Tripbericht lesen
Übersicht:
Titel: | Meine erste tiefe DMT-Erfahrung |
Drogen: | Mischkonsum von Alkohol und Ayahuasca (Reihenfolge vom Autor festgelegt) |
Autor: | zhogur |
Datum: | 26.08.2017 17:24 |
Set: | Zu Hause im Bett. |
Setting: | Entspannt, angstlos, voller Vorfreude. |
Nützlichkeit: | 9,52 von 10 möglichen (27 Stimmen abgegeben) |
Bericht:
Zur Klarstellung:
Es geht hier nicht um Ayahuasca, sondern um die Inhalation von nnDMT mit einem Vaporisator ohne MAOI-Hemmer. Dies lässt sich leider nicht im Menü der konsumierten Drogen auswählen. Warum eigentlich nicht?
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Ich sammel seit ungefähr 12 Monaten Erfahrungen mit DMT, bis auf ein einziges Mal allesamt lowdose. Habe vielleicht 16 Trips auf dem Kerbholz und fühle mich seit einem halben Jahr bereit für einen Durchbruch. Ich habe mittlerweile einen guten Eindruck davon, was mit mir passiert. Empfand bei den letzten Malen die lowdose Erfahrungen bereits als langweilig. Natürlich sind sie nett und schön und irgendwie zutiefst erfrischend. Aber sie sind auch immer gleich. Die Erfahrung ist immer gleich: Ein Gefühl von tiefer Geborgenheit. Manchmal ein überwältigendes Spüren von Anwesenheiten, gepaart mit einem extremen Gefühl von alles durchdringender Wiedersehensfreude. Manchmal auch das Gefühl, als lehne ich mich bei einem uralten, vollkommen vertrauten Freund an. Und das alles in einem wogenden Meer aus Farben und Mustern. Ich höre und spüre manchmal fröhliches, freundliches Lachen und Kichern um mich herum, sehe manchmal ein Wesen, dessen Form der einer Gottesanbeterin gleich kommt. Nehme sie aber stets nur als kaum greifbare Silhouette in den Mustern wahr. Manchmal versucht sie, mit ihren langen, spitzen Armen in meinen Kopf, in mein Ich einzudringen. Aber bei den lowdose-Erfahrungen blieb da stets eine letzte Barriere - zwischen Ich und Ihr - die nicht überwunden werden konnte. Schließlich komme ich irgendwann zurück, bestaune die Muster auf mir selbst und auf meiner Umgebung. Gähne, bis mir das Wasser aus den Augen läuft - und fühle mich gut.
Drei Erfahrungen zuvor war es heftiger. Ich hatte ein paar Stunden vorher eine Flasche Wein getrunken, und nach der Inhalation des DMTs kickte es mich schlagartig weg. So weit weg, dass ich keine Erinnerung davon behielt, wo ich war. Ich kam nur einmal kurz zu mir, dachte, ich hätte in die Hose gepinkelt, sprang auf (ich saß auf einem Sofa), fühlte meine Hose, verstand irgendwann, dass sie nicht nass war, betrachtete ziemlich entgeistert die unfassbar schöne, unglaubliche Raumschiffoptik meines Wohnzimmers, setzte mich erleichtert wieder hin und war schlagartig wieder weg im Reich der Erinnerungslosigkeit. Kam wieder zu mir, merkte, dass ich unheimlich nötig pinkeln musste, stand in meinem Raumschiffwohnzimmer auf, überlegte, ob ich wohl heile die Treppe runterkommen würde, wartete kurz ab, unschlüssig, bemerkte, dass ich durch Wände, Fußboden und Türen gucken konnte und stand vor der Wahl: In die Hose pissen oder in dieser Zwischenrealität, in dieser aufgeschalteten verrückten Dimension die Treppe runter. Bin die Treppe runter. Bin nicht gefallen. Machte mir bewusst, wie gut ich diesen Weg kenne. Vertraute mir und meiner Erinnerung. Kam auf dem Klo dann langsam wieder zu mir.
