Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Mein Erster LSD Badtrip - Begegnung mit dem Dämon
Drogen:Mischkonsum von LSD, Alkohol, Kratom und Lachgas (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Xero
Datum:28.04.2017 17:55
Set:Gut gelaunt, aufgeregt, ein wenig nervös.
Setting:Sommer 2016, wunderschönes Wetter, bei mir zu Hause mit zwei guten, sehr LSD erfahrenen Kollegen.
Nützlichkeit:9,33 von 10 möglichen   (21 Stimmen abgegeben)

Bericht:

"Ein Dämon war in mich eingedrungen und hatte von meinem Körper, von meinen Sinnen und meiner Seele Besitz ergriffen(...)"
(Albert Hofmann, LSD mein Sorgenkind)


Dosis:
100µg 1p-LSD
Psychedelische Erfahrungen vorher: Zwei 1p-LSD Trips (80 und 100µg), 10 Pilztrips (0,5-3,5g Cubensis), jeweils einmal 2C-B, 2C-D und DMT und recht viel Erfahrung mit Salvia Divinorum.
Ergänzungen zum Set: Ich hatte Semesterferien und seit fast zwei Wochen sturmfrei. Mit meinem Leben war ich zu der Zeit recht zufrieden, vor ein paar Jahren hatte ich eine depressive Phase, die ich aber überwunden hatte. Ein wenig hat mir in der Zeit manchmal die Laune getrübt, dass ich bald mein Praktikumssemester beginnen würde, im Nachhinein ist das Praktikum super gelaufen, ich hatte vorher aber ein paar Bedenken. Ein weiterer Faktor war, dass ich aufgrund des Praktikums mit dem Kiffen aufhören musste. Ich war zwar kein täglicher Konsument, aber psychisch abhängig vom Wochenendkonsum war ich definitiv.

Da ich ein recht nachdenklicher und nicht immer ganz zufriedener Mensch bin, hatte ich schon sehr oft nachdenkliche Phasen mit düsteren Gedanken auf Psychedelika, allerdings immer nur zeitweise und ich habe das währenddessen meistens eher positiv gesehen. Die beiden 1p-LSD Trips vorher haben mich in der Zeit danach auf sehr positive Bahnen gebracht und ich war recht zufrieden mit meinem Leben und viele Probleme die ich mit mir selbst manchmal habe waren wie weggeblasen. ich war ehrlicher zu mir selbst und habe dadurch gelernt, mich selbst so wie ich bin besser zu akzeptieren, mehr im Moment zu leben und weniger zu grübeln. Auf dem Trip musste ich lernen, dass sie mir doch noch viel mehr zu schaffen machen als ich dachte. Eine schlechte Richtung hat der Trip aber vor allem wegen äußerer Einflüsse genommen.

Ich muss vorwegsagen, dass ich sehr sensibel auf Psychedelika reagiere und besonders auf 1p-LSD. Selbst die 80µg Erfahrung konnte locker mit 3g Cubensis mithalten, was die Visuals anging waren 80µg 1p deutlich stärker. Viele sagen, sie haben in dem Dosisbereich noch nicht mal Visuals, ganz anders bei mir. Das sehe ich allerdings positiv, ich trippe günstiger als andere.

Angefangen haben wir nachmittags, ich habe 100µg genommen, mein einer Kollege ebenfalls, der andere glaube ich 150µg. Der Trip war anfangs sehr angenehm, ich habe sonst beim Comeup immer etwas Schwierigkeiten, diesmal lief alles wunderbar. Anders als sonst war ich von Anfang an super gelaunt, was mich sehr gefreut hat. Wir saßen zu dritt auf meiner Terrasse, haben die Sonne genossen und Beatles gehört. Da mir anfangs auf LSD immer etwas übel wird und mein Magen gerne verrückt spielt habe ich einen Ingwertee getrunken, was ich nur weiterempfehlen kann. Der Trip fing langsam an an Intensität zu gewinnen. Da ich während des Peaks meistens nicht Wasser lassen kann bin ich nochmal auf die Toilette gegangen.

