Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Eine Reise ins Ungewisse und das Vergessen zu Denken
Drogen:Mischkonsum von Psilocybinhaltige Pilze und Fliegenpilz (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Der Reisende
Datum:27.11.2016 11:59
Set:Ungewiss, dennoch mit Vorfreude
Setting:Ruhige Umgebung, warmer Kerzenschein
Nützlichkeit:7,19 von 10 möglichen   (21 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Dieser Trip sollte eigentlich etwas völlig neues werden. Eine Reise, nunja… Irgendwohin auf jedenfall. Doch wohin?

Lasst mich etwas ausholen.
Nach meinem letzten Trip hatte ich erstmal genug und wollte eine Weile warten, bevor es wieder los geht. Doch planen konnte ich nichts, da ich zurzeit beruflich sehr viel zu tun habe. Doch gestern ergab sich ganz spontan die Möglichkeit und ich war allein. Diese wollte ich nicht verpassen und nutzte sie auch.

Normalerweise bereite ich mir vorher Musik vor, die mich führen sollte, aber dieses Mal hatte ich wenig Zeit, mir diese auszusuchen. Also nahm ich die ersten drei Alben, die mir in den Sinn kamen. Das waren einmal „Roger the engineer“ von den Yarbirds, „Growers of the Mushroom“ von Leaf Hound und „Live/Dead“ von Grateful Dead. Ich kannte Roger the engineer zwar, habe es aber nie sehr ausgiebig gehört. Growers of the mushroom ebenso und Live/Dead kannte ich nur vom erzählen, nicht vom hören.
Die Musik war also etwas ungewiss. Wie auch der spätere Trip.

Ich hatte noch 3g meiner Mazatekenpilze und ein paar getrocknete Fliegenpilze.
Ich mischte geschätzte 6g der Fliegenpilze zu den anderen und aß sie mit ein wenig Honig.

Zum Setting: Es war sehr ruhig, ich war allein mit drei Kerzen und einem Raum der viel Wärme und Geborgenheit ausstrahlte.

Zum Set: Ich war mir unsicher, wie es laufen würde. Da Fliegenpilze völlig neu für mich waren, war ich recht nervös, aber durchaus in großer Vorfreude.

Der Trip:

Ich ging davon aus, dass es ungefähr eine Stunde dauern würde, bis die Wirkung einsetzt. Ich spielte also ein wenig Gitarre vor mich hin. Doch die ersten Anzeichen des Trips kamen bereits nach 30 Minuten, was mich ein wenig überraschte. Ich wollte noch schnell Joe Cocker hören und habe mir „With a little help fromm y friends“ und „Let’s go get stoned“ vom legendären Woodstock angehört. Bei Let’s go get stoned traf mich dann auch die Wirkung wie ein Stein und ich war im Trip. Es war, als wäre ich schlagartig betrunken geworden, um es mal für die Leute zu beschreiben, die das Gefühl nicht kennen. Nach den beiden Liedern schaffte ich es gerade so, noch die Playlist mit den drei oben genannten Alben zu starten. Dann traf es mich erneut wie eine (erstaunlich angenehme) Faust im Gesicht und ich fiel ins Bett. In ein unglaublich gemütliches Bett.
Roger the engineer spielte vor sich hin und ich genoss die Musik. Dann begannen auch die optischen Effekte einzutreten. Meine Decke kam deutlich näher, wurde aber niemals bedrohlich nah. Sie kam mir nur so viel entgegen, dass ich sie besser betrachten konnte. Die Farben um mich herum wurden wunderschön intensiv, die Kerze strahlte ein sanftes Gelb in den Raum. Die Wände wurden leicht gummiartig und tanzten zur Musik. Die Decke schwankte so vor sich hin, als wären wir auf einem Schiff. Die Lampe schien mir sehr nahe zu kommen und beobachtete mich. Ihr Schatten zog sich durch das ganze Zimmer.
Noch bevor ich die Musik richtig genießen konnte, fragte ich mich irgendwie „und jetzt? Was genau erhoffst du dir hiervon. Willst du nur high sein, oder willst du über etwas nachdenken?“ Und das war so ziemlich das letzte, was mein Gehirn vollbringen konnte. Denn nach dieser Frage, die ich mir selbst gestellt hatte, hörte ich auf zu denken.
Für einen Menschen, dessen Kopf den ganzen Tag aktiv ist, ist das ein sehr merkwürdiges Gefühl. Ich wollte irgendeinen Gedanken fassen, aber ich habe es nicht geschafft. Die ganze Zeit suchte ich nach einer Antwort, aber ich wusste nichtmal, auf welche Frage. Ich wusste buchstäblich nicht, ob ich lachen, oder weinen sollte, also entschied ich mich für das lachen.
Dennoch: Ich fragte mich die ganze Zeit Dinge wie: „Was war es denn bloß? Ich kenne doch die Antwort! Was für eine Antwort? Habe ich mich etwas gefragt? Wenn ich mich etwas gefragt habe, kenne ich die Antwort? Wie, welche Antwort? Gab es denn eine Frage?“ Und so ging es eine ganze Weile und ich war wirklich richtig verwirrt. Ich fragte mich „Kennt jemand die Antwort? Kann bitte meine Freundin spontan nach Hause kommen und sie mir erklären? Was ist mit den Yarbirds, können sie mir die Antwort nennen? Und wenn sie es schon tun, dann können sie mir ja bestimmt auch die Frage sagen“.
Immer mehr begriff ich die Zeilen aus White Rabbit, als es hieß:

