Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Psychedelic Marathon - Reise zum Ich
Drogen:Mischkonsum von Hawaiianische Baby-Holzrose, Psilocybinhaltige Pilze, MDMA, Cannabis und Tabak (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:newlife
Datum:22.04.2017 23:11
Set:Sehr glücklich und riesige Vorfreude
Setting:An zwei Partys und in der Natur
Nützlichkeit:7,83 von 10 möglichen   (18 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Kennt ihr den Moment, wenn ihr auf Psychedelikas gedankenversunken in die Welt starrt und keinen blassen Schimmer habt, was ihr gerade erlebt habt? Wenn das ganze unfassbar ist, nicht verständlich durch einen menschlichen Geist? So erging es mir heftiger als je zuvor und gerne möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen.

Da ich ja, wie in meinem Langzeitbericht steht, keine sehr rosige Drogenvergangenheit habe, war eine 2 monatige Psychedelikaspause eine sehr gute Voraussetzung, um einmal eine wirklich tiefe Erfahrung zu machen. Mir ging es vor dem Trip super, besser als je zuvor. Da das Set & Setting ausgezeichnet war, wollte ich mir einen psychedelic Marathon erlauben. Für meine Sammlung hatte ich schlussendlich: 2 Portionen Pilze, 12 Samen HBWR (LSA), 3 Kapseln Lachgas, 400 mg MDMA und etwas Gras und Hash.

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Alles begann am Freitagabend. Ich packte meinen Rucksack und verliess das Haus mit einem Lächeln im Gesicht und einem erwartungsvollen Gefühl im Bauch. Mit guter Musik in den Ohren lief ich in die Natur und rauchte eine Hashtüte. Die Euphorie und Vorfreude zur bevorstehenden Erfahrung wurde immer grösser. Nach einem Moment des Geniessens machte ich mich weiter auf den Weg zu einer Party. Von dieser Partynacht gibt es nicht viel zu erzählen. Ich ass vor Mitternacht eine Portion Pilze und rauchte regelmässig einen Joint mit Kollegen, aber die Party war eher mittelmässig. Optisch blieben die Wirkungen aus, nur gedanklich machte ich ein paar interessante Ausflüge. Ich sprach mit einem Kollegen über Depressionen und schlechte Zeiten. Es wurde uns einmal mehr bewusst, dass wir in diesen Zeiten sehr viel lernen können. Durch dunkle Zeiten zu gehen kann sehr bereichernd sein. Und vielleicht macht die ganze Menschheit so etwas durch. Wir erleben als Rasse, als Kollektivbewusstsein Hunger, Hass, Materialismus, Ignoranz und weitere zerstörende Dinge, um später einmal umso mehr aus Liebe zu erblühen. Auf Pilzen machte das alles für mich plötzlich Sinn und dadurch trauere ich weniger über das Elend auf der Erde. Das war jedoch die einzige Erkenntnis, die ich aus der Pilznacht mitgenommen habe.

Am Morgen früh ging ich dann müde auf den Bus und fuhr in eine schöne, bewaldete Region. Ich suchte mir ein abgelegenes Plätzchen und stellte meine Hängematte zwischen zwei Bäumen auf. Es war sehr kalt, aber ich konnte zum Glück ein paar Stunden meine Augen schliessen. Kurz vor Mittag wurde es mir dann doch zu kalt und ich stand auf und zündete ein Feuer an. Die wohlige Wärme durchfloss meinen Körper und ich entschied mich, das LSA zu nehmen. Kurz darauf waren 3 Kapseln mit je 3 Samen in meinem Mund und mit einem Schluck Wasser in meinem Magen. Ich drehte mir einen Hashjoint und rauchte gemütlich mit Musik in meiner Hängematte. Ich döste weiter vor mich hin, müde und entspannt vom Hash und der Kälte.

