Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Mutterliebe
Drogen:LSD
Autor:soilenum
Datum:20.11.2022 20:40
Set:So ausgeglichen wie möglich ...
Setting:Haus in der Natur am Waldrand
Nützlichkeit:Mindestanzahl an Bewertungen noch nicht erreicht
Status:Dieser Bericht wurde aus den Tripbericht-Listen entfernt. Er ist jedoch noch für alle lesbar.

Bericht:

Vorwort:
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Das Thema LSD hat mich seit der Jugend fasziniert.
Seither – das ist über 20 Jahre her – habe ich jede Information zu dem Thema aufgesaugt, auch hier auf Land-der-Traeume. Nun würde ich gerne etwas von der Erfahrung zurück zu geben.

Ich hatte viel Respekt vor LSD und auch Angst. Ich leide unter schweren psychischen Störungen und hielt es unter diesen Umständen für keine gute Idee, mich den möglichen Risiken auszusetzen.
In den folgenden Jahren hat sich mein psychischer Zustand trotz intensiver Therapie weiter verschlechtert. Die letzten Jahre fand ich das Leben nicht mehr lebenswert, ich war an einem Tiefpunkt. In gewisser Weise hatte ich dadurch auch keine Angst mehr, dass mir LSD schaden könnte.

Im Frühling diesen Jahres hatte ich meinen ersten LSD-Trip, die Dosierung war 50 ug. Weil die Erfahrung durchweg positiv war, sind bis zum Ende des Sommers noch 9 weitere Trips dazu gekommen, die meisten davon mit 150 ug (Labor-bestimmte Werte).

Dieser Tripbericht ist eine Sammlung von Erlebnissen von mehreren Trips. Vieles habe ich weggelassen; Entweder weil es zu intim ist, weil es sich nicht in Worte fassen lässt, oder weil der Bericht sonst zu lange wird. Einiges habe ich wohl auch schlicht vergessen.
Alle Trips waren vom Set und Setting gleich, der Verlauf war jeweils sehr ähnlich.
Ich habe keinen Menschen dem ich vertraue, deshalb waren alle Trips ohne Sitter.

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Der Trip
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Tagsüber fühle ich mich immer sehr ängstlich, weshalb ich den Trip erst am Abend beginnen will. Den Tag nutze ich für ausgedehnte Spaziergänge um mich mental auf den Trip vorzubereiten.
Danach gönne ich mir eine Dusche, während die Pappe unter der Zunge einwirkt.

Nach der Dusche mache ich es mir im Garten auf dem Liegestuhl mit einer Decke bequem und warte darauf, dass die Wirkung einsetzt, während ich beobachte wie sich der Tag dem Ende neigt.
Mein Haus befindet sich sich am Waldrand. In der Gegend stehen nur wenige Häuser, sie sind weit verteilt und viele davon sind unbewohnt, so dass ich normalerweise meine Ruhe habe.

Die Sonne sinkt dem Horizont entgegen, die Schatten werden länger, der Himmel verfärbt sich langsam und ich bin nicht sicher ob dieser Eindruck schon dem LSD zuzuschreiben ist.
Erst die bewegenden Muster an der Hauswand geben Gewissheit: Es geht los.

Meine violette Decke beginnt auf die Umgebung abzufärben. Die Hausfassade saugt das Violett auf, selbst der Himmel nimmt einen violetten Ton an. Ich kann sogar das Violett auf meiner Zunge schmecken!

Ich schliesse die Augen und konzentriere mich auf meine Sinne. Ich spüre den Wind an jedem einzelnen Härchen. Ich spüre jede Nervenfaser in meinem Körper und deren Verbindung zu meinem Gehirn. Eine intensive Euphorie macht sich breit und ich kann nicht mehr still liegen.
Ich stehe auf, laufe durch den Garten und betrachte die Pflanzen. Überall sehe ich Fraktale; In sich wiederkehrende Muster, in Blüten, in Bäumen, in Gräsern.

