Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Psychedelischer Leichtsinn
Drogen:LSD
Autor:trippin6alls
Datum:18.01.2017 00:45
Set:Vorfreude, leichte Anspannung
Setting:ruhig; Holzhütte in der Natur, Kuba
Nützlichkeit:9,00 von 10 möglichen   (36 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Seid gegrüßt liebe Träumer,

hätte nicht gedacht, dass ich hier mal einen Tripbericht veröffentliche bzw. überhaupt einen schreibe. Da ich aber in letzter Zeit häufiger an einen mittlerweile über 1 Jahr zurückliegenden LSD-Trip gedacht habe, tue ich dies nun doch zum Dokumentieren und um dem Forum etwas zurückzugeben. Die Geschichte ist eigentlich so absurd, dass man meinen könnte, sie stamme aus einem schlechten Film (genauso habe ich mich zeitweise auch gefühlt).
Aber lest selbst:

Nach bestandenem Abitur habe ich mein Erspartes für einen Monat Kuba geopfert, rumreisen und das Leben genießen. Geplant war auch von Anfang an ein Acid-Trip mitten in der Natur.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits recht viel Erfahrung mit allen möglichen Drogen gesammelt (Cannabis, MDMA, Pilze, LSA, LSD, 2-CE, Speed, Kokain, DXM).
Am meisten hatten es mir Psychedelika mit ihrer mystisch-bewusstseinserweiternden Wirkung angetan. Über 2,5g Pilze und ca. 120µg LSD bin ich jedoch nie hinausgegangen und wollte dies ändern.

Ausgestattet mit 2 ½ Pappen zu je etwa 150µg machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Platz, um mein Vorhaben durchzuziehen. Die Wahl fiel nach nicht allzu langer Suche auf eine sehr einfache Ferienanlage mit Holzhütten in der Gegend um Viñales, die inmitten einer wunderschönen tropischen Berglandschaft gelegen war. An dem geplanten Tag würde ich der einzige Gast sein, was das Ganze noch mehr nach einer perfekten Gelegenheit aussehen ließ.
Aus diesem Grund entschied ich mich, 2 Pappen auf einmal zu nehmen, mir sozusagen die psychedelische Kante zu geben. Mein bisheriges Maxium wurde also in etwa 2 ½-facht.
Im Nachhinein betrachtet eine extrem leichtsinnige Entscheidung, die niemandem zu empfehlen ist.

Nachdem ich morgens gegen 9 angereist bin, habe ich es mir soweit wie möglich in der einfachen 2-Mann-Hütte gemütlich gemacht und alles für den anstehenden Trip vorbereitet. Von Schlafsack, MP3-Player, Augenbinde, frischem Obst bis hin zu einer kleinen Menge Benzos für den Notfall war an alles gedacht. Selbst das sonst eher wechselhafte Wetter spielte mit und es konnte losgehen.

Nachdem ich knapp eine halbe Stunde lang so gut es ging meditiert habe, legte ich mir kurz nach 11 die knapp 300µg auf die Zunge. Danach setzte ich mich auf einen relativ unbequemen Holzsessel vor meiner Hütte und genoss den Ausblick und das Vogelzwitschern.

15min später wurde ich innerlich zunehmend unruhig, jedoch noch sehr subtil. Spätestens nach 30min war dies allerdings eindeutig dem sich anbahnenden Trip zuzuschreiben und mein Denken war merklich verändert. Zu diesem Zeitpunkt schrieb ich die erste und letzte nichtssagende Notiz auf ein Stück Papier: ,,Erste Veränderungen''.
Anschließend legte ich den Stift beiseite und mich auf das spartanische Bett. Zum ersten Mal fiel mir an dieser Stelle auch eine Intensivierung der Optik auf, genauer gesagt der geflochtenen Decke. Ich entschied mich, etwas Musik zu hören und hatte für sehr kurze Zeit auch mal die Augenbinde auf. Ab hier ging alles sehr schnell und mir wurde klar, auf was ich mich da eingelassen habe.

