Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Im Auto mit Ulli und Morpheus
Drogen:Opium
Autor:anonym
Datum:18.04.2017 22:46
Set:Im Auto, auf der Autobahn, Bei Nacht
Setting:Zufrieden, Euphorisch
Nützlichkeit:8,20 von 10 möglichen   (65 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hab schonmal ein "Tripbericht" verfasst, muss man vorher nicht lesen, kann aber eventuell helfen sich ein besseres Bild von mir zu machen. Sollte ich noch etwas sagen bevor wir anfangen? Vielleicht dass der folgende Bericht wohl nicht unbedingt Tripbericht im klassischen Sinne ist. Ich mein was soll man Groß über Opiate sagen? Nein der Bericht handelt eher von den Vibes und Eindrücken, den Gedanken und dem Fühlen während des Trips. Habe mehr Augenmerk auf eine schön zu lesende Geschichte gelegt, und weniger auf sachliche Aussagen zur Substanz und deren Wirkung. Ich werde während des Berichts in Gedanken abschweifen und euch Teil haben lassen an dem Chaos das in meinem Kopf tobt, da ich ziemlich breit war als ich ihn geschrieben habe. Ihr seid gewarnt. Zitate aus verschiedenen Musikstücken bezeugen welche musikalische Untermalung zu diesem Zeitpunkt present war. Aber jetzt genug geschwafelt, würde sagen wir beginnen einfach ganz aprupt.

"Machs gut Baby". Meine Freundin gibt mir einen letzten kuss auf die Backe. Ich steige ein in den sündhaft teuren Firmenwagen. Mich erwartet eine ca. 7h lange Autofahrt die irgendwo im Nirgendwo endet. Warum? Ein potenzieller Kunde des Konzerns für den ich schufte muss davon überzeugt werden bla bla bla. Wen interessiert das schon. Alles was mich in diesem Moment interessiert sind die knappen 15mg Morphinsulfat in meinem Enddarm. Freudig gespannt auf die kommende, ach so geliebte Wirkung, lege Ich den Kopf zurück. Dann beginnt der Road(trip).
Die Fahrt ist mühsam, Feierabendverkehr in der Stadt. Finger werden schwer. Die Schultern werden in Richtung Sitz gedrückt. Langsam fallen alle Spannungen von mir ab und hinterlassen nur Wärme. Morpheus sagt hallo auf seine einzigartige Weise. Wahlplakate. Hupende Autos. Spielende Kinder. Der Blick wird ziellos. Ich starre in die Leere. Ich kann kaum auf den Verkehr achten. Augen fallen zu. Die Ledersitze des Luxuswagens - Ein himmlisches Bett. Ich lasse mich fallen, nodde weg, schrecke hoch, hupende Autos. Hab ich eigentlich erwähnt dass ich Beifahrer bin? Dachtet ihr echt ich fahre vollgestopft bis obenhin mit Morphium, Auto? Der Fahrer heißt Ulli, (habe seinen Namen natürlich abgeändert aber Ulli würde zu ihm passen, ihr versteht) ist 50+, trinkt ca 6-10 Bier am Tag, Drogen lehnt er ab, ist sich dieser Ironie aber nicht bewusst. Ein Arbeitstier wie es im Buche steht, wählt [Partei entfernt], hasst Vegetarier. Und da bin ich, Drogenopfer, [Politische Neigung entfernt], Arbeitshasser, Philosoph. Streicht das letzte, komm mir dumm vor mich selbst so zu nennen. Und doch stimmt es.
Ich und Ulli, ein unschlagbares Team, so verschieden und doch einfach gut. Hab in meinem letzten Tripbericht über Kontraste gefaselt, greift auch hier. Wir reden nicht über Politik, Nicht über Drogen, nicht über Ethik, nicht über das Leben. Unsere Gemeinsamkeit ist die Arbeit. Das ist alles. Ist das etwa inkonsequent? Dass ich gut mit Menschen kann auch wenn sie eine Politische Stellung vertreten die ich nur hassen kann? Oder kann Freundschaft sich über solche Grenzen hinwegsetzen?
"Siehst echt scheiße aus heut", knurrt Ulli. Ich murmel irgendwas von Müdigkeit. Soll blos sein Maul halten, hab grade den Rausch meines Lebens. Mal wieder. Ich schaue aus dem Fenster. Saftige, grüne Wiesen, Berge, wunderschön. Endlich liegt die Stadt hinter uns. Ich mag die Stadt, aber ich bin ein Landkind, die Natur macht mich glücklich. Der Wagen rollt ohne Ruckler über die Straße. Ich fliege. Wunderschön. Ich drifte ab. Wiesen werden zu einem grünen Meer. Autos, Lichter, Straßen. Nur noch Schlieren. Vor meinem von Morphium vernebelten inneren Auge bauen sich Kunstwerke auf. Gemälde von Landschaften. Wunderschön und friedlich. Und genau das ist es doch was der Mensch braucht, den Frieden.