Diese Erfahrung empfand ich zumindest mal als durchbruchesk.
Nur leider mit großen Erinnerungslücken.
Mit diesen, insgesamt guten Erfahrungen, und mit einem guten Gefühl dafür, was mich jetzt erwartet, wollte ich von nun an den Durchbruch. Meine Neugier war maximal befeuert und die Angst davor vollkommen weg. Einen Durchbruch zu erleben weckte nichts anderes mehr in mir, als eine vollkommen vorfreudige Erregung. Problem bei der Angelegenheit ist mein Vaporizer Muad-Dib. Es ist alles andere als einfach, mit diesem Ding eine anständige Menge DMT zu inhalieren. Besonders das Nachlegen, wenn der erste Zug nicht ausreichend war, gestaltet sich in einem Zustand zusammenbrechender Welten als kompliziert. Das muss schnell und zielstrebig gehen. Jeder Handgriff muss sitzen, in einem Moment allerhöchster Konzentration, die es ja augenblicklich mit aller Gewalt wegreißen kann.
Hat heute Nacht funktioniert. Aber ob es ein Durchbruch war - ich weiß es nicht. Ich habe vor Monaten Unmengen an Erfahrungsberichten gelesen. Nach meinen ersten Trips beschlossen, nichts mehr diesbezüglich zu lesen, denn bei angelesenen Erwartungen - die sich zwangsläufig aufbauen - besteht die latente Gefahr, den Trip in eine bestimmte Richtung zu lenken. Ob man will oder nicht. Zumal sich die Tripbeschreibungen auch nicht wirklich mit meinen eigenen Erfahrungen decken.
Klar:
Wie will man auch nur halbwegs vernünftig beschreiben, was man während eines DMT-Rausches sieht und spürt? Aber trotzdem: Ich war nie in irgendwelchen Hallen. Nie in einem Tunnel. Ich hatte nie das Gefühl von klarer Sicht oder klarer Wahrnehmung. Alles geht fürchterlich schnell und kreuz und quer durcheinander. Eine Aneinanderreihung von stroboskopartigen Momenten, unterbrochen von wenigen ruhigen Phasen in einem alles umfangenden, alles durchdringenden, sich verwirbelnden Muster. Symmetrie: Ja. Aber Symmetrie auf einem extrem hohen, nur schwer zu begreifenden Niveau. Ein Mandala ist nichts dagegen! Das einzig Abgegrenzte in dieser Welt bin ich selbst, die Hülle meines Körpers, die nur von außen nach innen durchdrungen werden kann und nicht von innen nach außen durch mich selbst.
Ich trank gestern Abend zunächst eine 3/4 Flasche Wein, da ich das Gefühl habe, dass es meinem Eindringen in den Hyperspace förderlich entgegen kommt. Ich will es in keinster Weise empfehlen! Aber nachdem ich bei meiner letzten, tieferen Erfahrung - als ich Stunden vorher eine Flasche Wein geknackt hatte - so leicht und so tief hineinkam wie noch nie, erschien es mir als angemessen es auch diesmal zu tun. Danach gab ich mir 60 Minuten, um mich an das Betrunkensein zu gewöhnen, kürzte in der Zeit den Schlauch meines Muad-Dib auf 1/3 seiner Länge, um die DMT-Verluste auf dem Weg in meine Lunge so gering wie möglich zu halten. Ich ließ auch das metallene Mundstück weg. Metall = kalt = Kondensationsgefahr. Schließlich saß ich aufrecht bei mir im Bett. Hatte es hell, aber nicht blendend im Zimmer, weil meine Erfahrung mich gelehrt hatte, dass mir Helligkeit beim DMT-trippen besser bekommt als Dunkelheit oder trübe Beleuchtung. Dann verpasste ich mir den ersten Hit. Füllte in Windeseile und hochkonzentriert, und bei rasch abnehmender Handlungsfähigkeit, die Siebe des Verdampfers erneut, klappte zu, drückte die Batterie hinein und zog, während der Muad-Dib mit samt meinen Händen bereits zu etwas Violett-Dunklem zusammenschnurrte und aus meinem Sichtfeld drängte.
