Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Mit Schmerzen in den Wahnsinn.
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:Vomex
Datum:28.09.2018 09:22
Set:Viele Probleme im Alltag und enorm starke Rückenschmerzen...es kam wie es kommen sollte
Setting:Zuerst draußen, es war jedoch enorm kalt. Später dann bei mir in der Wohnung
Nützlichkeit:7,79 von 10 möglichen   (14 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Mit Schmerzen in den Wahnsinn

Als erstes möchte ich anführen, dass diese Erfahrung nun knapp ein Jahr zurück liegt. Ich habe nach dieser Erfahrung eine sehr schwere Zeit durchgemacht. Es ist nicht einfach, als Jugendlicher derartige Erfahrungen zu verarbeiten, oder nur ansatzweise die Reife zu besitzen diese in den Alltag halbwegs zu integrieren und die richtige Schlüsse daraus zu ziehen.

Ich möchte bevor ich diese Erfahrung schildere, betonen, dass ich einige Fehler gemacht habe. Es hätte nicht dazu kommen müssen. Diese Grenze am völligen Wahnsinn war definitiv vermeidbar. Die meisten ziehen ihre positiven Schlüsse aus negativen Erfahrungen, aber ich hätte diese Eliminierung von jeglicher Struktur in meinem Verstand, am liebsten nie nur ansatzweise erlebt. Es war ein absoluter, vollkommener Horrortrip.
Setting: Bei mir Zuhause. Es ist eine Kristallklare Nacht mit einer klürrenden Kälte.
Set: Rückenschmerzen. Unfassbare Rückenschmerzen. Angst und doch Neugierde. Diese elende Neugierde.

Einnahme von 10,5g der stärksten Trüffel. Ich wiege 60kg bin 1,65m groß. Leerer Margen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits LSD, LSA, Trüffel, DXM Plateu 3 und viele weitere Drogen Konsumiert. Psychedelics halte ich bis heute für mich Abstand am interessantesten. Nur Psychedelics sind nicht wie andere Drogen. Sie gehen direkt an das Bewusstsein. An das Dasein des Menschen mit allen Fassetten und Türen des Unterbewusstsein. Man darf diese unbeschreiblich Macht dieser Substanzen unter keinen Umständen unterschätzen. Am fartalsten ist der Irrglaube nüchtern zu wissen worauf man sich einlässt. Unser nüchternes Bewusstsein, egal wie sehr es sich anstrengt, ist nicht, ich betone, nicht in der Lage sich das Ausmaß der Wahrnehmungsveränderung auf unseren Verstand zu begreifen. Es ist unmöglich. Jeder Trip ist eine Reise ins Ungewisse! Nur sehr geübte Psychonauten sind in der Lage die vollkommene Kontrolle über ihren Psychedelischen Verstand zu erlangen. Ich war es nicht. Ich habe die komplette Kontrolle über jeden meiner Gedanken, über jeden meiner Sinne, über jedes Gefühl von Realität verloren. Ich war nicht mehr Ich. Ich wusste nicht mehr wer ich war. Ich war niemand. Ein Wahnsinniger mit einem vor Schmerzen schreienden Körper.
Mit Schmerzen in den Wahnsinn.
Wir waren eine Gruppe aus 5 Leuten. T, V, S, Y und ich.
T kannte ich von früher. Wir sind Kifferkollegen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich hielt es vorher bereits für unklug, dass er dabei ist. Ich dachte er könnte diesen Zustand in seinem kleinen, engstirnigen Verstand nicht verarbeiten. Oh wie ich mich irrte.
V ebenfalls Kifferkollege. Fällt mir nur das selbe wie bei T ein.
S ist einer meiner besten Freunde. Es war seine erste psychedelische Erfahrung und ich war gespannt wie er drauf reagieren würde. Letztendlich hat er mir wahrscheinlich mein Leben (ich erläuter später warum) und meinen Verstand gerettet. Liebe geht an dich Bro.
Y ebenfalls einer meiner besten Freunde. Ich habe schon einiges mit ihm genommen gehabt. Eine Woche zuvor ein Candyflip, wo leider die pappen nicht das gezeigt haben was sie sollten. Er ist jedenfalls ein sehr offener, neugieriger und intelligenter Mensch.
Wir begaben uns nach der Einnahme in den Stadtpark. Es war eine klare, bitterkalte Nacht. Ich war am frieren und meine schwere Winterjacke lag auf meinen, aufgrund einer Fehlstellung des oberen Rückens, verspannten Nacken. Bereits jetzt hatte ich nicht das beste Gefühl bei der Sache. Ich hätte auf meine Intuition hören sollen doch meine verdammte Neugierde und ein absolut dämlicher Gruppenzwang hatten die Kontrolle über meine Entscheidungen.
Ein seltsames Gefühl breitete sich im Körper langsam aus. Ein Bodyload, aber ekelhafter unangenehmer als ich ihn sonst kannte. Mein Rücken verspannte sich mehr und mehr und ich bekam ein immer negativeres Mindset.
