Tripbericht lesen

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Titel:3-MeO-PCE - Metakonigtion und Reflexion mit Tripberichten
Drogen:Research Chemical
Autor:dystopic
Datum:09.02.2021 04:13
Set:motiviert, energiegeladen, hibbelig
Setting:Die Straßen von Freiburg; Spaziergang
Nützlichkeit:Mindestanzahl an Bewertungen noch nicht erreicht
Status:Dieser Bericht wurde aus den Tripbericht-Listen entfernt. Er ist jedoch noch für alle lesbar.

Bericht:

16 mg 3-MeO-PCE nasal.
Kopfhörer auf. Direkt nach Applikation aus dem Haus, braucht aber noch kurz bis zum anfluten. Ich bekomme Gänsehaut. Geht's schon los oder ist mir nur kalt? Oder ist die Kälte ein Anzeichen dafür, dass es los geht? Die Musik gibt die Laufgeschwindigkeit vor. Ich laufe selbstbewusst und entschlossen. Zumindest muss es nach außen hin wie Entschlossenheit wirken, denn in Wahrheit hat sich nichts an meinem Charakter verändert sondern mein Bewusstsein kapselt sich langsam von meinen Wahrnehmungsebenen ab. Meine vergangenen Erfahrungen mit Angst und Unsicherheit verblassen allmählich und behindern mich daher nicht mehr. Menschen laufen an mir vorbei. Ich sehe sie, denn meine Augen sind weit aufgerissen, doch ich verziehe keine Miene. Schaue weder in ihre Richtung noch schaue ich weg, um den Blickkontakt bewusst zu vermeiden. Nicht aus Arroganz. Nicht aus Furcht. Keine „bösen“ Hintergedanken. Bin schlicht und einfach mit meinen Gedanken beschäftigt, die durch pushende Musik ständig erneut in Wallung geraten.

Ich bemerke, dass ich bald mein gesetztes Ziel erreiche, doch die kontinuierliche und gleichmäßige Bewegung gefällt mir so gut, dass ich spontan eine Alternativroute suche und zwar durch eine finstere Gasse. Gedanken zu Nachrichtenmeldungen über die potenziellen Gefahren kommen mir zwar, ändern meine Entscheidung aber nicht. Macht mich das naiv? Diese Vorurteile/Klischees funktionieren wie Schutzmechanismen, die mein Überleben sichern sollen. Sich bewusst über sie hinwegzusetzen, mag vielleicht fortschrittlich wirken, aber wenn sie sich bewahrheiten und ich hinterher im Krankenhaus oder schlimmer noch im Straßengraben lande, brachte mir meine moderne Sichtweise auch nichts. Egal, ich laufe weiter. Plötzlich bemerke ich kurz Widerstand gepaart mit einer ungewohnten Konsistenz an meiner Schuhsohle, bleibe aber nicht stehen. Vielleicht eine Nacktschnecke oder Hundescheiße? Wieso bleib ich nicht stehen? Bin ich denn nicht neugierig? Ich versuche nach immer nach mehr Wissen zu streben, immer neue Informationen zu sammeln, die mich und meine Umgebung besser verstehen lassen, also warum bleibe ich nicht stehen und sehe nach was es damit auf sich hat? Nur weil es meinen Laufrhythmus unterbricht? Weil es mir unter diesen Umständen nicht wichtig genug ist? Hab keine eindeutige Antwort darauf.
Während des ganzen Spaziergangs habe ich diesen ganzen Text in leicht abstrahierter Form schon zusammengebastelt. Ist daher irgendwas authentisch was ich schreibe? Diktieren also meine Erlebnisse was ich schreibe oder diktiere ich, mit dem Grundgedanken es hinterher niederzuschreiben, meine Erlebnisse? Handeln so auch Schriftsteller? Was ist die bessere Art zu denken? Try and Error? Oder Probehandeln im Kopf?
Ich kenne meine Antwort, halte mich aber leider nicht immer daran. Immer mehr Fragen als Antworten, besser als umgekehrt. Ist das überhaupt möglich?
Ich hole mein Fahrrad ab und fahre wieder nach Hause. Bei einem abschweifenden Blick beinahe gegen ein parkendes Auto geprallt. Sonst keine Zwischenfälle.