Die Fliesen unseres Badezimmers haben wunderbare Muster, auf LSD sah es aber eher so aus, als wären sie aus Glas und die Muster würden sich darunter befinden, so als würde ich in eine andere Welt blicken. Diese begann immer lebendiger zu werden und sich schneller zu bewegen. Ich saß bestimmt eine Viertelstunde auf Toilette und habe vollkommen vergessen, was ich eigentlich tun wollte, weil ich mich total in der Schönheit der Visuals verloren habe. Irgendwann erwachte ich aus meiner „Trance“, konnte dann zum Glück noch pinkeln und bin wieder raus auf die Terrasse gegangen. Langsam begann der Peak, im Gegensatz zum ersten Mal 100ug war die Intensität allerdings noch ein ganzes Stück stärker. Meine Erinnerung an den Mindtrip zu dieser Zeit des Trips ist sehr verschwommen, da ich mich was meine Gedanken angeht vor allem an die spätere, schreckliche Phase des Trips erinnere. Gut in Erinnerung sind mir dagegen die wunderschönen Visuals geblieben.

Alles war in Bewegung, egal wo ich hinguckte, die Farben schienen fast zu explodieren, so intensiv und kontrastreich sah alles aus, so als hätte jemand in Photoshop den Kontrast und die Farbsättigung Richtung Maximum verstellt. Der Himmel und mein Garten erinnerten mich an ein Ölgemälde mir grellen, kräftigen Farben.

Beeindruckt hat mich vor allem die Geschwindigkeit, in der sich alles bewegte. Unser Tisch auf der Terrasse sah aus wie ein Ozean aus Holzmaserungen, diese begannen dreidimensional zu werden und kamen mir entgegen. Der tiefblaue Himmel war nur leicht wolkenverhangen, die Wolken sahen nicht mehr aus wie Wolken, anders als auf vorherigen Trips sah ich in ihnen nicht Muster und Gesichter, die Wolken veränderten an sich komplett ihre Form. Der Rasen hatte komplett seine ursprüngliche Form verloren, ich sah keine Grashalme mehr, sondern ein zusammenhängendes, sich von unten nach oben aufbauendes, geometrisches Gebilde. Diesen Effekt hatte ich auch beim vorherigen LSD Trip, nur war dieser diesmal noch deutlich stärker ausgeprägt. Die Deko an der Wand schien lebendig zu sein, vor allem die Deko-Sonne aus Metall mit Gesicht deren Strahlen hin und herschwangen wie die Arme eines Kraken. Richtige Tracer hatte ich vorher nur einmal auf einem Shroomtrip, doch heute zogen meine Bewegungen und die meiner Freunde lange Nachbilder hinter sich her, die Gesichter meiner Freunde hatten immer einen leicht durchsichtigen Rahmen, selbst bei kleinsten Bewegungen bildeten sich hier Nachbilder, was ziemlich gespenstisch aussah.

Ich war zu dieser Zeit extrem euphorisiert und genoss die intensiven Visuals, dabei sah ich wahrscheinlich ziemlich geistesgestört aus denn ich blickte teilweise minutenlang ins Leere, weil ich so fasziniert war. Wie auf dem Trip davor verspürte ich nur noch Liebe, Wärme und Verbundenheit mit allem. Wir genossen gemeinsam den Trip, ich war froh an diesem Tag 1p-LSD genommen zu haben. Meine Gedanken rasten und waren unglaublich sprunghaft, ich war absolut nicht mehr in der Lage ein Gespräch zu führen. Meine Kollegen neben mir unterhielten sich recht normal, ich dagegen starrte nur ins Leere und konnte dem Gespräch absolut nicht folgen. Während ich noch über einzelne Sätze nachdachte waren die beiden Minuten weiter im Gespräch. Dies nervte mich ein wenig, wirklich getrübt hat es meine Stimmung aber nicht. Ein zwei Dämpfer bekam meine Stimmung dann aber doch noch, irgendwann fiel eine Bemerkung meines Kollegen, die ich nicht mehr richtig in Erinnerung habe, aber ich glaube sie ging in Richtung „letztlich denken die meisten nur an sich“, die mir etwas zu schaffen machte, ich konnte nicht verstehen wie man so sein konnte und fühlte eine Traurigkeit vielen Menschen gegenüber, die nicht diese unabdingbare Liebe und Verbundenheit allem gegenüber verspürten. Dies verging aber recht schnell wieder, nur einen leichten Dämpfer hatte meine Stimmung schon bekommen. Den nächsten Dämpfer bekam meine Stimmung dann, als ein Kollege eine Sprachnachricht eines gemeinsamen Freundes abspielte. Dies mag vielleicht im ersten Moment unverständlich erscheinen, aber ich versuche es zu erklären.