[…]
And you’ve just had some kind of mushroom
And your mind is moving low
Go ask Allice
I think she’ll know
When logic and proportion
Have fallen sloppy dead
[…]

Ich habe mir auch gewünscht, dass Alice bitte vorbei kommen soll und mir alles erklärt.
Aber sie kam nicht. Ich begann schon zu fürchten, dass es den ganzen Trip über so bleiben wird. Aber so war es nicht. Es zog sich noch bis in die Mitte von „Growers of the mushroom“, bis es mir dann egal war, und ich einfach die geniale Musik genoss. Ich habe es geschafft, aufzustehen und begann zu tanzen. Es muss wahrscheinlich sehr witzig ausgesehen haben, aber das war mir egal, denn ich fühlte mich total frei.

Irgendwann später (Gegen Ende des Albums) konnte ich halbwegs klare Gedanken fassen. Ich setzte mich auf mein Bett und wollte ein wenig meditieren. Live/Dead hatte gerade angefangen und da schien mir das sehr passend.
Auf einmal traf mich ein Wort wie eine Faust: LIEBE! Es war natürlich die Liebe! Was ich die ganze Zeit gesucht habe, war Liebe! Ich war so überrascht und überglücklich über die Erkenntnis, dass Liebe einfach die Antwort ist. Worauf weiß ich nicht, aber ich denke, sie kann auf alles eine Antwort sein. Das ganze hat mich so fasziniert, dass ich ein Blatt und einen Stift nahm, die zum Glück gerade da lagen und folgendes aufschrieb:

„Liebe existiert!
Es existier nichts, dass es nicht gibt!
Ich liebe!
Leben = Lieben!
Kein Leben existiert ohne Liebe
Liebe existiert nicht zwischen zwei, sondern zwischen den Menschen!“

Diese Erkenntnis war nicht neu, aber ich war so unendlich glücklich darüber, dass ich es vollkommen auf mich übertragen konnte, dass ich davon ausging, dass dieser Schluss, dieses Ergebnis das Ziel des Trips war.

Später schrieb ich dann noch: (Warum genau weiß ich nicht mehr)

„Die Welt ist nicht gnadenlos!
Alles was passiert, ist die Konsequenz einer Aktion!
Erkenne die Aktion!“

Das muss für mich sehr wichtig gewesen sein, denn ich habe es sehr groß geschrieben. Im Nachhinein gefällt mir diese These aber auch sehr gut.

Außerdem fügte ich noch, wenn auch etwas zusammenhangslos hinzu:

„Musik ist eine Sprache! Wir erschaffen sie nicht, wir nutzen sie nur!“

Diese Erkenntnis hat mir besonders gut gefallen, da ich sie nach wie vor vollkommen bestätigen kann. Ich will nicht näher darauf eingehen, dass muss jeder selbst verstehen, es wäre auch hier nicht der richtige Anlass.

Ich spürte, dass die Wirkung ein wenig nachließ, also ging ich in die Stube zu meiner Katze. Sie spürte, dass ich anders war. Sie bemerkte meine Verbundenheit mit der Welt und wir schauten uns eine Weile sehr tief in die Augen. Anschließend sprang sie vom Sofa und putzte sich sehr intensiv. Ich weiß nicht, ob es eher eine Art Zufall war, oder ob sie mir zeigen wollte, dass unsere Verbindung rein sein soll. (Wir haben sie erst seit ein paar Tagen). Jedenfalls kam sie anschließend zu mir und wurde ausgiebig gestreichelt, was ihr sehr gut gefallen hat.
Jedoch spürte ich noch eine nicht geringe Wirkung der Pilze und wollte sie in Ruhe ausklingen lassen. Ich ging also und meditierte noch ein wenig im Schein meiner Kerzen, bis die Wirkung schließlich verklungen ist.

Ein Fazit zu bilden fällt mir schwer, da ich die Rolle der Fliegenpilze in diesem Szenario nicht einschätzen kann. Deswegen lasse ich sie mal außen vor.
Alles in allem war es aber ein sehr erfüllender Trip und ich freue mich schon auf das nächste Mal. Dann vielleicht mir etwas mehr Planung und einem Ziel.

Das war es aber erstmal von mir.

Ich wünsche euch einen schönen ersten Advent.

Der Reisende