Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Der weiße Engel, der Träumer und der Pakt mit dem Teufel
Drogen:Mischkonsum von Kokain und Alkohol (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:souljacker
Datum:05.10.2018 13:57
Set:Positives Mindset aufgrund von wohlverdientem Urlaub
Setting:Wohngemeinschaft zweier toller Menschen
Nützlichkeit:8,67 von 10 möglichen   (27 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Für dich.

Ich habe mich lange Zeit auf diesen Kurzurlaub gefreut und auf ihn finanziell und emotional hingearbeitet. Berlin sollte es werden, eigentlich für ein Konzert, für das ich mir mit meiner ehemaligen Partnerin zusammen Tickets gekauft hatte. Nun waren wir seit acht Wochen nicht mehr zusammen und so hat sich die Erwartungshaltung an diesen Urlaub in meinem Kopf auch etwas verändert. Der gemeinsame Pärchen Ausflug verwandelte sich über die Zeit in mir zu ein paar Tagen Berlin, in denen ich komplett auf mich gestellt bin, alles machen kann was ich will und offen dafür bin, viele neue Leute kennenzulernen und alte Freunde zu besuchen. Außerdem wollte ich mir bei der Gelegenheit gleich noch ein paar Tattoos von einem meiner Lieblingsmenschen stechen lassen.

Mein erster Stopp, nachdem ich am späten Abend in der großen Stadt angekommen bin, war ein Freund, den ich erst einige Wochen zuvor auf dem letzten Festival des Sommers kennengelernt hatte. Ach ja. Dieses Festival. Es war auch der Anfang vom Ende unserer Beziehung. Was hatte ich in der Zwischenzeit gemacht? Wie war es mir überhaupt ergangen mit der Trennung? Erstaunlich gut. Zu gut schon fast. So gut, dass ich mich manchmal wie ein schlechter, böser Mensch fühlte. Wieviel meiner positiven Energie und Laune aus mir selbst und meiner neu gewonnenen Freiheit stammt und wieviel aus dem bitteren grünen Pulver aus Südostasien kann ich nicht mit völliger Sicherheit sagen. Aber es ist ok. Ich hab schon öfter in meiner Vergangenheit meinen Schmerz und meinen Kummer mit einer solchen Selbstmedikation ertragbarer gemacht. Bisher bin ich damit eigentlich ganz gut gefahren und ich hoffe es bleibt auch in Zukunft so. Ein lebenslanger Drahtseilakt, bei dem ich den Sturz in die endlose Leere unter mit um jeden Preis verhindern will. Aber was wäre das Leben denn ohne Gefahr, ohne Risiko, ohne Dummheit und dumme Späße. Was wäre ein Leben ohne Schabernack?

Da mein Gastgeber früh aufstehen musste, gingen wir früh ins Bett. Ich konnte aufgrund meines kaputten Schlafrhythmus natürlich kaum schlafen. Aber auch das war ok. Die morgendliche Dosis Kratom würde die Müdigkeit schon vergessen machen. Morgens hörte ich, wie seine Mitbewohnerin aufstand und als sie beide sich außen unterhielten nutzte ich die Möglichkeit, um Hallo zu sagen und mich vorzustellen. Sie begrüßte mich fröhlich und mit einem Lächeln im Gesicht, welches mir in den folgenden Tagen noch das eine oder andere Mal die Sprache verschlagen sollte. Auch sie war frisch tätowiert und ich steh einfach voll auf Tattoos jeglicher Art mittlerweile. Ihre Tattoos unterstrichen ihren Charakter und sie fügten sich wunderbar in ein wunderschönes Gesamtbild eines Menschen ein. Sie strahlte eine so starke positive Energie aus, dass ich mich gleich wie zuhause fühlte. Sie wirkte wie ein sehr fröhlicher Mensch und sie löste ein sehr vertrautes Gefühl in mir aus, ich fühlte mich als würde ich sie schon länger, fast schon eine Ewigkeit lang, kennen. Aus ihren Augen sprach die Welt. Glück und Schmerz, Freude und Trauer, Liebe und Enttäuschung. Aber die Lebensfreude hatte bei ihr definitiv die Oberhand. Sie würde ihr Ding schon irgendwie machen, sie wird ihren Weg gehen und sie wird auch glücklich werden, da bin ich mir ziemlich sicher. Sie wird auch mal eine unglaublich tolle Mama sein. So viel Liebe wird sie ihren Kindern geben. Oh Mann. Ich drifte ab. So lernte ich sie kennen. Den weißen Engel.

