Tripbericht lesen

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Titel:Gemischte Gefühle
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:swim80
Datum:07.11.2016 17:21
Set:Aufgeregt, gespannt, etwas ängstlich, im Westen sozialisiert ;)
Setting:In einem Wald, auf einer Lichtung
Nützlichkeit:7,70 von 10 möglichen   (10 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Gemischte Gefühle

Seit langem hatten wir uns intensiv mit der Thematik auseinander gesetzt. Ich hatte seit ca. einem halben Jahr recherchiert, viele Tripberrichte und Bücher gelesen und das Internet durchforstet. Ich habe mich mit Grof auseinandergesetzt und Artikel und Publikationen von Hoffmann und Rätsch gelesen. Stundenlang hatten wir über das Thema diskutiert und spekuliert. Nun sollte es soweit sein - der erste Ausflug in die Welt der Pilze stand bevor. Wir hatten in einem Wald in der nähe unserer Stadt eine schöne Lichtung gefunden, die unser Spot werden sollte.
Wir sind auf der Lichtung. Ich kämpfe mit mir selbst. Will ich die Reise wagen? Ich habe Angst und man darf doch keine Angst haben, oder ?
Ich stromere über die Lichtung. Ziellos. Zweifel plagen mich. Oder hat Tim recht, und ich bin bloß nervös?
Ich gehe zurück zu den Anderen und entscheide mich meine Zweifel zu ignorieren. Scheiß darauf! Dann ist es halt diese Lichtung auf der ich mich meinen Dämonen stelle!
Tim hackt die Pilze klein. Die Pilze sind innen lila und haben teilweise silbern glänzende Stellen. Sie sehen aus wie von einer anderen Welt, denke ich.
Ich habe 2.4 g Psilocibine Cubensis. Wir kauen unsere Stücke und spülen Sie mit etwas Tee runter. Es dauert ca 20 min bis die Wirkung einsetzt. Erst das gefühl eines starken sativa highs. Ich bemerke ein leichtes schwanken und fühle etwas benommen.
Eine Klarheit der Gefühle.
Ich blicke in die Sonne. Die Strahlen scheinen meinen ganzen Körper zu durchfluten. Ich schließe die Augen. Vor meinem inneren Auge erscheint ein tropfenartiger Körper. Er hebt und senkt sich leicht, als würde er atmen. Der Körper ist von einem Muster überzogen. Im inneren des Körpers kann ich einige zahnrad artige Formationen erkennen. Das ganze wirk etwas Steampunk artig - zum Teil mechanisch zum Teil organisch.
Ich spüre den Lichtstrahl sehr deutlich auf meiner Hand, auf meinem Handgelenk. Das alles ist nur ein kurzer Augenblick - erscheint mir aber ewig. Ich will mich auf den boden setzten, doch kaum senke ich meinen kopf verschwinden die Lichtstrahlen hinter den hohen Bäumen. Mir wird sofort kalt und meine Umwelt wird grau. ich bekomme angst, werde unruhig und blicke mich um. Hinter mir ist ein Hügel, am Rand der Lichtung. Dieser ist kegelförmig, ziemlich steil und ca. fünf Meter hoch. Auf einen Punkt, etwa zwei Meter über meiner Postition fällt, wunderschön, die Sonne und beleuchtet einen Bereich wie eine art Spotlight. Ich will ins Licht, gehe druch das hohe Gras am Rand des Hügels und klettere etwas unbeholfen in den Lichtkreis. Da der Hügel allerdings relativ steil ist kann man weder gut stehen noch gut sitzen. Ich gehe in die Hocke, und versuche mich zu entspannen. Ein dicker, bläulich schimmernder Brummer fliegt mir aus einem verfaulten Baumstumpf entgegen. Ich schließe die Augen. Das Licht durchflutet mich quasi. Aber ich spüre auch sehr deutlich das ziehen in meinen Waden durch die unangenehme Position. Und die Anstrengung diese zu halten. Und ich höre den Brummer, denke an den Baumstumpf, an den Verfall und daran das man sich manchmal nur etwas vormacht, und öffne die Augen. Die Lichtung liegt mittlerweile fast komplett im Schatten. Ich erhebe mich und klettere unbeholfen den Hügel hinunter.
