Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Der Weg nach Innen - Teil II
Drogen:Mischkonsum von LSD und Kratom (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:souljacker
Datum:06.01.2021 21:28
Set:Kratom-Entzug, körperlich und psychisch sehr angeschlagen, bisschen ängstlich, aber entschlossen
Setting:Alleine in schnuckeliger Hütte im Wald
Nützlichkeit:9,33 von 10 möglichen   (9 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Aufgrund der Zeichenbeschränkung ist der Bericht in zwei Teile unterteilt: Der erste Teil beschreibt im Endeffekt ausführlich die Ausgangssituation und mein Set und ist eher ein Kratom-Langezeitbericht, der zweite Teil ist dann der eigentliche 1p-LSD-Tripbericht. Have fun! Hier geht es zu: Der Weg nach Innen - Teil I

Teil II: Die Reise ins Innere

Am ersten Abend gönnte ich mir selbstverständlich nochmal eine gehörige Portion 2-Methyl-Ap-237 – ein letztes Mal. Den Entzug bemerkte ich dann erst am zweiten nüchternen Tag so richtig und im Gegenteil zu meinem vorherigen hielten sich die körperlichen Symptome einigermaßen in Grenzen, insbesondere die äußert unangenehmen Heiß-Kalt-Flashes. Ich fühlte mich kraftlos und lethargisch, aber es war irgendwie auch ok. Es war ja trotzdem Urlaub mit Freunden gleichzeitig. Wirklicher Urlaub. Das Phenibut hat da sicherlich etwas dazu beigetragen. Am dritten Tag war ich dann nur noch alleine in der Hütte, alle Freunde waren bereits abgereist und ich spielte lange mit dem Gedanken, LSD zu nehmen. Setting: Überragend. Set: Komplett gegenteilig. Sehr matschig in der Birne, wenig Schlaf und die altbekannte Lethargie und Trostlosigkeit des nüchternen Daseins, ein Dasein ohne die beschützende warme Decke des Opiatrausches. Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass es ok und vielleicht sogar gut wäre, mich gerade in diesem angeschlagenen Zustand auf eine psychedelische Reise in mein Inneres zu bewegen. Also nahm ich gegen 16:30 Uhr 200 mcg 1p-LSD. Es war ein schöner, warmer Sommertag und obwohl die Sonne bereits abflachte, sollte mir an diesem Abend noch richtig heiß werden.

Ich hatte die Hütte zuvor noch einigermaßen aufgeräumt und sollte meine Ruhe haben, bis ich am nächsten Mittag von einem Freund wieder abgeholt werden würde. Ich lag auf meiner Luftmatratze im Freien – eine Position, die ich seit dem Tag zuvor kaum verlassen hatte. Die Hütte, sie lenkte ab, sie machte den Entzug wesentlich angenehmer und weniger wild als letztes Mal. Besonders körperlich war es dieses Mal wesentlich erträglicher, psychisch viel es mir jedoch mit jedem weiteren Tag zunehmend schwerer, Freude zu empfinden. Der Warme Mantel des Opiats war nun durch den Entzug durchnässt und klebte wie ein nasses, altes Geschirrspültuch an meinem Körper fest. Genauso fühlte ich mich auch. Also lag ich da und schaute in die Bäume über mir und verfolgte den Flug der Wolken. Alles war in Bewegung. Wie immer. Normale Natur.

Nach einer Weile konnte ich die ersten spürbaren Veränderungen an meiner Außenwelt entdecken. Einer der ersten Effekte, den ich jedes Mal auf LSD verspüre, ist, dass ich das Gefühl bekomme, extrem scharf sehen zu können. Als ob ich für gewöhnlich die Welt in 720p sehe und nun zum ersten Mal alle Details ganz genau wahrnehme: Ultra-HD-4k-Dolby-Vision. Alles auf einmal. Alles war sehr viel klarer, schärfer und auch die Farben und Konturen stachen immer mehr heraus. Und plötzlich waren da auch überall Fliegen. Ich bin am Rand eines Waldes. Hier ist alles voller Tiere! Und diese kleinen Fliegen, sie sind ja überall!

Ich beschloss, die Lautsprecher am Küchenfenster der Hütte auszumachen und Musik über meine Kopfhörer zu hören. Eine gute Entscheidung, denn die Musik direkt in meinem Kopf sollte meine treue Begleiterin für den gesamten Abend werden. Wie immer in solchen psychedelischen Situationen und Zuständen, passte das was ich hörte fast immer wie die Faust aufs Auge. Meine Musikbibliothek auf Random hat echt gute Arbeit geleistet, ich habe mich meistens einfach tragen lassen von Song zu Song, musste kaum Lieder skippen, bis ich etwa drei Stunden später bei einem vierstündigen Psy-Chil-Set hängengeblieben bin. Also ich bin natürlich nicht wirklich da drauf hängengeblieben, sondern da drauf dann runtergekommen – ach, ihr wisst schon was ich meine.