Zuerst hatte ich das einigermaßen realistische Gefühl, das Blut in meinem Brustkorb fließen fühlen zu können, was nicht sonderlich angenehm war. Ich gewöhnte mich jedoch schnell daran und fing langsam an zu halluzinieren. Zuerst kam es mir so vor, als ob der gesamte Raum um mich herum langsam zum Leben erweckt werden würde, bzw. ich ihn durch die Bewusstseinserweiterung intensiver und auf einer anderen Ebene wahrnehme. Mit geschlossenen Augen und weniger stark auch an der Decke sah ich wie in einer Art Vision verschiedene Orte und fast immer auch Menschen. Es kam mir so vor, als ob diese aus den Tiefen meines Unterbewusstseins stammen und letztendlich Projektionen von Erinnerungen, Gedanken und Gefühlen sind. Das seltsame war allerdings, dass ich zu keiner dieser ``Visionen´´ einen Bezug hatte. Ich erinnere mich beispielsweise an einen afroamerikanischen Jugendlichen, der altmodisch angezogen Werbung für irgendein Produkt macht oder an eine alte Frau in den Bergen, die in gebückter Haltung eine Art Milchkanne schwenkt.

Bei einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass seitdem ich mich hingelegt hatte grade einmal 10min vergangen waren, die Einnahme also rund 40min zurücklag. Die Zeit begann sich subjektiv zu strecken, da ich jeden einzelnen Moment viel genauer und umfassender wahrnahm. Dieser Effekt ließ sich sogar bei der Musik beobachten, die mir langsamer als sonst erschien. Des weiteren kam es mir so vor, als ob mein Geist von Sekunde zu Sekunde mehr von seiner bisherigen Daseinsform weg hin zu einer Art anderen Dimension gezogen werden würde. Anfangs konnte ich mich noch recht gut zur Wehr setzen und die Kontrolle beibehalten, merkte jedoch irgendwann, dass dieser Prozess unaufhaltsam war und jedes Wegducken vor dieser psychedelischen Atombombe zwecklos.

Zu diesem Zeitpunkt bekam ich tatsächlich etwas Schiss vor dem Trip, da der Peak in frühestens einer Stunde zu erwarten war und alles so rasend schnell ging. Ich spielte kurz mit dem Gedanken die Benzos zu nehmen, verwarf ihn jedoch schnell wieder. Zum einen war die Angst kontrollierbar, zum anderen wollte ich nicht die Arbeit des LSD behindern.

Während ich also auf meinem Bett wie in einer Art Fiebertraum vor mich hintrippe, knallte es auf einmal laut und der zuvor dunkle Raum wurde erleutet. Ich fiel aus allen Wolken, sprang auf während mir tausend Dinge durch den Kopf rasten, nur um festzustellen , dass der Wind das Fenster aufgestoßen hatte. Erleichtert und mit rasendem Herz stellte ich mich ans Fenster und schaute den frei herumlaufenden Hühnern zu, die mich zum Teil leicht verwundert anstarrten. Es kam mir so vor, als ob sie spüren konnten, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte.

Klare Konturen waren zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wirklich vorhanden und die Umgebung wellte sich leicht wie eine Wasseroberfläche. Fasziniert von der Optik, beschloss ich nach draußen zu gehen. Ich war schließlich im Paradies, warum sollte ich diesen langersehnten Trip in einer dunklen Bruchbude verbringen!? Geplant war eigentlich erst nach dem Peak eine Wanderung durch die Gegend zu machen, damit ich nicht unterwegs von der Wirkung erschlagen werde und mich möglicherweise verlaufe. Dies erschien mir nun aber überflüssig und ich verschloss unter größeren Anstrengungen das Fenster, um mich ohne Plan nach draußen zu begeben.

Ab hier hatte ich für mehrere Stunden keinen Bezug mehr zur bekannten Realität und meine Erinnerungen bestehen lediglich aus verschiedenen Fragmenten. Diese versuche ich im Folgenden so gut es geht chronologisch aufzulisten.

