Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:I found myself in a bag of crisps
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Idwets
Datum:01.11.2016 18:15
Set:leicht gestresst, nervös, erregt
Setting:zu Hause, tagsüber, sonnig, allein
Nützlichkeit:7,17 von 10 möglichen   (12 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Vorwort





Der vorliegende Tripbericht behandelt meine erste Ich-Auflösung. Die Interpretation des Geschehenen fällt mir noch schwer. Daher werde ich mich vor Allem auf die Schilderung des Erlebten und meiner Gefühle konzentrieren.

Ich bin schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach transpersonalen Erfahrungen. Aktuell fehlt mir jedoch noch der Rahmen, um eine psychedelische Sitzung in diese Richtung zu unternehmen. Da die Pilzsuche in diesem Jahr jedoch schon recht erfolgreich war, habe ich mich zu einem kleinen Testflug entschlossen.

Tripericht





Ich begebe mich um 11:00 Uhr vormittags in das Cockpit meines Raumschiffs, indem ich 1,6 g getrocknete Psilocybe semilanceata als Pilztee zu mir nehme. In mir breitet sich leichte Nervosität aus. Meine bisherigen Pilzerfahrungen waren immer von einer überwältigenden Vorfreude geprägt. Diese ist heute nur unterschwellig spürbar. Ich setze mich im Wohnzimmer auf den sonnenbeschienenen Fußboden und meditiere. Die Wärme der Sonne hilft mir dabei über die Nervosität hinweg.

Bald verspüre ich die ersten Wirkungen der Pilze. Wie immer beginnt es mit einem leichten Druck im Kopf und auf der Brust. Es fühlt sich an, als würde das Bewusstsein ein kleines Stück vom Fenster zurücktreten, welches den Blick zur Außenwelt gewährt.

Das Einsetzen der CEVs bewegt mich dazu, mich auf das Sofa zu legen. Dort verbringe ich eine gute Stunde damit, in das ausufernde Spiel von Musik, Farben und Formen einzutauchen. Ich lache viel. Es ist pure Entzückung. Alles um mich pulsiert und bringt mich zum Staunen.

Bald spüre ich, dass die Erfahrung über das hinausgehen wird, was ich in meinen bisherigen Trips erlebt habe. Die Vorstellung steigert mein Glücksempfinden abermals. Ständig sage ich mir: „Heute bist du endlich durch diese Tür gegangen!“ Die Visuals werden immer intensiver und ich entferne mich immer weiter von mir selbst. Zu diesem Zeitpunkt empfinde ich den Zustand als extrem erhaben. In mir macht sich die Hoffnung breit, heute meinem wahren Kern zu begegnen. Was mich sonst ausmacht spielt bereits keine Rolle mehr.

Ich verspüre Hunger und laufe in die Küche. Dort finde ich neben einer Banane noch eine angebrochene Tüte Chips. Zuerst esse ich die Banane. Natürlich assoziiere ich mich dabei mit einem Primaten. Zudem formen sich die Muster bei geschlossenen Augen zu Affenköpfen. Dies löst in mir einen extremen Lachanfall aus. Nachdem ich wieder etwas zur Ruhe gekommen bin, nehme ich die Chipstüte zur Hand und greife genüsslich hinein. Die Chips schmecken fabelhaft. Nachdem einige weitere Portionen aus der Tüte in meinen Mund gewandert sind, blicke ich in die Tüte. Ich bin fasziniert von dem Anblick. Die silbrigen Falten, bunte Krümel und einige Chipsreste am Boden der Tüte verleihen dem Inneren eine extreme Tiefe und Brillianz. Ich werde förmlich hineingezogen in die Tüte. Es gibt nur noch mein Bewusstsein und das Innere dieser Tüte. Als ich ganz in dieses Konstrukt eingedrungen bin, kommt mir ein Gedanke: „Du hast dich gerade in einer Chipstüte gefunden!“ Erst verblüfft kommt mir dann amüsiert ein zweiter Gedanke: „Da hätte dich ja jeder finden können!“ Ich breche in lautem Gelächter aus. Dieser Lachanfall dauert ein gefühlte Ewigkeit, zu Recht wie ich finde ;-)

Nachdem sich mein Gemüt wieder abgekühlt hat, bin ich wieder gefangen von dem, was um mich herum passiert. Mittlerweile sind die Visuals sehr intensiv. Die weißen Wände ändern ständig ihre Farben. Es flirren dreidimensionale Konstrukte durch die Luft. Schließe ich die Augen, nehme ich das letzte Bild mit in die Dunkelheit, um anschließend zu beobachten, wie es in fraktale Muster zerfließt. Ich kann mich kaum bewegen. Bald habe ich die Kulmination erreicht.