Ich bin wieder daheim. Sitze vorm PC. Die Wirkung wird noch viel stärker, wenn ich die Augen schließe, drehe ich mich rasend schnell um die eigene Achse. Ich frag mich, ob ich es als unangenehm empfinde. Keine Ahnung, mir wird jedenfalls nicht schwindlig. Ich fühl mich in dem Moment eigentlich schon viel zu geil, also wieso der Drang nachzulegen?

Weitere 15mg nasal. 25 Minuten später nochmals 10mg nasal.

Dann wurde es schräg. Unter anderem auch wortwörtlich. Die Proportionen meiner Wände änderten sich deutlich. Das Zimmer wirkte viel länger und bekam einen deutlichen Blaustich. Ich starre den Schrank vor mir an, erkenne ihn aber als solchen nicht an. Die Musik bestand in diesem Abschnitt des Trips ausschließlich aus treibendem Techno, die ich alle samt nicht wiedererkannte.

Es ist schwer, diesen Text an einem anderen Tag weiterzuführen als ich begonnen hatte, nüchtern sowieso aber auch in anderer Dosierung und mit anderen Informationen. Der Wahrheitsgehalt schwindet damit und erhöht den Grad an Interpretationen noch mehr als eh schon.
Alles nur Kauderwelsch und aus zweiter Hand keine Hilfe um sich darauf vorzubereiten.
Alles von mir geschilderte erschafft nur eine Erwartungshaltung, eine Checkliste mit der man seine eigene Erfahrung in Einklang bringen möchte.
Jedwede Beschreibung aus jetzt nüchterner Sicht ist keine realistische Beschreibung der Erfahrung. Ich verweise gern an einen Beitrag zu der Problematik, die ich in einem anderem Thread gepostet hab:

1) Wenn man seine Gedanken/Eindrücke nicht in geschriebenem Wort verfasst, bleiben sie meist abstrakt und nicht als klar definierte Sätze im Kopf. Ich stelle es mir dann ungefähr wie Stichpunkte vor. Ich hab's auch besonders bei mir gemerkt, als ich selbst begonnen habe Tripberichte zu schreiben.
Wenn man aber versucht das Erlebte (wohlgemerkt 'versucht') niederzuschreiben, muss man gedanklich anders vorgehen als wenn man ausschließlich darüber nachdenkt. Ich weiß, dass ist (ironischerweise) gerade etwas schlecht ausgedrückt.
z.B. wenn jemand eine Review zu einem Film schreibt, wird sie strukturell anders ausfallen als wenn er nur über den Film nachdenkt.

2) Und das führt auch direkt zum nächsten Problem. Wenn man etwas niederschreibt, gerade bei Tripberichten, möchte man ja dem Leser ein möglichst schönes Bild vermitteln. Und dann neigt man eventuell dazu Dinge etwas auszuschmücken bzw. direkt zu seinen Eindrücken Interpretationen dazu zu dichten. Oder gar Passagen aus anderen Tripberichten zu übernehmen, von denen man denkt, dass sie das selbe beschreiben.
z.B. bei Dissoziativa: "durchs Weltraum fliegen" - klingt vermutlich eleganter und spiritueller als "sich in einem schwarzem Raum bewegen"

3) Viele Eindrücke werden von verschiedenen Person unterschiedlich definiert bzw. bezeichnet. z.B. Bodyload - elektrisierend - pulsierend - vibrierend - leuchtend
Viele Wörter können hier das selbe Phänomen beschreiben.

Sobald die Wirkung nachlässt bzw. komplett verschwunden bleibt noch das Wissen um das Erlebte. Das Wissen, dass das was man erlebt hat, unglaublich/schreckend war.
Allerdings bleibt es auf dieser Ebene. Es sind keine Emotionen mehr involviert.

Das klassische Beispiel dafür ist der Alkohol-Kater. Wenn man ihn erlebt, denkt man "nie nie wieder Alkohol". Aber man übersteht ihn und vergisst über die Zeit wie furchtbar das sein kann.
Hier nochmal, ich sage "vergisst" was impliziert, dass man es nicht mehr weiß und ich mich damit zu meinem Satz davor widerspreche, gemeint ist es aber anderes.