Ein paar Leute aus unserem Freundeskreis wollten an diesem Tag MDMA nehmen und hatten für den Abend eine WhatsApp gruppe zur Planung aufgemacht, aus dieser Gruppe stammte auch die Sprachnachricht. Zum einen kam etwas von früher hoch. Ich war in der Mittelstufe der Schule recht einsam und hatte nicht viele Freunde, was mich in der Zeit sehr belastet hat und auch manchmal heute noch ein wenig beeinflusst. Genau diese frühere Unsicherheit und Einsamkeit holte mich jetzt wieder ein, verstärkt wurde sie noch durch dadurch, dass ich kaum mit meinen Kollegen kommunizieren konnte, da ich kaum einen klaren Gedanken fassen geschweige denn ihn aussprechen konnte. Zuerst dachte ich noch „die haben die Gruppe bestimmt nur für heute Abend gemacht“. Aber wieso war dann der Kollege, der heute mit mir trippte darin? Im Nachhinein weiß ich natürlich, dass das niemand böse meinte, aber in dem Moment konnte ich das kaum begreifen.

Zum anderen hatten die besagten Freunde zu der Zeit einen nicht ganz gesunden Umgang mit MDMA, sie dosierten viel zu hoch und von Supplements wollten sie schon gar nichts wissen. Ich fühlte mich einsam, hintergangen und traurig. An dieser Stelle hätte der Trip recht normal weiterlaufen können, ein paar nachdenkliche oder düstere Gedanken und unschöne Gefühle gehören sowieso zur psychedelischen Erfahrung dazu. Der Trip ging an dieser Stelle ca. 3 Stunden, wir waren also noch auf dem Peak und der Trip fing an immer düsterer zu werden, Angst hatte ich zu dieser Zeit komischerweise aber kaum. Durch die Musik hindurch drang plötzlich ein vertraut klingendes Geräusch, es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff was es war: Unser Haustelefon klingelte. Mein Puls und Blutdruck stieg gefühlt innerhalb von Sekunden auf 180 als ich auf dem Display die Nummer meiner Mutter sah. Es war natürlich undenkbar, jetzt ans Telefon zu gehen, ich war nicht dazu in der Lage.

Wie schon gesagt hatte ich zu der Zeit das Haus für mich, meine Eltern und mein Bruder waren im Urlaub, meine Mutter rief ab und zu an oder schrieb mir, ansonsten hatte ich meine Ruhe. Ich muss dazu sagen, meine Mutter ist eine sehr fürsorgliche Person, die leider dazu neigt kontrollierend, überwachend und übervorsichtig zu werden. Dies stört mich sehr und ich hoffe, dass sie sich dahingehend ändert, sobald ich ausgezogen bin. Sie neigt dazu, wenn ich nicht auf Nachrichten reagiere kurz danach anzurufen, so auch heute. Eine ähnliche Situation hatte ich vorher auch schon, wir hatten bei mir MDMA genommen und meine Mutter rief plötzlich an als die starken MDMA Wellen anfingen, was mich in dem Moment aber eher belustigte, ich musste mich nur davon abhalten, mich dem starken Redebedürfnis hinzugeben oder „ich habe dich so lieb“ zu schreien.

