Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Mischkonsum Alprazolam/Lorazepam Tramadol: Der Zombie-Modus
Drogen:Mischkonsum von Tramadol und Benzodiazepine (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Pokerace
Datum:18.03.2021 12:05
Set: stürmischer kalter Tag im März
Setting:In den eigenen vier Wänden, hauptsächlich auf dem Sofa und im Nirvana
Nützlichkeit:7,94 von 10 möglichen   (16 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Es war schlimm, es war krank, es war einfach nur abgedreht, wie konnte das passieren...


Es war ein beschissener Tag und wenn ich sage, dass es ein beschissener Tag war, dann kann man bei mir davon ausgehen, dass bei all meinem Optimismus die Dinge wirklich nicht schön gelaufen sind.

Nach einem anstregenden Tag in der Schule, in der ich meine neun Schulstunden unter einer FFP-2 Maske versuchte den letzten Lernstoff vom Abi in mein Hirn zu pressen, freute ich mich auf dem Nachhauseweg und umso mehr auf den Abend, der mich von all den Problemen, so war zumindest meine Erwartung, befreien sollte.

Wir hatten Lorazepam und Alprazolam und davon nicht gerade wenig, ich war bereit meine Gefühlswelt mit einer ordentlichen Dosis für ein paar Stunden ins Exil zu verbannen.

Wir beide M/19 und M/19 trafen uns um 17:00 und fackelten nicht lange, nahmen jeweils eine Alprazolam und eine Lorazepam und starteten die Playstation. Raus gehen konnte wir nicht, denn das Wetter machte uns an dem Tag einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Wir beschlossen uns der Premisse zu folgen, dass alles potentiell besser wird, wenn du dich entscheidest, dass es dir egal ist.

Nach 20min setzte die Wirkung ein und das konzentrieren auf unsere FIFA-Session wurde zunehmend schwerer.
Die erste Stunde passierte nichts spektakuläres, außer dass unsere Reaktionszeit sich verschlechtert hatte und die Welt um uns herum langsamer wurde.
Wir schmissen als noch eine Alprazolam hinterher und spülten sie mit einem ordentlichen Schluck Eistee runter.
Wir entschlossen uns eine Tiefkühlpizza in den Backofen zu schmeißen, denn wir hatten beide noch nicht sonderlich viel gegessen.

Ab diesem Punkt kann ich nurnoch wage erzählen was passiert war, denn meine Erinnerungslücken lassen eine umfangreiche und genau Berichterstattung nicht zu.


Wir saßen also im Zimmer und ich habe kein Plan mehr was wir die ganzen Stunden in diesem Zimmer getan haben, geschweige denn wie wir es schafften die Tiefkühlpizza so lange im Backofen zu vergessen, dass eine Unterscheidung zwischen Backofenblech und Pizza nicht mehr möglich war...das Zeitgefühl hatte sich einfach aus unserem Bewusstsein abgemeldet.

Zum Glück hatten wir einige Videos von dem Abend gemacht, sodass ich zumindest ein paar Anhaltspunkte habe wie der Abend abgelaufen ist und wie unser allgemeiner Zustand war.

Wir schmissen uns scheinbar um 21:00 150mg Tramadol ein und versuchten völlig desorientiert und motorisch unfähig das Küchedesaster zu beseitigen. Dabei verbrannte ich mir den Daumen so heftig, dass es mich dazu verleitete nochmals 100mg Tramadol nachzuschmeißen.


Des Weiteren war unsere Sprachfähigkeit so eingeschränkt auf den Videos, dass ich gar keine Ahnung habe wie wir uns überhaupt verständigen konnten...

Ein weiterer Erinnerungsfetzen der sogar noch relativ klar strukturiert ist, ist folgendes:

Ich saß halb komatös auf dem Sofa und plötzlich stand mein Kollege schwankend auf und ging aus dem Zimmer. Gedanken machte ich mir in diesem Moment keine, ich glaube ich war in dem Zustand garnicht in der Lage zu denken, geschweige denn mir überhaupt sorgen zu machen.

Nach 20min schreckte ich auf und sah eine verschwommene Gestalt vor mir mit einem Eimer in der Hand... Als sich meine Augen langsam wieder funktionstüchtig zeigten bemerkte ich, dass meine Freund direkt vor mir in eine Eimer kotzte und daraufhin den Eimer in die Ecke stellte und sich ins Bett legte.

Ich fragte: Was hast du gemacht?

Er: Was soll ich gemacht haben?

Ich: Du hast gerade voll in den Eimer gereiert.

Er: Welcher Eimer?


Joa ich würde sagen, dass dieser Erinnerungsfetzen die Auswirkungen auf das Kurzzeitgedächtnis ganz gut beschreibt...
Um etwa01:00 fing das Tramadol in Kombination mit den Benzos an zu knallen:

Ich erinnere mich noch an das Gefühl... es war vergleichbar als wäre man mit einem starke Fieber vom Sofa aufgestanden. Ich war allgemein entspannt, jedoch in Kombination mit den Benzos fühlte sich mein Körper an wie ein schlaffer nasser Sack.

Irgendwann ging ich wohl schwankend die Treppe runter und ab dem Punkt beginnt der totale Blackout:


Nichts, nein wirklich nichts kann ich mehr in meiner Erinnerung finden, außer dass ich irgendwann um 08:00 morgens mit einem Mund trockener als die Sahara auf den kalten Fliesen aufwachte.
Es dauerte 10min bis ich es schaffte langsam in die Küche zu gehen und bemerkte dabei meine Brandverletzung. Ich machte mir eine Verband und plötzlich dachte ich, irgendwas fehlt hier doch?

Scheiße wo ist mein Kollege hin?

Panisch lief ich durch das stille Haus und suchte jeden Raum ab und verzweifelte zunehmend dabei...
Keine Spur, wo war der Kerl nur hin?

Ich ging als letztes in den Keller... und da lag er dann auf der Treppe, seelenruhig am Schlafen.

Ich weckte ihn und er fragte verdutzt:

Scheiße was ist passiert?

Ich antwortete:

Ich habe keinen blassen Schimmer, ich glaube aber deine Küche muss grundsaniert werden.




Ich hoffe ich konnte grob umreißen, welche Auswirkungen der Benzokonsum haben kann.
Auf großartige Empfindungen konnte ich wie schon gesagt nicht eingehen, denn meine Erinnerung ist zu begrenzt. Wer Benzos konsumiert kennt das wahrscheinlich sehr gut... und kann mir das hoffentlich verzeihen.

Ich möchte im Nachhinein noch anmerken, dass dieser Abend ein typischer Anfängerfehler war und nichts mehr mit Safer-Use zu tun hatte. Mit Benzodiazepine ist nicht zu spaßen und ich rate von jeglichen Konsum ab. Wem ich vom Konsum dennoch nicht abhalten kann, dem empfehle ich die Dosis so niedrig wie möglich anzusetzen und ebenfalls nicht mit verschieden Benzodiazepinen zu mischen. Opioide und Alkohol sollte im Hause möglichst nicht erreichbar sein, denn während der Wirkung ist die Hemmschwelle so gering, dass man schnell Dinge tut und Substanzen konsumiert, die im schlimmsten Fall zu starken Nebenwirkungen oder zum Tod führen!

VG Pokerace