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Übersicht:

Titel:Spaziergang auf PCE
Drogen:Mischkonsum von PCP, Cannabis, Benzodiazepine und Alkohol (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:nase
Datum:16.05.2021 13:58
Set:deprimiert von aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, Meditationsbedürfnis
Setting:Spaziergang durch die Nachbarschaft am Samstag Abend
Nützlichkeit:Mindestanzahl an Bewertungen noch nicht erreicht
Status:Dieser Bericht wurde aus den Tripbericht-Listen entfernt. Er ist jedoch noch für alle lesbar.

Bericht:

Vorgeschichte:

Gestern habe ich dann mal die Tripsaison eingeläutet. Ich war am Mittag auf einer Demo. Die geringe Beteiligung und der Hass, der einem entgegenschlug war dann doch ein bisschen ernüchternd. Menschenmengen und der Lärm sind eh nichts für mich. Irgendwann verabschiedete ich mich nach Hause und machte dort erstmal ein Mittagsschläfchen. Davon aufgewacht durfte ich mich erstmal mit meiner hysterischen Freundin auseinandersetzen, denn aus irgendeinem Grund wurden ihre Telegram Nachrichten auf "gelesen" gesetzt, während ich am pennen war. Super. Gut, die Wogen erstmal geglättet, manifestierte sich bei mir das Bedürfnis in mich zu gehen, das ich schon früher am Tag verspürte. Ich klärte mit meiner Freundin ab, daß ich für den Rest des Tages im DND Modus sein würde. Es ist absolut essentiell, daß ich den Faktor Freundin ausschließen kann während ich trippe. Ist leider so. Hab dich trotzdem lieb. ;)

Tripvorbereitung:
Aus meiner kleinen Drogensammlung wählte ich das mir bestens bekannte 3-Meo-PCE aus (sorry, aber die Drogenliste zur Auswahl für die Berichte ist leider sehr unvollständig). Es war so lange her, so daß ich die Dosis nochmal fix bei psychonautwiki nachschlug. "Strong" 12-20mg. Im Artikel stand auch, daß es eigentlich wie 3-Meo-PCP sein sollte (das mir auch bestens bekannt ist), bloß viel psychotischer. Lol, okay. Ich dachte eigentlich bisher, daß PCP der böse Bruder sein soll. Egal, ich fühle mich sicher im Umgang mit diesen Substanzen. Ich wog 30mg ab und teilte grob durch 2. Die zweite Hälfte füllte ich in eine Kapsel für später. Was für mich immer wichtig ist bei Dissoziativatrips, daß ich mir einen Plan mache, wohin es gehen soll. Einen "mission plan". Vielleicht irgendwas einkaufen gehen o.ä. Generell trippe ich immer draussen (Setting: Zentrum Großstadt). Denn etwas organisieren zu müssen, also einen Plan machen, sollte man tunlichst vermeiden auf Dissoziativa. Das kann dann stressig werden. Also denn, eine grobe Route war überlegt. Ich rollte noch einen Joint, packte ein Chocomel in den Rucksack und wählte passende Bekleidung aus. Ich sollte nicht frieren und mich in meiner Haut wohl fühlen.

T-0 (20:00)
Ich konsumierte die 15mg Nasal und setzte mich noch etwas auf meinen Balkon, um die Atmosphäre draussen einzusaugen. Dazu machte ich mir ein Bier auf, das ich allerdings nicht ganz austrank. Ein Bierchen zum Einstieg gehört für mich fast dazu. Ergänzt sich imho sehr gut mit PCE/PCP. Mit Benzo später muss man halt aufpassen. Auch den Joint rauchte ich schon etwas an, was eher untypisch für mich ist. Als ich nach guten 15 Minuten das erste anfluten verspürte verließ ich meine Wohnung.

T-15
Erstmal wollte ich noch meine Brille aus meinem Auto holen, dann scharf sehen zu können ist eine schöne Sache. Mein Auto war am Fahrbahnrand geparkt und ich setzte mich kurz auf den Beifahrersitz. Hey, interessant. Ich glaube ich saß noch NIE auf dem Beifahrersitz (oder hinten). Überhaupt war das gerade eine ziemlich nices setting. Ich schloß kurz mein Handy ans Radio an und ging ein bisschen neue Musik auf soundcloud durch. Sollte dies nun mein trip setting sein? Oder sollte ich es gar mal wagen auf PCE Auto zu fahren? Ich fahre gerne Auto und man hätte was zu gucken. Aber gut, ich bin kein Idiot. Schön wäre, wenn man einen Fahrer hätte. Naja, nach einer Viertelstunde machte ich mich dann doch auf in Richtung eines Kanals, der sich durch das Viertel zieht.

