Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Eine Erfahrung ewiger Wiederkehr – 100mg 3-meo-pce
Drogen:Mischkonsum von DXM, Ketamin und LSD (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Wesir von Kaschmir
Datum:31.10.2019 14:34
Set:Im Großen und Ganzen zufrieden. Etwas angepisst halt, wie immer.
Setting:In meinem Zimmer.
Nützlichkeit:9,36 von 10 möglichen   (11 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Zunächst eine kurze Anmerkung: Ich habe nicht Ketamin, LSD und DXM genommen sondern 3-meo-pce. Diese drei anderen Substanzen habe ich ausgewählt, weil sie der von mir konsumierten Droge noch am ähnlichsten sind. Als Neuankömmling sollte man vielleicht nicht gleich Kritik üben, aber es wäre besser, wenn man die Drogen flexibler auswählen kann, schließlich ist mittlerweile echt viel komische Zeug auf dem Markt und es wird immer komischer. ;) Nun aber zur Sache:

Eine Erfahrung ewiger Wiederkehr – 100mg 3-meo-pce

Liebe Druffis, Psychonauten, Genießer und Suchterfahrene,

hiermit möchte ich euch von einer sehr starken Erfahrung mit der erstaunlichen Substanz 3-meo-pce berichten. Gleich vorweg sei gesagt, dass ich niemandem empfehlen würde, so viel von dieser Substanz zu nehmen, ich denke, dass 10-20mg für den Anfang vollkommen reichen! Ich meditiere seit ich 14 bin, beschäftige mich seit ich 16 bin mehr oder minder intensiv mit Religionen, Mythologien, Psychologie und Philosophie und seit ich 18 bin, also seit 10 Jahren ungefähr nehme ich alle möglichen Psychedelika und andere Drogen. Es wäre absurd im Hinblick auf letzteres irgendwie „stolz“ zu sein, dass ich kein Anfänger mehr bin, ich will damit nur sagen: Ich bin sicherlich kein völliger Anfänger! Wer das nachmachen will, weiß also auf was er sich einlässt.

Ich habe mich auf die Erfahrung gut vorbereitet: Leerer Magen, damit mir nicht schlecht wird. Die Tage zuvor Sport getrieben, gesund gegessen, möglichst viel Zeit mit dem verbracht, was ich als „nützliche und sinnvolle Tätigkeiten“ bezeichnen würde. Mit Gott und der Welt Frieden geschlossen, so gut das eben geht in solch einer schlechten Welt.

Vorherige Erfahrungen

Auch war es nicht die erste Erfahrung mit dieser Substanz. Zuvor hatte ich im Party-Setting schon 25mg genommen, kombiniert mit 2 Tropfen Acid und einem Joint, den ich mir mit zwei Freunden geteilt habe. Es war schon ein krasser Trip, aber nichts, das mein komplettes Leben verändert hätte.

Die zweite Erfahrung waren 50mg bei mir zu Hause. Davor hab ich den neuen Tarantino-Film gesehen, will jetzt aber nicht spoilern. ;) Auf eine verschwitzte Indoor-Party hatte ich dann nicht so Bock, also hab ich mich von meinen Freunden verabschiedet und bin nach Hause. An dem Abend hab ich außerdem noch zwei Bier konsumiert, zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich von zwei Bier echt kaum was merke. Der Vorsicht halber habe ich die 50mg übrigens in Dritteln konsumiert, ca. jede Stunde eine Line. Auffällig war, dass ich einfach nicht die richtige Musik für meinen Trip finden konnte. Es schien einfach keine Sparte so richtig zu meiner Erfahrung zu passen. Ein merkwürdiges Gefühl von „nichts Halbes und nichts Ganzes“, irgendwie war da schon ein verändertes Bewusstsein, aber ich bekam es nicht recht zu greifen. An Schlafen war jedoch sicherlich nicht zu denken, ich fühlte mich aber auch nicht aufgedreht wie auf Pep. Es war dieser typische dissoziative Zustand, wie ich ihn auch von MXE oder Ketamin kenne, in dem Müdigkeit einfach nicht vorzukommen scheint. Schließlich schloss ich die Augen und hörte mir ein Nietzsche-Hörbuch an, den „guten“ (?), alten Zarathustra. Bei geschlossenen Augen konnte ich einige sehr schöne Farben sehen, die meistens zur Erzählung passten. Wenn also z.B. Zarathustra in den Wald ging, wurde alles grün.

