Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Mein Ego - 15mg O-PCE
Drogen:Mischkonsum von Research Chemical, Cannabis und Lachgas (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:09.10.2016 20:27
Set:entspannt, etwas gelangweilt, neugierig
Setting:zu Hause, abgedunkeltes Zimmer, Kerzenschein, nachher vollkommene Dunkelheit im Schrankraum
Nützlichkeit:8,15 von 10 möglichen   (20 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Konsumierte Substanzen:
O-PCE (15mg)
Cannabis (Extrakt gedabbt/verdampft)
Lachgas (während dem Peak, etwa 1,5h - 2,5h nach Einnahme des O-PCE)

Zu meiner Person:
Ca. 55kg, männlich, 1,70m groß
Zu dieser Zeit hauptsächlich Konsum von Opioiden und Cannabis. Vor der Erfahrung selbst war ich nüchtern.

Drogenerfahrungen zu dem Zeitpunkt: Cannabis, LSD, Pilze, ALD-52, 1P-LSD, AL-LAD, 5-MeO-MIPT, 4-HO-MET,2C-B, 2C-E, 2C-D, (RS-&S-)Ketamin, O-PCE, MXE, Oxazepam, Etizolam, Clonazepam, Flubromazolam, Pyrazolam, Midazolam, Diazepam, Alprazolam, Clonazolam, Lyrica, Phenibut, 2-FA, 3-FA, Amphetamin, MPH, IPPH, MDMA, 6-APB, Kratom, Morphin, O-DSMT, Tramadol, Fentanyl.

Vorwort:
Ich hatte vor dieser Erfahrung schon mehrmals O-PCE im Dosierungsbereich von 10-20mg, sowohl mit als auch ohne Lachgas und/oder Cannabis, daher wusste ich ungefähr, was möglich ist und wie ich mich am besten auf die Wirkung einlassen kann.

Der Bericht
12:40 Ich nehme 15mg O-PCE oral ein.
13:20 Ich dabbe ein bisschen. Die ersten Effekte des O-PCE kommen zum Vorschein.
13:40 Ich werde immer dichter, das THC pusht das O-PCE gut.
13:50 Ich beschließe, dass es Zeit für Lachgas wird.
Ich höre Musik. Mein Lachgas-Track läuft an, ich bereite mich vor.
1. Kapsel. Das Körpergefühl ist unglaublich. Eine extreme Taubheit breitet sich in meinem Körper aus, die sich so anfühlt, als wäre sie heiß und kalt zugleich.
Ab hier gibt es keine Zeitangaben mehr. Ich höre weiter Musik. Ich merke, dass ich meine Dichtheit steigern muss um da hinzukommen, wo ich hin will: Ins Nichts.
Ich dabbe, nehme 1 Kapsel, dabbe weiter, nehme noch eine Kapsel.

Ich bin fast da. Mein Körper ist stark betäubt, meine Motorik stark eingeschränkt und auch das heiß-kalte Empfinden ist verschwunden. Mein Denken beinhaltet wenig. Ich könnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sagen was. Meine Ängste, die mich sonst begleiten, Angst vor dem Tod, körperlicher Versehrtheit, etc. rücken in den Hintergrund. Mein Verhalten ist nicht mehr dadurch motiviert, mir möglichst keinen Schaden zuzufügen, auf mich aufzupassen. Ich habe ein Ziel. Ich will ins Nichts, auch wenn ich dabei sterbe.

Ich gönne mir noch einen größeren Dab und beschließe dann von meinem abgedunkelten, aber doch nicht ganz dunklem Zimmer umzuziehen: In den Schrankraum, wo absolut kein Licht hineinkommt. Bewaffnet mit Decke als Sitzunterlage, Kopfhörern, Musikplayer, Sahnespender, Sahnekapseln und Luftballon rücke ich vor in die Dunkelheit. Ich setze mich direkt mit dem Rücken an die Tür, Decke vor die Türschlitze, damit mich die vollkommene Dunkelheit umschließt und um sicherzustellen, dass es das Nichts leicht haben wird, mich zu umschließen.