Wir machten aus, am nächsten Tag zu dritt ein bisschen abzuhängen und danach eventuell feiern zu gehen. Ich verabschiedete mich und machte mich auf den Weg zu meinem Tätowierer. Stolz und frisch tätowiert besuchte ich anschließend eine Freundin, die ich vor einigen Jahren beim Feiern kennengelernt hatte und die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Wir machten uns einen gemütlichen Abend mit Wein und Jägermeister und quatschten bis uns irgendwann die Augen zu vielen. Am nächsten Morgen wachte ich nach kurzem, aber erholsamerem Schlaf als in der Nacht zuvor bei ihr auf und wir chillten in den Tag hinein, bis ich mich gegen Mittag zur Anfangs-WG aufmachte. Der Plan war, dass wir seine erfolgreich abgeschlossene Klausur und unser Leben feiern wollten. Erst in der WG und dann später im Club. Sie war auch dabei, obwohl sie eigentlich lernen musste und wollte. Zumindest beim Vorglühen. Coole Socke, dachte ich mir, als sie sich dann gegen 17:00 Uhr auch eine Weißweinschorle einschenkte und das Lernen auf den nächsten Tag verschob.

Für mich begann aber ab da schon ein innerer Kampf, da ich ja eigentlich noch vor hatte am Abend auf das Konzert zu gehen. Gleichzeitig wollte ich die Zeit auf jeden Fall nutzen, um mit den beiden eine schöne Zeit zu haben und vor allem auch, um sie näher kennenzulernen. Zudem kann noch, dass meine Motivation im Club zu feiern, auch irgendwie den ganzen Tag schon nicht so wirklich vorhanden war und ihre Aussage, dass man auch einen super chilligen Abend mit Wein und Koks zuhause verbringen kann, stärkte meine Ausgehmotivation nicht wirklich. Ich wollte auf jeden Fall mit den beiden noch länger Zeit verbringen und deshalb wurde es für mich immer schwerer, an dem Gedanken, in zwei Stunden schon aufbrechen zu müssen und alleine auf ein Konzert zu gehen, auf dem ich meine Exfreundin und unsere gemeinsame Musik antreffen werde, festzuhalten. Mit jeder Nase konnte ich immer mehr Gefallen an den beiden tollen Menschen und immer weniger Gefallen an dem Konzert finden. Entscheiden konnte ich mich aber trotzdem nicht. Erst als es schon zu spät war, dachte ich mir fuck it, jetzt ist es sowieso egal. Genieße die Zeit hier. Du fühlst dich hier gerade so unglaublich wohl und es ist ok, dass du das Konzert verpasst, was eigentlich der Hauptgrund für deinen Berlin Aufenthalt war. Immer wieder musste ich es mir einprügeln. Und es klappte tatsächlich. Jedenfalls bis zum nächsten Mittag, wo ich dann völlig zerfeiert doch ein schlechtes Gewissen hatte.

Konzert und daheimbleiben wäre vielleicht die beste Möglichkeit gewesen. Stattdessen entschied ich mich für kein Konzert und Club. Ich weiß nicht warum ich bei der zweiten Entscheidung, also ob ich mit in den Club gehe oder nicht mich nicht auch einfach von meinem Gefühl leiten ließ. Denn mein Gefühl sagte mir, verbringe so viel Zeit wie nur möglich mit ihr. Vielleicht war es die Aussicht auf Drogenkonsum. Ketamin im Club. Lecker. Kein Koks mehr zuhause. Doof. Ich sollte feiern gehen. Eine äußert traurige, abgefuckte Sichtweise. Aber diese Gedanken waren bestimmt in meinem Unterbewusstsein vorhanden. Wahrscheinlich war es am ehesten aber auch eine Aussage von ihr in die Richtung: „Ja komm du bist jetzt in Berlin, jetzt bist du schon nicht aufs Konzert, geh doch nochmal ordentlich feiern!“ Ja stimmt, hast ja Recht. Aber ich bin doch unsterblich verliebt in dich und will mit dir zusammen den Rest meines Lebens verbringen. Bald bekommen wir Kinder und diese werden die tollsten Kinder aller Zeiten. Achja. Aber am Ende ist das ja doch nur in meinem Kopf. Also hast du Recht. Ich vertraue dir und gehe feiern. Wir sehen uns morgen ja noch einmal. Hm.