Gerade zu Beginn kamen einige sehr melancholische und nachdenkliche Songs hintereinander, die einerseits super zu meiner Gemütslage passten und es sich dadurch richtig anfühlte, andererseits machte ich mir etwas Sorgen, dass ich nicht zu depressiv in die ganze Erfahrung einsteigen sollte und suchte nach einer Weile etwas energetischere Musik: Hurra, die Welt geht unter. Perfekt. Und völlig absurd, denn die Welt beginnt sich mit jedem Augenblick mehr zu öffnen, zu entfalten und zu leben. Alles um mich herum fühlte sich eher wie eine Geburt als ein Untergang an. Gepasst hat es trotzdem.

Nach etwa einer dreiviertel Stunde wurde ich zunehmend unruhiger und nervöser. Irgendwie wusste ich, dass ich irgendetwas machen musste. Ich liege schon viel zu lange hier, an diesem Ort, genau an dieser Stelle. Im Prinzip ja schon mehrere Tage. Also fasste ich den Entschluss, eine kleine Abenteuer-Entdeckungsreise in den Wald über mir zu unternehmen. Ich packte mein Handy und meine E-Zigarette ein und machte mich schnurstracks auf den Weg in den Wald. Völlig planlos kletterte ich die Böschung hinauf zu dem Weg, der an die Hütte angrenzte. Ich fühlte mich wie ein richtiger wilder. Ein wilder Mensch. Ich fühlte mich lebendig. Und gleichzeitig unendlich schwach. Als wäre ich in meinen letzten Lebensjahren angekommen. Der Aufstieg machte mir körperlich ziemlich zu schaffen, ich begann zu schwitzen, oder, schwitze ich überhaupt? Schwamm ich nicht eher durch den Wald? Mein Körpergefühl veränderte sich plötzlich immer extremer. Ich begann langsam aber sicher, den Bezug zu meinem Körper zu verlieren. Endlich hatte ich den ersten großen Anstieg geschafft und hielt kurz inne, schaute den Wald um mich herum an, wie er sie sich immer mehr in einen Strudel aus Leben verwandelte. An dieser Stelle schlug das Acid ziemlich massiv ein und ich musste einige Male richtig tief ein- und ausatmen, um mich zumindest ein bisschen zu erden. Auf einer kleinen Lichtung angekommen, hatte ich einen unfassbar schönen Ausblick auf das kleine Dorf, das im Tal unter mir lag. Zwischen den Bäumen wuchsen kleine Häuser, eine Kirche, Straßen, alles was die zivilisierte Menschheit so zu bieten hat. Dieser kleine verschlafene Ort, zwischen all diesem Grün – es sah einfach so un-fucking-fassbar harmonisch aus, alles war miteinander im Einklang. Die Vorstellung, dass überall in diesen kleinen Häusern kleine und große Menschen lebten, sprengte meinen Kopf. Wir sind überall. Wir bewohnen diese Erde. Und wir beuten sie aus. Bis nichts mehr übrig ist.

Ich lief langsam ein paar Schritte weiter, immer wieder schaute ich mich mit großen Augen um, blickte nach oben und schwankte mit meinem Kopf im Einklang mit den Baumkronen über mir. Zusammen beteten wir die Sonne, beteten wir das Universum über uns an. Ich setzte mich auf einen umgestürzten Baumstamm und blickte auf die hügelige Waldlandschaft vor mir. Und Plötzlich prasseln sämtliche Emotionen über mich nieder und knüppeln mir mit gnadenloser Ehrlichkeit die Tränen aus den Augen. Ich breche in einen minutenlangen Heulkrampf aus, der mich in seiner Intensität zutiefst erschüttert. Ich verspüre eine unfassbar tiefe Dankbarkeit und Demut, am Leben zu sein, dieses eine Leben, mein Leben, leben zu dürfen. Und dann ist da gleichzeitig großer Schmerz, Trauer und Wut in mir. Die Wut darüber, wie dumm ich nur sein kann, dass ich dieses Leben nicht (mehr) so lebe, wie ich es gerne wollte. Es ist alles so einfach und ich mache es mir so unendlich schwer. Wieso nur, wieso tu ich mir das an? Ich bin komplett verzweifelt und gleichzeitig so glücklich, wie seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren nicht mehr. Diese unfassbare Schönheit der Natur. Dieses Privileg, dieses Gefühl gerade zu verspüren. Echt schwer zu beschreiben, was da genau in mir vorgegangen ist.

