch trat dies bei meinen bisherigen 2 malen MDMA nicht ein.

Ich bemerkte, dass Farben leuchtender und intensiver wurden. Cool!

Dann kam ein Zeitpunkt, wo ich nahe an plötzlichen, sinnlosen Lachflashs war, aber nur ein- oder zweimal kurz lachte, da ja T und R -leider- nüchtern waren, und sie somit nicht mit mir auf einer Ebene waren. Schade! Das hätte richtig witzig werden können.

Als die Wirkung ans Maximum ging, blieb sie auch eine ganze Weile beim Maximum.
Als ich auf mein Handy schaute war es 18:30 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mit der abgelesenen Uhrzeit nicht das Geringste anfangen. Ich las sie dutzende Male, aber konnte damit nichts anfangen.
Dann irgendwann "verstand" ich sie.
Was??? 18:30 Uhr? Das heißt ich bin erst etwas über eine Stunde drauf? Es kommt mir vor, als seien schon mehrere Stunden vergangen. Aber egal. Das Handy fühlt sich total witzig an!

Ich tippte eine WhatsApp an einen Arbeitskollegen, der von meinem trippenden Zustand wusste, und ich hatte mächtig Spaß am Tippen. Aber nicht aus Mittelungsdrang, sondern einfach weil sich das Tippen so witzig anfühlte. Ein angenehmes Kitzeln. Genial!

Sprechen war von hier an bis zum Abschwächen der Wirkung nur kaum interessant für mich. Und irgendwie auch zu anstrengend. Zu stark die visuellen und audiovisuellen Eindrücke. Jetzt noch Sätze formulieren und aussprechen? Nein danke :D
Alles was ich von mir gab, waren gelegentliche "Das ist so krass/heftig". Mehr war nicht drin lol
Tippen dagegen war in Ordnung, denn da muss man ja nicht sprechen - jetzt im Nachhinein ein wirklich witziger Gedanke, da ich vor allem früher immer besser schreiben konnte als reden, und ersteres auch lieber tat. Mittlerweile ist dies eher ausgeglichen.

Irgendwann wurde mir klar: Wow! Ich verspüre durchgehend eine Art Glücksgefühl. Fühlt es sich ähnlich an wie MDMA? Hm. Schwer zu sagen. Es ist anders, aber ich würde es ähnlich nennen.

Aufgrund dieses Glücksgefühls gab es auch keinerlei Chance, dass schlechte Stimmung bei mir auftreten könnte (dachte ich). Hah! Die ganzen Horrorgeschichten von Bad Trips? So ein Blödsinn! Jemand könnte mir jetzt eine totale Horrorstory erzählen, ich würde es nicht ernst nehmen. Dafür fühlt sich alles viel zu gut an. headbanging

T und R ließen mich bewusst "in Ruhe", da ich sie bezüglich der erwarteten Wirkungen vorwarnte (Introvertiertheit, Redefaulheit....)

Somit lauschte ich nur der Musik und schaute in die Natur. Einfach genial!
Irgendwann kam ein Lied welches ich nicht hören mochte, somit ging ich in den Wohnwagen um das Nächste anzuschalten. Aber daraus wurde nichts :D
Als ich den Wohnwagen betrat, war es einfach ein -WOW-. Hier drinnen ist die Musik noch viel intensiver, da lauter und auf kleineren Raum verteilt. Wahnsinn, wie geil und faszinierend das klingt!

Ich setzte mich in die Sitzecke, die sonst eigentlich relativ unbequem ist. Jetzt völlig egal. Die Musik dominiert. Zwei Kissen in der Hand, auf den Brustkorb drückend, einfach der Wahnsinn. Glücksgefühle!
Dennoch die ganze Zeit der Gedanke: Waaaaarum ist jetzt gerade niemand sonst in diesem Zustand, zu zweit wäre das alles noch soooooo viel genialer! neutral
Egal. Trotzdem super!

