Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Meine zweite Pilzerfahrung
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Freigeist94
Datum:04.07.2018 22:56
Set:demütig, leichte Anspannung, erwartungsvoll
Setting:Zuhause, im eigenen Zimmer, abends
Nützlichkeit:8,57 von 10 möglichen   (7 Stimmen abgegeben)

Bericht:

1 Persönliches und was seit meiner ersten Pilzreise passiert ist.
Wer möchte kann gerne direkt runterscrollen und den eigentlichen Pilztrip unter Punkt 5 lesen. Wollte aber zuvor erläutern, was in der Zwischenzeit bei mir so passiert ist.

Mein erster Pilztrip ist nun 10 Monate her und er hat mir den Weg der Achtsamkeit bereitet. Es war wie ein Glücksfall für mich, dass ich bei der Anmeldung der Lehrveranstaltung meines Studiums über ein Achtsamkeitsseminar gestolpert bin, wo ich mich sogleich angemeldet hatte. Es war das beste Seminar meines bisherigen Studienverlaufs, denn es war eine echte Persönlichkeitsbildung, wo die eigene Erfahrung im Vordergrund stand. Die Hausaufgabe bestand aus täglichen Achtsamkeitsübungen und Meditationen und im Seminar besprachen wir unserer Erfahrungen damit. Seitdem meditiere ich auch (fast) täglich und es tut mir richtig gut.

Vor vier Monaten habe ich mit dem „kiffen“ aufgehört. Obwohl ich eh nur 1-2-mal pro Woche konsumierte, hatte ich nach reichlicher Überlegung beschlossen, aufzuhören. Vor allem auch, weil ich meinen zukünftigen Beruf vergessen kann, falls ich mal durch eine Verkehrskontrolle o.ä. erwischt werden würde. (Zudem hatte ich zu Sylvester einen Bad-Trip auf Gras, der mir auch die negative Seite zeigte…) Seitdem ich nun aufgehört habe, geht es mir auch viel besser, denn ich gehe angstfreier durchs Leben, bin ein wenig offener und habe auch keinerlei Bedürfnis mehr, Hanf zu konsumieren.

Zudem habe ich mich auch einem Jugendverein angeschlossen. Mein erster Verein in 23 Jahren. Dort habe ich nun auch viele neue Freundschaften geschlossen. Zudem erblühen alte Freundschaften aus Kindestagen wieder auf.

Wie man sieht, mein Leben hat sich doch sehr verändert. Meine Frage an den letzten Pilztrip war „Warum bin ich nicht öfter aufgeschlossener?“
Nun, ich kann sagen, dass ich seit meiner Pilzerfahrung vorigen Jahres viel aufgeschlossener bin als früher.


2 Warum ein erneuter Pilztrip?
Vor zwei Monaten hatte ich erneut viel Interesse am psychedelischem Thema. Dann habe ich wieder einiges gelesen, u.a.
Psychedelische Erfahrungen. Ein Handbuch nach Weisungen des Tibetanischen Totenbuches. von Timothy Leary, Ralph Metzner & Richard Alpert
Handbuch für nachhaltige Erfahrungen mit Entheogenen von Ralph Metzner
Speisen der Götter: Die Suche nach dem ursprünglichen Baum der Weisheit von Terrence McKenna
und hatte das Bedürfnis, erneut einen Pilztrip zu wagen, diesmal aber mit einer höheren Dosis.
Ich wollte ein mystisches Erlebnis erfahren, war vorbereitet auf den berüchtigten Ego-Tod. Fühlte mich reif genug für eine neue Erfahrung.

3 Vorhaben
Ich hatte vor, den Pilztrip über in meinem Zimmer zu verbringen, ganz im Dunkeln und wollte während des Trips meditieren. Ganz, wie es auch Terrence McKenna meinte. Nur ohne heroische Dosis. Für 5 Gramm fühlte ich mich noch nicht bereit genug.