Es müsste relativ kurz nach meinem Eintritt in diese andere Dimension gewesen sein, dass ich zu der festen Überzeugung gekommen bin, dass Wiedergeburt tatsächlich existiere und das Bewusstsein nach dem Tod einfach zum nächsten Körper wandere. Diese ``Erkenntnis´´ war größtenteils durch die vorherigen Pseudohalluzinationen von mir unbekannten Menschen geprägt, die mir so vorkamen, als ob sie Erinnerungsfetzen eines vergangenen Lebens seien, die durch das LSD an die Oberfläche gespült worden wären. Zum anderen hatte ich mich in der vorherigen Zeit relativ viel mit dem Buddhismus beschäftigt, was sicherlich auch dazu beigetragen hat.

Das merkwürdige war allerdings, dass ich es für nötig hielt, mein neues Wissen auf direktem Wege den wenigen anderen Menschen im Umkreis mitzuteilen, indem ich unzählige Male hintereinander aus vollem Hals ,,Reincarnation is possible“ schrie. Nach diesem ersten Flash wurden mir die weitreichenden Konsequenzen bewusst, die ich nun für mein gesamtes Leben treffen musste. Überwältigt davon, dass dies wahrscheinlich ein radikaler Wendepunkt ist, musste ich erstmal mehrfach in einem dicken Strahl meinen Mageninhalt entleeren. Das Ganze fühlte sich allerdings unglaublich befreiend und reinigend an, habe nie so gut gekotzt :D Irgendwie bin ich dann gestolpert und lag recht angenehm und friedlich auf dem Boden, als es zu regnen anfing. Dieser störte mich allerdings recht wenig, bis ich feststellte, dass neben mir mein MP3-PLAYER und 2/3 andere Sachen lagen. Ich fand mich relativ schnell damit ab, dass dieser kaputt ist und tanzte noch ein wenig im Regen umher. Seltsam ist hierbei: Der MP3-PLAYER hat absolut nichts abbekommen (falls ich ihn überhaupt mit nach draußen genommen habe) und es war eigentlich ein wolkenloser, sonniger Tag. Ebenso wenig kann ich sagen, ob ich tatsächlich rumgeschrien und gekotzt habe, oder sich dies bloß in meinem Geist abgespielt hat.

Das nächste Fragment ist wahrscheinlich mein Annäherungsversuch an eine auf dem Gelände lebende Kuh, den man als gescheitert bezeichnen kann. Obwohl meine Intentionen ausschließlich positiv waren, machte die leicht verängstigte Kuh ein paar Meter vor mir einen kleinen Satz in meine Richtung, woraufhin ich mich selbst stark erschreckte. Die Kuh erkannte offensichtlich, dass ich genauso viel Angst hatte wie sie und wir gingen getrennte Wege.

Irgendwann darauf folgend fing ich langsam an, mich in meiner Parallelwelt einsam zu fühlen und wünschte mir die Gesellschaft von anderen Leuten. Dies äußerte ich auch, indem ich mehrfach in Gedanken ,,I want people around me!“ rief. Anfangs noch recht enthusiastisch stellte ich bald fest, dass meine gesamte Realität aus Gedanken aufgebaut war und logischerweise niemand meine Einladung zum Chillen gehört hatte. Mir kam es in diesem Zustand so vor, als ob es auch ansonsten ein Charakterzug unserer Wirklichkeit sei, dass jegliche Sinneseindrücke letztendlich auf Gedanken basieren, diese aber in einem solchen Tempo ständig ganz weit unten im Unterbewusstsein verarbeitet werden, dass wir sie nicht bemerken.

Ich war nun also in diese untersten Schichten vorgedrungen bzw. in ihnen gefangen und konnte jeden Gedanken einzeln und nicht wie sonst als fließenden Prozess wahrnehmen. Da die Flut an Gedanken, die sich auf Sinneseindrücke der äußeren Welt beziehen, jedoch weitaus zu groß gewesen wäre, wurden diese sozusagen ausgeblendet. Stattdessen nahm ich nur noch weitestgehend davon unabhängige Gedanken wahr, also sozusagen meine Psyche in einer sehr reinen Form.
Von der physischen Realität bekam ich aber dementsprechend so gut wie nichts mehr mit, was ich nicht so toll fand. Statt fetten Optiks in der Natur befand ich mich nun vollständig in einer rein geistigen Welt.