I look inside myself and see my heart is black
I see my red door and I must have it painted black
Maybe then I'll fade away and not have to face the facts
It's not easy facing up when your whole world is black
(Rolling Stones - Paint it Black)


Wenigstens können wir uns auf gute Musik einigen. Ich strecke mich so gut es das relativ geräumige Auto zulässt. Dann sinke ich zurück in den Sitz und genieße die Musik. Jede Silbe des etwas schrägen Gesangs absorbiere ich. Schon nach wenigen Sekunden versinke ich in den rythmischen Klängen. Kehre zurück in diese halb wache Traumwelt nach der sich so viele arme seelen sehnen.
"Lars" (ich) "wach auf junge!". Wir befinden uns auf einer Autobahnraststädte. Es ist bereits Nacht. Ulli braucht einen Kaffee. Während er in Richtung Raststädte schlurft, öffne ich meinen Aktenkoffer und finde schließlich unter Reichlich Geschäftlichem versteckt, eine vorbereitete 2ml Spritze mit ca 10mg Morphinsulfat lösung. Mit meinem Schatz im Gepäck peile ich die Raststädten Toilette an. Ernüchterung. Völlig verdreckt. Stinkend. Völlig egal. Ich verziehe mich auf das hinterste Klo, schließe hinter mir ab. Es ist umständlich aber ich schaffe es mit die Spritze im Arsch auszudrücken. Ich setze mich kurz auf die Kloschüssel. Fasziniert betrachte ich die ganzen Graffiti-Tags. Von obszön über kreativ bis hin zu pädagogisch wertvoll. Ich zögere kurz, dann zücke ich meinen grünen Filzstift.

Auf diesem Klo wurde Morphium rektal konsumiert

Ein echter Brüller. Jetzt kann der Rest der Reise ja kommen!

Es ist dunkel. Irrlichter auf den Straßen. Entferntes Flüstern in den Ohren. Wer ruft mich? Im Hintergrund, Rauschen. Maschinen? Wer weiß. Morpheus hält mich in seinem Bann. Ich rutsche tiefer in den Ledersitz. Langsam komme ich zu mir. Wir fahren durch die Nacht. Das Rauschen? Der Regen. Ich bekomme am ganzen Körper Gänsehaut. Es ist so dunkel. Faszinierende rote und gelbe Lichter hinter verregneten Scheiben. Dazu die innere Wärme und Geborgenheit. Und der Regen der ein wunderschönes Konzert direkt auf unserem Autodach spielt. Ich wundere mich kurz wie unglaublich breit ich bin. Waren wohl etwas großzügig geschätzte Spritzen. Egal. Überwältigt bestaune ich die Lichter die an uns vorbei huschen. Hunderte. Im Sekundentakt. Nur ein kleines Aufblitzen und schon wieder erloschen. Genau wie ein Menschliches Leben. Wir glauben alles drehe sich um uns. Dabei ist unser Leben nicht mehr als ein Staubkorn im Getriebe des Universums. Verdammt. Viel zu komplexe Gedanken. Lieber im Rausch driften. Ulli starrt stur auf die Straße.

Imagine I'd be your one and only
Instead I'm the lonely one
You, me, and a lie
Silence is closer
We're passing ships in the night
(Queens of the Stone Age- Sat by the Ocean)


Ich denke an meine Freundin. Mein Anker der Vernunft. Würde ich ohne sie noch "unabhängig" sein? Würde ich ohne sie noch leben? Ich erinnere mich an Kleinigkeiten. Wie sie immer zu viel Essen auf den Teller lädt und ich die Reste essen muss. Wie ich ihr Bett vorwärmen muss wenn sie schlafen geht, und ich danach noch eine weile fern schaue. Und plötzlich überschwappen mich Wellen der Liebe. Ich bin froh ein paar Tage ohne sie zu sein, und doch vermisse ich sie schon.
Ca 1h bis zum Ziel. Ich krame meine Kopfhörer raus und streife sie mir über.

