Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:erwachen im 7. himmel
Drogen:Opium
Autor:Relaxed
Datum:27.04.2003 00:00
Set:vertraut - das max-planck institut, mein arbeitsplatz
Setting:entspannt, sonntag nachmittags
Nützlichkeit:7,53 von 10 möglichen   (55 Stimmen abgegeben)

Bericht:

hier ein bericht von meinem zweiten opiat-experiment, diesmal das medikament "tramadol". der bericht wurde geschrieben fuer das land der träume. ich habe ihn auch nicht umgeändert, sondern paste ihn einfach so wie er ist rein.



gestern abend hatte ich noch ein paar stunden entspanntes modellieren vor mir ... irgendwo muss ja schliesslich das geld herkommen. ausserdem ist das sonntags arbeiten im institut immer ueberaus entspannend. es sind nur wenige kollegen da, und wenn dann die freaks , ich bin allein im labor, hab meine ruhe, kann laut internet radio hören. und dann begann auch noch eines meiner lieblingsmixes auf der station zu laufen, was mich endgültig davon überzeugte mein erstes richtiges tramadol experiment durchzuziehen.



soweit, so gut. ich informierte mich kurz nochmal über dosierung und war mir uneins ob ich nun 100 oder 150mg nehmen sollte. ich hatte nix gegen die uebelkeit da, aber andererseits wurde mir bei codein auch nicht uebel. um 18h47 nahm 2x50mg, 5 minuten spaeter dann doch noch eine mehr.

die erste zeit passierte nichts, ausser dass sich meine laune weiterhin steigerte. ich freute mich auf die wirkung und die musik tat ihr uebriges fuer die postive stimmung. ich hatte die ersten 20 minuten immer wieder das gefuehl kurze superlaune flashs zu schieben, die jedoch placebos gewesen sein müssten oder mit anderen dingen, aber sicher nicht mit tramal zusammenhingen.

um 19h06 notierte ich



Quote:

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ausser einem gefuehl der entspannung und des abdriftens beim modellieren noch keine spuerbaren effekte. ich glaube ich wage es mal und werd mir ein paar aldi m$ms reinziehen.





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Ich hatte Hunger, hatte jedoch immer noch im Hinterkopf dass fast allen Opiatkonsumenten früher oder später übel wird und die Mehrheit derer dann während oder nach dem Trip kotzen müsste und das das ganze Erlebnis zerstörte. Jedoch war das bei mir sehr unproblematisch. Mir wurde lange Zeit nicht übel, und es dauerte noch ein paar Minuten bis ich die aufkommende Euphorie von einer "normalen", die spontan manchmal in mir aufkommt, unterscheiden konnte.



19h27 :



Quote:

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es ist eine sehr substanzielle euphorie - eine art hintergrundrauschen die mich ausfuellt. mir ist warm und ich fuehle mich pudelwohl. kann mir nicht vorstellen dass ich von diesem gefuehl abhaengig werde, weil ich mich auch ohne oft wohl genug fuehle.





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Am bezeichnensten für den gesamten Trip empfand ich diese Körperwärme. Es war etwas einzigartiges, was ich noch nie so in meinem Leben gespürt habe. Ich war einfach von oben bis unten erfüllt mit Wärme und spürte diese Wärme überall. Normalerweise bin ich ein sehr wärmeempfindlicher Mensch, aber in diesem Fall konnte mir nix besseres passieren.

Die Euphorie war - wie oben schon beschrieben - nicht bombastisch und total umwerfend. Es war eher eine schwebende, allgegenwärtige Euphorie, die einen ausfüllte, mich bereicherte. Alles war in Ordnung. Jede Szene, die meine Augen aufnahmen war erfüllt von Liebe. Die Welt hätte zusammenbrechen können, und nichts hätte dieses Gefühl der Euphorie und Fülle zerstören können. Ich harrte in diesem Zustand, und Dinge wie Zeit&Raum wurden - nicht unwichtig - aber uninteressant. die ganze aussenwelt wurde ein stückweit uninteressant. ich konzentrierte mich auf mein inneres und das was ich dort erlebte.

niemand sollte diesen tripbericht falsch verstehen. es gehört eine gehörige portion weltoffenheit & in sich gehen dazu, um dieses gefühl zu geniessen. hätte ich das nicht getan, wäare mein empfinden nichts weiter als eine oberflächliche euphorie gewesen, die die alltagsprobleme sehr gut verdrängen kann. denn nichts negatives war fuer mich - weder in gedanken noch in gefühlen, fassbar. ich versuchte es, und es ging einfach nicht. ich war total ausgeglichen, eins mit dieser welt.

dementsprechend notierte ich um 19h44



Quote:

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einkehr in den zustand der ruhe - den ich auch von meditation kenne. das leben im jetzt faellt leicht. ich bin in einer angenehmen scheissegal stimmung. hab auch keinen bock zu schreiben, das is mir zu anstrengend.





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19h47

Quote:

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ausgeglichenheit - doch, der turn ist schon irgendwie geil. sehr, sehr geil. das leben ist geil. es fliesst, fliesst, fliesst. udn ich bin dabei. ich fuehle mich reich - reich an lebensenergie. mir kommt grad der titel des neuen albums von thievery corperation in den kopf - "the richest man in babylon" genau das bin ich - und babylon ist eine art paradies. eine traumwelt, fuer die es sich zu leben wohnt.