Interessant war, dass ich das Buch wesentlich besser verstanden habe und wesentlich genauer hörte, als es mir nüchtern möglich gewesen wäre. Ich behaupte hiermit tatsächlich, dass ich in so fern ein erweitertes Bewusstsein hatte, dass mir ein besseres Textverständnis möglich wurde. Sehr gerne würde ich das natürlich unter Laborbedingungen prüfen und unabhängig davon, ob man nun für oder gegen die Legalisierung von Drogen ist (ich bin klar für die Legalisierung von ALLEM), glaube ich, dass es eine Schande wäre, nicht in diese Richtung zu forschen, allein schon, weil sich gewollte Effekte vielleicht von den ungewollten isolieren lassen und man dadurch bessere Medikamente erzielen kann. Man sollte ja auch nicht vergessen, dass die Drogen, die wir bisher haben, äußerst grobschlächtig und holzhammerartig sind, dass sie süchtig machen und viele Nebenwirkungen haben. Die Frage ist eben nicht „Drogen, ja oder nein?“ sondern „Wie können wir bessere Drogen herstellen?“ um mal sinngemäß Foucault zu zitieren. Aber gut, da soll hier ja kein weltanschauliches Manifest werden, sondern ein Tripbericht.

Völlig losgelöst von Körper und Welt

Wie waren also die 100mg? Ich habe sie auch wieder auf ca. drei Lines verteilt genommen, dieses Mal jedoch recht "mutig" und schnell hintereinander. Das Problem mit der Musik war wieder das Selbe: Es schien einfach keine Musik zu geben, die zu meinem Zustand passte. Also gab es dieses Mal Heidegger auf die Ohren, dessen (sorry, not sorry) Geschwurbel ich jedoch schon nach kürzester Zeit nicht mehr Verstand. Vielleicht erfordert seine komplexe Sprache auch gerade bei der ersten Beschäftigung ein gutes Kurzzeitgedächtnis, für das ja Drogen nicht gerade bekannt sind, denn er verwendet die Wörter recht exzentrisch und man muss immer im Hinterkopf behalten, was diese Begriffe bei ihm heißen. Dann kam eine Art Bewusstseins-Cut, den ich z.B. auch von DXM kenne. Ich war auf einmal in einer anderen Welt, konnte aber nicht mehr sagen, wie ich dort hingekommen bin.

Diese Welt setzte sich aus monochromen Bildern zusammen, Szenarien, die jeweils in einer Farbe gehalten waren, diese Farbe war jedoch stets unterschiedlich. Ich erinnere mich an leuchtendes Orange, strahlendes Blau, saftiges Grün, alles jedoch mit einem leichten Stich ins Chemische, Neonfarbene und Unnatürliche. Diese Szenarien waren in leichter Bewegung, sie atmeten sozusagen wie Wackelbilder, keinesfalls jedoch waren die Bewegungen in irgendeiner Art natürlich. Größenverhältnisse schien mein Gehirn nicht mehr darstellen zu können, ich könnte nicht sagen, ob die Bilder beispielsweise größer oder kleiner als ich waren, jedoch hatten sie alle etwas Imposantes und zutiefst Beeindruckendes an sich. Sie waren dreidimensional, sahen jedoch ansonsten wie Zeichentrickfiguren aus. Ein bisschen wie eine Mischung aus Holzschnitzereien, die aber aus Plastik waren und einem Pixar-Film. Ich bereue es sehr, dass ich, was die bildende Kunst betrifft, so unfähig bin, denn eigentlich verdient diese Ästhetik es, mit solchen geteilt zu werden, die keine Lust haben, sich zu vergiften. (Immerhin, ich hoffe, dass ich ein wenig die Phantasie beflügeln konnte.)

