Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Ein halber tazmanischer Teufel - ganz nett
Drogen:LSD
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:10.01.2006 17:11
Set:traurig und depressiv
Setting:zu Hause, alleine
Nützlichkeit:8,58 von 10 möglichen   (12 Stimmen abgegeben)

Bericht:

neutral Ich widme diesen Trip jemand ganz bestimmtem, der beim Lesen dieser Zeilen auch sofort ganz deutlich merkt, dass er gemeint ist ;)



Selbstversuch LSD Nr. 2

Versuchsobjekt: ein halber tazmanischer Teufel

Einnahmezeit: 15:15 Uhr

Set & Setting: zu Hause, alleine



Uhrzeit: 16:00 Uhr



ca. 45min nach Einnahme wirkt alles auf mich irgendwie weich... hängt bestimmt mit der Tüte vor 30min zusammen; sehr angenehmes Gefühl ... Augen sehen noch normal aus, da kann ja noch einiges kommen, denke ich mal. Irgendwie ist mein jetziger Zustand mit einem leichten Opiumrausch zu vergleichen. Egal welche Musikrichtung ich ausprobiere, die Musik wird immer langsamer und langsamer... fast schon langweilig. Allerdings entdecke ich in Songs, die ich seit Jahren höre, viele neue, interessante Sounds.



Uhrzeit: 17:30 Uhr



Ich überlege, Experimente zu machen; z.B. mit Pep oder XTC. Aber eigentlich wollte ich ja heute keinen Hammertrip, sondern eher nur eine Ablenkung vom RL.

Elektronische Musik egal welcher Art erscheint mir im Moment seehr komisch, gerade wegen dem Tempoverlust. Ein sehr komischer Geschmack ist in meinem Mund, seit einiger Zeit. Mein Speichel scheint sehr dickflüssig. Jetzt bloß keine schlechten Gedanken aufkommen lassen, beim letzten Trip endete das im Wahnsinn.

Ich rauche eine Zigarette nach der anderen, nicht weil ich ein Verlangen danach habe wie sonst, sondern weil ich glaube, das gehört irgendwie zu mir und ohne das würde mir jetzt etwas fehlen. Und wenn ich so in Gedanken schwelge, fällt mir auf, ich hätte vielleicht doch auf bessere Laune warten sollen. Denn der "Kampf der Gedanken", also Gut vs. Böse fängt langsam wieder an. Allerdings kann ich mich an keinen Trip erinnern, bei dem dies nicht so gewesen wäre. Da ich noch keine optischen Veränderungen bemerke, scheint dieser Trip wohl doch so zu werden, wie mein letzter. Weniger halluzinogen, dafür um so psychischer. Man denkt in 3 oder 4 Schritten, statt wie sonst nur in 1-2. Man geht jede Variation einer Situation im Kopf durch, egal, wie unrealistisch sie auch ist.



Uhrzeit 18:00 Uhr



So, jetzt werde ich richtig tiefsinnig. Vielleicht sollte ich mich mit meinen Problemen JETZT ernsthaft beschäftigen, statt zu versuchen, mit Experimenten lustige Effekte zu erzeugen. Das tat ich bisher noch nie. Das Ergebnis wird entweder DIE Lösung oder der komplette Wahnsinn sein. Die auf vielen Drogensessions aufgebauten Neurosen und Gedankengefängnisse können, wenn überhaupt, dann nur so abgebaut werden.

Ich überlege, die andere Hälfte der Pappe auch noch zu nehmen. Allerdings wollte ich gegen 22 Uhr relativ klar sein, um noch ein halbwegs "normales" Gespräch führen zu können, was ich dann auch führen will und muss. Aber irgendwie bringt mich das unter Zeitdruck, obwohl noch 4 Stunden bis dahin Zeit sind. Ich denke ich werde mir gleich irgendwann etwas Pep gönnen, entweder bringt das lustige Effekte mit sich, oder ich bin auf einmal relativ klar. Ich möchte diesen Trip, der eigentlich keiner ist, mir aber trotzdem wie einer vorkommt, gerade weil ich solche wirschen Sätze forme wie diesen hier und noch wirschere Gedanken habe, am liebsten beenden. Obwohl er ja nichtmal die Hälfte von dem erreicht hat, was ich erwartet habe. Allerdings sind meine Erwartungen durch die letzte Überdosis natürlich sehr hoch geschraubt worden. Ich glaube, ich sollte eine Münze werfen, um jetzt über eine Line oder keine zu entscheiden. Aber da das mit Sicherheit nicht auf Anhieb klappt, frage ich lieber einen IRC-Bot um Rat.

[18:13] <Dunkel|LSD> !entscheidung line keine

[18:13] <feuerzeug> line » keine

Okay, mit dem muss ich mich wohl zufrieden geben. Vorerst. Trotzdem ist in meinem Kopf die Entscheidung unklar, ob ich mich wie letztes mal und die vielen male davor bis zum gehtnichtmehr pushe und staune, wie herbe ich nicht mehr klarkomme; oder ob ich weiter versuche, meinen eigenen Geist zu erforschen und vorallendingen zu verbessern. Mir ist allerdings immer noch nicht klar, wieviel ich gerade von meinem "Trip" halte; meine Augen sind normal, dennoch schreibe ich hier einen kleinen Roman, ohne es eigentlich zu wollen.

