Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Irgendwann im Frühling
Drogen:Cannabis
Autor:DatSchroom
Datum:22.01.2017 15:13
Set:Eigentlich munter und fröhlich, ein bisschen aufgeregt was mich erwarten würde.
Setting:Erst in einem Brauhaus, dann bei mir zu Hause.
Nützlichkeit:6,60 von 10 möglichen   (15 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Dies soll nicht zum Konsum von Drogen animieren, es ist eher eine Warnung und Aufklärung.
Wenn jemand sich dazu entscheidet, cannabis oder andere Drogen zu konsumieren,
so bin ich nicht der Verantwortliche, dies zu verhindern
.

Vorneweg: es geht um meine erste Erfahrung einer oralen Aufnahme von Cannabis.
Diese Symptome können bei jedem unterschiedlich sein, da Cannabis (Tetrahydrocannabinol) und andere Cannabinoide psychoaktiv wirken.

Nun zum eigendlichen Bericht:


Es war ein Sonntag. Ich hatte nichts Großes vor und beschloss, am Vormittag ins Brauhaus zu gehen und ein paar Bier zu trinken. Während ich da so saß und mal wieder über alles Mögliche nachdachte und nebenbei immer mehr den Alkohol merkte, kam mir die Idee, Cannabis einmal Oral zu mir zu nehmen. Nach einigen weiteren Bieren ging ich schließlich nach Hause und dachte den ganzen weg darüber nach, wie ich mich am unauffälligsten (im Bezug auf den Alkohol) verhalte und wie ich das Cannabis nehme / wo ich es untermische. Daheim angekommen, machte ich mich direkt ans Werk:
Ich holte mir ein Glas, Milch, Kakao und nahm dies in mein Zimmer, ohne das mein Vater und meine Schwester etwas mitbekamen. Dort begann ich dann alles zu vermischen (was unter dem Alkoholeinfluss gar nicht so leicht war) und ich verschüttete etwas Milch. Nachdem es mir endlich gelungen war, die „normalen“ Zutaten ins Glas zu geben, sperrte ich mein Zimmer (vorsichtshalber) ab und nahm aus einem Versteck die 1,5 Gramm Haschisch hervor. Dieses zerbröselte ich und Mischte es in den Kakao; danach schloss ich mein Zimmer wieder auf. Immer noch besoffen setzte ich mich an den PC und spielte Burnout Paradise (Für alle, die es nicht kennen: Es ist ein Action-Rennspiel, das eine sehr realistische Physik besitzt.), während ich meinen Hasch-Kakao trank. So ging es etwa 15 Minuten, und als ich den Kakao fast leer hatte und nur noch zwei Schlucke da waren, fragte ich sich ein kleiner Teil von mir, ob 1,5 Gramm nicht etwas viel sind. Aber da ich durch den Alkohol noch immer beeinflusst war, war mir das auch ziemlich Egal. Als ich die letzten zwei Schlucke dann noch getrunken hatte, brachte ich die Tasse nach oben und spülte sie (unter einigen Schwierigkeiten :D) so aus, dass man keine Haschischrückstände mehr riechen- oder sehen konnte.
Wieder am PC wartete ich auf die erste Wirkung, die erstaunlich früh nach 20 Minuten schon einsetzte. Nach und nach veränderte sich mein Bewusstsein. Erst war ich noch total durch und etwas fertig vom Alkohol, danach war mir erst etwas schwindelig, aber ich fühlte mich durchaus gehemmt, glücklich und zufrieden und feierte innerlich den Wirkungseintritt. Kurze Zeit später war ich dann schon so drauf, wie man es von einem guten Joint erwarten würde. Ich ging nach oben um zu sehen, was mein Vater und meine Schwester so machten. Als ich sah, dass mein Vater sich im Wohnzimmer ein Pink Floyd Konzert ansah, beschloss ich mich dazuzusetzen. Vielleicht wissen einige Leute von euch, wie gut Pink Floyd und ein Cannabisrausch zusammenpassen. Ich habe mich auf das Sofa gelegt und mich im Prinzip der Musik hingegeben. Während dessen merkte ich, wie ich immer weniger von meiner Außenwelt mitbekommen habe und einen krassen