4 Set und Setting
Set: Demütig, erwartungsvoll, leichte Anspannung
Setting: Zuhause bei den Eltern, im eigenen Zimmer, abends

5 Die Pilzerfahrung
5.1 Die optische Phase
Um 22:10 nahm ich 2,7 g selbstgezüchtete Cubensis (Golden Teacher) ein. Meine letzte Mahlzeit reichte 10 Stunden zurück. Ich verdunkelte mein Zimmer, drehte alle elektronischen Geräte aus (Smartphone auf Flugmodus – wollte es nur für Musik nutzen) und setzte mich auf mein Meditationskissen.

15-20 Minuten meditierend in Dunkelheit und Stille vergingen und ich spürte keine optische Veränderung. Jedoch verbreitete sich leichte Übelkeit und aufgrund dessen ein kleine Prise Unwohlsein.

Ich nahm die Kopfhörer hervor und drehte eine Ayahuasca-Sitzung auf. Hörte den Gesängen eines Schamanen zu. Ich dachte, er könne meine Reise begleiten, wie er es auch letztens getan hatte.
Noch immer war ein Unwohlsein in der Magengegend spürbar. Zudem verspürte ich kälte. Ich merkte nun, dass die Pilze sich im Körper befanden. Aber die Gesänge des Schamanen störten mich und ich schaltete die Musik wieder aus.

Ich hatte in einen Tripbericht mal gelesen, dass jemand eine Kerze im Dunkeln angemacht hätte – nun tat ich dies auch. Auf einem kleinen Tischlein zündete ich eine Kerze an und meditierte nun vor ihr. Während ich die Kerze beobachtete merkte ich eine kleine optische Veränderung. Ich schloss die Augen und alles war hell um mich herum. Ein Licht verbreitete sich und ich spürte eine Energie ausgehend aus meinem Stirnbereich. (Zirbeldrüse?) Als ich die Augen wieder öffnete sah ich wieder das kleine Kerzenlicht vor mir. Ich beobachtete die Gegenstände, welche sie mit ihrem kleinen Schein erleuchtete. Meinen Peyote-Kaktus. Die Buddha-Statue. Eine Klangschale. Eine Räucherschale. Meine Sansevieria Cylindrica. Ich konzentrierte mich auf die einzelnen Gegenstände und merkte, dass sie sich leicht bewegten. Zudem nahm ich einen rhythmischen Ton war. Es war eine Musik in mir, ich hörte sie, aber ich hatte keine Musik an.
Ich schloss erneut die Augen und merkte, wie die optische Flut nun über mich kam. Mandala-artige Muster breiteten sich vor mir aus. Die Linien tanzten im Rhythmus. Es war eine innere Musik, ein innerer Rhythmus vorhanden, der den Takt der Bewegungen vorgab.
Am ehesten war es wie hier (nur zusätzlich noch bunt):
Beispiel 1
Beispiel 2

Es war nun ca. 23 Uhr. Mir war immer noch ein wenig übel, unwohl und kalt. Zudem verspürte ich Müdigkeit. Deshalb legte ich mich kurz in mein Bett und deckte mich zu. Die kaleidoskopartigen Muster und Mandalas waren noch immer vorhanden, jedoch viel stärker als zuvor. Sie waren mit geschlossenen Augen besser zu sehen als mit offenen. Ich wollte es wieder mit Musik versuchen, aber wiederum störte sie mich. Als ich z.B. Arrival to Earth hörte (was eines meiner Lieblingslieder im Bereich Filmmusik ist), konnte ich die Musik nicht wirklich fühlen. Ich hörte die Musik neben mir, nicht in mir. Fühlte, als wäre ich oder die Musik verschoben. Deshalb stellte ich die Musik wieder aus und lag nun still da im dunklen Zimmer. Nach einiger Zeit drehte ich die Nachttischlampe an. An einer meiner Wände hängt ein Aztekischer Kalender. Es war unglaublich als ich ihn ansah, weil sich alles in ihm kräuselte, kreiste und bewegte. Die ganzen Muster bewegten und verschlangen ineinander. Auch die Decke, die Wände, die Vorhänge pulsierten vor sich hin und atmeten. Die Müdigkeit war nun verschwunden, ich fühlte mich nicht mehr unwohl und verspürte keine Übelkeit mehr. Diese bewegenden Muster, die ich wahrnahm, fühlten sich aber an wie eine optische Illusion. Ich wusste, dass alles nicht real war, sondern Gespinste aus meinem Kopf. Somit verspürte ich auch keinerlei Angst. Aber da für mich alles eine Illusion darstellte, verschwand auch in gewisser Weise das Mystische und Spirituelle (das ich eigentlich suchte).