Im Park angekommen begannen bereits leichte Optics. Der Herbst und all seine Veränderungen an der Natur begannen sich in einem Verstand zu bohren. Blätter fielen von den letztendlich kahlen Bäumen. Sie morphten und wechselten ihre Farben. Ich konnte es nicht genießen. Mein Rücken schmerzte und schmerzte. Wir begaben uns weiter auf eine große Wiese. Ich hatte den anderen zu dem Zeitpunkt noch nichts von meinen negativen Gefühlen gesagt. Ein Fehler. Eventuell hätte Y mir helfen können. Er wusste von meiner Panikstörung die ich lange Zeit hatte. Jeder der schon einmal am Flughafen stand und plötzlich extremes Herzrasen bekam und dachte es wäre jeden Moment zu Ende, weiß genau wie tief die Angst nach einem derartigen Ereignis in einem steckt. Es ist diese Angst vor dem Kontrollverlust. Angst vor Panik und dem daher eingehenden Hyperventilieren. Du denkst du erstickst. Dein Kreislauf verabschiedet sich. Dir wird schwindelig. Alles wird egal, es heißt nur die Panik irgendwie wegzubekommen. Ich kann mir kein schlimmeren Gefühlszustand vorstellen.
Auf der Wiese angekommen schauten wir in den Himmel. „Wow“, dachte ich mir während ich wie ein Irrer in den Himmel starre. Der einzige schöne Moment während dem Trip. Die Sterne bewegten sich und ich hatte das Gefühl frei zu sein. Doch der Schmerz sprach eine andere Sprache. Eine Sprache, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Mein Sichtfeld war plötzlich enorm viel breiter und klarer. Doch dieser Bodyload. Es war unfassbar unangenehm. Ich dachte an mein geliebtes Acid und wie harmlos doch das hochkommen dagegen war. Doch dieser Gedanke half mir nun auch nicht weiter und mir wurde immer kälter und kälter.
Wir begaben uns zu meiner Wohnung. In der Wohnung angekommen begannen immer stärker werdende Halluzinationen. Mir war übel. Ich zitterte. Ich merkte wie die Panik wie ein kleiner Wurm in meinem Verstand, schleichend die Kontrolle am übernehmen war. Ich begann viele Geräusche durcheinander zu hören und meine Teller begannen, bei dem Blick in den Spiegel, förmlich meinen Körper zu übernehmen. Ich bekam Angst. Mein Rücken schmerzte immer stärker. Ich fing an zu weinen und fiel auf den Boden. Ich wollte das nicht mehr. Ich wollte keine Schmerzen. Ich wollte nicht mehr jeden Tag über die sinnlose Existenz meines Daseins auf diesem winzigen und doch wunderschönes Planeten nachdenken, der von einer einzigen Rasse dem Menschen täglich zerstört wird, durch eine Gesellschaft die ein Mittel gefunden hat um den endlosen Egoismus der Menschen freien Lauf zu lassen und Milliarden von anderen Menschen in bitterer Armut und Hunger leben zu lassen. Ich wollte nicht mehr hinterfragen ob das, was um mich geschieht real oder wieder nur einer meiner Panikträume ist und versucht meinen Verstand noch mehr zu zerstören. Ich wollte ein normaler 16 jähriger jugendlicher sein der wie jeder andere, ohne nachzudenken in diesem scheiß Bildungssystem dahin verrottet und seinen elenden Alltagstrott einfach lebt. Einfach nicht hinterfragen. Ich wollte einfach zufrieden sein. Doch der Wurm wollte es nicht. Er blockierte mein Serotonin und ließ mich in diesem Teufelskreis aus scheiße.
Ich begab mich auf die Toilette. „Erstmal klarkommen“, dachte ich mir und setze mich in einer Schneidesitztposition vor die Toilette und versuchte mich irgendwie zu erbrechen doch es funktionierte nicht. Alles morphte hin und her. Ich konnte nicht mehr scharf sehen. Es begann meinen Verstand zu zerfressen und plötzlich innerhalb weniger Sekunden kam es. Der Wurm hatte sein Ziel erreicht. Ich bekam Panik. Unbeschreibliche Panik wie ich sie noch nie nur im Ansatz erlebt hatte. Es fraß mich innerlich auf.
Während ich diesen Bericht hier schreibe muss ich mir eingestehen, dass ich nur schwer damit zu recht komme. Ich zittere. Die Erinnerungen sind zu grausam, zu belastend. Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie helfen. Ich hätte. sowas nie erleben sollen. Ich weiß zuviel für dieses Alter. Ich hätte es nie erleben dürfen. Selbst die Panik sitzt jetzt wieder in meinen Knochen. Doch ich muss es schreiben, auch wenn das Ereignis mittlerweile bereits Monate her ist. Ich bin traurig, verängstigt, panisch. Was habe ich nur angestellt.
Mein Rücken er brannte vor Schmerzen. Ich fing an zu schreien und S kam zu mir. Ich versuchte ihm meine Situation zu erklären doch konnte es nicht. Es war zu laut. Ohrenbetäubend laut. Es piepste in meinem Ohr. Stimmen die schreiten, lachten, brüllten, heulten.