Neben den ganzen Gedanken kann ich mich trotzdem an einige ebenfalls geistige Bilder erinnern. Ich habe mich beispielsweise von jeglichen Klamotten befreit,die mich gestört haben. Nackt und zusammengekrümmt saß ich auf dem Boden und beobachtete eine Art dunkelrote Flüssigkeit, die sich um mich herum ausbreitete.
Des Weiteren führte ich in Gedanken Selbstgespräche bzw. hatte zeitweise sogar das Gefühl, mit irgendetwas das ich nicht wahrnehmen konnte zu reden. Dieses Etwas hat sich allerdings nicht selbst zu Wort gemeldet und meine Erinnerungen sind stark getrübt.

So plötzlich, wie mich das LSD in diesen Zustand katapultiert hatte, war ich dann zwischen 16 und 17 Uhr auch wieder in der Realität, als auf einmal vier uniformierte Männer vor mir standen. Mein Autopilot hatte mich unter größerem Adrenalineinsatz aufgeweckt und ich konnte nach 4-5 Stunden Paralleluniversum wieder meine Umgebung sehen. Die Herrschaften waren anscheinend von der Polizei und stellten mir mit verwunderten und kritischen Blicken irgendwelche Fragen, auf die ich unmöglich antworten konnte. Auf ihren Vorschlag liefen wir zu meiner etwa 50m entfernt stehenden Behausung, bei der die Tür offen stand.

Einerseits wusste ich zwar, dass dies keine Einbildung ist, andererseits fühlte sich das Ganze extrem surreal an und mein Kopf war dumpf und leer. Dort angekommen realisierte ich langsam, dass ich keine Klamotten anhatte und wurde aufgefordert mir etwas anzuziehen. Das erstbeste was auf dem Boden lag war eine Boxershorts und ein weißes Tank Top, beides leicht nass. So bekleidet wollten mich die Polizisten jetzt mitnehmen, wohin und warum verstand ich aber trotz Erklärungen nicht. Zögerlich folgte ich ihnen...

Die Polizei war in einem selbst für kubanische Verhältnisse schrottigen Auto angereist, in dem ich mich jetzt auf die Hinterbank aus Hartplastik zwischen zwei Beamte quetschen durfte. Der Weg in den nächsten Ort hätte normalerweise etwa 15min gedauert, wenn die Blechkiste nicht nach wenigen hundert Metern den Geist aufgegeben hätte. Während einer der Männer recht routiniert irgendwas in der Motorhaube herumschraubte, saß ich also immer noch voll am trippen mit dem Rest im Auto. Skurrile und unangenehme Situation, ihr könnt euch sicher vorstellen wie die mich angeguckt haben...

Irgendwie schaffte ich es erstaunlich ruhig zu bleiben, keine Spur von Panik oder dergleichen. Ich redete mir recht erfolgreich ein, dass alles halb so wild sei und sie mich bald wieder gehen ließen.
Gedanklich war ich währenddessen in einem sehr komischen Zustand, unfähig richtig zu denken oder die Beobachterposition zu verlassen.

Nachdem wir unser Ziel, ein unscheinbares Gebäude am Stadtrand erreicht hatten, wurde ich in ein provisorisches Ärztezimmer begleitet und sollte mich auf eine Liege legen. Recht verwundert stellte ich fest, dass ich am gesamten Körper getrocknete Erde hängen hatte. In meinem Kopf formierte sich ein riesengroßes Fragezeichen, was war geschehen?!?! Meine kläglichen Rekonstruktionsversuche wurden von einem freundlichen Mann in Doktorkittel unterbrochen, der meinen Herzschlag und Puls prüfen wollte. Ich habe mich trotz Bedenken sogar zu einer Kanüle und Kochsalzlösung breitschlagen lassen um keinen Aufstand zu machen.

Nach gefühlten Ewigkeiten, in denen sich die Kubaner untereinander unterhielten, wurde ich samt Infusion auf meinem Krankenbett in einen Krankenwagen geschoben. Ich protestierte zwar halblaut und verlangte nach Hause gehen zu dürfen, wurde jedoch beschwichtigt und fügte mich meinem Schicksal.