Diese Momente dort auf diesem Baumstamm, für mich war das ein extrem wichtiger Schlüsselmoment. Nicht nur für diesen Trip und seinen weiteren Verlauf, nein, auch für mein gesamtes Leben. Es waren die verzweifeltsten und zugleich euphorischsten Tränen, die mir je über die Wange gelaufen sind. Nach einer Weile konnte ich mich wieder etwas fassen und lief ein paar Schritte weiter. Ich fühlte mich extrem frei, oder eher befreit. Als wären diese Tränen schon viel zu lange in mir gewesen, verschlossen und weggesperrt. Und nun ist der Damm gebrochen. Eine schwere Last fällt von meinen Schultern und ich fühle mich federleicht. Naja und ziemlich fischig. Wie in federleichter Fisch. Total glitschig am ganzen Körper, mein ganzes Gesicht war vom Heulen zudem total aufgeschwollen, aber hey, fuck it, das war der Moment wo mir mein räudiges (entzugsbedingtes) Körpergefühl plötzlich völlig egal wurde. Ich wusste warum ich mich so fühlte und ich wusste auch, dass es mir eines Tages wieder besser gehen wird. Vielleicht nicht morgen, vielleicht auch nicht in einer Woche, aber eines Tages, da wird alles gut sein und ich werde dankbar an diesen Moment zurückblicken können, als das LSD einige Kilogramm Tränen aus meinem Körper geschüttelt hat und ich endlich wieder in der Lage war, mich weiter zu bewegen, als zur Toilette und zurück ins Bett. Mit dieser neuen Energie lief ich weiter, immer weiter den schmalen Waldweg hinauf. Immer wieder musste, oder eher durfte ich aus tiefstem Herzen weinen und all das Leid, all den Schmerz in einer völlig wirren Katharsis der Natur hinter mir lassen.

Ich dachte an das halbe Gramm 2-Methyl-Ap-237, das zuhause auf mich warten würde nach diesem Urlaub. Das morgen auf mich warten würde. Ach das ist doch alles Mist. Ich weiß, dass ich es morgen konsumieren werde, nur um einen Tag lang eine Auszeit vom Entzug zu haben. Ich wusste es und ich fand mich damit ab. Es geht nicht darum, nie wieder Opiate zu konsumieren – das will ich (noch?) gar nicht. Es geht darum mit sich und seinen Entscheidungen im Reinen und im Einklang zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass es plötzlich nicht mehr die Sucht war, die mich zu dieser Entscheidung trieb, sondern mein eigener Wunsch. Mehr oder weniger zumindest. Ich würde danach weiter am Ball bleiben und würde die Nüchternheit bis zum Ende des Urlaubs durchziehen – und dann mal schauen, wie es so wird nächste Woche. Ich beschloss, nicht mehr länger über diese Scheiße nachzudenken und ging langsam weiter.

Mit jedem Schritt wurde ich innerlich ruhiger, ausgeglichener und entspannter, während die Welt um mich herum immer wilder wurde. Überall surrte und brummte es. Tiere, Tiere, Tiere, Leben, Leben, Leben. Alles voll hier. Eine riesige Orgie des Lebens. Und ich mittendrin. An dieser Stelle ärgerte ich mich etwas, dass ich kein Wasser mitgenommen hatte. Ich hatte so unfassbar Durst von dem beschwerlichen Anstieg mit meinem geschundenen Körper, der so durch keine TÜV Kontrolle gekommen wäre. „Damit wollen sie noch fahren? Das Ding ist reif für den Schrottplatz!“

Die Gier nach einem kostbaren Schluck köstlichem Wasser, dem Elixier des Lebens, trieb mich schließlich wieder zurück zur Hütte. Außerdem merkte ich dann doch, dass das alles etwas anstrengend ist, dieses mühsame und bittersüße herumgekracksel im Wald. Ich sollte es nicht übertreiben in meinem Zustand. Ich kann ja später auch nochmal spazieren gehen dachte ich mir. Erstmal zurück zur Base, kurzer Rund-Um-Check. Gönn deinem Körper die Ruhe, die er braucht, um zu heilen. Kurz bevor ich wieder an der Hütte angekommen war, kam dann plötzlich auch noch genau der passende Track zu meinem – mittlerweile recht euphorischen – Grundgefühl. Ich machte mir natürlich immer wieder zwischendurch Gedanken, wie es wohl wäre, wenn ich jetzt einem anderen (fremden) Menschen begegnen würde. Ich machte mir sogar Gedanken, während ich heulend auf dem Baumstamm saß, was wohl die Leute denken würden – und genau dieser Gedanke fuckte mich total ab. Scheiß doch drauf! Das stört niemanden und als letztes sollte es dich selbst stören. Mit dieser Thematik habe ich mich im Laufe des Abends noch sehr viel beschäftigt, denn das ist einer der Kern-Baustellen meiner Persönlichkeit. Ich will es immer allen recht machen, will niemandem was Böses und ich will selber auch gefallen und gemocht werden – am besten von allen. Jedenfalls kamen diese Gedanken zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal und zeitgleich erzählte Raul Duke mir als Einstimmung auf Viva Las Vegas von den Dead Kennedys:

“There was no point in looking back. Fuck no, not today, thank you kindly. My heart was filled with joy. I felt like a monster reincarnation of Horatio Alger, a man on the move, and just sick enough to be totally confident” (Hunter S. Thompson, Fear and Loathing in Las Vegas)

Ein fettes Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. Hell Yeah. Das kann ja noch was werden heute Nacht.