Es ist mittlerweile alles zu einem wilden Strudel geworden. Ich bin noch immer überglücklich, diesen Zustand erleben zu dürfen und wünsche jedem Menschen dieser Welt eine solche Erfahrung (natürlich nicht drogeninduziert). Mein Ego ist fast vollständig vom Bewusstsein getrennt. Mit Anstrengung kann ich mich an Dinge erinnern, die mich in der Außenwelt beschreiben, aber nichts davon hat mehr Bedeutung. Dieser Zustand des (annähernd) reinen Bewusstseins löst in mir schlagartig extreme Energieschübe aus. Ich laufe hektische durch die Wohnung und gebe animalische Laute von mir. Ständig sage ich zu mir: „Heute hast du gewonnen! Das ist dein Tag!“

Ich komme nicht mehr zur Ruhe. Es wird alles immer hektischer und rasender. Ich habe das Gefühl, das mein geborstenes Ego in Scherben um mich herum verteilt ist. Alles kaputt, alles weg, alles neu. Die Erhabenheit weicht Panik. Der Zustand wirkt schlagartig befremdlich. Ich ringe mit meinen Erinnerungen. Ich verstehe nicht, was hier passiert. Ich weiß noch, dass ich Pilze genommen habe. Aber ich habe keine Ahnung, was das für den jetzigen Zustand bedeutet. Wie lange hält das noch an? Ich suche nach einem Ausweg. Mir schießen extrem dumme Dinge durch den Kopf. An dieser Stelle des Trips wird mir klar, dass ich weitere Experimente mit höheren Dosierungen nur mit einem Tripsitter angehen werde. Ich bin mittlerweile der Verzweiflung nahe.

Dann endlich kommt ein Anker geflogen. Ich erinnere mich an Stanislav Grof und die Definition der perinatalen Matrizen. Die vierte Matrix. Tod und Wiedergeburt. Du bist mittendrin. Ich laufe weiter wie ein angestochenes Biest durch die Wohnung und sage mir: „Da musst du jetzt durch!“ In mir baut sich ein immer größerer Druck auf. Mein Bauch krampft. Ich warte mit Sehnsucht auf die Erlösung. Irgendwann breche ich auf meinem Bett zusammen und akzeptiere mein Schicksal. Ein letzter Gedanke: „Heute sterbe ich. Danke dafür!“

Mit der Akzeptanz des Ego Tods kehrte dann endlich Ruhe ein. Ich verspüre keinerlei Ekstase, keine Freude, nur inneren Frieden. Wie durchgekaut und ausgespuckt liege ich auf meinem Bett und starre die bunt schillernden Wände an.

Anmerkungen





Zum Zeitpunkt der Erlösung waren etwa vier Stunden seit Einnahme der Pilze vergangen. Der anschließende Comedown war sehr bizarr. Physisch ging es mir blendend. Zudem war ich extrem entspannt. Mein Geist jedoch war absolut fassungslos. Ich wusste nicht, was mit mir geschehen war.

Rückblickend betrachtet, bin ich den letzten Schritt wohl nicht gegangen. Ich war immer mit einer Zehenspitze im warmen Zimmer. Es ist mir nicht gelungen, vollständig loszulassen. Das lag wohl in erster Linie daran, dass ich nicht recht wusste, wie ich mit diesem Zustand umzugehen habe. Zudem wäre ich mit der Sicherheit eines Tripsitters im Rücken wohl eher von der Klippe gesprungen.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass mich die Intensität des Trips sehr überrascht hat. Entweder bin ich in diesem Jahr auf leicht überpotente Kahlköpfe gestoßen oder Set und Setting haben sich in hoher Empfindlichkeit manifestiert.
Liebt Euch selbst!