Ein Gefühl der Rastlosigkeit überkommt mich. Ich gehe zu unserem Lager. Es liegt im hinteren Teil der Lichtung, dicht an der Klippe und den Bäumen. In der Mittagshitze hatten wir schatten gesucht und außerdem war man geschützt vor neugierigen Blicken - sollte jemand den Weg entlang kommen.
Unser Lager erscheint mir trostlos oder zumindest irgendwie nicht einladend. Die zusammengewürfelten Decken, der alte Skaterrucksack von Tim - alles wirkt auf mich verloren und fehl am Platz, hier auf dieser Lichtung. Ich gehe trotzdem hin und setze mich auf meine Decke.Tim sitzt mit Pavi auf einer Decke. Sie sitzen im Schneidersitz, die Köpfe nach unten geneigt und schauen auf die Decke. Pat scheint etwas in der Decke zu sehen. Ich fühle mich immer noch sehr rastlos und kann mich nicht entspannen. Ich lege mich hin und schließe die Augen. Atme tief und langsam ein und dann ganz langsam wieder aus. Versuche ein wenig zu meditieren. Aber ich finde keine ruhe, nur eine starke Anspannung und Rastlosigkeit. Viele Gedanken schießen mir durch den Kopf. Alltagssorgen. Keine besonders schlimmen, bloß unendlich viele. Ich habe gedanken wie: "Du wolltest Dich doch deinen Ängsten stellen - dachtetst du du würdest keine Angst dabei haben ? Es sind doch Ängste... was hast du erwartet?"
Ich merkte deutlich, dass ich mich nicht fallen lassen kann, obwohl ich es will. Ich spreche mit Alex über mein Befinden. Dieser gibt mir seine Headphones und sagt das er einen Song für mich hat.
Ich setze die Kopfhöher auf und lege mich auf meine Decke. Ich kenne den Song........ Im intro erscheint mir eine der Background Gesangsstimmen so klar und deutlich wie niemals zuvor. Dann beginnen die CEV`s. Ein in Cremefarben gemustertes, barokkes Tor erscheint vor meinem inneren Auge. Durch dieses Tor läuft einen art Straße, in den gleichen Farben wie das Tor. Die Straße ist geschwungen und geht auf und ab, wie eine Straße in den Bergen - nur ohne Berge. Ich fliege nun, in einem zu der Musik passenden Flow, diese Straße entlang. Es geht auf und ab und wieder auf. Ich nehme die Musik mit einer intensität wahr und spüre ihre Ästhetik, wie ich es ich noch nie zuvor erlebt habe.
Aus diesem schönen Flug werde ich herausgerissen als der Song endet. Ein Hip Hop Beat setzt scheppernd ein, der mich wieder auf die Lichtung beamt. Ich öffne die Augen.
Eine beachtliche Anzahl an Fliegen, Mükken und sonstigen Fluginsekten schwebt über mir und erinnert mich schmerzlich daran wo ich bin - und in welchem Zustand. Ein Gedanke schießt in meinen Kopf: NACH HAUSE! Ich stehe auf. Versuche gedanklich einen Ausweg aus der Situation zu finden, wandere zielos auf der Lichtung umher. Die anderen kommen mir hinterher, doch das ist mir unangehnem. Ich ändere meine Richtung. Denke das ich allein sein muss um mich fallen zu lassen. Ich sehe einen Pfad, den ich vorhin, nüchtern, erfoscht hatte. Ich überlege ob ich diesen Weg "metaphorisch" beschreiten soll ? Mir ist schlecht - vielleicht den Weg entlang gehen um dann zu kotzen. Als Befreiung!? Ich wanke in richtung des Weges. Hüfthohes Grass und irgendwelche anderen Gewächse, selber Höhe und höher stehen eng zu beiden Seiten des Pfades. Insekten schwirren umher. Das kann es nicht sein denke ich. Mir ist schlecht. Ich gehe wieder zu unserm Lager. Alex steht auf. Spricht mit mir. Ich klage ihm mein Leid. Er versteht mich, hat ähnliche Empfindungen und kann mich beruhigen. Zusammen gehen wir auf der Lichtung umher. Alex legt seinen Arm auf meine Schultern und beruhigt mich. Mir geht es etwas besser. Wir sprechen über die negativen Gefühle und Gedanken die wir beide durch die Pilze besonders bemerken. Ich erkenne wie mein "Ego" sich dagegen wehrt von der Wirkung der Pilze überdeckt und für einige Zeit ausgeschaltet zu werden und erkenne, dass es mir auf dieser Lichtung unmöglich ist mich der Wirkung der Pilze hinzugeben. Alex und ich sprechen darüber, empfinden es beide ähnlich. Wir beschließen das es das Beste wäre aufzubrechen - zumal wir ja auch noch den anderthalb stündigen Abstieg vor uns haben und die Dunkelheit bald einsetzen würde. Alo gehen wir zu den anderen und verkündeten ihnen unseren Plan. Pavi war einverstanden. Er wirkte noch etwas stiller als sonst aber eigentlich ganz fit. Tim, hatte als unser Guide sowieso nichts dagegen. Wir machten uns also daran unsere Sachen zu packen. Dies fiel mir sehr schwer. Ich war sehr verpeilt und fühlte mich mittlerweile relativ stoned. Nach einer gefühlten ewigkeit schaffte ich es meinen Stuff halbwegs vernünftig zusammen zu haben und schulterte den Rucksack und den Beutel. Ich nahm das ganze als eindeutige Metapher auf das Leben wahr, so nach dem Motto: Nimm dein Packet und trage es jetzt aus diesem scheiß Wald. Irgendwie fand ich diese Sicht der Dinge sehr tröstlich trotz der Aussicht des bervorstehenden Gewaltmarsches. Und so gingen wir los.