Wie ich es vermutet hatte fand ich mich nach etwa 20 min in einem waschechten Krankenhaus wieder, genauer gesagt in einem Wartezimmer. Ein wenig unangenehm war es mir wie Ihr euch sicher vorstellen könnt schon dort in dreckiger Unterwäsche herumzusitzen. Nach nicht allzu langer Zeit wurde ich dann von mehreren Kubanern in Arztkitteln gefragt, was mir fehle und warum ich denn hier sei. Da ich es selbst nicht wusste herrschte erst einmal auf beiden Seiten große Verwirrung. Um irgendeine Antwort zu liefern erzählte ich, dass ich hingefallen sei, was die Erdflecken erklärte, und man mich einfach mitgenommen habe.

Anschließend wurde ich von einem Polizisten in ein anderes Zimmer begleitet, in dem man meinen Puls und Herzschlag maß (letzterer wurde von einem altmodischen Gerät auf eine Papierrolle aufgezeichnet). Nach einigen Fragen, Smalltalk und Warterei folgte das selbe Spielchen in einem anderen Zimmer. Langsam wurde ich ungeduldig und wollte nach Hause...

Nach gefühlten Ewigkeiten sagte man mir, dass ich die Nacht im Krankenhaus verbringen müsse, was mir natürlich gar nicht passte. Doch wie ich es auch versuchte wollte man mich nicht gehen lassen und mir blieb nichts anderes übrig.

Einquartiert wurde ich in einem schlichten Zweibettzimmer mit Fenster im DIN A3-Format und eigenem Klo. Dort lag ich nun also immer noch merklich unter LSD-Einfluss im Bett und beobachtete die Menschen, die in mein Zimmer kamen und gingen als sei es eine Stehparty. Einige von Ihnen wechselten auch ein paar Worte mit mir, die meiste Zeit lag ich aber unbeteiligt herum. Währenddessen wurden meinem Eindruck nach belanglose Diskussionen ausgefochten...

Gegen 10 war dann Feierabend und ich schlief für einige Stunden, der Aufpasser-Polizist im Bett neben mir. Am nächsten Morgen wechselte sich dieser mit einem jüngeren Kollegen ab, mit dem ich mich sogar recht gut verstand. Wir schlugen uns die Zeit mit TicTacToe, Musik und TV tot (3 Sender, davon 2 Telenovelas). Angeblich würde ich nach der mittaglichen Arztvisite nach Hause gebracht werden...

Nach mehreren Stunden kam der Chefarzt zwar und stellte überraschenderweise fest, dass es mir gut ginge. Die Leute, die mich mit zurück in die Stadt nehmen würden, waren jedoch noch nicht da, weshalb ich weiter warten musste.

Am späten Nachmittag wurde ich dann von einem anderen Polizisten abgeholt und mir dämmerte allmählich, dass sie wohl den vorgebauten Joint auf meinem Nachttisch gefunden hatten.
Keine gute Sache in einem sozialistisch-autoritären Land mit strenger Drogenpolitik...

Wir fuhren also ohne Erklärungen zu viert in einem Polizeiauto davon. Auf halber Strecke hielten wir auf einmal an der Seite, vor uns ein anderes Auto. Ich wurde aufgefordert in dieses einzusteigen. In dem anderen Auto erwarteten mich 2 Polizisten in Zivil und ein Mann, der sich als Dolmetscher vorstellte. Wir fuhren zu einer naheliegenden Polizeistation, wo bereits mein Backpacker-Rucksack auf mich wartete. Definitiv kein gutes Zeichen...

Man hielt mir wie bereits vermutet vor, einen Joint und weitere 0,2g Marihuana besessen zu haben, sowie nackt in der Öffentlichkeit herumgelaufen zu sein. Ich gab wahrheitsgemäß zu Protokoll, das Gras in Havanna gekauft zu haben und behauptet, dass mir heiß gewesen sei. Entschuldigt habe ich mich natürlich auch. Auf die Frage hin, warum meine Pupillen am Vortag so groß gewesen seien, behauptete ich dies sei normal. Auch wenn sie leichte Zweifel an meinen Aussagen hatten war man mir glücklicherweise gut gesinnt. Trotzdem sollte ich am nächsten Tag dem Chef vorgeführt werden, der über mein weiteres Schicksal entscheiden würde.