Hybris

Was habe ich aber nun gesehen? Das erste, woran ich mich erinnere, waren Zwerge, die eine Art Versammlung abhielten. Ich war ihr Gefangener und sie wollten mich in ihrere Welt festhalten, damit ich ein Boot zur Insel der Toten bauen kann. Zum Glück bin ich schnell weggeflogen. Als nächstes war ich eine Entität, eine Art Kugel. Ich sah wieder die selben Zwerge, doch sie mussten mir gehorchen. War ich nicht ein Fürst, ein König, ein Kaiser, ein... Gott? Vielleicht sogar DER Gott? Das Universum zog sich auf einen Punkt zusammen, der ich war. Alles, was je existiert hatte, war nur eine Illusion, die ich geschaffen habe, um mich zu unterhalten. Das war hart. Jetzt war meine Aufgabe, das ganze Universum aus meiner Fantasie wieder herzustellen, ein Trip den ich schon einmal auf 800mg Acid hatte und eigentlich auch eine Aufgabe, die ich niemandem wünsche. Diese psychotische Vorstellung wurde noch um ein Element ewiger Wiederkehr des Gleichen à la Nietzsche bereichert. Immer wieder würde ich das Universum erschaffen müssen, mein Bewusstsein in seine unzähligen Kreaturen zerlegen, tausende und abertausende von Leben durchleben, nur um am Ende aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum war, damit genau das Selbe wieder von vorne passieren würde. Dazwischen gab es auch eine Art Matrix-Zukunft, in der Roboter die Welt beherrschten. Das Ende des Universums war eine Art Rechnung immer intelligenter werdender, zu einem Ganzen vernetzter Roboter, die das materielle All schließlich in Bewusstsein und somit Göttlichkeit auflösten. Von „Spaß“ kann bei solch einer Erfahrung natürlich nicht die Rede sein, es war eher zutiefst verstörend. Vielleicht hat aber die Angstlust doch für einen gewissen "Kick", einen seltsamen Genuss gesorgt.

Nemesis

Weitere Stationen meiner Reise waren, dass ich die Hölle besuchte, in der ich eine leidende Seele war, ich war Hitler und Napoleon und befehligte irgendwelche Truppen und zeitweise habe ich mich mit dem identifiziert, was Jung vielleicht den Archetypen eines schlechten Königs genannt hätte. Da steht bestimmt eine Menge harter Schattenarbeit für mich an, um die positive und lichte Seite dieser Herrschergestalt in meinem Inneren wieder zu finden. Tatsächlich ist das vielleicht ein subtil negativer Aspekt meiner Persönlichkeit, dass ich unfähig bin, zu befehlen oder zu gehorchen, dieses Antiautoritäre aber teilweise chaotische und kindliche Züge trägt, Züge des Verantwortungslosen. Wer bezüglich dieses Problems Tipps für mich hat: Immer her damit! ;)

Eine andere Station meines Trips bestand darin, dass ich wohl die Augen öffnete, jedoch nicht deuten konnte, was ich da sah. Ich dachte, irgendein Schattenwesen in einer Schattenwelt zu sein, teilweise auch für immer psychotisch geworden zu sein. Ich stellte mir vor, wie meine Freunde mit einer leeren Hülle redeten, während mein Geist durch diese Schattenwelt wandern musste, vielleicht für alle Ewigkeit. Ich dachte, dass ich alleine im Universum wäre, kein Geschlecht und keine Identität hätte. Mein Gehirn konnte nicht richtig auf meine Sinne zugreifen, die Realität war zwar wieder da, aber in einer abgestumpften, sinn- und bedeutungslosen Form.

An irgendeiner Stelle erinnerte ich mich wieder an meinen Namen, wo ich war und wann ich geboren war. Ein guter Trick: Wenn man nicht mehr klarkommt: Name, Geburtstag und Wohnort bilden oftmals einen rettenden Anker. Überhaupt gab es in meinem ganzen Trip nicht nur Elemente des passiven Erduldens, sondern auch solche des Kampfes. Ich wusste irgendwie, dass ich immer für das eintreten werde, was mir wichtig ist und dass ich deshalb selbst in der Hölle noch Hoffnung habe.

Katharsis

Langsam, langsam ging die Sonne auf und mir wurde klar, dass ich wohl in so einer Art 3-hole (parallel zum K-Hole) gewesen war. Die reale Welt gewann wieder an Farbe! Trips sind schön und gut, aber der beste Trip ist immer noch die Realität. Aber was das für eine Realität war! In meinem Kopf liefen irgendwelche bizarren Songs, die sich mein Gehirn ausdachte, die Zwerge sangen sozusagen zu mir. Teilweise sah ich irgendwelche Formen und Muster an Boden und Wänden und meine Motorik war, ganz im Gegensatz zu den beiden vorherigen Erfahrungen, nun wirklich auch nicht so ganz auf der Höhe. Irgendwann erinnerte ich mich zumindest wieder daran, was Laufen ist und ging dann, wahrscheinlich in ziemlich bizarrer und krebsartiger Weise zur Toilette. Es klingt vielleicht komisch, aber pissen macht Spaß!