T-30
Am Kanal setzte ich mich erstmal auf eine Bank und beschäftigte mich nochmal mit der Musikauswahl. Mir fiel auf, wie krass doch die Geräusche sind, die die Kabel der Kopfhörer verursachen, wenn sie an die Kleidung stoßen. Ich startete eine kurze Internetrecherche über Bluetooth Kopfhörer, aber erkannte doch recht schnell, daß das jetzt absolute nicht das richtige ist für meine Zustand. Auch eine passende Musik auszuwählen wurde mir dann zu nervig und ich zog es vor, mich nicht von meiner Umwelt derart abzuschotten. Holzauge sei wachsam. Zu viel "gear" fühlt sich auch störend an. Vielleicht machen sich deshalb die Getto people nackig wenn sie zu viel Angeldust rauchen. Ich zog weiter.

T-60
An einer belebteren Stelle/Straßenkreuzung fiel mir die nächste Bank ins Auge. Eine Brücke führt über den Kanal und ein kleiner Skatepark liegt am Rand eines kleinen Parks (eigentlich ein glorifiziertes Grünstück hinter einem Plattenbau). Als ich mich setzen wollte fiel mir auf, daß eine entscheidende Sprosse fehlte. Scheisse, das kann doch nur mir passieren. Bummer. Aber dann sah ich, daß fast direkt daneben noch eine war, und wie sich herausstellte, war die noch viel besser gelegen. Etwas abgeschirmt vom Weg. Als ich mich setzte merkte ich, was für ein Juwel einer location ich gerade gefunden hatte. Es war mittlerweile schon recht dunkel, ein paar Leute chillten auf dem skate Gelände, ein paar Autos fuhren an der Straße vorbei und der Weg am Ufer wurde von Spaziergängern benutzt. In einiger Entfernung hörte ich "laute" Musik. PERFEKT! Mittendrin im Leben und doch irgendwie safe. Euphorie! Ich konnte sogar den Kopf zurücklehnen und hinter der Bank war dann noch eine Betonkonstrukt auf das ich meinen Hinterkopf legen konnte und mit meiner Hoodiekaputze war das dann sogar noch bequem. HIMMEL. Ich machte mich richtig breit und chillte einfach nur. Darum geht es mir bei meinen Dissoziativatrips, die Atmosphäre einzusaugen. Die Druffheit drückt sich neben dem typischen "Entrückt" sein in einer erhöhten visuellen und auditiven Wahrnehmung aus. Schwer zu beschreiben, ähnlich Gras, aber halt druff. Klarer. Und immersiver. Man fühlt sich etwas wie unter einer Glocke, was dem vermehrten Hall zu schulden ist, denn einige vielleicht auch von Lachgas kennen (plus das Dopamin, das einen umarmt). Wenn es etwas gibt, daß für mich stellvertretend für PCE steht, dann ist es das dichte Rauschen des Verkehrs. Für Landeier sieht das dann sicher anders aus. Vermutlich schöner :)
Ich betrachtete das Blätterdach der Bäume über mir und genieße die optics. An einer Stelle grüßte sogar ein Fuchs. Tripmoment. Ich wünschte kurz, er würde sich mir annähern, aber ich wusste, er würde es tun, irgendwann. Ich war so eins mit meiner Umgebung.

T-2:00
Ich chillte wahrscheinlich mindestens eine Stunde auf dieser Bank. Ich fühlte mich so wohl, daß ich beschloss nachzulegen. Ich haderte etwas mit mir, die ganzen verbleibenden 15mg zu konsumieren aber tat es dann doch. Ein Mangelgefühl daß sich in mir breit machte (mehr mehr) äußerte sich in dem Gedanken an Zigaretten. Ich rauche seit fast 10 Jahren nicht mehr. Aber eine Zigarette als trip toy, das Bedürfnis hatte ich beim letzten Mal. Vielleicht dann so eine R1 haha. Aber halt, dann kam mir die Eingebung: Vapen! Hatte ich bisher nur abgespeichert als Utensil für Assi-Toni, aber beim trippen wäre das genial. Mentale Notiz: Vaporizer kaufen. Als die Stoner sich irgendwann verdrückten wurde es mir auch zu einsam und ich beschloss weiterzuziehen. Das ist überhaupt ein zentraler Aspekt: wie lang bleibe ich hier? Wann gehe ich wohin weiter? Ich nutzte das Alleinsein, um mir die Örtlichkeit genau zu inspizieren. Es war schon stockdunkel und nach einem Gedanken an böse schwarze Männer wurde mir klar, daß ICH hier der creep bin, der im Dunkeln rumsteht und Löcher in die Luft starrt sollte ich auf jemanden treffen, haha. Ich nutzte diese Erkenntnis um seelenruhig meine Blase in die Pampa zu entleeren.

