Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Trip ins Jenseits (ALD-52)
Drogen:Research Chemical
Autor:anonym
Datum:17.09.2018 13:58
Set:übersteigerte Neugierde, Ungeduld, Naivität, dennoch positive Einstellung
Setting:mein Kinderzimmer
Nützlichkeit:9,33 von 10 möglichen   (12 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Substanz: 1-acetyl-lysergsäurediethylamid
Dosis: 200 µg

Folgender Bericht wurde mit der Motivation geschrieben, andere Menschen vor ähnlich unüberlegten Handlungen zu bewahren. Der Trip ging für mich glimpflich aus, insofern meiner psychischen und physischen Gesundheit nicht geschadet wurde. Reines Glück.

Bitte beachtet, dass das Ereignis einige Zeit zurückliegt. Ich habe zu Beginn des Trips ein paar Notizen gemacht, diese dann jedoch abgebrochen. Zugegebenermaßen war meine Erinnerung an den Trip selbst kurz danach nur bruchstückartig und traumhaft. Einige Teile des Trips kamen erst Wochen später wieder ins Bewusstsein. Andere Teile gar nicht.

Nun denn, zum Eigentlichen!


Da waren sie nun. Zwei winzig kleine Schnipsel weißen Papiers mit der Aufschrift „ALD-52“, verpackt in einer lichtgeschützten Plastikfolie. Nach 2 Jahren intensiver Literaturrecherche hatte ich eines Tages tatsächlich den Mut gehabt, danach zu fragen. „Hey, ich habe gehört du hattest mal Pappen, gibt’s da wo die herkommen noch mehr?“ - klar gab es mehr.

Auch wenn ich hinsichtlich des "ALD-52" etwas skeptisch war, wollte ich doch LSD, war mir das lieber als ein bunt bedrucktes Papier zweifelhafter Herkunft, womöglich bestückt mit vollagonistischen Phenethylamin-Derivaten. Hastig hatte ich noch einen Thread durchgelesen, um mich noch über das mir damals nahezu unbekannte 1-Acetyl-LSD zu informieren. Heute weiß ich, dass 1-Acetyl-LSD tatsächlich nur eine Prodrug von LSD ohne eigenständige psychedelische Wirkung ist. Damals konnte ich es nur vermuten.

Klar war: ich wollte heute noch trippen. Nach 2 Jahren "Planung" konnte ich unmöglich noch auf den folgenden Morgen warten, um ungestört trippen zu können. Warum nicht einfach nachts auf Reise gehen, wenn die Eltern fest schlafen, um dann ausschlafen zu können während diese auf Arbeit sind? Und warum nicht gleich beide Pappen nehmen - ich will ja was erleben! Und wer weiß, wann ich wieder mal welche auftreiben kann?
Der liebe Albert hatte doch 250 µg als Anfangsdosis! Klar lief bei seinem Trip nicht alles rund, aber er wusste ja auch nicht, was ihn erwartet. 200 µg sind schließlich weniger als 250 µg, noch dabei ist LSD potenter als ALD-52..

Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun…

22:30 Uhr, zwei Päppchen auf meiner Zunge. Kein bitterer Geschmack. Puh. Immer schön lächeln, denn das macht glücklich. Nach einer halben Stunde Exposition mit meiner Zunge wurden dann die Schnipsel geschluckt, nach weiteren 10 Minuten breitete sich eine Euphorie in mir aus. Schon bald fing die Schrift auf meinem Computer an, Wellen zu schlagen. Cool! Die Notizen in Word beschränkten sich auf eine Zeitangabe und Dinge wie:

"Whoo, Euphorie!"
"Ich fühle mich wie der Orange Sunshine höchstpersönlich!"
"ICH KANN NICHT AUFHÖREN IN CAPSLOCK ZU SCHREIBEN; AAAAH!!! :DDD"


Doch nach anderthalb Stunden ging mir der Lüfter meines PCs auf die Nerven und es wurde etwas anstrengend. Die Musik lauter zu drehen nützte nichts, denn mir war im Klaren, dass ich dann paranoid werden würde, wenn ich meine eventuell aufweckenden Eltern nicht hören könnte um ins Bettchen zu huschen. Also wurde der PC ausgeschaltet und auf weitere Notizen verzichtet. Man will ja auch was genießen.
Nur, was macht man nun? Nachts im Zimmer herumzustolzieren fiel für mich aus, also legte ich mich hin um den Zustand zu genießen. Licht aus, Acid an.

Immer wieder nutzte ich die Taschenlampen-Funktion meines Handys, um mich in meinem Zimmer zurechtzufinden. Dadurch wurden in der Dunkelheit natürlich bestimmte Bereiche im Raum hervorgehoben. Ich wurde gewissermaßen mit meinem Zimmer eins. Die Teile, die ich mit der Lampe hervorhob - oder auch rein gedanklich, im Dunklen - zu denen zog sich mein Geist hin. Ich war mein Fensterbrett, mein Kaktus, mein Schreibtisch, mein Kleiderschrank, mein Bücherregal, mein unaufgeräumter Basteltisch.