Doch auf LSD war das etwas vollkommen Anderes, undenkbar hier ans Telefon zu gehen. Ich schaffte es noch knapp per WhatsApp eine halbwegs glaubwürdige Ausrede auf die Frage wo ich sei und wieso ich nicht ans Telefon gegangen bin zu formulieren. Ich fühlte mich hilflos und hatte Angst, meine Mutter würde Verdacht schöpfen. Gleichzeitig war ich aber auch sauer und genervt von ihrer Art und ihrem ewigen Kontrollzwang, konnte sie mich nicht einfach mal in Ruhe lassen? Meine Kollegen versuchten mich zu beruhigen, wir redeten gemeinsam darüber und sie versicherten mir, meine Mutter würde nichts bemerken. Wir gingen rein und legten uns aufs Sofa. Das Adrenalin, welches durch meine Adern schoss und die Tatsache, dass ich in mich dieser Situation irgendwie zusammenreißen musste um sie zu regeln hatte mich klarer werden lassen, ich denke ich habe unterbewusst aber auch gegen das LSD angekämpft um zu funktionieren. Ich begann tatsächlich, mich ein wenig zu beruhigen. Die kurze Gedankenklarheit versetzte mich in die Lage, rationaler zu denken, mit meinen beiden Kollegen wieder besser zu kommunizieren und die Situation zu rationalisieren. Ich war zuversichtlich, dass ich mich langsam beruhigen und den Rest des Trips bald wieder genießen würde.

Nachdem ich meinen Kollegen signalisiert hatte, dass es mir wieder besser ging machten wir wieder Musik an und legten uns aufs Sofa. Langsam holte mich der Trip auf dem ich mich eigentlich noch befand ein, seit der letzten Zeitangabe von 3 Stunden war nur ca. eine halbe Stunde vergangen. Mit dem Trip kamen dann langsam auch wieder die unangenehmen Gedanken.

Ich fing an mich in Gedankenschleifen zu verwickeln, ich musste immer wieder und wieder an den Anruf meiner Mutter denken und versuchte mich zu versichern, alles würde gut gehen, was natürlich nicht funktionierte. Stellt euch meine Gedanken wie eine unaufhaltsame negative Welle vor, die vollkommen unkontrolliert immer größer und bedrohlicher wird. Immer mehr verdrängte Ängste, Erinnerungen und Gedanken kamen dazu. Statt kontrastreich und bunt wirkte nun alles farblos, grau, traurig und leer, passend zu meiner inneren Realität, die Musik klang zuerst traurig und schief, dann immer mehr böse und bedrohlich. Da ich immer panischer wurde begann ich gegen die Welle anzukämpfen, versuchte ihr Herr zu werden. Dazu kam eine immer stärker werdende Paranoia, die aus dem Einsamkeitsgefühl entstand und sich in die Welle miteinfügte, ich hatte das Gefühl vollkommen den Verstand zu verlieren. An dieser Stelle hätten ein paar Gramm Kratom sicherlich viel verändern können

Einsamkeit schlug immer mehr in das Gefühl um, allen egal zu sein und dann in das Gefühl, von allen gehasst zu werden. „Alle sind gegen mich“ und ein überwältigendes Gefühl, dass das ganze Universum mich aus vollem Hals auslacht. Meine Kollegen wirkten immer bedrohlicher und ich begann kurz zu glauben, dass sie mich umbringen wollen, den Gedanken verwarf ich komischerweise aber wieder, mein letztes bisschen Rationalität hat sich an dieser Stelle vermutlich eingeschaltet. Ansonsten riss mich meine Gedankenwelle unaufhaltsam mit.