Stimmen aus der Kindheit. Mein Vater. Mein Vater der enttäuscht mir sagte, dass ich es einfach verschissenen habe. Das ich mein Leben nie auf die Kette kriegen werde und wie die anderen Verlierer in diesem asozialen System, meine Intelligenz nie ausleben werde. Alle möglichen Personen begannen mich runter zu machen.
„Du Versager, du niemand“.
Ich sah sie vor meinen Augen die Stimmen. Der Wahnsinn machte sich breit.
Ich schaute in den Raum. Wer bin ich? Wo bin ich? Was geht hier vor sich? Die Schreie wurden immer lauter. Zusammenhangslose Sätze wurden von den Stimmen von sich gegeben und ich versuchte dagegen an zu schreien. S stand vor mir. Ich weiß nicht wer er ist. Wer ist das? Wo bin ich?
Es piepste. Es krachte. Es schreite. Es lachte. Mein Verstand find an durch zu drehen.
Ich schaute in mein Zimmer.
„Das ist nicht echt. Das ist alles nicht echt. Ich muss hier weg. Ich träume. Das ist alles ein Traum. Ein grausamer Traum. Ich kann das nicht. Ich werde sterben. Ich werde nie wieder normal sein. Ich muss sterben.“
Ich ging runter. Risse tauchten auf. Die Risse wurden immer größer. Risse die aussahen als würde man die Kinoleinwand namens Realität mit einem rostigen stumpfen Messer zerschneiden. Meine Realität begann auseinander zu reißen.
Ich muss wieder innehalten. Die Erinnerung ist zu grausam. Ich habe Panik bei dieser Erinnerung. Es war zu grausam. Ich weiß nicht ob es nur ansatzweise nachvollziehbar, für dich als Leser, ist. Aber stell dir die schlimmste, grausamste Angst vor, die du dir nur vorstellen kannst. Ein Gefühl das dich innerlich aufrisst aber nicht verdauen lässt. Ein unbeschreiblich, ein wirklich unbeschreiblich, nicht in Worte auszudrückenes Gefühl von Angst. Tiefster Angst.
Es ist war das Gefühl als würde man aus einem Alptraum aufwachen doch er fing gerade erst an. Ich war in einem weißen Raum. Die Kinoleinwand war dieses lächerliche Konstrukt was unser Verstand als Realität bezeichnet. Ich war hinter dieser. Alles hatte sich aufgelöst.
„Bring dich um, komm bring dich um“.
„Ich muss sterben. Das ist der Schlüssel. Sterben.“
Ich begab mich in Richtung Fenster. Der Wahnsinn musste enden. Die Stimmen befohlen es mir.
„Bringt dich endlich um. Komm beende es“.
S packte mich. Er zog mich nach hinten. Rief ich solle doch runterkommen. Ich wusste nicht wer er ist. Warum er das machte. Wer war ich? Alles war weg.

Langsam wachte ich auf. Ich lag auf meiner Couch. Mein Rücken schmerzte unbeschreiblich. Mein Herz schmerzte. Ich konnte kaum atmen. Meine Brust wollte nicht. Ich wollte es nicht. Ich wolle sterben. Ich wollte wirklich sterben damit es endlich zuende ist. Ich hyperventilierte. Meine Haut auf meinem Gesicht kribbelte wie tausend Nadelstiche.
„Du dachtest es sei vorbei. Du bist so naiv du elendiger Nichtsnutz“.
Ich ging mit S an die frische Luft. Er beruhigte mich. Die Wirkung ging langsam nach unten doch der kleine Wurm wollte nicht weg. Er hatte sich bequem in meinem Kopf gesetzt und wollte nicht mehr aufstehen.
„Mein Bruder“.
Der erste klare Gedanke. Es schoss wie ein Blitz durch meinen Kopf. Ich setze mich langsam hin und sagte S er solle meinen Bruder erreichen.
Er ging tatsächlich ran um 3 Uhr Nachts. Ich hörte seine Stimme und plötzlich war es vorbei. Diese Stimme. Sie strahlte eine unbeschreibliche Ruhe aus. Es wurde ruhiger in meinem Verstand und ich kam zur Ruhe. Endlich. Es war vorbei und ich schlief während dem Telefonat ein. Ich liebe mein Bruder. Ihr wisst auf welche Art. Er ist einfach immer für mich da egal worum es geht. Er hat schon zahlreiche Leute von Trips runtergebracht. Sein Trick? Reden…. Einfach reden. Egal über was. Aber am Ende war es seine Stimme. Es war wohl der Moment wo ich mich so real wie nie gefühlt habe. Ich war wieder ich. Und er wieder mein Bruder. Sein Name ist der einzige den ich hier nennen werde. Danke Nils das du für mich da warst!
Und natürlich danke an alle die sich die Zeit genommen haben diesen Tripbericht zu lesen. Es viel mir wirklich nicht leicht. Ich habe mehrmals wieder Panikschübe bekommen und zittere immernoch am ganzen Körper. Passt auf euch auf. Unterschätzt niemals diese Macht der psychedelischen Drogen. Ihr seit verantwortlich dafür, was ihr tut. Nicht die Drogen! Die Pilze haben ihre Aufgabe getan nur ich war dafür nicht bereit.
Peace <3