Ich spürte gar nicht richtig, ab wann das LSA zu wirken begann. Doch als ich wieder aufstand und etwas Holz nachlegen wollte wurde mir sehr schlecht. Ich legte mich zurück und versuchte, wieder zu entspannen. Doch mir war unangenehm und ich stand bald wieder auf. Eine gute Stunde nach Einnahme überkamen mich mehrere Brechreize , ich wehrte mich jedoch zu fest dagegen. Seit meiner Kindheit musste ich nie wieder Brechen. Für wenige Minuten ging es mir sehr übel, ich wusste nicht was tun und war einfach am Ende. Dann gab ich auf, dagegen anzukämpfen und schon begann ich zu würgen. Da ich nichts gegessen hatte war das Erbrechen gar nicht so schlimm, es war sehr befreiend. Etwas verwirrt setzte ich mich hin und versuchte einen Entschluss zu fassen. Was soll ich machen? Ich musste weg, das war mir bewusst. Ich packte all meine Sachen und irrte durch den Wald. Menschen gingen zu Fuss und auf Pferden an mir vorbei, doch ich beachtete sie nicht. Irgendwo liess ich mich dann nieder und machte ein neues Feuer. Dann begann das grosse Denken...

Für eine lange Zeit starrte ich nur in das Feuer und dachte nach. Die Gedanken wurden immer intensiver, immer tiefer. Zeit, Raum und Materie verlor jede Bedeutung. Ich kniete einfach vor dem Feuer und ging immer tiefer in meine eigene Persönlichkeit. Meine ganzen Schutzsysteme gegenüber der Welt fielen zu Boden. Mein Filter der Selbstwahrnehmung löste sich auf. Am besten beschreibt das Prinzip der „Zwiebelseele“ meinen derzeitigen Zustand. Der Kern meiner Seele ist die Quelle meiner Persönlichkeit. Dieser Kern beschreibt mein ursprüngliches Wesen, meine Anlage zum Handeln. Durch Erfahrungen auf der Erde bildeten sich aber mehr und mehr „Filter“ oder „Schichten“ um diesen Kern. Da auf dieser Erde sehr viel Hass und Ignoranz durch die Menschen strömt, bildeten sich unter den Schichten auch Schutzschilder.
Und in diesem Moment der psychedelischen Erfahrung lösten sich all diese Schichten ab, und zurück blieb mein wahres Ich. Eine verletzliche, liebende Seele stand mir gedanklich gegenüber. Ich bemerkte, dass diese Schutzschilder mir in der Vergangenheit vielleicht geholfen haben, aber ich sie für die Zukunft nicht mehr haben will. Wie in einem Spiegel stand mir meine Persönlichkeit gedanklich gegenüber und ich musste zuerst lachen, dann weinen. Später wieder lachen und zum Schluss erleichtert Seufzen. Wie schön kann es sein, sich selbst zu erkennen! Es war nicht alles schön, was ich über mich erfahren habe. Im Gegenteil, es beunruhigt mich vieles. Doch mit den gewonnenen Erkenntnissen kann ich mein Leben neu gestalten. Es fühlte sich alles so reinigend an! All der Schmutz, all die falschen Werte die sich im Laufe der Zeit in mir sammelten wurden für diese wenigen Stunden ausgeblendet und ich fühle mich so unglaublich frei:)
Das Denken auf LSA fühlte sich sehr psychotisch und wirr an, trotzdem hatte ich das Gefühl, der "echten Wahrheit" gegenüber zu stehen.

Meine Erkenntnis über mein vergangenes Leben:
Ich verstecke mich in einem Loch und warte darauf, dass etwas passiert, ohne daran zu denken, selbst etwas zu machen! Dieses Verstecken erschien mir so selbstschädigend und zerstörend, unter Drogeneinfluss habe ich schlichtweg nicht verstanden, wieso der Mensch sich überhaupt verstecken darf. Ich fragte mich verständnislos, wieso wir uns selber Grenzen schaffen und uns einreden, etwas nicht zu können. Wieso zweifeln wir an uns selbst? Wir sind doch Menschen mit einem unglaublichen Potential das sich Bewusstsein nennt! Und trotzdem sage ich mir, dass ich etwas nicht erreichen kann, dass ich zu schlecht bin für etwas? Diese Denkweise ist in mir tief verwurzelt und lässt sich auf die Gesellschaft und dessen jetziges System zurückführen. Doch in diesem Moment der Erkenntnis fielen alle Minderwertigkeitskomplexe wie Schuppen von mir ab. Etwas unglaubliches passierte. Ich realisierte, dass ich meine Handlungen und Worte in Zukunft nicht mehr hinterfragen werde, es ist an der Zeit mich zu öffnen. Es war mir schon dort bewusst, wie mächtig diese Gedanken für mein Leben sind, doch erst über die nächsten Stunden wurde mir klar, wie simpel und wundervoll die Umsetzung davon ist. Doch dazu später mehr.