Wir sind jetzt bei 4-5 Stunden, der „Horror“ erreichte nun seinen Höhepunkt. Da war nur noch Wahnsinn, Angst, Traurigkeit, Einsamkeit, Leere und (Selbst-)Hass, nichts Anderes mehr, ich war nicht mehr in der Lage irgendeinen Sinn oder etwas Positives zu sehen. Der nächste Song begann (Little Boy Preacher von Blues Pills, beim Intro direkt). Und dann kam ein Gefühl (Gefühl trifft es nicht ganz, aber ich finde kein besseres Wort) auf, dass ich noch nie zuvor verspürt habe, ich kann es bis heute nicht richtig in Worte fassen, nur ein wenig umschreiben. Die Welle, die sich aufgebaut hatte überrollte mich vollends. Es war, als wäre plötzlich eine unglaublich böse, furchtbare Energie im Raum, die alles durchdringt. Wie ein Dämon, der sich diabolisch grinsend an meinen Qualen labt und dabei schreiend lacht. Als wäre alles Schlechte und Negative in einem einzigen Moment zusammengefasst tausendfach verstärkt als das personifizierte Böse im Raum erschienen. Es ist unglaublich, wie dramatisierend das alles klingt und wie weit entfernt es gleichzeitig noch von dem ist, was ich in diesem Moment erlebt habe. In meinem Verstand war nichts mehr als Wahnsinn und Todesangst.

Zum ersten Mal hatte ich wirklich schreckliche Visuals. Es begann damit, das alles noch bedrohlicher aussah als vorher. Die Wände und andere Objekte im Raum wurden dunkel, verzogen, und kamen wie Monster auf mich zu. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir unser Fernseher, der plötzlich meterhoch über mich ragte, wie ein schwarzes Loch, das mich gleich verschlingt. Fratzen oder irgendwelche schrecklichen Gestalten wären mir an dieser Stelle fast lieber gewesen. Die Proportionen des Raums waren ein paar Sekunden lang vollkommen unlogisch, ich fühlte mich eingeengt, fast schon klaustrophobisch. Umso mehr das Gefühl zunahm, umso furchtbarer wurde alles um mich herum. An meine CEV’s habe ich keine Erinnerung mehr, ich habe mich die meiste Zeit aber sowieso nicht getraut meine Augen zu schließen, da das den Zustand intensivierte. Als ich es absolut nicht mehr aushalten konnte setzte ich mich auf und schaffte es, meine Kollegen zu bitten die Musik auszuschalten.

So schnell wie der „Dämon“ in den Raum gekommen war, verschwand er auch wieder, der Spuk war vorbei. Ich hatte gerade meine erste Panikattacke auf Psychedelika durchlebt. Doch die negativen Gedanken hielten weiterhin an. Das war ich gerade erlebt hatte ließ mich nicht mehr los: Ich hatte das Gefühl, haarscharf am ewigen Wahnsinn vorbeigeschrammt zu sein, war völlig überwältigt und verängstigt davon, wie viel Schrecken und Wahnsinn ein Molekül in meinem Gehirn (natürlich gepaart mit Set und Setting) erzeugen kann.

An dieser Stelle ein paar der Gedanken und Gefühle, die mich quälten. Einige Gedanken und hochgekommene Erinnerungen möchte ich an dieser Stelle aus persönlichen Gründen weglassen, die meisten teile ich mit euch.




  • Ich fürchtete, wahnsinnig zu werden oder es schon zu sein. Ich wusste, dass ich mich meinen Gedanken hingeben muss, loslassen muss, da kämpfen nichts bringt aber auf der anderen Seite hatte ich das Gefühl verrückt zu werden, wenn ich mich meinen Gedanken vollends hingebe. Ich malte mir aus, wie ich in der Psychiatrie enden würde und wie meine Eltern, meine Freundin und meine Freunde darauf reagieren würden.

  • Es kam mir immer mehr in den Sinn, dass ich mich selbst in meinem Verstand verlieren würde. Wie als wären meine Gedanken ein Strudel der mich drohte zu verschlucken

  • Vor meinem geistigen Auge spielte ein nicht endender und sich wiederholender Film, wie mein Leben den Bach runtergeht, ich alles verliere, sich alle von mir distanzieren und ich einsam und alleine ende.

  • In meinen Gedankenschleifen kam immer mehr zum Schluss, das letztlich sowieso alles sinnlos ist. Egal was man mit seinem Leben macht, am Ende stirbt man sowieso. Egal an was ich dachte, nichts konnte diesen Gedanken entkräften.