Zu schnelle, hektische Musik war dann allerdings doch störend. Aber das meiste war einfach genial. So interessant! Und: Das Gehörte schien sich ein wenig mit dem Gesehenen zu "vermischen".
Ich sah neben leuchtenden, intensiven Farben nun auch Muster in einfach allem, aber nicht zu aufdringlich, ganz klein, fein und sauber. In Holz sah ich die einzelnen feinen Linien und Risse darin, die sich immer zu einem gewollten Muster zusammenfügten. Alle Muster sahen "absichtlich" so aus, wie sie aussahen.
Schwierig zu beschreiben. Die Muster an sich waren klein, aber ergaben zusammen ein großes Ganzes.
Und sie bewegten sich zum Takt der Musik! Jedoch das eher in meinem Kopf als wirklich visuell.

Im Wohnwagen haben wir u.a. eine Schwarzlichtröhre, grünes Licht, gelbe und blaue LEDs, und an der Decke sind CDs befestigt. Von irgendwo kam auch noch ein rotes Licht. Jede einzelne dieser Lichtquellen vermischten sich und ergaben ein unglaubliches Farbspektakel! Und dabei war es am hellichten Tag, im nüchternen Zustand hätte ich diese Farben nicht annähernd so intensiv gesehen.

Offenbar war ich so lange im Wohnwagen, dass T und R nach mir sahen und fragten, ob alles in Ordnung sei lol

Als ich wieder raus ging, konnte ich mich nicht ganz "gehen lassen", sondern wollte nach außen hin so nüchtern wie möglich aussehen. Die Nüchternheit von T und R war einfach sooo stark spürbar für mich. Ein echter Störfaktor.
Nicht besser wurde es, als ein Nachbar von den 100 Meter entfernten Häusern in unserem Sichtfeld hin und her ging und zu uns schaute. Ich glaube nicht dass er wusste was hier passiert, er war wahrscheinlich einfach nur neugierig und hatte nichts Besseres zu tun. NERVIG!
(So viel zu meinem vorherigen Gedanken "Niiiemals könnte ich jetzt schlechte Laune bekommen".)

Egal. "Ich bin dann mal wieder im Wohnwagen!" Da ist alles viel schöner.
Wieder hingesetzt und weiter den Trip genossen. Was mir auffiel: Ich bin wirklich ziemlich "beschäftigt" mit dem Trippen. Wenn mir jemand eine Aufgabe gegeben hätte, hätte ich es wohl nicht geschafft, selbst irgendetwas von A nach B zu bringen wäre schon ziemlich anstrengend. Bin ich überfordert? Nein, "beschäftigt" trifft es eher. Aber mehr Input als jetzt dürfte es wirklich nicht geben, sonst wirds zu viel. Das hätte ich so nicht gedacht! Der Verpeiltheitsgrad ist schon ordentlich hoch.
-> Das habe ich unterschätzt!

Zugleich jedoch: Ich war zwar hin und wieder nachdenklich, aber so richtig über Gott und die Welt philosophieren und den Sinn des Lebens herausfinden? Warum wir alle hier sind? Mich in Gedanken verlieren? Nöö. Kein Bisschen.
-> Das habe ich überschätzt (mag aber an auch der Dosis liegen).

Als ich das nächste mal auf die Uhr schaute, war es gegen 22 Uhr. Zu dieser Zeit waren noch weitere (nüchterne) Freunde dazu gekommen, was meinen Trip abbremste. Sie sagten auch, man sehe es mir gar nicht an, dass ich etwas genommen hätte. (Na klar, ich versuche ja auch nüchtern auszusehen, obwohl ich so gerne einfach loslassen würde...)
Dennoch war ich noch gut dabei. Als ich Gummibärchen in die Hand gedrückt bekam, freute ich mich total auf den Geschmack, da sie sooo schön bunt waren und selbst in den Zuckerkristallen, mit denen sie bestreuselt waren, sah ich kleine Muster.
Also ab in den Mund! ...Und?
Hm.
Bääh. mad Total künstlich schmeckten die. Nur süß und künstlich. Zudem schmeckten für mich alle Sorten gleich.
Im Nachhinein denke ich mir, ich hätte Obst dabei haben sollen. Das wäre sicher geschmacklich genial gewesen. Naja, egal.