Zurück am Lager angekommen trank ich erstmal eine ordentliche Portion Wasser und legte mich auf die Luftmatratze. Über mir waren die Äste eines großen Baumes. Alles atmete und war in konstanter, energetischer Bewegung, jeder Zweig, jedes Blatt, jedes Teil dieses Baumes war wunderschön und machte ihn zu dem, was er war: Lebendig. Ich streckte meine Arme nach oben aus und spürte, wie die Energie meines Körpers, die Energie meines Lebens mit den Energien der Äste über mir zu einer pulsierenden Realitätsmasse verschmolz. Ich starrte auf diese unfassbar schöne Szene, bewegte meine Finger leicht und konnte die Entstehung der Realität vor meinen Augen bewundern und beeinflussen. Ich sah einzelne Bilder, die sich mit anderen – darauf folgenden – Bildern überlagerten und zu dem wurde, was mir als Realität bekannt ist. Ich konnte in dem Moment komplett verstehen, wie Realität entsteht und wie die Wahrnehmung eines jeden Augenblicks funktioniert. Einzelne Bilder konnte ich mit etwas Übung dann quasi „herausglitchen“ lassen, sie waren dann losgelöst von der realen Welt und existierten komplett frei neben der von mir bekannten Welt – bis sie wieder zurückflossen in die pulsierende Natur über mir. Immer wieder konnte ich mit meinem Geiste solche Fehler in der Matrix erzeugen, nur um sie kurz darauf wieder loszulassen und dabei zuzusehen, wie sie wieder eins wurden mit Allem.

Zu diesem Zeitpunkt war ich einfach nur total geflasht, innerlich sehr ruhig und zufrieden, ein staunendes Gesicht mit leicht geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen. Alles war gut. Es waren Momente, da war ich vollkommen im Hier und im Jetzt. Da war kein Entzug mehr, keine Gedanken an Opiate oder andere Substanzen, kein gestern und kein morgen, ich war einfach nur da und mir wurde sehr intensiv bewusst, dass ich lebe oder eher, dass ich bin. Ich bin. Dieses Gefühl war zutiefst real – und gleichzeitig habe ich jetzt im Rückblick darauf keinen wirklichen Bezug mehr dazu, wie es sich genau für mich angefühlt hat, zu sein. Endlich hatte ich die Realität verstanden, endlich hatte ich mein Leben verstanden, endlich machte alles wieder Sinn. Die Tränen waren getrocknet und nichts in mir deutete noch auf irgendeine Art von Unausgeglichenheit hin. Es waren Momente des Einklangs mit der Ewigkeit.

Es waren mittlerweile etwa drei Stunden vergangen und die Wirkung hatte sich spürbar eingependelt. Ich fing an mit dem Gedanken zu spielen, noch eine halbe Pappe nachzulegen, um die Wirkung noch etwas länger in den Abend und die Nacht hinein zu bewahren. Ich ging in die Hütte. Alles war ganz sanft und ruhig am Morphen. Ich war komplett beinander und schüttelte den Kopf leicht abfällig lachend über mich selbst „Alter, und du willst nachlegen. Schau dich mal um. Das kann nicht dein Ernst sein. Das ist verdammt intensiv, verdammt stark und das ist absolut ausreichend für deine körperliche und seelische Verfassung. Komm erstmal klar man.“ Nach einigem hin und her dachte ich mir dann aber doch: „Ach fuck it, eine halbe wird eh nicht mehr viel ausrichten. Also legte ich nochmal 50 mcg unter meine Zunge und knabberte die nächste halbe Stunde an dem Stückchen Karton. Ich spürte es dann in den kommenden ein zwei Stunden doch nochmal deutlich anfluten, ganz sanft und leicht, kaum eine deutliche Verstärkung der Wirkung, aber ein angenehmer kleiner Boost der Effekte.

Ich beschloss nach ein wenig überlegen, das Feuerchen in dem kleinen Ofen außen mal wieder anzufeuern. Obwohl es vom Mittag noch kaum mehr brannte und nur noch eine ganz leichte Resthitze vorhanden war, schienen die Holzscheite bereits zu glühen und zu verschwimmen. Ich sammelte etwas Holz, beziehungsweise ich versuchte es zumindest. Überall um mich herum lag Holz und es gab auch noch eine ganze Scheune voller fertig gehacktem Brennholz, aber irgendwie konnte ich es nicht übers Herz bringen, dieses ehemals lebendige Holz zu sammeln und zu verbrennen. Ich war mit keinem Ast und keinem Scheit so richtig zufrieden. So dauerte es eine ganz schöne Weile, bis ich ein kleines Tipi aus Holz gebaut hatte, mit dem ich auch zufrieden war. Ich fühlte mich wie ein uralter Schamane, ein Alchemist, der sorgfältig seine Umgebung nach wertvollen Zutaten für ein magisches Feuer suchte. Ich hatte einige Probleme es dann auch tatsächlich zum Brennen zu bringen. Ich hatte gehörigen Respekt vor den heißen Flammen dieses wunderschönen, aber auch alles vernichtenden Elements. Irgendwann hatte ich es dann nach mehreren Anläufen tatsächlich geschafft – es fing langsam an zu brennen. Erst ganz langsam, ganz gemächlich, dann immer verspielter, tanzend und glühend, es knisterte und fing an zu funkeln bis es wild und unberechenbar wurde. Gib dem Funken Futter. Für endlose Momente blickte ich fasziniert in die Flammen. Ich war gefangen im Raum zwischen der Zeit. Doch es war keine Gefangenschaft, die mich meiner Freiheit beraubte. Im Gegenteil. Ich war komplett frei.