Tunnelblick hatte, an dessen Ende alle Farben verstärkt waren. Auf eine verdrehte Art und Weise gefiel mir das Gefühl, dieses intensive High. Nach ein oder zwei Stunden Kam meine Mutter nach Hause. Ich habe mir natürlich nichts anmerken lassen, was mein Bewusstseinszustand anging, aber es viel mir dennoch sehr schwer. Sie sagte, dass sie Waffeln machen würde und bat meine Schwester, ihr zu helfen. Nebenbei eine Info zu mir: Wenn ich Cannabis konsumiert habe, bekomme ich, im Gegensatz zu vielen meiner Freunde, nicht direkt einen Hunger-Flash; aber wenn einmal einer davon anfängt, von Essen zu reden, dann ist es bei mir auch vorbei. So war es auch mit den Waffeln. Als ich sehnsüchtig auf die Waffeln wartete, fing der Rausch an, sich noch einmal zu Intensivieren. Ich peilte nun gar nichts mehr und war so betäubt, dass ich den Boden unter den Füßen gar nicht merkte, als ich in die Küche ging, als die Waffeln fertig waren. Ich aß also komplett stoned zwei Waffeln und und bekam dies gleichzeitig gar nicht mit. Nach der zweiten oder dritten Waffel fühlte es sich so an, als ob ich zwei Zentimeter über dem Stuhl schweben würde, auf dem ich saß, aber gleichzeitig schwer wie Blei wäre. Da kam mir noch einmal kurz die Frage in den Kopf, ob ich es nicht ein bisschen übertrieben hatte, aber dieses mal sehr viel deutlicher. Ich sagte meiner Familie, dass mir nicht so gut ginge und dass ich ein bisschen frische Luft schnappen gehen würde. Ich ging also raus und versuchte, mit dem immer stärker werdenden Trip klar zu kommen. Ja Trip, denn allmählich begannen auch einige optische und akustische Halluzinationen. Zum Beispiel sah ein Flugzeug aus, als würde es direkt über mir fliegen (obwohl es etwa 2000 Meter über mir flog) und es hörte sich an wie das ausatmen eines Zombies.
Als ich nach etwa 20 Minuten wieder reinging, meinte meine Mutter zu mir, dass ich ja nur eine Minute draußen gewesen wäre und sich das gar nicht gelohnt hätte. Auch mein Vater meinte das zu mir und langsam fühlte ich mich wirklich unwohl. Ich sagte unter Anstrengung, dass ich mich hinlegen würde und sie mich zum Abendessen wecken sollen. Als ich mich in mein Bett lag, kam ich gar nicht mehr klar. Auf einmal fingen die Wände an, sich immer enger zusammen zu ziehen (dabei habe ich ein sehr großes Zimmer und leide nicht unter Klaustrophobie). Auch wurde das Licht, das sonst auf Cannabis bei mir immer heller als sonst erscheint, auf einmal sehr dunkel. Ich wusste in dem Moment nur noch eins: Dass das eine Überdosis ist. Ich merkte auf einmal, wie schnell mein Herz raste, und dachte allmählich, dass das so viel in meinem Körper ist, dass ich nun sterben müsste.
Meine Gliedmaßen fingen an zu zittern und in den Füßen wurde es so Schlimm, dass ich sie gar nicht stillhalten konnte. Ich dachte, dass niemand bei mir ist, wenn ich an einer Überdosis Cannabis sterbe und dass niemand weiß, dass ich gerade so gut wie im Sterben liege. Ich begann unter wachsender Panik und Todesangst, immer mehr nach Möglichkeiten zu suchen, mich abzulenken, fand aber keine oder dachte, dass es der sichere Tod ist, wenn ich etwas mache. Irgendwann zwischendurch kann meine Mutter herein und sagte mir Bescheid, dass das Essen fertig sei. Ich antwortete, dass ich nicht mitessen könne. Danach versuchte ich einfach nur einzuschlafen, was aber nicht möglich ist, wenn man weiß, dass gleich das Ende ist. Nach gefühlten zwei Tagen sah ich mein Handy neben mir und versuchte, unter heftigster Anstrengung und einem Puls von fünftausend, den ich bis in jede Körperzelle spürte, das Handy zu bedienen. Schließlich