Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Du bekommst nicht was du erwartest sondern das was du brauchst
Drogen:Ayahuasca
Autor:SomewhereInTheClouds
Datum:04.03.2017 15:29
Set:Gut gelaunt, Nervös wegen dem bevorstehenden Trip
Setting:Zuhause, allein in den eigenen vier Wänden
Nützlichkeit:8,88 von 10 möglichen   (34 Stimmen abgegeben)

Bericht:

+++Auch wenn ich mir beim schreiben dieses Berichtes die größte Mühe gemacht hab muss ich feststellen, dass er das wahre Geschehen nur teilweise abbilden kann. Aber so ist das nunmal, Psychedelika muss man selbst erlebt haben. Alles aufzuschreiben würde einfach zu lange dauern, aber vielleicht erweiter ich diesen Text noch in zukunft:)+++

+++Es geht hier um Dmt als rauchbares Salz und nicht um Ayahuasca+++


Much love an euch alle da draußen :)


In meinen mittlerweile 18 ½ Jahren auf diesem Planeten habe ich schon so einige Erfahrungen mit Mutter Naturs Substanzen gemacht, doch keine war bis jetzt so erschütternd tiefgreifend und hat mich in meiner Sicht auf die Welt und mich selbst in ihr so verändert.


„Dmt is a hell of Drug“


Meine Neugier wurde vor ungefähr anderthalb Jahren geweckt. Ich durchlebte damals eine sehr dunkle Zeit, hatte Depressionen und eine soziale Phobie und war verzweifelt auf der Suche nach Erlösung wodurch ich dann irgendwann auf Psychedelika stieß. Zu meinem Glück siegte aber die Vernunft und ich versuchte nicht mich selbst mit diesen Mitteln zu behandeln sondern fing eine Therapie an. Eine gute Entscheidung, heute bin ich frei von Selbsthass und Angst.

Doch die Neugierde auf diese Substanzen ist geblieben, allen voran für Dmt.
Ich bin fasziniert von dieser Verbindung, die sich in so gut wie jedem Lebewesen zu finden scheint und die die Macht haben soll, dass Ego aufzulösen und einem Menschen Dinge zu zeigen, die mit unserer Sprache nicht einmal ansatzweise festzuhalten sind. Ich fühlte mich herausgefordert von der Vermutung, dass Dmt ausgeschüttet wird wenn man stirbt weil ich noch nie wirklich Angst vor dem Tod hatte, sondern ihn eher als etwas notwendiges akzeptiert habe. Wie wenn man ein gutes Buch liest, ein Kapitel endet und das nächste anfängt.

Irgendwann Ende 2016 viel mir dann etwas Dmt in die Hände und kurz vor Weihnachten als die Ferien grade angefangen hatten rauchte ich das erste mal etwas davon. Was ich bekam war ein Trip voller Todesangst und ein Afterglow von purer Lebensfreude. Einen Breaktrough hatte ich definitiv nicht weil ich mich einfach nicht zwingen konnte den letzten Hit zu nehmen. Wahrscheinlich hab ich auch viel verbrannt. Dazu sei gesagt das die Methode mit Stahlwolle und Flasche für Anfänger echt nicht die beste ist. Einen Teil des Pulvers verschüttete ich schon beim Versuch es in die Wolle einzuschmelzen und am Ende hätte ich dann wohl auch noch nachfüllen müssen, was in dem Zustand praktisch unmöglich ist.

Gestern war ich dann im Liquid Store und hab mir Base für meine Dampfe geholt. Zuhause angekommen kam mir dann die Idee den Rest des Dmts mit in einen Tank zu mischen weil ich gelesen habe, dass das wunderbar klappen soll und bei weitem bequemer ist als mit irgendwelchen selbstgebauten Pfeifen zu hantieren.
Ich mischte also die restlichen 300mg Dmt Salz mit ca einem ml Liquid. Dabei hörte ich Musik um noch ein bisschen gute Vibes zu tanken. Trotzdem war die Entscheidung verdammt kurzfristig und meine Vorbereitung mehr als spärlich aber ich fühlte mich an dem Tag einfach richtig gut und wollte diese Gelegenheit nicht verpassen. Ich entschied mich auch gegen jeden weisen Rat alleine zu trippen weil ich mich einfach voll auf die Erfahrung konzentrieren wollte ohne durch die Anwesenheit von Freunden irgendwie abgelenkt zu werden. Außerdem dachte ich mir ´hey das Zeug wird dich eh ausknocken da hilft dir auch kein Sitter.´