  • Ich hatte Suizidgedanken, es erschien beinahe verlockend, sich das Leben zu nehmen. Zum einen um diesem Zustand nicht mehr zu ertragen zu müssen und zum anderen um den Ängsten und Problemen des Lebens zu entfliehen. Den Zustand konnte und wollte ich nicht mehr ertragen.

  • Ich wurde den Gedanken nicht los, das alle mich tief in ihrem Innersten hassen und meine Freunde eigentlich nichts mit mir zu tun haben wollen. Gleichzeitig spürte ich riesigen Selbsthass.

  • Immer wieder musste ich an all das Leid und den Hass auf der Welt denken und daran, dass sich nichts ändert und auch nicht ändern wird.




Während ich so dalag und meine Gedanken ohne jede Kontrolle ertragen mussten, kam irgendwann der Punkt an dem ich immer mehr aufgab zu kämpfen. Dies war keine bewusste Entscheidung, ich hatte einfach immer weniger Kraft und Willen, dagegen anzukämpfen. Dies geschah nicht plötzlich, sondern phasenweise. Die Phasen in denen ich mich dem Trip hingab wechselten sich mit den Phasen ab, indem ich wieder gegen die Gedanken kämpfte. Ich konnte ich mich dann auch immer weiter beruhigen, was dazu führte, dass ich auch bewusst immer mehr loslassen konnte.

Nach etwa 90 Minuten hatte ich das Gröbste überstanden und zur Ablenkung guckten wir auf dem Fernseher, der mich vor ein paar Stunden noch verschlucken wollte Family Guy, was zwar unheimlich verstörend war, aber gleichzeitig meine Gedanken auf etwas Anderes lenkte. Ich kannte die Folge schon, weshalb ich mich weniger auf die Geschichte fokussierte und mehr über die Serie an sich nachdenken musste. Verstörend war es in dem Sinne, dass mein innerer Negativzustand sich auf meine Wahrnehmung der Serie auswirkte: Die Stimmen der Figuren klangen komplett emotionslos, monoton und verzogen. Die bunte Comicwelt wirkte lieblos und falsch (was sie natürlich auch ist). Trotzdem tat mir die Ablenkung unheimlich gut, während zwei Folgen Family Guy kam ich ohne es zu bemerken immer mehr vom LSD runter und beruhigte mich.

Die Erleichterung darüber, dass ich den Schrecken endlich hinter mir gelassen hatte war groß und erzeugte in mir ein Gefühl leichter Euphorie. Mir fiel auch wieder ein, dass ich noch Kratom hatte und nahm ein paar Gramm ein, was die Wogen vollends glättete. Dies hätte ich vermutlich auf dem Gipfel der Panik tun sollen, aber weder ich noch meine Freunde dachten daran. Ich begann langsam wieder, meinen Zustand zu genießen. Eine Weile schrieb ich mit ein paar anderen Psychonauten in einer Telegramgruppe und berichtete, was mir passiert war. Als ich das Gefühl hatte, mir das Ganze ein wenig von der Seele geredet zu haben legte ich mich wie meine Freunde im Dunkeln hin, gab mich der Musik hin und genoss die mittlerweile stark reduzierten CEV’s.

Den Rest des Trips peppten wir noch mit Lachgas auf, wir hatten vorher Lachgas nur mit Cannabis konsumiert. Zuerst war ich etwas skeptisch, ob es eine gute Idee war, den Trip jetzt noch zu verstärken, nach dem was ich durchgemacht hatte. Es wäre an dieser Stelle vermutlich besser gewesen, auf Nummer sicher zu gehen und es nicht zu tun, aber meine Neugier überwiegte. Wir konnten kaum fassen, wie stark das Lachgas mit dem LSD synergierte. Der Rest der Nacht bestand darin, dass wir zu dritt den kompletten Rest meiner Lachgaskapseln killten, das müssen an die 70 Stück gewesen sein.

Irgendwann gegen 5-6 Uhr ging ich in mein Zimmer. Als ich so alleine im Bett lag, kam kurz noch einmal ein paar negative Gefühle hoch, ich war allerdings viel zu müde und erledigt und schlief nach einer kurzen Weile ein.