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ich telefonierte noch mit einigen menschen und hatte auch sehr grosse freude daran ihnen zuzuhören, ihren worten zu lauschen. aber die motivation, sich selbst aktiv ins gespräch einzubringen war gering. ich schwebte und liess alles auf mich wirken, ohne lust zu haben selber mitzuwirken.

Das Gefühl der Wärme erstaunte mich immer wieder von neuem, ich arbeitete hin und wieder ein bisschen was.

trotz meiner unlust zu schreiben gibt es noch zwei weitere logbuchaufzeichnungen (19h51 & 19h58)



Quote:

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mein kopf EXPLODIERT, soviel euphorie ist in mir. es ist wahnsinn. ich fuehle mich in einklang mit allem was ist. negative gedanken - es ist geil ich versuche irgendwas negatives in meinen kopf zu bekommen - es geht nicht, beim besten willen nicht. gefaehrlich, gefaehrlich.



dieses körpergefühl - es ist GENIAL! wenn ich mir die frage stell wies mir geht ist mein ganzer körper von wärme durchflutet. das ist so GEIL!





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wie gesagt, ich glaube kaum dass menschen die auf der suche nach nem geilen flash sind dass aehnlich intensiv erleben werden, da eine droge auch immer vom umgang des konsumenten mit ihr abhaengt.

aber ich verstehe nun deutlich die problematik, was an opiaten die abhaengigkeit induziert - es ist nämlich genau dieses gefühl, sich vom alltag zu entfernen, nein nicht entfernen, sondern den unerträglichen alltag mit einem erträglichen zu ersetzen wo einfach alles in ordnung ist, ganz egal was passiert. denn den ersten teil des trips über habe ich einen absolut klaren kopf behalten. die euphorie ist irgendwie so greifbar, normal. alltagstauglich. und das ist die gefahr.



gegen mitternacht dachte ich schon ich komm langsam runter. das würde auch der beschriebenen wirkungsdauer in einigen erfahrungsberichten entsprechen, andere wiederum behaupteten sogar am nächsten morgen noch einen afterglow effekt zu haben.

wie auch immer, ich würde müde. deshalb dachte ich anfangs auch ich würde runterkommen. aber es war keine normale müdigkeit. hierzu folgendes (0h15)



Quote:

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ich hab es noch nie genossen müde zu sein ... aber es ist genial. ich fühl mich entspannt und bin so müüüüüüüüüüde...





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also bin ich nach hause gegangen und habe mich sofort bettfertig gemacht. mittlerweile habe ich gemerkt dass ich ganz und gar nicht runtergekommen bin, sondern eine andere komponente des trips in mir aufkaum : die klare euphorie wich einer schönen verträumtheit. ich war in einer art traumzustand und es war noch nie so schön, einzuschlafen. ich schloss die augen und hatte sogar komische ständig wechselnde dunkle konturen vor mir, an denen ich mich sehr erfreute. dadurch bekam ich noch ein ziemlich "trippy" feeling was ich überhaupt nicht von tramal erwartet hatte. schon beim heimlaufen war mir schwindlig - viel bewegung auf tramal ist nicht so sinnvoll, aber es ging nicht anders.

eine leichte übelkeit kam dann auch. aber sobald ich im bett lag verflog das alles und dieses schwindelgefühl war voll genial...auch dieses schwindel war im einklang mit allem andern.

ich schlief dann sehr schnell ein, wachte kurz danach noch 2x auf und war in einer absoluten euphorie, die mich so beeindruckte dass ich gleich wieder einschlief. ist war wie ein erwachen im himmel, sehr schwer zu beschreiben.

geträumt habe ich auch sehr viel - und weiss auch noch einiges davon.

heute morgen bin ich sehr entspannt aufgewacht und ich kann keine nachwirkungen bemerken.



ich habe lange gezögert diesen bericht hier reinzuposten, weil es um einen wirkstoff geht, der zu einer gruppe von medikamenten gehört die wahnsinnig schnell abhängig machen. ich bin mir sehr sicher davon nicht abhängig zu werden, muss aber sagen dass ich selber überrascht war von der intensität dieses trips. euphorie ist für mich kein fremdwort und ich bin mit sehr starken euphorieschüben ganz ohne drogen auch sehr vertraut, aber was ich gestern erlebt habe hat all meine bisherigen erfahrungen irgendwie übertroffen. ich denke auch dass ich mich in den trip reingesteigert habe, was das ganze zu einem noch individuelleren erlebnis für mich gemacht hat. ich habe mich voll und ganz auf tramal eingelassen und die signale die mir die droge gab in den richtigen momenten verarbeitet. das gelingt mir bei vielen stoffen nicht, die deshalb dann auch ohne wirkung bleiben.

aber opiate sind wirklich sehr potent und sollten nicht unterschaetzt werden. bei richtiger anwendung kann man ihnen durchaus etwas gewinnbringendes entziehen, aber das durchforsten diverser drogenforen bestätigt mein bild, dass es nur sehr sehr wenige menschen gibt die ein vernünftiges konsummuster mit diesen substanzen finden. ich werde es erstmal auch ne weile sein lassen und würde generell auch aufgrund der hohen abhängigkeitsrisiken davon abraten, opiate zu konsumieren. das kommt natürlich komisch rüber, da ich selber damit experimentiere. ich will opiate nicht verteufeln, deshalb hab ich ja auch doch diesen bericht hier gepostet, aber sie sollten mit ÄUSSERSTER VORSICHT genossen werden.



relaxed