Salz!
Ich schmeckte plötzlich dermaßen intensiv Salz auf meiner Zunge, dass ich reflexartig versuchte sie abzuwischen, was nichts brachte. Ich sank nach hinten, hörte die in mir aufkommende, zwitschernde Musik, die typisch für meine DMT-Trips ist. Spürte die unglaubliche Entspannung über mich kommen. Schaute kurz zur Decke hinauf, atmete aus, als wäre dies mein letzter Atemzug gewesen. Und dort, wo die Muster normalerweise sanft irisierend, glänzend und leuchtend in der Luft entstehen, bevor sie sich behutsam auf mich absenken und mich umfangen, kamen sie jetzt genauso schlagartig wie endgültig.
Schwarz und Orange.
Ein wirbelndes Mosaik. Die Gottesanbeterin tritt in ihrer Silhouette aus dem Muster hervor, richtet das Ende ihres spitzen Armes genau zwischen meine Augen. Dann dringt sie tief in meinen Kopf ein. Trifft mit der Spitze ihres Armes die Mitte meines Bewusstseins. Trifft zielgerichtet an meinen Augen vorbei das ultimative Zentrum meines Ichs. Und in genau dem Moment in dem sie es trifft - löse ich mich auf. Fließe auseinander. Als Muster in den Mustern.
Bin ich bei lowdose Erfahrungen leider sehr mit meiner Atmung beschäftigt, aus der Angst heraus, gleich einfach damit - und für immer - aufzuhören, gibt es jetzt weder Zeit noch Grund mehr, daran zu denken. Körper, Geist und Verstand verschwinden schneller, als ich es begreifen kann. Die sich rasend schnell in sich verwindenden Muster werden schwarz-gelb. Die zwitschernde Musik bekommt einen lauten, vibrierenden Unterton. Wie das Dröhnen eines gigantischen Elektromotors, einer gigantischen Maschine, die mindestens das gesamte Universum antreibt. Blitzartig sehe ich eine Abfolge von Momenten aus der jüngeren Vergangenheit meines Lebens. Wie ein Comic, das schnell durchgeblättert wird, von der Gottesanbeterin, die es mir entgegen hält, die vor mir steht und mich dabei ansieht. Keine prägenden Momente, oder sonst irgendwie wichtige Begebenheiten sind auf diesen Bildern zu sehen. Bilder, die lebendig werden, wenn ich sie bewusst anschaue. Einfache Alltäglichkeiten sind es. In rasender Abfolge. Aber so kurz ich sie nur sehe, so intensiv sind sie. Mit allen Gefühlen, mit allen Emotionen. Beziehungsweise: NUR mit Gefühlen. NUR mit Emotionen. Und jeder kurze dieser Momente dauert unendlich lange, obwohl es gleichzeitig rasend schnell passiert. Ich bin wie ein neutraler Beobachter, ein neutrales Paar Augen, das von Gefühlen und Emotionen durchdrungen wird, die Ewig sind, in einer Dimension außerhalb unseres Raumes und unserer Zeit. Ich weiß nicht wer ich bin und was ich bin. Ich bin nur noch Wahrnehmung, in die irgendwann ganz langsam die Erinnerung an ein Leben zurückkehrt. Die erste Frage, die ich mir völlig unerschrocken stelle, als in ersten zaghaften Wellen mein Verstand hereinkommt:
"Ist dieser Zustand jetzt für immer?"
Und:
"Wo bist du überhaupt?"
Mal ehrlich: Fühlt sich an, als wenn das Durchblättern des Comics sich verlangsamt, zum Stillstand kommt und ich langsam in eines dieser Bilder steige, welches mein Leben ist.