Habe ich das Koks schon erwähnt? Ich hatte ja richtig Bock drauf, weil meine bisherigen, wenigen Erfahrungen mit dem weißen Teufel immer sehr unspektakulär waren. Als wir dann zu dritt in der Küche die erste Line zogen, die zweite Line zogen, die dritte Line zogen, da begriff ich auch zum ersten Mal so wirklich die Wirkung des Kokains in meinem Kopf. Ich machte Bekanntschaft mit dem zweiten weißen Engel und konnte verstehen, wieso man sich so sehr in diese Droge verlieben kann. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es – nasal konsumiert zumindest – prinzipiell eine äußerst subtile, gleichzeitig jedoch sehr starke Wirkung hat. Das heißt es wirkt irgendwie unterschwellig, aber genau deshalb auch so intensiv. Schwer zu beschreiben. Ich konnte sogar eine nicht zu vernachlässigende Ähnlichkeit mit der opioiden Wirkung feststellen, nämlich das man sich einfach richtig gut fühlt. Richtig gut. Alles ist gut. Die Euphorie ist nicht künstlich und massiv wie bei der Wirkung von MDMA. Sie kommt eher von innen heraus, aus dem Bauch und bestätigt das, was man eigentlich sowieso schon weiß: Dass man ein unglaublich toller Mensch ist. Manchmal verlieren wir nur den Glauben daran. Kokain schafft es, dass man sich dieser Tatsache ständig bewusst ist. Man ist zufrieden mit sich und das eigene Selbstbewusstsein wird massiv verstärkt. Hier zeigt sich die volle Wirkung des Kokains auf das Ego. Egal was vorher war, egal was sein wird, jetzt sind wir hier zusammen und wir sind alle unfassbar tolle Menschen. Wir sind gut. Wir befinden uns auf dem richtigen Weg in unserem Leben. Am Ende wird alles gut werden. Aber sind wir wirklich so toll, oder fühlen wir uns nur so toll? Im Kokainrausch verschwimmen hier ganz klar die Grenzen. Und solange man die nächste Line ziehen kann, ist diese Frage danach auch völlig obsolet. Wir sind toll. Ganz eindeutig.

Der Rausch erinnerte mich auch ein wenig an MDPV. Vor allem bezüglich des Nachlegeverhaltens. Einmal angefangen schien es für uns kein Ende mehr geben. Bis der Geldbeutel nicht mehr mitmacht. Wenn es finanziell keine Grenzen gibt, kann ich mir gut vorstellen, dass es eher so weit geht, bis das Herz nicht mehr mitmacht. Die das Ego bestätigende und aufputschende Wirkung hielt nie lange an und dann war zwar auch noch alles gut, aber ein paar Minuten zuvor war es einfach noch viel besser. Lasst uns mal wieder noch besser fühlen. Noch einmal! Einmal Koks. Bitte, Dankeschön. Ich verstand nun auch das krasse Suchtpotential dieser Droge. Meine bisherigen Versuche beschränkten sich auf 4-5 Lines in meinem Leben, niemals direkt hintereinander. An diesem Abend zogen wir jedoch quasi sechs Stunden lang durch. Man hat nie genug von der Wirkung, weil sie so subtil, aber gleichzeitig auch so gut ist. Man will immer mehr und man ist nie völlig zufrieden. Nach jeder Nase breitete sich in meinem ganzen Körper eine innere Energie aus, die stimulierend durch meine Adern pulsierte.