Distant stars
Come in black or red
I've seen their worlds
Inside my head
(Gorillaz - Broken)


Morpheus drückt mir die Augen zu. Wiegt mich in den Schlaf. Träume. Oder Visionen? Untermalt von der wunderbar wummernden Musik. Szenen aus längst vergangenen Tagen. Träume von besseren, sorglosen Tagen. Keine Gedanken über wirtschaftlich motivierte Kriege. Ungerechtigkeit. Hungernde Kinder. Atomwaffen. Nein, nur eine von Nebelschwaden durchzogene Szenerie voller Liebe und Fürsorge. Und nicht zum ersten mal frage ich mich ob die Welt besser wäre wenn jeder einfach ein paar gute Drogen schlucken würde. Man würde alle Flaggen verbrennen und gemeinsam im Kreis tanzen. Ziemlich unrealistisch.
Ich werde aus den Träumen gerissen. Wir sind da. 5 Sterne Hotel. Muss nicht mal den Koffer tragen. Ein uniformierter Hotelangestellter begutachtet mich argwöhnisch. Sein Blick bleibt kurz an meinem roten Bandana hängen. Dann trägt er mir mein Morphium in meine Suite. Ich schlurfe hinter ihm her und habe Schwierigkeiten nicht beim Gehen einzuschlafen.
Kaum ist er weg, lasse ich mich ins Bett fallen. In Gedanken bei meiner Freundin schlafe ich langsam ein. Unruhiger Schlaf. Hochschrecken. Gedankenfetzen. Dann wieder Schlaf. Hypnotische Träume. Dunkelheit.

There's a starman waiting in the sky
He'd like to come and meet us
But he thinks he'd blow our minds


Ich erwache nackt in einem luxuriösen Bett, groß genug für eine ganze Familie. Der Wecker brüllt David Bowie - Starman. Wie jeden Morgen. Aufstehen. Arbeit. Arschkriechen. Schleimen. Kotzen! Das Frühstück mit Ulli fällt mager aus, Kaffee und ein kleiner Jogurt. Dann zum Kunden. Hohe Tiere betrachten mich argwöhnisch. Nein herablassend. Piercings. Die Haare. Vorurteile. Drogen. Was soll ich sagen, sie haben recht. Doch was nicht in ihre beschränkte Welt passt: Ich verstehe etwas von dem was ich tue. Antworte auf jede frage selbstsicher und fachlich. Augen weiten sich. Sympathie. Es beeindruckt die Anzugträger. Der völlig kaputt aussehende junge Bengel ist ein Mann der auf hohem Niveau technisch begabt ist. Hätten sie nicht erwartet. Kontraste beeindrucken. Sie beißen an. Natürlich. Tun sie immer. Das bedeutet Millionen an Umsatz. Für mich? Vielleicht ein Schulterklopfen.

Ich falle in den teuren heroinfarbenen Ledersessel in meinem Hotelzimmer. 20mg Morphinsulfat fangen gerade an zu wirken. Ich ziehe einen fertig gedrehten Joint aus meinem Koffer. Während die vertraute Schwere einsetzt betrachte ich den glühenden Joint. Der Regen peitscht gegen die riesigen Fenster der Suite. Ich inhaliere Tief, puste dann weißen Rauch in die Dunkelheit des Zimmers. Die Rauchschwaden verformen sich und tanzen in der Luft bevor sie langsam verblassen. Der Anblick macht mich aus unerfindlichen Gründen sehr traurig. Ich lege den Joint beiseite. Mit den Augen einem Cartoon im TV folgend, esse ich ein Brötchen und ein Stück geräucherte Wurst. Das ganze spühle ich mit einem 5€ teuren 0,3l Craftbeer meinen Rachen hinunter. Ich zünde den Joint erneut an mache ich mich daran diesen Tripbericht zu schreiben. Über meinen Trip in die schöne Schweiz. Nach getaner Arbeit werde ich völlig benebelt ins vielzu weiche Bett steigen um mich dann in den Schlaf zu nodden. Am Morgen werden Ulli und Ich die Heimreise antreten. Beide nüchtern, wir wollen es ja nicht übertreiben.
Ich verbinde mein Handy mit dem Bluetooth-Soundsystem im Zimmer.

I feel I'm startin' to freeze
Lord I'm freezin'in Hell
And I know it too well
out there yeah
(Mitch Ryder - Freezin in Hell)