Ich sah auf meinen Laptop und setzte meine Brille auf, die ich in weiser Voraussicht abgenommen hatte. Die Überraschung war riesig, dass absolut nichts kaputt gegangen war. Ich erinnerte mich an einen weiteren Moment meines Trips: Ich war ein Gorilla gewesen, der alles kaputt hauen wollte. Generell war die Erfahrung so verdammt intensiv, dass es mir total unwahrscheinlich erschien, dass weder ich noch der Trip selbst irgendetwas zerstört hatte. Aber die Welt war noch da, heil und ganz, als wäre sie nie weggewesen. Ich sah, dass ich an irgendeiner Stelle anscheinend Burzum angemacht hatte, ausgerechnet diese Nazi-Mucke, die ich im nüchternen Zustand nun wirklich nicht hören möchte. Naja, kurz geschämt und weggeklickt.

Ein großer Nachteil meines Trips war, dass ich noch für Stunden (es müssen wirklich um die 5h gewesen sein) völlig betäubt und faul da lag. Vielleicht hätte Kaffe geholfen, aber ich fand es eigentlich auch ganz schön, so völlig faul und nutzlos zu sein, hatte ich mich die letzten Tage doch wie ein Irrer angestrengt, die beste Version meiner selbst zu sein. Irgendwie klappte auch das mit dem Musik hören wieder. Ich will hier keine Musik als Drogen-Musik hinstellen, aber ihr wisst ja, was alles gut kommt.

Die Nachwirkungen sind vielleicht auch noch interessant: Es blieb ein Gefühl, tiefster Dankbarkeit, am Leben zu sein und der gute Vorsatz, weniger Drogen zu nehmen und mehr zu lesen und zu schreiben, denn irgendwie war das eben doch alles ganz schön übertrieben und abgefuckt, was ich da erlebt habe. Die antidepressiven Effekte von Psychedelika und Dissoziativa sind nicht zu unterschätzen, seit diesem Trip habe ich deutlich mehr Lebensfreude, wobei ich das auch immer wieder mal nach Trips erlebt habe und der Effekt nach einer gewissen Zeit leider nachlässt. Man könnte jetzt sagen, dass man sich das Erleben durch Yoga und Meditation, durch geeignete Literatur und Rituale immer wieder ins Gedächtnis rufen sollte, aber naja... ist ja immer so eine Sache mit den guten Vorsätzen.

Eine allgemeine Einordnung in den Rahmen meines Lebens

Ich habe schon seit ich 14 bin und sich meine Eltern getrennt haben große Probleme mit Depressionen und Melancholie. Ich war ein dickes Kind, das mehrer unangenehme Operationen über sich ergehen lassen musste, unsportlich, kein Außenseiter aber doch irgendwie als „kaputt“ geltend. Ich habe ca. 6 Jahre Therapie hinter mir, die eigentlich kaum etwas gebracht haben. Auch die Antidepressiva, die ich ausprobiert habe, führten sogar eher dazu, dass es mir schlechter ging. Psychedelika sind nicht DIE Lösung, aber sie können für viele Menschen ein erster Schritt sein. Ein Schritt zu richtigem Glück, nicht einfach nur zum Funktionieren wie ein Rädchen im Getriebe. Der zweite würde wahrscheinlich darin bestehen, einen ganz anderen Zugang zur Gesellschaft zu finden, was natürlich bedeuten würde, dass sich auch diese Gesellschaft ändern muss.

Ich glaube, den meisten Menschen ist klar, dass etwas mit „dem System“ fundamental falsch ist. Ob Drogen nun eher dazu führen, dass man sich mit diesem Falschen abfindet, oder dabei helfen können, eine Lösung zu finden, vermag ich leider nicht zu sagen. Ein wirklich erwachsener Mensch sollte in der Lage sein, mit Versuchungen umzugehen und sie in sein Leben zu integrieren, seien es nun Sex, Drogen oder irgendetwas völlig anderes. Die Hoffnung, mich irgendwann ganz ohne Rausch glücklich fühlen zu können, will ich dennoch nicht aufgeben. Ob jetzt 3-meo-pce gut oder schlecht ist? Tja... wer weiß?

Ich denke, man kann die Ambivalenz ganz gut heraus lesen: Einerseits will ich, dass alle Drogen legal sind, andererseits glaube ich, dass eine Welt, in der das möglich wäre, vielleicht gar keine Drogen mehr bräuchte. Aber was meint ihr?