Als der Trip immer weiter abschwächte, merkte ich irgendwann, dass ich wieder mehr ins Jetzt zurückkehrte. Die Verpeiltheit ließ nach. Klare Gedanken häuften sich. Dennoch fiel es mir noch schwer, einfache Sachen zu erledigen, wie z.B. die Decke die auf der Wiese liegt, zurück in den Wohnwagen zu bringen biggrin

Vielleicht gegen 23 Uhr war es, als wir uns auf den Weg machten. R und die anderen Freunde gingen nach Hause, T und ich gingen zu ihr.
Zunächst mussten wir an ihrem Vater und seiner Freundin vorbei lol ohje war das anstrengend für mich. Bloooooß keinen Augenkontakt! Nicht nur dass meine Pupillen erweitert waren, ich hatte auch das Gefühl, ich würde nicht "nüchtern genug" aussehen. freak Also schnell nach oben.
(Mittlerweile wohnen wir zusammen in unserer eigenen Wohnung, somit treten solche Schwierigkeiten glücklicherweise nicht mehr auf).

In ihrem Zimmer wollte ich zunächst trotz zunehmender Nüchternheit weiter Musik hören. Ich wollte ihr von meinen Erlebnissen der letzten Stunden erzählen, doch ich merkte, das mit dem Sprechen wird heute wohl nichts mehr lol
Wir sahen dann einen Film und ich schaltete die Musik aus. Der Film wäre wohl nüchtern nicht so interessant gewesen wie in diesem Zustand. Ich bewunderte die Kameraführung und die super aussehenden Sets.

Als der Film endete, legte sich T schlafen. Ich wollte auch schlafen, war auch eigentlich ziemlich müde. Aber es wollte zunächst nicht klappen. Ich lag bestimmt 1-2 Stunden, bevor ich schließlich kurz nach 4:30 Uhr eingeschlafen sein muss, das ist die letzte Uhrzeit an die ich mich erinnere.


Nächster Tag. Alles wieder normal. Kein körperliches oder mentales Erschöpftsein, nichts. Wie ein normaler Sonntag morgen. (Beziehungsweise Nachmittag, da ich bis ca. 15 Uhr schlief).

Allgemein lässt sich für mich feststellen, dass einiges bei mir so ablief wie ich es oft in Tripberichten las.

Aber neben der unerwarteten, starken Verpeiltheit, den eher unklaren Gedanken und dem ausbleibenden Philosophieren war noch etwas anders: Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich den Trip "verarbeiten" müsse. Ich dachte natürlich in der Woche danach noch weitere male über den Trip nach, aber da war nichts, was es zu verarbeiten gäbe.
Große Lust, die Umgebung zu erkunden und Spaziergänge zu machen, hatte mein trippendes Ich auch nicht. Ich hätte kein Problem damit gehabt, stundenlang auf einer Couch zu liegen, schöne Lichter anzusehen, Musik zu hören und mit Kissen zu kuscheln. Vielleicht noch jemand der daneben liegt, einfach damit einer da ist der gleich empfindet und mit dem man ab und zu sein "Boah ist das krass" loswerden kann :D

Insgesamt war es eine sehr, sehr schöne Erfahrung, die sicherlich mit ein oder zwei "Mittrippern" noch schöner gewesen wäre. Ich werde 1P-LSD definitiv wieder nehmen, jedoch zunächst auf keinen Fall mehr als 100mcg, da mich eine höhere Dosis zumindest bei dieser Erfahrung wahrscheinlich überfordert hätte.