Ich legte meine Matratze direkt neben das Feuer und legte mich so seitlich hin, dass ich dieses magische Feuer liegend bestaunen konnte. Mein Blick wanderte irgendwann am Feuer vorbei, auf die Baumkronen weiter entfernt am Horizont. An einer bestimmten Stelle bildete sich ein Strudel aus grünen Ästen, der meinen Blick komplett in sich aufsog. Wieder war ich für endlose Augenblicke komplett gefangen. Wow. Einfach nur wow.

Es wurde langsam aber sicher immer dämmriger und die letzten Sonnenstrahlen funkelten auf den Baumkronen weit entfernter Wälder am Horizont. Tag und Nacht. Ein ewiger Kreislauf. Das Ende des Tages ist der Anfang der Nacht und das Ende der Nacht ist der Anfang des Tages. Licht und Dunkelheit. Der Anfang ist das Ende und das Ende ist der Anfang. Alles widerholt sich. Immer und immer wieder („Dark“ anyone? ;).

Bevor es komplett dunkel wurde, fing ich dann noch an Polaroid Fotos von der Hütte zu machen. Bereits bei meiner kleinen Wanderung durch den Wald, hatte ich einige Male mein Handy rausgeholt, um einige Naturszenen einzufangen – ein zweckloses unterfangen, keine Kamera der Welt konnte einfangen, was ich sah und empfand. Als Gedankenstütze sind die Bilder aber auf jeden Fall gut brauchbar. Ich machte das erste Polaroid Foto und schaute geduldig auf das weiße Bild vor mir. Oh Shit. Oh fuuuuuuck. Das ist ja unfassbar genial. Ich sah dabei zu, wie sich bunte Linien, Strömungen und Wellen jeglicher Art aus dem Nichts formten, wie sie sich veränderten und langsam zum Leben erweckt wurden. Ein unfassbar verrücktes Gefühl und eine mindestens ebenso verrückte Optik. Ich sah praktisch dabei zu, wie ein Moment der Ewigkeit vor mir entsteht. In einem gewissen Sinne konnte ich erneut beobachten, wie Realität entsteht – nur dieses Mal eingefangenen Realität, ein zeitloser Moment der Ewigkeit. Ich kann jedem nur wärmstes ans Herz legen, auf psychedelischen Substanzen Polaroids beim Entwickeln zu beobachten. Echt unbeschreiblich was da sowohl optisch, als auch psychisch in einem und in dem Bild vor einem vorgeht. Das witzige ist auch, man ist sich nie sicher, wann das Bild tatsächlich komplett fertig ist, wenn die Farben und Konturen auch im Endstadium noch verlaufen. Ich war so begeistert, dass ich zwei ganze 10er Filme an dem Abend verschoss. Ein paar richtig schöne Dinger sind auch dabei. Besonders dieses hier, hat es mir sehr angetan, da ich es mit dem Bild irgendwie geschafft habe, die LSD-Optik von dem Moment tatsächlich auf Kamera festzuhalten:

asdasdasd.jpg

Nach einer Weile machte ich es mir wieder auf der Matratze neben dem Feuer gemütlich und lies meine Gedanken schweifen. Ich dachte sehr viel über mich nach, über mein Leben und die Menschen, denen ich nahe stehe. Was zeichnet sie aus? Wieso mag ich sie überhaupt? Und wieso fällt es mir so schwer, mich selbst zu mögen, mich selbst zu lieben? Immer wieder komme ich dabei auf das „Grundproblem“ meiner Persönlichkeit zurück: Ich will es immer allen recht machen. Möglichst nicht anecken. Immer nett und freundlich sein. Ich bin extrem harmoniebedürftig was dazu führt, dass ich oftmals Konflikte eher meide. Dann lieber nichts sagen. Ich will gemocht werden, am besten von allen Menschen. Klar, da steckt auch viel Positives drin, aber ich selbst und meine tiefsten inneren Bedürfnisse und Meinungen bleiben durch ein solches Verhalten leider viel zu oft auf der Strecke. Ähnlich wie meine Gedanken über meine Kratom/Opiat-Abhängigkeit, komme ich auch hier zu dem recht simplen Schluss: Das ist ein lebenslanger Prozess. Kein Trip der Welt wird von heute auf morgen alles (zum positiven) umstülpen. Dinge anders zu machen, als man es gewohnt ist, Veränderung jeglicher Art, das ist immer erstmal auch das Verlassen von bekannten Wegen und das ist häufig mit Unsicherheit und Angst verbunden. Ich schreibe seit bald sechs Jahren an einem „literarisch aufgehübschten“ Tagebuch mit dem Titel „Die Zeit für Veränderung“. Ist die Veränderung eingetreten? Zum Teil sicherlich, aber ich merke jetzt, dass es niemals diesen einen Moment geben wird, in dem sich alles ändert – vor Allem nicht, wenn man nichts oder nur wenig aktiv dafür tut. Es ist und bleibt ein lebenslanger Prozess. Nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit mir selbst und meinen Werten, Einstellungen, Gefühlen, Gedanken und Taten. Die Reflexion meines Denken und Handelns wird mich ein Leben lang begleiten und das ist auch gut so.