23:30. Ich wollte wissen, wie sich die Nacht draußen anfühlt, deshalb ging ich raus in den Garten und setzte mich in die Hängematte. Währenddessen fühlte ich mich wieder normal, sah keine optischen Muster. Als ich jedoch den Himmel und die Sterne beobachtete, wölbte sich alles ineinander ein. Der Himmel pulsierte und die Sterne verformten sich. Einige Sterne bewegten sich. Vermutlich waren es Flugzeuge. Aber sie waren teils zu schnell/zu langsam und leuchteten viel zu hell. Es war ähnlich wie letztes Mal, dachte ich mir. Nur war mir extrem kalt draußen. Deshalb ging ich nach 5 Minuten wieder rein.

Drinnen setzte ich mich zu meinem Hund. Ich streichelte ihn und sein Fell glänzte unwirklich hell. Seine hellbeige Farbe glänzte golden vor sich hin. Während dem Streicheln fühlte sich sein Fell sehr warm und kuschelig an. Ich konnte die genaue Struktur des Fells wahrnehmen. Er leckte meine Hände ab und die Speicheltropfen auf meiner Hand funkelten, als würden sie von der Sonne angestrahlt werden. Es war schön mit ihm. Mein Hund. Mein Begleiter. Er sorgte dafür, dass ich nicht allein war.

Dann ging ich ins Badezimmer und sah mich im Spiegel an. Meine Pupillen waren sehr erweitert. Ich starrte mich an. An meine Gedanken erinnere ich mich nur vage. Aber als ich mich konzentrierte, still stehen zu bleiben und in die Augen meines Spiegelbildes zu gucken, sah ich, wie sich mein Spiegelbild ein wenig verformte. Es war sehr kurios. Die Augen, der Kopf – alles bewegte sich leicht hin und her. Zudem war es für mich so, als ob mein Gegenüber eine Art Puppe wäre. Eine leere Hülle. Dabei wurde mir ein wenig mulmig und ich bewegte mich wieder in mein Zimmer.


5.2 Die philosophische Phase
Um ca. 00:00 Uhr setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Ich nahm ein Buch mit poetischen Texten zur Hand und wollte darin lesen. Ich las eine Passage, aber sie sprach mich nicht an. Deshalb nahm ich Stift und Papier zur Hand und wollte selber meine Gedanken aufschreiben. Während ich vor dem Notizblock saß, fühlte sich alles wieder sehr normal an. Keine optisch veränderte Wahrnehmung. Keine Muster. Kein Ton. Nichts. Ich fühlte mich aber sehr wohl und verspürte keine Angst.

Gedanken durchströmten meinen Kopf. Ich reflektierte meine bisherige Reise. Eigentlich wollte ich ja eine mystische Erfahrung machen, etwas Großes erleben. Hatte mich dazu genug eingelesen. Und dann schrieb ich folgenden Satz auf.

Wenn man alles weiß, kann man nicht mehr staunen!


So war es. Durch mein Wissen und dadurch, dass ich eine bestimmte Erfahrung anstrebte bzw. wollte, dadurch konnte ich mich nicht gleiten lassen.
Ich schrieb weiter auf:

Das Staunen ist das Schöne im Leben.
Staunen kann man nur, wenn man sich in Neues begibt.
Das Alte bietet nichts Neues.


Das Leben ist ein unbeschriebenes Blatt.
Wer sorgt dafür, dass es vollgeschrieben wird?