18 Uhr


Wie beim letzten mal war ich unglaublich aufgeregt auch wenn ich dieses mal ungefähr wusste was mich erwartet. Aber in Anbetracht dessen was Dmt mit einem macht ist das wohl vollkommen normal . Selbst erfahrenen Psychonauten sollen ja vor so einem Trip die Knie schlottern ^^
Weil es draußen bewölkt war bedeckte ich die Fenster und machte mir schummriges Licht und meine bunte Lichterkette an. Außerdem tat ich noch ein bisschen aufräumen weil echt ziemliches Chaos herrschte. Als ich fertig war setzte ich mich dann auf mein Bett, stellte mir noch eine Flasche Wasser bereit falls ich ein Pappmaul bekommen sollte oder der Geschmack einfach zu widerlich wird (beides seeeeeeeehr unangenehm wenn man grad abhebt und versucht nicht komplett auszuflippen) .Dann nahm ich mir meine Dampfmaschine (Kangertech Toptank mini auf 185 °C) und setzte an.


18.10 Uhr


Der erste Zug wirkte schon heftig. Ich behielt den Dampf ca 5 Sekunden drinnen als ich merkte wie ein unglaublicher Energiestrom durch meinen Körper schoss. Es fühlte sich an als würde ich in der offenen Tür eines Flugzeugs stehen und gleich rausspringen. Ich atmete aus und meine meine Sicht wurde trüb. Beim zweiten Zug hörte ich dann dieses charakteristische pfeifen das langsam aus irgendeiner Ecke des Zimmer (oder aus meinem Kopf?) gekrochen kam und immer lauter wurde. Schnell nahm ich noch einen Zug. Vor meinen Augen explodierten Farben und Konturen zu einem einzigen trüben Mischmasch. Ich fühlte mich plötzlich fremd in dieser eigentlich doch absolut vertrauten Umgebung, als wär ich in irgendeinem Hotelzimmer in einem Land am anderen Ende der Welt und nicht in meinem Zimmer und ich fragte mich wann genau ich da hingekommen war. Zukunft und Vergangenheit lösten sich auf wie ein Gadget das man die ganze Zeit mit sich rumschleppt und dann ablegt und es für eine Weile vergisst.

Ich riss mich zusammen und nahm noch einen Zug. Der komische Geschmack von gasförmigem Dmt breitete sich in meinem Mund aus und meine Lunge fühlte sich an als wär sie voller Watte. In dem Moment explodierten all meine Sinne. Alles, das Gefühl von Dampf in der Lunge, der unangenehme Geschmack auf der Zunge und das ohrenbeteubende Pfeifen in Ohren, vermischte sich zu einem einzigen Wirrwar aus verzerrten Eindrücken. Ein Gefühl von Überwältigung kam in mir auf. Die Stimme in meinem Kopf fragte sich wie sie so die Kontrolle verlieren konnte. Ich war auf Gleisen festgekettet und der Dmt-Zug war im Begriff mich mit Überschallgeschwindigkeit zu überrollen und mir die Seele aus dem Leib zu reißen. Blanke Angst überkam mich. Ich hatte mich selbst in diese Lage gebracht, auf dieses Gleis gefesselt. Wie konntest du nur so dumm sein Mann?! Diese Panik weckte Erinnerungen an meinen ersten Trip, bei dem ich genau das gleiche Gefühl hatte.