Die Nacht verbrachte ich in einer von der Polizei ausgesuchten Unterkunft, die sich als die komfortabelste meiner bisherigen Reise herausstellte. Nach einem guten Abendessen und 2 Bier fiel ich in einen erschöpften Schlaf.

Um meine Aussage bezüglich der geweiteten Pupillen beim Chef glaubhafter zu machen, entschied ich mich am nächsten Morgen, die restliche halbe Pappe zu nehmen. Durch die starke Toleranzbildung erwartete ich so gut wie keinen Effekt außer hoffentlich vergrößerte Pupillen.

Etwa 2 Stunden später wurde ich also von einem Motorrad abgeholt und in der selben Polizeistation in einen Raum voller hübschen kubanischen Polizistinnen gebracht, die unwesentlich älter als ich waren. Durch einen Mix aus gebrochenem Spanisch, Händen, Füßen und Übersetzungscomputer vertrieben wir uns die nächsten Stunden und ich habe die Zeit trotz aller Umstände fast schon genossen.

Da der angekündigte Chef dann am frühen Abend aber immer noch nicht aufgetaucht war, wurde mir gesagt, dass am nächsten Tag die für Touristenangelegenheiten zuständige Migartionsbehörde ein Urteil fällen würde. Also wieder zurück mit dem Motorrad in eine andere Unterkunft und am nächsten Morgen zu besagter Behörde...

Nach einer abwechslungsweise kurzen Wartezeit wurde ich etwa eine Viertelstunde darüber belehrt, dass Drogen schlecht und in Kuba illegal sein und wurde nach einer Unterschrift tatsächlich in Freiheit entlassen. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie groß der Felsbrocken war, der mir in diesem Moment von Herzen gefallen ist.

Die weitere Reise war sehr schön und verlief bis auf einen unschönen Zwischenfall reibungslos.
Knapp zwei Wochen später wurde ich mit den Worten „Hay problema“ (Es gibt Probleme) von der Polizei von einem organisiertem Ausflug abgeholt und etwa eine Stunde lang über die selbe Geschichte und meine bisherige Reise ausgefragt. Die hatten es tatsächlich geschafft, jede einzelne Unterkunft auszutelefonieren in der ich Halt gemacht hatte! Überwachungsstaat funktioniert auch ohne moderne Technologien :D

Da der Bericht schon jetzt relativ lang ist (obwohl ich an vielen Details gespart habe) halte ich das Fazit an dieser Stelle kurz und danke allen, die bis hierhin durchgehalten haben!

Obwohl ich eigentlich genau auf der Suche nach einer psychedelischen Grenzerfahrung war, hat mich das LSD vollkommen überrumpelt. Trotz der leichtsinnig hohen Dosis hätte ich niemals gedacht, dass es mich stundenlang in eine andere Welt katapultiert (von dem Rest ganz zu schweigen). Meine Erklärung hiefür ist ein geistiger Selbstschutzmechanismus, der aktiviert wurde, weil ich noch nicht bereit war, in solch tiefe Bewusstseinsschichten vorzudringen. Ich konnte in der kurzen und intensiven Anfangsphase förmlich spüren, wie sich mein Alltagsbewusstsein Schicht für Schicht ablegt. Ab einem bestimmten Punkt, wurde es mir unterbewusst dann einfach zu viel und mein Geist hat sich in eine Art Stand-by Zustand versetzt.
Mitgenommen habe ich vor allem eine Riesenportion Respekt vor höheren Dosen Psychedelika, wobei natürlich auch geringere Mengen mit Vorsicht zu genießen sind. Meine Experimentierfreudigkeit und das Bedürfnis zu trippen hat seitdem merklich abgenommen.
Des Weiteren ist mir klar geworden, dass ich in der Vergangenheit bereits alle notwendigen Antworten für persönliches Wachstum bekommen habe. Ohne hart an mir selbst zu arbeiten und verschiedene Dinge zu ändern, hätten weitere Trips keinen Nutzen.
Gelernt habe ich außerdem, wie wichtig es ist Eventualitäten einzuplanen :D

Über Eure Gedanken oder Feedback wäre ich sehr dankbar, Fragen dürft ihr natürlich auch gerne stellen.