Mir wurde klar, wie andersartig, befremdlich und interessant diese Erfahrung war. Gleichermaßen wurde mir das ganze auch ein wenig zu viel. War ja alles schön und gut, aber ich brauchte meine Ruhe! Es war anstrengend, so im Raum hin- und hergezogen zu werden. Ich merkte, wie mein Puls langsam anstieg. Im Notfall: Ruhe bewahren! Einfacher gesagt als getan, nicht?

Ich schloß meine Augen, im Versuch einzuschlafen. Schade um das Acid, aber das wurde zu viel. Morgen früh würde die Wirkung weg sein!

Nun ja, ich glaube es haben bisher nur wenige geschafft, auf LSD einzuschlafen. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass es mir ein Stück weit gelungen sein musste, denn als ich das nächste Mal aufs Handy schaute war einige Zeit vergangen. Doch derweil hatte sich mein Zimmer nun ganz und gar in eine Traumlandschaft verwandelt. Spiralen fielen von der Decke und wickelten sich wie Jo-Jos wieder auf, die Akustik war ganz und gar verschoben, grundsätzlich war alles anders.

Mir kam eine Erkenntnis. Ich war in der Traumwelt gefangen. Nein, ich war ein Traum. Ein Traummensch. Und was ist das oberste Gebot eines Traummenschen? Richtig, sie dürfen keine Drogen nehmen. Marihuana? Pfui. Lysergsäurediethylamid? Pfui. N,N-Dimethyltryptamin? Pfui!! Denn was passiert, wenn Traummenschen Drogen nehmen? Sie werden in einer Traumschleife gefangen, ihre Existenz löst sich auf. Ein qualvoller Tod.

Ich saß nun aufrecht im Bett. Was darf ich nicht machen? - ähnlich dem Gefühl, wenn man in ein Zimmer geht, weil man etwas sucht, aber vergisst was man gesucht hat..
Ich stand auf. Ah! Erkenntnis! Ich darf einfach nicht in der Traumschleife gefangen werden, dann wird alles besser! Dribedi-drabedi-dum. Wirre Gedanken!
Okay. Ruhe bewahren. Wie komme ich aus der Schleife heraus? Erstmal aufs Bett setzen, um mir darüber Gedanken zu machen.

Ich saß nun aufrecht im Bett. Was darf ich nicht machen? - ähnlich dem Gefühl, wenn man in ein Zimmer geht, weil man etwas sucht, aber vergisst was man gesucht hat..
Ich stand auf. Ah! Erkenntnis! Ich darf einfach nicht in der Traumschleife gefangen werden, dann wird alles besser! Dribedi-drabedi-dum. Wirre Gedanken!
Okay. Ruhe bewahren. Wie komme ich aus der Schleife heraus? Erstmal aufs Bett setzen, um mir darüber Gedanken zu machen.

Ich saß nun aufrecht im Bett. Was darf ich nicht machen? - ähnlich dem Gefühl, wenn man in ein Zimmer geht, weil man etwas sucht, aber vergisst was man gesucht hat..
Ich stand auf. Ah! Erkenntnis! Ich darf einfach nicht in der Traumschleife gefangen werden, dann wird alles besser! Dribedi-drabedi-dum. Wirre Gedanken!
Okay. Ruhe bewahren. Wie komme ich aus der Schleife heraus? Erstmal aufs Bett setzen, um mir darüber Gedanken zu machen.

Das ganze ist mir natürlich mehr als nur dreimal passiert. Zehnmal. Zwanzigmal. Hundertmal. Tausendmal. Eine Ewigkeit. Nach jeder Schleife kam mir die Erkenntnis, dass dies gerade die Traumschleife war. Die Kreise die ich durch mein Zimmer zog, wurden enger und enger. Wie eine Spirale, die sich zusammenzieht.
Mit jeder Iteration wuchs die Angst, Stück für Stück. Kein Entkommen. Denn je enger sich die Spirale, die Schlinge zieht, desto geringer ist die Chance, ihr zu entfliehen.

Es tut mir Leid! Ich wollte doch gar nicht in einer Traumschleife sterben! Ich wusste doch gar nicht, dass das passieren konnte! Oh Gott, was habe ich getan? Es tut mir Leid, Mutter! Ich weinte. Wurde verzweifelt. Die Schlinge zog sich nun zusammen. Ich blieb stehen.

Vor meinem geistigen Auge eine riesige Spirale. Uraltes Wissen. Wer der Spirale von außen nach innen folgen könnte, würde das Universum verstehen. Die Spirale war lang, aber endlich. Sie war der Code des Universums. Einfach nur der Spirale folgen.