Meine Stimmung war zu diesem Zeitpunkt extrem ruhig, geerdet, zufrieden und etwas melancholisch. Ich wäre am liebsten auf ewig in diesem Zustand dagelegen. Alles war irgendwie ok und ich war im Einklang mit mir und der Welt um mich herum. Es war ein ganz anderes „alles ist gut“, als ich es von Opiaten kenne. Viel echter, viel natürlicher, viel gehaltvoller. Vielleicht war es auch eher ein „alles wird eines Tages gut sein“. Es hatte etwas wirklich Wahrhaftiges.

Die Holzscheite im Feuer sahen teilweise sehr kurios aus. Es schien, als würden sie schmelzen und aus ihnen tausend Säfte und verschiedenste Lebewesen und Mikroorganismen fließen, die alle ihr Leben geben, um das Feuer, um mein Feuer zu nähren. Das Feuer und ich. Ich hatte es gebändigt. Ich fühlte mich einige zehntausend Jahre zurückversetzt und konnte die Faszination, die das Feuer schon immer auf Menschen in sämtlichen Epochen ausübte komplett nachvollziehen. Der Tanz der Flammen wird einfach niemals langweilig. Nach weiteren endlosen Momenten, in denen mein Blick mit dem Feuer vor mir verschmolz, beschloss ich, langsam in die Hütte umzuziehen. Es war mittlerweile komplett dunkel. Ich ging noch einmal pinkeln und konnte staunend währenddessen Glühwürmchen beim Liebesspiel beobachten. Kleine grüne Lichtbällchen, deren Flugbahn einen sanft hinterherziehenden bunten Schleier hinterließ. Ich blickte in den Himmel über mir. Während meine Welt gerade am Einschlafen war, erwachte der Kosmos über mir zu neuem Leben. Ein neuer Tag für die Nacht. Überall waren Sterne, unendlich viele, einige leuchteten heller als andere, viele bewegten sich scheinbar, manche in bekanntem Gold, aber es waren auch alle Farben der Welt in dem Schwarz über mir vertreten. Ich staunte mit offenem Mund über den bunten und endlosen kosmischen Tanz am Rande meines Erlebnishorizonts. Was sind wir doch für seltsame Wesen. Wir bilden uns ein, alles zu verstehen und am Ende wissen wir doch gar nichts. Pures Glück strömte durch meinen Körper und eine tiefe Dankbarkeit, am Leben zu sein und diese Erfahrung machen zu dürfen.

Ich merkte, wie die Wirkung Stück für Stück schwächer wurde, die optischen Veränderungen wurden auch zunehmend ruhiger und schlichen sich langsam aus meiner Wahrnehmung davon. Ich lag noch sehr lange auf meiner Matratze und dachte über das Erlebte nach. Schlafen konnte ich die ganze Nacht, trotz - 0.75 mg Tavor - nicht wirklich, einerseits, weil sich die altbekannten Entzugssymptome wieder schubweise zeigten - es war mir aber egal, sie hatten keinerlei Relevanz mehr für mich, es war schon ok so - andererseits weil mein Geist einfach noch total am Arbeiten war. So verbrachte ich die Nacht in einem ruhigen und zufriedenen Dämmerzustand. Wie wird mein Leben wohl weitergehen? Werde ich meinen Weg finden? Mir wurde an diesem Tag eindrücklich gezeigt, in welche Richtung ich gehen muss, um den Weg nach Innen zu finden. Folge deinem Herzen und alles wird gut werden. Alles wird gut sein. Alles wird gut.