Fazit

Das Erlebnis ist mittlerweile etwa 9 Monate her. Während es mir die erste Zeit noch recht gut ging, kamen nach ein paar Wochen immer mehr Erinnerungen hoch, der Trip und seine Auswirkungen holten mich ein. Die Erfahrung beeinflusst mich bis heute, es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht zumindest kurz daran denken muss.

Von Psychedelika habe ich zuerst komplett die Finger gelassen, ich hatte viel zu viel Angst vor ihrer Unberechenbarkeit. Nach 6 Monaten habe ich mich einmal an Pilze getraut (2g Cubensis) und hatte einen angenehmen Trip, von LSD oder höheren Dosierungen Shrooms habe ich allerdings vollends die Finger gelassen. Im Sommer werde ich mich vermutlich wieder an LSD wagen, diesmal allerdings mit Notfall Benzos und nur einem guten Freund zusammen und auch nur, wenn ich gut gelaunt bin.

Ich sehe die Erfahrung bis heute zwiegespalten. Auf der einen Seite bin ich dankbar darüber, dass ich die Erfahrung gemacht habe. Mir ist klargeworden, dass ich noch viel an mir arbeiten muss. Verdrängte Ängste und Erinnerungen sind wieder ins Bewusstsein gerückt. Die beiden LSD Trips vorher haben zwar geholfen, mein Leben und mich positiver zu sehen, aber eben eher durch oberflächliche Bearbeitung und darauffolgende Verdrängung. Diese Erfahrung hat alle meine Verdrängungsmechanismen eingerissen und mir gezeigt, wovor ich wirklich Angst habe und was meine Baustellen sind. Den Trip sehe ich also als Chance, an mir zu arbeiten und ein besserer Mensch zu werden.

Auf der anderen Seite haben mich gerade in der letzten Zeit leichte Depressionen eingeholt. Ich bin zwar weit entfernt von dem Loch, indem ich mich vor Jahren befand, nichts desto trotz ist meine Stimmung sehr viel instabiler als vor der Erfahrung und ich bin teilweise in alte Muster zurückgefallen. Die Gedankenschleifen des Trips haben sich in meinen Alltag geschlichen und belasten mich vielfach. Eine Zeit habe ich unbewusst versucht, das Erlebte zu verdrängen, was natürlich nicht gelungen ist. Ich habe mir manchmal gewünscht, die Zeit zurückdrehen zu könne und nach den beiden ersten LSD Trips den dritten nicht zu nehmen.

Dies zeigt sich auch in meinem Kratomkonsum, dieser ist in den letzten Monaten etwas explodiert, vorher habe ich einmal in 14 Tagen 6-8g konsumiert. Daraus wurde einmal die Woche und nach ein paar Monaten war ich bei bis zu drei Konsumtagen mit je 20g (immer abends, tagsüber konsumiere ich nicht) die Woche um mich zu betäuben. Ich mache zwar wenn die Bestellung leer ist immer 3-4 Wochen Pause und bin nicht körperlich abhängig, eine psychische Abhängigkeit kann ich allerdings durchaus feststellen. Momentan mache ich seit 2 Wochen Pause und werde dies auch noch länger durchziehen.

Wirklich eingeholt hat mich die Erfahrung, seit ich an diesem Tripbericht schreibe, also seit einem Monat. Vorher habe ich zwar manchmal darüber geredet, wie es mir damit geht habe ich allerdings vor allen und teilweise sogar vor mir verborgen. Statt zu verarbeiten habe ich vielfach verdrängt, was ich in den letzten Wochen an den aufkommenden Depressionen gemerkt habe, welche aber zum Verarbeitungsprozess dazugehören. Trotzdem hat es unglaublich gutgetan, meine Gedanken aufzuschreiben. Dieser Tripbericht soll daher auch eine Art Schlussstrich sein, um die Erfahrung zu integrieren, nach vorne zu blicken und an mir weiter zu arbeiten.

"Well it's true, yes, but you won't get far telling me
That you are all you're meant to be
When the one from my dream
Is sitting right next to me
And I don't know what to do"

(Tame Impala - Alter Ego)