Ich nehme eine weitere Kapsel. Ich höre Musik. Ich merke, dass mich die Musik zurückhält, zurückholt. Egal. Noch eine Kapsel. Ich verschwinde wieder kurz, ehe ich wiederkehre. Okay, es ist genug. Die Musik muss weg. Ich lege die Kopfhörer beiseite und mache die Musik aus. Ich sitze in vollkommener Stille und Dunkelheit. Ich fülle den Ballon aufs Neue.

Ich inhaliere. Ich inhaliere den ganzen Ballon. Die Wirkung nimmt zu, wird stärker und stärker. Plötzlich ändert sich alles. Das Nichts kommt plötzlich und schluckt mich. Ich spüre meinen Körper praktisch nicht mehr. Nur mein Herz das in meiner Brust schlägt, das nehme ich noch war. Ich bin im Nichts. Das Gefühl ist unbeschreiblich. Es ist die Leere. Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich fühle nichts. Blind fülle ich den Ballon erneut. Ich stelle während des Befüllens fest, dass die Lachgaswirkung nicht abzuklingen scheint. Oder vielleicht klingt sie ab, doch ich kann es nicht spüren, da ich kaum Sinnesempfindungen habe, an welchen ich diese Abnahme messen könnte. Ich habe das Gefühl, das Nichts gibt mich nicht mehr her. Ich inhaliere die nächste Kapsel Lachgas. Nichts ändert sich. Das Lachgas gibt mir keinen Boost, keine Wirkung. Es ist, als ob ich es nicht inhaliert hätte. Doch ich realisiere: Mein Denken ist vollkommen klar. Es wirkt für mich so, als ob der Teil des Gehirns, der das Bewusstsein entstehen lässt, vollkommen losgelöst vom restlichen Teil des Gehirns ist. Losgelöst vom motorischen Zentrum, vom visuellen oder akustischen Zentrum. Nur noch ich existiere, absolut losgelöst von meiner Umwelt. Die Einheit ist zerstört zwischen Umwelt und mir. Nur noch mein Ego ist übrig. Als ob nur noch das Gehirnareal, das mein Bewusstsein entstehen lässt, arbeitet. Ich erlebe die spezielle Art und Weise, wie mein bewusstes Denken funktioniert, zwar angstfrei, körperlich frei, aber doch "Ich" in seiner Reinform, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich denke und während ich denke, erlebe ich mein Ego in seiner Reinform. Mein Ego übt auf mich keinen Reiz aus, stelle ich fest. Es langweilt mich.

Shit. Ich bin mega hart dissoziiert, körperlich praktisch ausgeschaltet, aber mein Denken ist klar und mir ist langweilig. Was mache ich jetzt? Ich fange an, die Hauptgruppen des Periodensystems in meinem Kopf aufzuzählen, da ich diese gerade auswendig lernen muss. Es geht gut. Ungefähr so gut, wie es vorher ging, als ich noch nüchtern geübt habe. Nach einiger Zeit beschließe ich, dass ich genug geübt habe. Ich sitze immer noch in der Dunkelheit, ich bemerke einen Harndrang. Ich beschließe noch etwas dazusitzen und nachzudenken, mich über mein Ego zu langweilen. Nach ca. 30 Minuten im Nichts, beschließe ich, es zu verlassen. Ich stehe auf und verlasse den Schrankraum.