Die Eindrücke sind wunderschön, aber auch ziemlich anstrengend. Nach wenigen Minuten lege ich mich wieder auf den Liegestuhl unter die Decke und schliesse die Augen.
Aus der Ferne höre ich meine Nachbarin, es ist eine ältere Dame um die 70. Sie sitzt vor ihrem Haus und telefoniert. Ihre Stimme ist hell und laut, aber dank der Entfernung stört es mich nicht.
Plötzlich bildet sich in meinem Kopf eine Vision. Ich sehe wie sich der Hals der Nachbarin streckt und immer länger wird, bis ihr Kopf in meinen Garten reicht. Ihr Kopf war im Goth-Stil geschminkt, sie sah jung aus und irgendwie sexy :) Jedenfalls fand ich die Vorstellung urkomisch und musste lachen.

Ich öffne wieder die Augen und betrachte die Landschaft, wie sie sich langsam in Dunkelheit hüllt. Nach einer Weile kann ich beobachten, wie eine Reh-Mutter mit ihrem Kitz das Feld neben meinem Haus in Richtung Wald überquert.
Ich richte mich auf, um die beiden besser beobachten zu können, was von der Mutter nicht unbemerkt blieb. Sie schien plötzlich besorgt um ihr kleines, da es mich noch nicht bemerkt hatte und getrödelt hat.
Auf einmal überkommt mich das Gefühl der Mutter. Diese intensive Fürsorge und Liebe. Ist das Mutterliebe? Ich musste vor Glück weinen und habe mir vor Freude fast in die Hosen gemacht. Selber durfte ich eine solche Zuneigung nie erfahren.

Es wird Nacht.
Ich stelle den Liegestuhl auf das offene Feld raus, so dass der klare Sternenhimmel mein gesamtes Blickfeld ausfüllt.
Bald vergesse ich, dass ich einen Körper habe, bin nur noch ein wahrnehmendes Subjekt, das im Weltall schwebt. Ich frage mich, wie ich aus dieser Entfernung jemals meinen Körper wiederfinden soll. Und ob mein Körper ohne mich überhaupt überleben kann. Aber das scheint nicht wichtig und bereitet mir keine Sorgen.
Meine Katze steigt mir auf den Bauch und ich bin zurück auf der Erde.
Während es sich die Katze auf mir gemütlich macht, fühle ich eine angenehme Wärme und Harmonie. Mond und Sterne ziehen ihre Bahnen, ich beobachte wie Flugzeuge und Meteoriten über den Himmel ziehen. Es wird immer ruhiger im Kopf, aber an Schlaf ist nicht zu denken.

Gegen 1 Uhr gehe ich ins Haus und versuche etwas fernzusehen. Aber meine Gefühle sind zu intensiv. Die Nachrichten finde ich unerträglich, alles geht so nahe. Wie halte ich das normalerweise nur aus?
Ich gehe wieder nach draussen und betrachte bis 3 Uhr den Nachthimmel. Dann gehe ich ins Bett. Ich bin wohl erst etwa gegen 6 Uhr eingeschlafen.

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Rückblick:
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Von den 10 Trips hatte ich keinen „Horror-Trip“, obwohl ich gezielt versucht habe, mich mit meinen Traumata auseinander zu setzen und mich meinen Ängsten zu stellen. Nur eine Erfahrung war etwas unangenehm. Das Gefühl hat sich dann den ganzen Trip weitergezogen, war aber problemlos zu bewältigen.

Der letzte Trip ist nun etwas über 2 Monate her. Die Trips haben viel Verdrängtes geweckt, was mich dazu gezwungen hat, mich mit meiner Innenwelt auseinander zu setzen. Heute noch mehr als je zuvor. Vielleicht bin ich auf einem Weg der Besserung, ich weiss es noch nicht. Es bleibt viel Arbeit.