Ich glaube, ich bin viel zu verkrampft und gestresst, um tiefer in meinen Geist vorzudringen als bisher. Selbst wenn ich über meine Probleme nachdenken will, verschwinden sie sofort wieder bzw. werden zu philosophischen Gebrabbel wie dieser Tripbericht hier.

Vielleicht hängt meine Unfähigkeit diesbezüglich stärker mit der Musik zusammen, die ich höre, als ich dachte. Daher werde ich mal aufhören, musikalisch zu experimentieren und meine Gedanken mithilfe spezieller Musikrichtungen und -gruppen auf entsprechende Bahnen zu lenken. Eventuell bringe ich mich damit auf einen Bad Trip, aber was soll's, die Gefahr muss ich eingehen; sonst weiß ich am Ende garnicht, warum ich eigentlich heute LSD nehmen wollte.





Uhrzeit: 18:30 Uhr



Diesen Text da oben soll ich geschrieben haben?! In 30 Minuten? Irgendwas mache ich wohl falsch. Kommt mir alles sehr unseriös und unrealistisch vor. Ich fühle das Getränk in meinem Körper umherfliessen, wie beim letzten Trip, aber nicht so stark. Essen lasse ich mal lieber, das war beim letzten Trip nicht geschmeckt, sondern kam mir einfach nur sehr "unseriös und unrealistisch" vor. Wenigstens kommt mir der Trip als nützlicher für meinen kaputten Geist vor, als ein Besuch beim Psychiater.

Nachdem ich meine Optik etwas mit Geiss (Winamp Visualisation) angeregt habe, verformt sich Wahrnehmung leicht; Ich überlege, nach Draußen zu gehen, wenigstens zum Kiosk um irgendwas zu holen, und zurück. Aber was soll ich mir holen? Die haben da weder Glück noch Seelenfrieden im Angebot. Und Liebe bieten die in ihrem Sortiment auch nicht.

Interessant, die optischen Effekte verstärken sich. Alles wabbert leicht hin und her. Ob da noch mehr drin ist? Ich möchte meine Gedanken gerne in einem Programm ausdrücken, aber im Moment würde ich glaube ich bei der simpelsten Programmiersprache direkt aufgeben. Einerseits bin ich mit Sicherheit nicht mehr in der lage dazu, andererseits würden die gegebenen Möglichkeiten dazu auch nicht ausreichen. Leider kann ich mich wegen Mangel an Lautsprechern nicht auf die Couch legen, die Musik würde mir bestimmt fehlen. Mal sehen ob mir Nirvana hilft, an die tiefgelegenen Stellen in meinem Geist vorzudringen.

Vielleicht sollte ich doch etwas essen? Nach einem Blick in den Kühlschrank bleibt da nurnoch der Pizzabote, auf den ich bestimmt nicht klarkommen würde.

Als die Normalität meiner Atmung überprüfe, scheint es mir, als würde ich nur atmen, wenn ich darüber nachdenke. Dieses starke, fühlbare Gefühl von einatmen ist sofort weg, wenn ich an etwas andere denke.



Uhrzeit: 19:00 Uhr



Ich bestelle Pizza. Ob der Trip nach dem Essen vorbei ist? Hat er jemals angefangen? Kann ich überhaupt etwas essen? Will ich etwas essen?

Fast im Minutentakt wechsel ich meine Meinung, ob ich drauf bin, oder nicht. Meine bisherigen, halluzinogenen Erfahrungen lassen darauf schließen, dass das vielleicht alles erst der Anfang ist. Und anscheinend werden die optischen Effekte - langsam aber immerhin - stärker. Vielleicht sollte ich mal Fernsehen gucken.

Nachdem ich die Telefonnummer der Pizzeria gewählt habe, merke ich, dass ich überhaupt kein Geld habe. Selbst ein Besuch bei der örtlichen Sparkasse könnte das nicht ändern, da die Karte kaputt ist. Auch wenn ich garnicht weiß, ob ich essen will, so stört es mich doch, dass ich es nichtmal könnte, wenn ich wollte. Also vergesse ich mal den Gedanken "Essen" und konzentriere mich eher auf "Pep". Sobald ich mir sicher bin, ob es mehr nützen als kaputtmachen würde, werde ich eine Line ziehen.



Uhrzeit 19:30 Uhr



Ich gehe zum Kiosk und auf dem Weg läuft auf der anderen Straßenseite ein stinkbesoffener Rentner lang und kippt in eine Hecke. Sehr amüsant, allerdings kam er mir wie ein Spiegelbild von mir vor; so wäre ich, wenn ich jedesmal saufen würde statt Drogen zu nehmen.

Die Frau im Kiosk staunte nicht schlecht, als ich ausschließlich mit 20-Cent-Münzen bezahlte. Dieser Kurztrip nach draußen gefiel mir sehr gut, obwohl ich diese Stadt eigentlich hasse. Nun werde ich mich mal versuchen, etwas zu essen.



Uhrzeit 20:30 Uhr



Nach einer Tüte Chips, einer Flasche Cola und einer guten Line Pep danach würde ich den "Trip" als beendet bezeichnen. War ganz nett.