Epilog: Die Rückkehr in den Alltag

Die ruhige, ausgeglichene Stimmung war auch am nächsten Tag noch vorhanden und vermischte sich mit etwas Angst, dass der geplante Konsum des 2-Methyl-Ap-237 Rests all meine positiven gedanklichen Veränderungen wieder zunichtemachen würde und den Entzug zudem wieder reseten würde. Ich kam zuhause an und machte mir recht bald eine ziemlich hohe Dosis zurecht. Die warmen Wellen fluteten durch meinen Körper und durchdrangen jede Zelle. Ich nutzte die gewonnene Energie und Euphorie, um damit anzufangen, das Erlebte in diesem Text festzuhalten. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es mehrere Wochen dauern würde, bis ich das alles so in Worte gefasst habe, dass es sich für mich wie eine gelungene Verarbeitung anfühlt. Dieser kurze Zwischenstopp im Land der Träume war wundervoll, es wirkte so stark wie lange nicht mehr. Und irgendwie fehlte dieses Mal das schlechte Gewissen beim Konsum, was es nur noch angenehmer machte. Beziehungsweise es war schon da, aber ich gab dem ganzen keinen Raum mehr. Ich genoss die Erfahrung einfach und hieß die warme Decke über meinem Körper und Geist mit offenen Armen willkommen.

Wie es nun einmal so ist mit Opiaten, können sie sich zwar wundervoll anfühlen, aber es sind immer nur Momentaufnahmen. Kaum ein Rausch mit Drogen dieser Substanzklasse ist mir wirklich nachhaltig in Erinnerung geblieben. Außer vielleicht noch die ersten Erfahrungen damit, denen man oftmals wohl auch unbewusst ein Leben lang hinterher jagt. Aber das Gefühl verblasst sehr schnell wieder. Der Tag geht zu Ende, die Nacht beginnt und spätestens am nächsten Mittag sind alle tollen Gefühle weg, nicht mehr greifbar, wie aus einer anderen Welt. Deswegen will man ja wieder dorthin, immer wieder, am liebsten immer da sein. Dabei ist dort nichts zu finden, was wirklich bleibt.

Gespannt richtete ich an den nächsten Tagen meinen Blick nach innen. Wie fühlte ich mich? Es war in jedem Fall ein Wechselbad der Gefühle. Ich fühlte mich eigentlich ganz ok, als die Woche sich langsam dem Wochenende näherte, ging es mir jedoch ein zwei Tage vor allem psychisch wieder nicht so gut. Ich fühlte mich ausgelaugt und kraftlos, hatte keine Lust groß was zu tun. Aber im Gegensatz zu meinen letzten Pausen versuchte ich mich mit aller Kraft trotzdem aufzuraffen, etwas zu tun, was dann zwar unfassbar anstrengend, aber im Nachhinein auch sehr hilfreich und heilsam war. Ich hatte mir fest vorgenommen, am Montagmorgen nicht wieder in mein altes Muster zu fallen und mir immer wieder eingeredet, dass ich das auch nüchtern hinbekomme mit der Arbeit. Am Sonntag fühlte ich mich dann fast schon richtig gut auf einmal. So gut, dass es für mich nun auch vertretbar war, den Tag Kratom zu nehmen. Quasi als Art Belohnung für die insgesamt dann doch recht erfolgreiche Pause. Es war mir sehr wichtig, dass ich nicht mit dem Konsum wieder anfange, um schlechte Gefühle wegzumachen, um Entzugssymptome zu lindern oder einfach, weil ich zu verzweifelt bin. Ich denke der Grund, warum man konsumiert, ist ein absoluter Knackpunkt und auch wegweisend dafür, ob man eine Abhängigkeit entwickelt. Insofern war es mir wichtig, frühestens dann wieder zu konsumieren, wenn ich mich gut fühlte, also quasi als reinen Spaßkonsum – mehr oder weniger. Dies war am Sonntag dann der Fall. Es war ganz nett und angenehm, aber natürlich auch etwas unspektakulär, letztlich hatte ich mir wohl doch mehr von dem Konsum und der Wirkung erhofft. Es schien mir, als ständen die nüchterne Zeit und die Intensität der Entzugssymptome in keinerlei Verhältnis zu dieser zwar angenehmen, aber doch auch sehr subtilen, sanften sowie hintergründigen Wirkung. Mein Plan für Montag stand noch. Egal wie gut oder schlecht ich mich morgen fühlen würde, ich werde es nüchtern durchziehen. Notfalls vielleicht mit etwas Phenibut. Mal schauen.

Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt für die nächste Zeit überlegt es folgendermaßen zu probieren: Nüchtern arbeiten und dann abends eine Dosis, quasi als Belohnung für die gelungene Arbeit und als Ausgleich und Entspannung nach einem stressigen Tag. Bei meinen letzten Absetzversuchen führte ein erneuter Konsum nach mehreren Tagen Pause – wie anfangs schon beschrieben – immer dazu, dass ich ganz schnell wieder in mein altes Muster rutschte. Ich nahm dann vielleicht ein paar Tage eine geringere Tagesdosis, aber spätestens nach einer Woche war ich stets wieder auf meinen 20-25 Gramm täglich angekommen. Das geplante Vorhaben würde im Idealfall meine tägliche Dosis auf etwa 50% reduzieren und da durch eine einzelne Tagesdosis auch nicht permanent Kratom an meinen Rezeptoren kleben würde, hoffte ich darauf, dass sich meine körperliche Abhängigkeit massiv reduzieren würde. Aber ich hatte auch Angst. Erstens davor, dass ich so früher oder später doch wieder morgens anfange würde zu konsumieren und zweitens hatte ich Schiss, dass ich mich so jeden Tag durch die Arbeit quälen würde – im Worstcase noch mit Entzugserscheinungen - nur um dann Abends von diesen erlöst zu werden. Nein, das wäre nun echt kein Gewinn. Aber ich wollte es mal probieren.
Die Nacht war dann ziemlich rough. Ich konnte meine Gedanken nicht abstellen und war permanent am Grübeln, was mir einen Großteil des notwendigen Schlafes geraubt hat. Insgesamt bin ich vielleicht auf gut drei Stunden effektiven Schlaf gekommen. Dementsprechend gerädert wachte ich am Montagmorgen auf. Absolut durchnächtigt. Eine kleinen Dosis Kratom und ich wäre fit gewesen für den Arbeitstag und all die Aufgaben, die mein Job mit sich bringt. Doch es war keine Option. Zähne zusammenbeißen und ab. Du schaffst das. Du schaffst das. Ich schaff das!

Ich kämpfte mich unter die Dusche, aus der Dusche hinaus, in meine Klamotten und aus dem Haus. Vorher packte ich noch Ritalin und Kratom ein – für alle Fälle. Draußen begrüßten mich die ersten Sonnenstrahlen des schönen neuen Sommertages und plötzlich war alles gar kein Problem mehr. Der erste Termin lief gut, richtig gut sogar, der zweite auch, der dritte auch und am Ende des Tages hatte ich sogar 1,5 Überstunden auf dem Konto. Wow. Ich war richtig gut drauf und das komplett nüchtern. Ein wahnsinnig tolles Gefühl und ein unglaubliche schöner Tag, der mir gezeigt hat, dass ich auch nüchtern arbeiten kann und das in manchen Bereichen sogar sehr viel mehr erfüllend ist, als mit Hilfe von Kratom. Ich fühlte mich einfach insgesamt irgendwie „mehr da“, war mehr beteiligt am Geschehen um mich herum und konnte gefühlt besser auf die Menschen eingehen. Mit dieser Erfahrung im Rücken hielt ich an meinem Plan fest. In den nächsten zwei Wochen habe ich dann nur zweimal morgens eine kleine Dosis genommen – das jedoch immer mit dem Kompromiss, meine Abenddosis zu reduzieren, so dass ich auf eine ähnliche tägliche Gesamtmenge kam (~10-12g). Meistens waren diese Tage dann auch nicht viel einfacher, schöner oder entspannter und bestätigten mich nur darin, das in Zukunft wirklich sein zu lassen. Mein Gewissen nagte stark an mir, wenn ich morgens eine Dosis nahm und das war auch gut so.

War ich dann permanent entzügig auf Arbeit? Nein. Ab und zu rollten kurze Wellen über mich, diese waren aber sehr schwach und absolut aushaltbar. Ein bisschen laufende Nase, ein paar Niesattacken und dann nach einigen Minuten war auch wieder alles gut. Im Laufe der Zeit wurde das dann aber auch immer weniger und mein Körper stellte sich auf dieses neue Konsummuster um, gewöhnte sich daran, tagsüber nun mal kein Kratom mehr zu bekommen. So konnte ich meine physische Abhängigkeit zumindest auf ein für mich vertretbares minimales Maß reduzieren, ein Fakt der mir sehr wichtig war.

Und jetzt? Jetzt heißt es weiter kämpfen, weiter an meinem Plan festhalten, weiter leben. Zugegebenermaßen, es ist jeden Morgen schon ein kleiner Kampf mit mir selbst. Aber es lohnt sich und bis jetzt habe ich diesen Kampf auch meistens gewonnen. Sobald ich aus dem Haus gehe ist der Kampf vorbei und der Tag ist wie jeder andere auch. Ich fühle mich richtig gut zurzeit. Ich habe das Gefühl, dass ich wichtige Schritte in die richtige Richtung gehe. Ich gehe den Weg, den ich schon immer gehen wollte, doch ich hatte auch stets zu viel Angst vor der Veränderung, die dieser neue, unbekannte Weg mit sich bringt. Der Weg nach Innen. Jeden Morgen klammere ich mich an diese eindrucksvolle Erfahrung, die ich in diesem zauberhaften Stück Natur machen durfte. Die Erfahrung, die mich geerdet und gereinigt hat. Die Erfahrung, die mir dabei geholfen hat, den Weg nach innen zu finden und den Weg nach innen zu gehen. Die Erfahrung, die mir gezeigt hat, was es heißt, zu leben.

Alles wird gut werden.

Alles wird gut sein.

Alles ist gut.

"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht" (Franz Kafka)