Los geht’s. Die Spirale setzte sich langsam in Bewegung, fing sich an zu drehen. Sofort hörte ich ein Knacken. Mein Genick. Glatter Bruch. Im Nachhinein: genau mein Humor. Versagt. Wie töricht zu glauben, dass ein Mensch die Weiten des Universums, oder der Multiversen, verstehen könnte. Doch noch stand ich. Ein Speer, oder ein Blitz, gemacht aus Lichtpunkten durchstoß mein Herz. Ich sackte zusammen. Fötusstellung. Wurde von den selben Lichtpunkten in die Höhe gehoben. Durfte noch mal mein Zimmer sehen. Eine Spirale waberte auf, zeigte mein Zimmer friedlich, wie aus der nüchternen Perspektive. Die aufgehende Sonne schien durch die Vorhänge. Die Spirale zog sich zusammen, und überzog mein Zimmer mit psychedelischen Mustern.

Das war’s jetzt. Ich trat in gleißend helles, weißes Licht. Blieb dort eine Ewigkeit. Verbundenheit. Ich war das Opfer, was gebracht wurde, um die Menschheit zu erleuchten. Der Weltuntergang wurde durch meinen rituellen Tod eingeläutet. Im wahrsten Sinne des Wortes bejaht vom nun läutenden Kirchturm in der Nähe. Gong… Gong… Gong… Gong… Gong… Gong… Das letzte Stündlein der Erde hatte geschlagen. Alle waren verbunden. Alle konnten es sehen. Ich war schuldig dafür. Doch dennoch ein Opfer. Denn durch mich wurde gezeigt. Wurde gezeigt? Was? MARIHUANA IST BÖSE.
Wirr.

Dann wurde wieder alles in gleißend helles Licht getaucht. Innere Ruhe erfüllte mich.

Als ich die Augen wieder öffnete, fand ich mich in einem Krankenhaus wieder.

Erkenntnisse?

Zuallererst, bevor hier Theorien aufgestellt werden: Ich bin kein Kiffer. Zum damaligen Zeitpunkt hatte ich die Wirkung von Cannabis nur einmal erfahren, diese Zahl hat sich bis heute nie geändert. Aber nicht wegen des Trips. Ich habe keine Angst vor Gras. Ich habe seitdem auch noch mal Cannabis-Kekse ohne große Bedenken gegessen, allerdings wurden diese anscheinend falsch zubereitet und hatten nur treshold-level activity.

Was habe ich falsch gemacht?

Extrem hohe Dosis. Egal als wie erfahren man sich einstuft, es gibt wohl kaum Gründe dafür, für sich neue Substanzen nicht in der Dosis zu „titrieren“. Allergietest, Wahrnehmungsschwelle, dann langsam höher dosieren bis zur gewünschten Wirkung. Easy. Alles andere ist All-In gehen. Der Einsatz die Gesundheit der Psyche. Denkt an Hawking. Der Geist macht einen Menschen aus. Verliert euren Verstand nicht an unüberlegte Experimente. "Although I cannot move and I have to speak through a computer, in my mind I am free."

Kein Tripsitter. Dafür gibt es keine Ausrede. Ein guter Tripsitter lässt einem den Freiraum den man braucht um seinen Geist zu erkunden und ist aus Sicherheitsgründen absolut obligatorisch! Was wäre, wenn ich in meiner "Traumschleife" einfach aus dem Fenster gesprungen wäre? Ich will’s nicht wissen.

Setting. Auch wenn diese schlafen: In der Nähe von Menschen zu trippen, die dies auf keinen Fall erfahren sollen, ist eine unnötige Belastung und birgt eine Gefahr für eine paranoide Komponente. Man hat alle Zeit der Welt, seinen Geist zu erkunden, warum nicht auf perfekte Zeit und optimalen Ort warten?

Würde ich wieder trippen?

Seit dem Ereignis habe ich keine substanzinduzierten psychedelische Erfahrungen gemacht. Das Interesse ist immer noch da. Seit ich erstmals über Psychedelika las, gab es keinen Tag, an dem ich nicht an diese dachte. Diesmal bin ich geduldig. Ich habe viele Ideen und Vorhaben, doch will nichts überstürzen. Nicht noch einmal.

Ich verdanke es dem Zufall, dass mir nur eine gescheuert wurde. Aus Fehlern muss man lernen. Es gibt keinen Grund, mein Glück noch einmal so herauszufordern.

Ich hoffe, der Bericht langweilt euch nicht zu sehr. Was passiert ist, ist passiert. Es gibt Konsequenzen aus dem Trip, die mein Leben negativ beeinflussen - jedoch keine gesundheitlichen. Ich musste es einfach irgendwann mal loswerden, auch um damit abzuschließen. In dem Sinne ist er vielleicht hauptsächlich für mich selber geschrieben. Wer weiß?