Der Rucksack plus Beutel sitzt mir tonnenschwer auf dem Rücken und ich kann sehen das es meinen beiden Mitreisenden nicht anders geht. Es dämmert langsam, und wir gehen bergab in Richtung eines Plateaus an dem wir auf dem hinweg schon kurz rast gemacht hatten. Die Ausssicht ist atemberaubend und wir machen eine kurze Pause. Alex und ich gehen nicht sehr dicht an die Kante, haben beide verstärkt durch die Wirkung der Pilze Angst vor der höhe. Nach kurzer Zeit bitte ich die anderen weiter zu gehen, da ich einfach nur noch raus aus diesem Wald möchte. Ich empfinde das verlassen des Waldes und den Abstieg als meine Aufgabe auf diesem Trip und möchte dies möglichst schnell hinter mich bringen. Wir gehen weiter. Der Abstieg ist beschwerlich, ich werde depressionen gequält. Immerwieder schießen mir die verschiedensten Sorgen durch den Kopf. Außerdem spüre ich ein negatives GRundgefühl, eine art "Schwärze" die über allem schwebt. Ich gehe neben Alex und wir unterhalten uns viel. Dieses Gespräch hilft uns beiden. Einerseits werden Ängste zerstreut anderseits ist das Gespräch ein Anker in der Realität. Außerdem sprechen wir auch über verschiedene Sachen die für den einzelnen jeweils bedeutsam und wichtig sind und empfinden das Gespräch im nachhinein beide als produktiv und heilsam.
Nach einer guten Stunde anstrengenden Abstieges erreichen wir den Waldrand. Dort stehen einige Häuser und es gibt eine Hütte und eine Bank für Wanderer. Dort machen wir Rast, legen unser Gepäck ab und bauen einen Joint. Ich bin froh den Waldrand erreicht zu haben, komplett durchgeschwitzt und immer noch ziemlich shroomed. Außerdem auch noch sehr rastlos bzw. will weiter. Endlich nach Hause. Tim braucht mir zu lange um den Joint zu bauen und so erledige ich das kurzerhand. Es klappt trotzm einer verpeiltheit auch ganz gut. Gelernt ist gelernt denke ich mit einer guten Portion Galgenhumor. Dieser hatte sich bei Alex und mir seit etwa der hälfte des Weges eingestellt und trug ebenfalls zu einer steigerung des Befindens bei. Wir zünden die Lunte an, satteln wieder auf und gehen weiter, in richtung des kleinen Ortes der unter liegt. In der ferne, etwa in der Mitte der Ortschaft kann ich den Bahnhof sehen, der unser Ziel ist. Es fühlt sich an wie das finale in einem Sportwettkampf. Jetzt nochmal alles geben, Zähne zusammen beißen und los!