18.x Uhr


Ich klappte nach hinten um. No Way das ich noch einen Zug nehme! Mein Ego hatte Todesangst und wehrte sich mich aller Kraft gegen die Attacke der Droge. Es wollte es einfach aussitzen und abwarten bis der Spuk vorbeigeht. Ich versank in dem Strom aus Energie und Empfindungen, der sogar fast angenehm war. Für einen Moment akzeptierte ich die Welt wie sie war. Ich konnte den Planeten und alles auf ihm spüren, wie ein riesiger Körper auf dem ich lag und dem Herzschlag lauschte. Das erinnert mich an die Szene aus „Totoro“, wo das kleine Mädchen den Geist des Waldes, diesen riesigen Teddy oder was er auch sein mag, schlafend in seiner Höhle findet und sich einfach auf seinen Bauch legt weil er so flauschig ist. Schöner Film, nicht nur für Kinder.Ich fühlte mich gut als mir ein Gedanke durch den Kopf schoss: Musik! Musik wird das alles noch mehr ins positive lenken! Ich setzte mich wieder hin und griff nach meinem Handy das ich vor dem Trip neben meinem Bett auf den Schreibtisch gelegt hatte, nachdem Ich zufällig durch eine Playlist getippt hatte, auf der Suche nach einem Song der mich in positive Stimmung versetzt und gegen die Nervosität hilft. Allerdings hatte ich keinen gefunden, der in irgendeiner Weise der Situation entsprochen hätte.

Irgendwie, obwohl ich kaum mehr erkennen konnte als eine leuchtende bunte Fläche, schaffte ich es die Tastensperre zu lösen und Musik zum laufen zu bringen. Doch statt der erhofften Glückseligkeit dröhnte Nicky Minaj´s „Fly“ aus den Lautsprechern, ein Song den ich vor Jahren mal gedownloaded hatte weil mir die Melodie geviel. Jetzt schockte er mich komplett. Diese Musik klang so billig und hohl, so sehr nach Geld und Industrie und die Lyrics ( I came to win , to thrive, to …..) kamen mir vor wie eine Lobhymne auf das System das in dieser Welt so viel Schaden anrichtet. Dieses Lied war designed um junge Menschen unterbewusst zu manipulieren, ihnen eine rosarote Brille aufzusetzen damit sie von der Ganzen Scheiße abgelenkt sind die die Reichen und Mächtigen unserem Planeten antun. Ekel überkam mich. Ich spürte wie ich grade noch in Einklang mit der natürlichen Ordnung der Dinge gewesen war, wie alles gut war und seinen Sinn hatte und wie jetzt diese böse Kraft ,die von meinem Smartphone und der Industriemusik ausging, immer mehr von mir Besitz zu ergreifen versuchte. Ich dachte an die Konsumgesellschaft mit all ihrem permanenten, allgegenwärtigem Streben nach Geld und der Ignoranz mit der sie das praktizierte. Ich begriff wie das System versucht einen zu manipulieren, sodass man wie sie süchtig wird nach Geld und materiellem Reichtum und damit unbewusst den Profiteuren dieser unmenschlichen Lebensart dient, indem man sich freiwillig zu hirnlos konsumierenden Sklaven macht.
Und das schlimmste: als ich mich in meinem Zimmer umschaute begriff ich wie ich mich selbst hatte verarschen lassen. Ich sah all diesen Plunder, den „Joghurt Drink Erdbeere“ von „Gut und Günstig“ für den man wunderbaren Geschöpfen ihre Freiheit und ihre Lämmer raubt um an ihre Milch zu kommen.Die E-Zigarette, die ich ständig brauche weil ich Nikotin abhängig bin und die mir das Geld aus der Tasche zieht. All diese leblosen Dinge von denen ich irgendwann mal geglaubt hatte ich würde sie brauchen und sie würden mein Leben verbessern. Wär ich alleine zuhause gewesen hätte ich wahrscheinlich geschrien. Ich fühlte mich gefangen zwischen diesem ganzen toten Zeug. Alles was ich jetzt wollte war ein bisschen Natürlichkeit, etwas lebendiges. Auf der Suche danach erblickte ich die Pflanze die auf meinem Schreibtisch stand. Doch sie sah verkümmert aus. Sie war seit ich sie hatte kein Stück gewachsen und die Hälfte ihrer Blätter hatte sie abgeworfen weil ich ihren Topf ,als ich noch geraucht habe des öfteren als Aschenbecher missbraucht hatte und sowieso immer vergaß sie regelmäßig zu gießen. Das machte mich unendlich traurig. Ich liebe meine Pflanzen aber trotzdem habe ich es nie auf die Reihe bekommen Ihnen das auch zu beweisen und ich realisierte das es sich mit geliebten Menschen nicht wirklich anders verhielt. Ich drehte mich um und sah das große Bild an der Wand. Bäume durch deren Blätter die Sonne scheint. Die Farben verliefen ineinander als wär die Druckertinte noch flüssig. Es erschien mir so lächerlich wie wir Menschen versuchen etwas so schönes wie einen Wald auf ein plattes Blatt Papier zu zwängen, dass aus der Zerstörung dessen was es da grade abbildet erschaffen wurde.