Ich mache meine Augen auf. Das ganze Zimmer mit all seiner Einrichtung wirbelt um mich herum, taucht zuckend und schemenhaft in den Mustern auf, verschwindet wieder, wirbelt. Ich höre das bekannte, freundliche, auffordernde, wissende Lachen und Kichern um mich herum. Nehme die große Gottesanbeterin vor mir wahr und viele kleine neben mir. Erinnere mich, dass ich DMT inhaliert habe. Frage mich irritiert, wie lange dieser Zustand eigentlich schon andauert und ob ich jetzt darauf hängen bleibe, oder bereits seit Ewigkeiten darauf hängen geblieben bin. Doch selbst wenn es so wäre - würde es mich stören? Ich verneine völlig entspannt, weil ich spüre, dass dieser Zustand normal ist. Atme tief ein, fange an zu Gähnen, bis mir wieder das Wasser aus den Augen läuft. Kann und will nicht aufhören zu gähnen, tief zu atmen. Das tut so gut. Setze in Wellen zur Landung an. Interessiere mich diesmal gar nicht mehr für die Muster in meinem Schlafzimmer, auf den Wänden, der Lampe, der Tür, in der Luft, auf meinen Händen und Armen wie sonst immer, sondern liege mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, atme. Atme tief und gründlich. Fange schließlich an mich zu strecken und hänge noch lange dem nach, was eben war. Spüre eine tiefe Verbundenheit zu allem Lebendigen, zur Natur, zu meinem Körper. Bin von der erstaunlichen, unumstößlichen Erkenntnis durchdrungen, dass alles heilt.
Stehe auf, weil ich pinkeln muss. Fühle mich ein bisschen wackelig im Geist und auf den Beinen. Gucke auf die Uhr. Es sind 45 Minuten vergangen. Als ich auf dem Klo sitze, werde ich mir einer starken Liebe zu den Menschen gewahr, die in mir ist. Die immer in mir war. Bewusst wie unbewusst. Nur jetzt noch einen Ticken stärker. Und ich bin absolut tiefenentspannt. Und ausgeglichen. Das bin ich jetzt noch.
Das hier aufzuschreiben tut gut. Konnte es so für mich sortieren. Einordnen noch nicht wirklich. Aber wer weiß es: Vielleicht geht es darum auch gar nicht. Und es ist nur ein bruchstückhaftes Bruchstück, was ich hier wiedergebe. Vieles lässt sich nicht beschreiben. Zum Beispiel dieses: lange Zeit nichts sein und doch alles sein. Wie drücke ich diesen Moment im Einklang mit der Ewigkeit aus? Ich weiß es nicht. Und selbst nur die Muster zu beschreiben, wäre doch eine hilflose und wenig sinnbringende Reduktion, weil es um die Muster gar nicht geht. Es geht um das endgültige Wissen, was man in diesem Moment fraglos in sich vereint. Und hier auch nur um ein Gefühl davon, welches mich mit einer ganz bestimmten Emotion durchdringt, während alles, wirklich alles nebensächlich ist. Mehr noch: Es existiert nichts weiter als diese eine, reine Emotion die ich bin, und alles andere auch ist.
Freue mich auf meine nächste DMT Erfahrung. Vielleicht dann draußen in der Natur. Denn die Existenz des Lebendigen ist der Schlüssel zu DMT. Keine Ahnung, woher ich das weiß. Aber ich spüre das ganz deutlich. So müsste ein Trip mitten im Lebenden noch wirkungsvoller sein, als in einem Zimmer voller aufgestellter Gegenstände. Wobei ich das jetzt nicht so negativ meine, wie es verstanden werden könnte. Denn diese Gegenstände haben ja auch ihren Sinn. Hier und jetzt. Aber auf einem DMT Trip wahrscheinlich nicht die Tiefe, wie eine Pflanze, ein Insekt, ein Vogel, ein warmer Waldboden unter den Händen?
Egal. Schluss jetzt.
Danke fürs Lesen!
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