Ich war so verletzlich und überwältigt, dass ich weitergehen musste. Ich irrte weiter im Wald umher und war sehr planlos. Die Gedankengänge waren äusserst psychotisch. Es war mir nicht möglich, kurz von den Gedanken loszukommen und zu überlegen, was ich tun wollte. Irgendwo mitten im Wald lieb ich stehen. Keuchend kniete ich auf den bewachsenen Boden und schaute einfach ins Nichts. Dies muss von aussen ziemlich schizophren ausgesehen haben, es fühlte sich auch so an. Ich kam dann wieder zu mir und entschied, nach Hause zu gehen. Zu der Erfuhrcht vor der tiefen Erfahrung kam noch ein bisschen Angst dazu, nicht damit umgehen zu können. Irgendwie war mir alles zu viel...

Weinend sagte ich zuhause meinen Eltern, dass ich sie liebe und legte mich gleich ins Bett. Ein paar Stunden Schlaf waren in diesem Zustand sehr hilfreich. Danach fühlte ich mich zwar immer noch sehr zerbrechlich und wirr, ich konnte aber wieder normal denken und begann meine Kleider und Schuhe vom Wald zu putzen. Auch eine warme Dusche gönnte ich mir.

Kurz darauf machte ich mich wieder auf den Weg. Ich traf mich mit Freunden an einer sehr guten Party. Ich war jedoch noch zu früh und rauchte erst einmal vor dem Eingang einen Joint. Da wurde mir bewusst, dass meine Minderwertigkeitskomplexe und meine Sozialphobie tatsächlich weg waren. Ich war ein wenig erschöpft, aber sehr euphorisch eingestellt und sprach mit vielen Leuten. Später nahm ich dann noch 80mg MDMA und rauchte ab und zu einen Joint. Vom MDMA spürte ich nur ein ganz weiches Kiefermahlen und die Musik war etwas intensiver. Auch half mir das MDMA, etwas aus mir herauszukommen, da mich die Erfahrung doch sehr beschäftigte. Ich nutzte den Moment und öffnete mich wie noch nie den Menschen in meiner Umgebung. Noch nie in meinem Leben führte ich so tiefe und offene Gespräche mit Freunden. Ich konnte die Liebe, die in mir ist einfach rauslassen. Ich fürchtete immer, verletzt zu werden, wenn ich Liebe zulasse. Und da merkte ich, dass sich dieses Verletzungsrisiko lohnt, Liebe fliessen zu lassen und zu sein wer man ist. Nichts ist schöner als Liebe zu teilen. Und endlich schaffe ich es, meine Liebe nicht mehr herunter zu schlucken. Doch der Morgen kam jedoch schon bald und ich machte mich auf den Heimweg.
Um 7:00 war ich zu Hause fiel gleich in einen erholsamen Tiefschlaf. Nach ca. 30 Stunden psychedelischen Marathon war ich selbstverständlich ausgelaugt und brauchte meine Ruhe.

Auch am nächsten Tag war ich sehr schweigsam und hatte grosse Ehrfurcht von den Erfahrungen.
Jetzt sind schon viele Tage vergangen und ich bin sehr dankbar. Dankbar für die Erfahrung, dankbar für das Leben, meine Freunde und einfach für alles! Ich kann mich nun der Welt öffnen und erfreulicherweise öffnet sich die Welt auch mir. Eine gute Einstellung zu einer Situation und eine positive Erwartungshaltung dazu öffnet ganz neue Wege. Wege, die ich erst neulich kennenlernen durfte. Sie führen mich zu neuen Zielen welche mich erfüllen. Ich bin einfach nur überwältigt...
Mit so einer tiefgreifenden Erfahrung umzugehen ist nicht einfach. Doch ich war bereit dafür. Denn eine Droge zeigt einem nicht was man erwartet, sondern was man braucht. Und das Verständnis über Liebe, Offenheit und Selbstzweifel hatte ich bitter nötig und es katapultierte mich in meinem Leben um Meilen nach vorne. Trotzdem sollte dieser TB nicht zur Nachahmung anregen, ich denke ihr wisst warum.

Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich immer, eure Meinungen dazu im Kommentar-Thread zu lesen. Eine wunderschöne Zeit, viel Licht und Liebe wünsch ich euch!!!