Trotz das die Musik wieder aus war hörte ich immer noch Nicky Minajs getunte Stimme. Das machte mich wahnsinnig. Ich brauchte etwas natürliches und zwar schnell sonst würde dieser Alptraum nie enden. In dem Moment sah ich meine Gitarre in der anderen Ecke des Raumes stehen. Selbst Musik machen, imperfekt und unkorrigiert, einfach für Spaß an der Sache selbst, dass erschien mir in dem Moment wie ein Notausgang in die Freiheit. Ich torkelte durch das Zimmer, wobei ich allerlei Gedöns umschmiss und die totale Verwüstung anrichtete bis ich endlich mit dem Instrument auf meinem Bett saß.

Als ich wahllos einen Akkord griff und über die Saiten strich war es als würde ein Feuerwerk vor meinen Augen und in meinen Ohren explodieren. Ich glaube ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen so klaren und schönen Ton gehört. In meinem Blickfeld fingen die Farben hell an zu leuchten und überall entstanden wunderschöne komplexe Muster die im Takt der Musik pulsierten. Alles war plötzlich voller Leben und ich fühlte eine tiefe Zufriedenheit in mir. Auch wenn ich nur einen Ton immer wieder spielte war es doch die schönste Melodie die ich je gehört habe und es kam mir vor als würde nicht ich das Instrument spielen sondern das Leben in mir, während ich staunend die bunten Muster beobachtete wie sie über das Griffbrett tanzten und den Druck auf meinen Fingern fühlte wenn ich die Saiten berührte. Vielleicht besteht der Sinn des Lebens einfach darin das Leben selbst zu feiern. Mir wurde klar das ich meines damit verbringen will Musik zu machen und die Welt vor der Zerstörung durch unser Geld zu retten. Ich verlor mich in den Tönen und spielte bis die Halluzinationen langsam zurückgingen und mein Geist klarer wurde. Irgendwann stand ich dann auf.


18.30 Uhr


Die Wirkung war fast vorbei und ich lief durch den Raum. Dabei sprach ich alle Gedanken aus die mir durch den Kopf gingen und nahm sie mit dem Handy auf. Ich kam mir so vor als hätte ich grade von irgendeinem Guru die Lektion meines Lebens erhalten und müsse sie jetzt festhalten. Im Endeffekt hatte ich nichts weiter getan als einen Stoff geraucht, auf dem Bett gelegen, Musik gehört und Musik gemacht und schien es als wär alles ein ausgeklügelter Plan gewesen um mir eine Lektion zu erteilen: Die Natur weiß was sie tut. Der Mensch weiß es nicht. Wir sollten die Beschützer dieser Welt sein und nicht ihr Untergang.

In den Stunden und auch heute einen Tag nach diesem Trip ist die Liebe die ich für alles natürliche und lebendige fühle nicht weniger geworden. Als ich ca 19 Uhr runter ins Wohnzimmer kam wo meine Eltern saßen und mit meiner kleinen 3 jährigen Schwester telefonierten um ihr eine gute Nacht zu wünschen weil sie grade bei meinen Großeltern ist habe ich mich so gut mit ihnen unterhalten wie lange nicht mehr. Normalerweise wär ich wohl einfach in die Küche gegangen, hätte mir was zu Essen gemacht und wär wieder verschwunden aber als ich hörte das meine kleine Schwester am Telefon war musste ich einfach mit ihr reden . Sie hat sich riesig gefreut.


Danke fürs lesen.