Realität existiert nur, weil ich bin.
Alle Illusion ist Illusion in mir.
Nur ich selbst bin ich selbst.


Nur ich kann mich dem stellen, was in mir ist. Aber warum soll ich mich stellen? Und was ist in mir?


Träume sind schön. Träume sind nicht real. Sind sie deshalb schön?

Feuer kann zerstören, aber Licht gibt Energie.

Vorstellungen sind Vorstellungen.
Realität ist Realität
Lebe im Hier.


Um 00:30 legte ich mich dann ins Bett und versuchte es dann nochmal mit Musik. Diesmal gefiel sie mir. Sie störte mich nicht wie zuvor. (vermutlich, weil ich nun unvoreingenommener an die Sache ranging?) Ich hörte Spirit Bird von Xavier Rudd. Danach Gather the Hands , ebenfalls von ihm.

Dazu folgende verschriftlichte Gedanken:

Kann man alleine glücklich sein? Alleine kann man nichts teilen.
Aber wo Glück ist, ist auch Unglück.
Dualität


Dann versuchte ich es mit Linkin Park. Eine meiner Lieblingsbands seit ich ein Teenager bin. Ich hätte nicht gedacht, dass mir solch eine Musik bei Pilzen gefallen könnte, aber es erfüllte mich mit Freude.
Ich hörte „In the End“, „Bleed it out“, „Breaking the Habit“, „Castle of Glass“, „Waiting for the End“.

Dazu wieder verschriftlicht:
nicht hinterfragen – genießen! glücklich sein.

und ich erkannte folgendes:
in dem Moment, in dem ich nichts mehr wollte, war alles gut.

Ich stellte dann die Musik ab. Zog mich aus. Legte mich gemütlich ins Bett. Beobachtete nochmal meine Umgebung. Sah wieder leichte pulsierende Bewegungen. Aber alles war gut. Ich lag noch einige Zeit im Bett und schlief dann gemütlich ein.

6 Conclusio
Die Pilzerfahrung verhielt sich sehr ähnlich wie mein erster Trip. Er war jedoch intensiver. Die optischen Veränderungen waren stärker und auch die philosophische Phase war länger. Im Ganzen dauerte der Trip ca. 4-5 Stunden. Vom Level her kann man ihn zwischen Level 2 und 3 einordnen. Obwohl ich ein ganzes Gramm mehr genommen hatte als bei meiner letzten Reise, war es aber eben eine ernüchternde Erfahrung für mich, weil ich mir mehr erhoffte. Entweder waren die Pilze nicht so potent oder die Dosis war einfach noch zu gering. Meine Erwartungen waren einfach zu hoch, aber dennoch war der Trip auch lehrreich. Er hat mir dennoch einige neue Dinge gezeigt. Und die aufgeschriebenen Sätze in meiner philosophischen Phase haben mir auch wieder neue Anregungen und Erkenntnisse geliefert.

Auf jeden Fall werde ich aber, falls es zu einem weiteren Pilztrip kommt, die Pilze nicht wieder abends und in meinem Zimmer konsumieren. Während des Trips in meiner philosophischen Phase und auch jetzt im Nachhinein denke ich, dass es viel schöner wäre, sie mal draußen bei Sonnenschein und im Garten zu nehmen. Und mir eben nichts vorzunehmen, nicht vorstellen, was mich erwartet, sondern den Trip einfach geschehen lassen und einfach staunen können.

Zudem nahm mir dieser Trip jegliche Angst vor einem weiteren Trip. Eine gewisse Angst war bisher immer vorhanden, denn man denkt ja immer an Geschichten vom Hängenbleiben, verrückt werden, psychotischen Zuständen (die aber nicht immer der Realität entsprechen). Aber dieser Trip hat mir gezeigt, dass man keine Angst vor dieser Substanz haben muss. Zumindest, dass ich keine Angst mehr verspüren muss.
Respekt – Ja!
Demut – Ja!
Aber keine Furcht.


Danke fürs Lesen! 😊