Wir kommen in den Ort und uns kommt eine Frau entgegen. Sie hat eine schwaze Kapuze auf und sieht für mich eine ganze Zeit lang wie eine dieser Hexen aus Super Mario aus, die auf einer Wolke sitzen und Mario mit Kröten bewerfen. Alex und ich unterhalten uns über die Wirkung der Pilze und den Unterschied zu MDMA. Wir sind beide überrascht wie intensiv man negative Gefühle und auch Hass wahrnimmt. Auf Pilzen wäre man auch durchaus in der Lage Stress anzuzetteln. Ein beunruhigender Gedanke. Alex zitiert den Rapper Testo von Zugezogen Maskulin : "November ist die Zeit zum Pilze nehmen........sich stundenlang feindlich in die Augen starren. Jetzt verstehe ich diese Line.
Total erschöpt, aber auch sehr glücklich es quasi geschafft zu haben, kommen wir am Bahnhof an. Wir haben noch 15 min Zeit bis unsere Bahn kommt und so gehen wir auf den hinteren, nicht überdachten Teil des Bahnsteiges und setzen uns auf eine Streusandkiste. Ich esse eine Laugenstange aus meinem Rucksack, die Jungs Rauchen eine Kippe. Wir blicken hinauf zum Wald und zu der Klippe die man vom Bahnhof auf aus sehen kann. Unglaublich. Es ist jetzt 3 Stunden her das die Pilze zu wirken begannen. Und wir spüren auch noch alle deutlich die Wirkung, allerdings weitaus weniger unangehnem. Vorherrschend ist die Freude darüber den Wald verlassen zu haben und die Erschöpfung. Tim geht es überrigens, bis auf die Wirkung der Pilze, genau so.
Die Bahn kommt und wir steigen ein. Es sind noch einige andere Menschen am Bhf aber mir zumindest ist dieser Umstand (wieder erwarten) komplett egal. Ich fühle mich wie nach einem Boxkampf und will nur noch nach Hause. In der Bahn bemerke ich wie stark die Wirkung immer noch vorhanden ist. Das muster der Sitze sticht mir markant ins Auge, das helle licht blendet mich. Außerdem ist mir der Mann, der auf dem Bahnsteig auf einer Bank sitzt und uns durch die Scheibe anstarrt ist mir unangenehm bewusst. Aber es ist halb so schlimm, wir haben es von der Lichtung geschafft, diese letzte Etappe wird ein Kinderspiel. Ich reiße mich zusammen. Die Bahn fährt los.
Einige Stationen später fühlen wir uns schon viel besser. Es geht richtung Heimat. Gute Laune macht sich breit. Wir reißen Witze alá : Da fährt man in den Wald um sein Unterbewusstsein zu treffen und dann will man sofort wieder weg! Hahahahahaha. Wir lachen uns schlapp über unsere eigene Dummheit, Naivität und Selbstüberschätzung.. Wir haben das Einsteiger Level in Sachen Pilze übersrungen um sofort eine ordentliche Klatsche von Mr. Pilz zu bekommen. Was hatten wir erwartet ? Völlig ungeniert lachen wir und sprechen über das Erlebte. Vielleicht etwas zu ungeniert? Nachher erzählte uns Tim, dass der junge Mann im Vierer hinter uns, unserem Gepräch die ganze Zeit über mit großen Augen folgte.
Pavi ist zu diesem Zeitpunkt immer noch sehr verscheppert. Auf Nachfrage sagt er, dass alles viel zu krass sei und er jetzt noch nicht darüber spechen könne. Im Nachinein stellte sich heraus der er permanent in Gedankenschleifen gefangen war, sogar noch einige Zeit nachdem wir wieder zu Hause waren.
Nach ca. 20 min kommt die Bahn in unserer Stadt an. Wir steigen aus. Der Duft der Großstadt empfängt uns zusammen mit dem Schein der Laternen und dem Heulen eines Einsatzwagens. Wie passend. Ich habe mich selten besser gefühlt oder mehr gefreut wieder Zuhause, in meinen Viertel anzukommen. Den anderen geht es genauso und wir müssen herzhaft lachen. Richtige Naturburschen. Ab in den Wald zum Pilze nehmen. Zum Schreien. Überraschend heiter, trotz der allgemeinen Müdigeit durch das Wanderen bestreiten wir die letzten hundert Meter nach Hause. Durch den Park und die von Laternen beleuchteten Straßen, überqueren wir einen großen Verkehrskreisel und kommen zu Hause an. Wir werfen unser Gepäck auf den Boden und machen es uns auf dem Sofa und Sesseln bequem. Wir bauen uns eine dicke Lunte und ordern beim Pizzadienst Pizzen und Pizzabrötchen. Was für ein Trip!