T-2:30
Ich reite mich also ein in die Spaziergängerschaft am Kanal. Es kam mir auf einmal vor wie eine dicht befahrere Schnellstraße. Waren das hier die ganze Zeit so belebt als ich auf der Bank saß, oder war es Zufall, daß ich gerade in eine Gruppe geriet? Es war interessant ein paar Gesprächsfetzen mitzukriegen. Ich glaube es war tatsächlich eine Gruppe, inmitten derer ich da ging, aber egal. Am Kanal machten die Leute "Party", ich bahnte mir den Weg durch ein paar auf dem Gehweg tanzende Jugendliche. Geil, hier draussen ist ja doch Leben. Ist ja schließlich auch Samstag Abend, aber halt Covid ... Hätte ich alles verpasst in meinem stillen Kämmerlein. Am Kanal machte ich immer wieder sitzender oder stehenderweise Pause um entrückt zu starren und die Athmosphäre einzusaugen. Was ich halt so mache auf meinen Trips. Dabei muss man sich klarmachen, daß sollten andere einen sehen, man immer nur eine kurze Momentaufnahme in ihrem Leben ist. Vielleicht warte ich gerade auf irgendwen, sie wissen es nicht. Mir kann es egal sein. Im nächsten Moment ist ihre Aufmerksamkeit wieder weg, für immer. Ich fühle mich jedenfalls immer sicher und "unbeobachtet". Der Kanalweg ging dann in eine Uferpromenade neben einer Straße über, und mir fiel auf, daß sie daß da alles neu gemacht hatten. Ich hatte mal in der Gegend gewohnt und mich flashte es ungemein diese Veränderung zu realisieren. Das haben sie echt schön gemacht. Überhaupt spielt Vergangenheit, oder sagen wir generell Makrozeiträume oft eine Rolle in meinen Dissotrips. Und schon wieder stand ich wie verloren und nicht abgeholt in der Gegend rum. Naja so druff ist halt banales deutlich interessanter bzw ist es die veränderte Wahrnehmung an sich, die interessant ist. Irgendwann kam ich dann in so ein Hipsterterritorium (es mehrten sich die spanischen Gesprächsfetzen) und ich musste meine Route evaluieren um meine good vibes zu bewahren. Ich entschloss mich dagegen den gleichen Weg zurück zu gehen und ging Stadteinwärts.

T-3:00
Wir sind mittlerweile sicher bei 3 Stunden. Am berühmt berüchtigten so-und-so Platz (irgendwer hat's wahrscheinlich schon erraten) stieg ich über einen schlafenden Penner hinweg und sog noch etwas Atmo ein. Genau meine Ästethik. Ich chillte mich auf einen Bordstein und beobachtete 2 Bullenbatallione, die mit irgendwelchen Zivilisten diskutierten. Irgendwie kam ich mir dann doch zu disponiert vor (es war nicht viel los, streng genommen war vielleicht auch Ausgangssperre? Funny wie absurd die Realität derzeit ist) und zog weiter Richtung home base. Machte nochmal Halt, um für ca. 10 min eine Reihe blau erleuchteter Balkone hoch oben im Plattenbau anzustarren und zu fotografieren und beschloss, daß ich soetwas auch brauche. Ich bemerkte wie alles kälter wurde. Nicht die Außentemperaturen, sondern mein Dopaminspiegel. Ich realisierte, wie für manche Menschen der Impuls nachzulegen zustande kommt, welchen Einfluss der Dopaminausstoß von PCE/PCP hat. Ich fragte mich, wie das wohl wäre, ein PCE binge. Naja, passt nicht in mein Leben, aber wäre sicher interessant.
Als ich mir dann dort auch zu disponiert vorkam (viel befahrere Straße, keine Sau zu Fuss unterwegs und wenn, dann nur um von A nach B zu kommen) zog ich weiter. In einem kleinen Parkstück waren irgendwelche Gestalten an einer Bank, die mich dazu inspirierten die Leere, die ich verspürte mit dem Joint zu füllen, den ich anfangs ja schon kurz angeraucht hatte. Ich hatte bereits in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, daß Gras den Trip auf ein ziemlich psychedelisches Level heben kann. Ich rauchte also und zog weiter durch den urbanen Dschungel aus Plattenbau und Natur, den ich so liebe.