Meine Motorik und meine Sicht sind immer noch stark eingeschränkt. Das Denken unverändert. Ich gehe aufs Klo. Ich bemerke, wie die Wirkung des O-PCE abnimmt, meine Motorik kehrt sehr langsam zurück und auch meine Sicht wird langsam wieder klarer. Dazu gesellen sich Kopfschmerzen, wie ich sie von anderen MXE- und O-PCE-Erfahrungen schon kenne. Ich schätze, das liegt am erhöhten Hirndruck. Irgendwie scheine ich da empfindlich zu reagieren. Vielleicht liegt es an einer Krankheit, vielleicht ist es ein Hirntumor. Die Zeit wird es zeigen. Interessiert mich nicht besonders. Mit den Kopfschmerzen kommen auch die Zahnschmerzen zurück, die ich schon seit ein paar Wochen habe.
Nach etwa 1 1/2h ist die Hauptwirkung vorbei. Ich bin dann noch immer leicht dissoziiert und die Nebenwirkungen, in diesem Fall leichter Schwindel und Kopfschmerzen, halten noch weitere 2-3h an.

Das, was ich erreichen wollte, den Tod meines Egos, habe ich nicht erreicht. Stattdessen ist genau das Gegenteil eingetreten. Alles andere ist gestorben, und das Ego blieb übrig. Trotzdem hat mir der Trip etwas gebracht. Ich befinde mich gerade in einer Umbruchphase meines Drogenkonsums. Das wusste ich vorher schon, doch dieser Trip hat mir eine neue Perspektive aufgezeigt. Ich habe mich gut durchprobiert durch die gängigen Substanzklassen. Gras, Benzos, Opioide, Upper, Empathogene. All diese hatte ich schon für mich abgeschlossen, da mir diese während und nach meinen letzten Erfahrungen nichts gegeben hatten. Sie hatten mich eher genervt oder einfach gelangweilt. Ich dachte mir: Okay, bleiben also noch Dissoziativa und Psychedelika übrig. Nun, nach der heutigen Erfahrung sind diese wohl für mich auch abgeschlossen.

Ich bin nun an dem Punkt, zu dem ich nie hinwollte. Ich habe alles, was mir diese Substanzen, also Gras, Benzos, Opis, Upper, Empathogene, Dissos, beibringen können, gelernt, so fühlt es sich an. Ich bin gestorben, habe alle Gefühle, alles Denken, meinen Verstand, Erinnerungen und alles was mir wichtig war verloren. Ich frage mich, was mir Psychedelika noch beibringen können. Ich bin gespannt und ich blicke freudig in die Zukunft, was auch immer mich erwarten mag.

Ein paar Gedanken am nächsten Tag:
Der Zustand im Nichts, wie ich ihn nennen würde, ist für mich unglaublich faszinierend. Ich hatte das schon ein paar mal durch Dissos und Lachgas erreicht, doch die plötzliche Klarheit des Geistes und das Erleben, des reinen Egos, so wie es sich für mich angefühlt hat und ich es beschreiben würde, waren für mich neu. Dass mich mein "Ich", losgelöst von meiner Umwelt so gelangweilt hat, finde ich im Nachhinein unglaublich faszinierend. Das gibt mir Stoff für neue Gedanken, wie z.B. ein Leben aussehen muss, dass nach der Befriedigung des eigenen Egos ausgerichtet ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein glückerfülltes Leben ist. Auch frage ich mich, wie es zu dem Sprung des egozentrierten Denken kam.

Auch, dass ich den Zustand, den ich erreicht habe, überhaupt erreichen konnte, ist für mich sehr faszinierend. Früher wäre mir so etwas nie gelungen, da ich mich gegen die Wirkung der Drogen gewehrt habe, so lange es nur ging. Viele Konsumeinheiten haben mich von diesem Kontrollzwang, mehr oder weniger, befreit, sodass ich mich nun voll in einer Droge gehen lassen kann. Besonders Lachgas ist für mich diesbezüglich ein wichtiges Werkzeug, da ich mich durch Lachgas zwangsweise in andere Drogen fallen lasse. Der Lernprozess, um da hinzukommen, wo ich jetzt bin, war selten spaßig, sondern mit vielen Anstrengungen, Ängsten, mit denen ich konfrontiert wurde, Gedanken, die ich niemals denken wollte und wieder aussortieren musste, einem Scherbenhaufen, der mein "Ich" war, den ich erst wieder zusammensetzen musste, verbunden.