Während wir uns zu dritt in der Küche selig glücklich und leicht beschwipst die Nase puderten unterhielten wir uns am laufenden Band. Intensive Gespräche, bei denen ich merkte, dass alle deutlich mehr Mitteilungsbedürfnis hatten als zuvor, jedoch nie so, dass es unangenehm wurde. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass man gerade jemandem der vielleicht nicht konsumiert hat, in diesem Zustand mit seinem Laber Flash gehörig auf den Geist gehen kann. Wir verstanden uns prächtig und lachten viel. Sie erzählte von ihrer letzten Beziehung, ich von meiner und wir stellten fest, dass wir uns in einer ähnlichen Lebensphase befanden. Sie sagte, sie könne sich gerade nicht im Entferntesten auf etwas Neues einlassen. Es ginge ihr zum ersten Mal richtig gut seit ihrer Trennung vor einem halben Jahr und sie fühlte sich zum ersten Mal richtig glücklich als Single. Eine kleine Welt brach in mir zusammen. Ich kann mich einfach nicht vor der Möglichkeit zu lieben ausschließen. Ich bin bereit dafür, auch wenn es vielleicht für mich gesund wäre, erstmal selber klar zu komme und nicht schon wieder in die nächste Beziehung reinzustolpern, die so niemals geplant war. Aber man kann sowas halt auch einfach niemals planen, ich zumindest nicht. Ich bin sehnsüchtig nach Zweisamkeit und einer tiefen, engen spirituellen Bindung. Ich bin ein Träumer und ich verliebe mich schnell. Auf Koks definitiv noch schneller als sonst.

Mit jedem Satz, den sie sagte, vervollständigte sich das Bild, das ich von ihr hatte. Da waren viele Gemeinsamkeiten und auch viele Unterschiede zugleich zwischen uns. Ich wünschte ich hätte mehr Zeit mit ihr verbracht. Stattdessen bin ich mit in den Club, habe dort viel zu viel Ketamin gezogen und bin völlig zerstört am nächsten Mittag nach Hause gekommen. Im Club merkte ich dann auch deutlich, wie der letzte Rest der Kokainwirkung langsam aber sicher verflog und ich emotional etwas traurig und aufgekratzt wurde. So richtig sollte ich nicht mehr in Feierlaune kommen, aber wir hatten trotzdem einen wunderschönen Abend voller skurriler Momente, lautem Techno und großem Gelächter. Meinen Bus nach Hause hatte ich von mittags auf abends umgebucht und bin dann über die Nacht wieder nach Hause gefahren. Höchst unsicher und immer noch seelisch verwundet von der schlaflosen Feiernacht fasste ich mir ein Herz und sagte ihr bei der Verabschiedung, dass sie ein toller Mensch ist und genau so bleiben soll wie sie ist. „ Ach Gott, du bist ja süß. Dankeschön! Ich kann das nur zurückgeben, ich hatte auch eine tolle Zeit mit dir!“

Jetzt sitz ich hier, bin ein bisschen traurig, aber auch ziemlich glücklich über den Verlauf der letzten Tage. Mein Fazit zum Koks: Wahnsinnig spaßig, wahnsinnig gefährlich, viel zu teuer und eigentlich insgesamt ein großer Quatsch. Der Konsum als Pakt mit dem Teufel, der mich zu einem hohen Preis zur absolut besten Version meiner selbst machte. Doch die glücklichen Momente sind unglaublich flüchtig und fragil und am Ende bleibt nichts, was einen weiterbringt und auch nichts, aus dem man lernen kann. Nur Spaß. Großer Spaß. Möglicherweise zu großer Spaß. Mein Fazit zum anderen weißen Engel. Puh. Wow. Ich bin emotional etwas verwirrt und überfordert. Aber genau das ist es, was mich so begeistert. Ich bin total verschossen in eine Person, mit der ich rational betrachtet so schnell nicht zusammen sein werde. Oh man ey... Ich und meine Tagträumerei. Ich hoffe es geht ihr gut und ich hoffe wir sehen uns bald wieder. Ich will sie unbedingt wieder sehen. Bald schon. Ganz bald. Zusammen mit ihr will ich in endlosen Nächten in den Wellen der Unendlichkeit baden. Das wünsche ich mir. Auch wenn sie nicht die eine für mich sein sollte, so hat sie mir mit ihrem lieben Wesen zumindest wieder einen Teil meines verloren gedachten Glaubens an die Liebe zurückgegeben. Danke dafür. Es fühlt sich gut an, am Leben zu sein.

Ich mag dich. Die Farbe unter deiner Haut und die Farbe in deinem Herzen.

Ein Träumer.