T-4:00
Ich kam letztlich wieder am Skatepark an, der mittlerweile wieder von irgendwelchen Gestalten bevölkert war. Ich verspürte kurz eine Furcht, entschloss mich aber dann zu einem "Frontalangriff" und ging halt quer über den Platz. Gute Entscheidung, die Furcht wich augenblicklich. Der Joint hatte mich schon ordentlich geschickt. Meine Bank war frei und so chillte ich mich hin. Mein Headspace war schon recht "anspruchsvoll", aber ich kam doch gut klar damit, die Fallen zu umgehen, die mir mein Kopf zu stellen schien. Dennoch, in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit und mangels Ideen einer weiteren Gestaltung meiner Tour wurde es mir dann doch zu blöd und ich entschloss mich mein "landing gear" auszufahren in Form eines 1mg Etizolam pellets, das ich versuchte aus meinem Drognedöschen zu kramen, was sich allerdings mangels Licht erfolglos gestaltete und ausserdem hatte ich ja auch gar nichts mehr zum runterspülen dabei. Ich machte eine mentale Notiz für's nächste Mal und beschloss, daß es das beste ist, einen ruhigen Kopf zu bewahren und mich auf den Weg nach Hause zumachen. Ich versuchte meine Situation ein zu ordnen. Ich hatte schon mit Anflügen von Panik und Paranoia zu kämpfen, aber gleichzeitig beeindruckte ich mich auch selber, wie ich doch alles recht gut im Keim erstickte und mit den richtigen Gedanken konterte. Gut das hätte trotzdem auch in die Hose gehen können. Muss ja nicht sein, so "on the edge". Ich hatte in meinem Leben meine Erfahrungen mit Psychedelika gesammelt, aber eher in meiner naiven Phase und seitdem einen gebührenden Respekt. Ich frage mich, ob ich nicht mittlerweile erfahren genug bin, so als alter Sack. Ich mache mir sicher zu viele Gedanken. Naja jedenfalls wäre ein anderes Setting von Nöten, soviel ist sicher.

Ich ging den Weg am Ufer zurück, aber nach einigen hundert metern wurde es wirklich stockdunkel und sehr wenige Menschen waren unterwegs. Ich fühlte mich etwas unsicher auch in Anbetracht meinen verletzlichen Bewusstseinszustandes und beschloss diese Tatsache zu respektieren indem ich umdrehte, um den beleuchteten Weg an der Hauptstraße zu gehen. Ätz! Das war natürlich alles andere als malerisch und färbte meine Gedanken wiederum auf seine Weise. Pappen bleiben, also dafür wäre doch eine hohe Dosis PCE und Gras ideal, oder? Solche lustigen Gedanken hat man dann halt schonmal - Captain Hindsight, der einem einzureden versucht, daß doch rückblickend das Übel absehbar war. Die Sicherheit der eigenen vier Wände in Aussicht half aber die Gedanken wieder auf den rechten Weg zu bringen. Ich bemerkte auch, wie ich trotz gewohnter Umgebung Schwierigkeiten hatte mich zu orientieren (visuell und kognitiv), was mich nur in meinem Plan bestätigte - ab nach Hause, richtige Entscheidung.

T-5:00
Zuhause angekommen starrte ich noch etwas in der Gegend herum bevor ich mich entschloss etwaiger Nachbarschaftlicher Sichtungen zu entgehen und betrat meine Wohnung. Angesichts des nun sicheren Settings und Benzo in Sicht überlegte ich, ob es noch Sinn machte, den Restrausch auszunutzen. Es ging mir gut, ich stellte fest, daß bei entsprechender inneren Einstellung der "fehlende Dopaminspiegel" dann auch nicht mehr so relevant ist. Das bedeutet nicht zwangsweise das Ende des Trips oder nachlegen zu müssen es macht es nur weniger schön. Anyway, ich machte mir einen schönen Tee mit Etiz-Lösung und chillte noch etwas mit meinen Katzen. Ich dachte nach über die Parallelen der Beziehung zu Haustieren und Partnerschaft. Das färbt schon ab, also die Einstellung zum Tier und zum Partner. Mich würde Statistiken interessieren wie gut "Hundemenschen" und "Katzenmenschen" harmonieren.

T-6:00
Ich wurde dann doch ziemlich schnell müde und das war's dann.


Am nächsten Morgen bin ich noch ziemlich groggy wegen dem Benzo, mache mir einen Kaffee und schreibe diese Zeilen.