gelang es mir, Whatsapp zu öffnen und mir eine Sprachnachricht von einer Freundin, nennen wir sie K, anzuhören. Ich war nicht wirklich in der Lage, alle Informationen herauszufiltern, da ich nebenbei darauf achten musste, dass ich atme und nicht sterbe. Ich hatte zwar gehört, dass man Unmöglich an einer Überdosis Cannabis sterben kann, wusste aber in diesem Augenblick, dass es nicht stimmt. Wie auch immer, K wollte, dass ich am nächsten Tag irgendwas für sie tun soll. Ich weiß nicht mehr was es genau war, schrieb aber zurück, dass ich das gerne tun würde, wenn ich am nächsten Tag noch am Leben wäre, und dass ich wahrscheinlich jetzt sterben muss. Sie tat das als Unfug ab, bis ich schrieb, dass ich es ernst meine und schilderte ihr Grob die Situation, während der Tod sich immer mehr näherte. Daraufhin schrieb sie zurück, dass mir schon nichts passieren werde und alles gut werden würde (danke an der Stelle, dass K sich um mich gesorgt hat), aber ich habe das nicht geglaubt und meine Angst vor dem Tod stieg nur noch weiter. Mir kamen Gedanken, wie es all meinen Freunden gehen würde, dass ich alles Verloren hätte was ich mir aufgebaut habe, dass ich ein großes Versprechen nicht halten kann und was meine Eltern denken müssen, wenn sie sich morgen wundern, dass ich nicht aufstehe und mich anschließend tot im Bett finden. Solche Gedanken und die Paranoia, diese Angst, dass man höchstens noch zwei Stunden auf der Erde hat und dann gehen muss, brachten mich schließlich dazu, leise in mein Kissen zu wimmern. Ich wollte nicht sterben; ich war viel zu jung in dem Alter, hatte zu wenig erlebt. Gleichzeitig sah ich vor meinen geschlossenen Augen alle möglichen Formen und Muster, und dachte, dass ich bis zu meinem Tod alles so sehen würde. Irgendwann, nach endlosen Stunden, die ich damit verbrachte, mit meinem möglichen Tod klarzukommen, ging es mir ein wenig besser. Ich hatte Hoffnung, dass ich es doch irgendwie schaffe, und beschloss, mich mit letzter Kraft nach oben ins Wohnzimmer zu schleppen. Glücklicherweise traf ich dort auf meinen Vater, der gerade irgendeinen Film sah, und ich beschloss, ebenfalls zuzusehen. Und es funktionierte tatsächlich. Als ich mich auf den Film konzentrierte, vergaß ich nach und nach die Angst zu sterben.
Mir ging es erst recht besser, als mir ca. eine Stunde später wahrnahm, wie der Cannabisrauch abnimmt und als mir auffiel, dass die Halluzinationen (wie die engen Wände) weg waren. Ich hatte irgendwann die grandiose Idee, auch mal auf die Uhr zu schauen, und als ich realisierte, dass es erst neun Uhr am Abend war, hab ich mir Gedanken darüber gemacht, dass mich die Todesangst „nur“ etwa drei Stunden in die Hölle geschickt hat. Nach zwei weiteren Stunden Fernsehen traute ich mich schließlich, wieder in die Stille (also mein Zimmer) zu kehren und zu schlafen. Ich hatte immer noch das Zucken in den Füßen, auch Herzrasen, schaffte es aber irgendwann, einzuschlafen.

Anhang
Am nächsten Tag war ich überaus glücklich, noch am Leben zu sein. Wie gewohnt war Schule und ich ging meinem Alltag nach, was mir aber trotzdem sehr schwer fiel, da mir das Cannabis immer noch zu schaffen machte. Ich tat auch das, worum K mich gebeten hatte und erzählte ihr und einigen anderen Freunden, die von mir wissen, dass ich gelegentlich Cannabis konsumiere, was mir passiert sei. Den Tag darauf und die ganze nächste Woche ließ ich mich Krankschreiben. Vielleicht war ich wirklich krank, aber vielleicht war es auch meine Psyche, die mit solch einem Erlebnis erstmal fertig werden musste…

Wer bis hierhin gelesen hat: Vielen Dank