Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Philosopher Stones; 20 Gramm [erste Pilzreise]
Drogen:Psilocybinhaltige Pilze
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:05.05.2007 20:59
Set:Neugierig; Nervös;
Setting:Spät Nachts in meinem Zimmer; gute Musik; gedämpftes Licht;
Nützlichkeit:8,10 von 10 möglichen   (20 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Es muss kurz nach Mitternacht des 5. Mai 2007 gewesen sein als ich meine letzte Zigarette ausdämpfte und begann die Pilze zu essen…



Philosopher Stones, nussige, trüffelartige, im getrockneten Zustand ziemlich harte psilocybinhaltige Pilze. 20 Gramm (frischgewicht) davon sollten mich durch diese Nacht führen.

Nach einer Woche Lagerung hatten meine kleinen Zauberfreunde bereits leicht an Gewicht verloren und zu allem entsetzen leichten Schimmel angesetzt. Natürlich lässt sich der Reisende davon nicht abhalten. So kratzte ich mit einem scharfen, sauberen Messer die grünlich, haarige Schicht ab. Entgegen mancher Annahme handelt es sich bei der weißen Schicht, welche oft nach wenigen Tagen bereits die Pilze einhüllt nicht um toxischen Schimmel, sondern um Mycelium – welches harmlos ist und auch nicht entfernt werden braucht.

Ich zerkleinerte die Stones in Snackgerechte Häppchen und rührte sie in Joghurt um den säuerlichen Nachgeschmack zu umgehen. Nebenbei hörte ich einige alte Platten der Velvet Underground und ließ an meinem Fernseher Visuals laufen. Ziemlich psychedelisch dachte ich, erinnert mich irgendwie an eine Lightshow der späten 60’er.



Bereits gut zwanzig Minuten später, entfaltete sich eine Übelkeit in mir welche stark an Holzrosesamen erinnerte. Möglicherweise war im inneren der Pilze doch etwas Schimmel der sich nun eine Freude daran machte mir den Tripstart schwer zu machen. Ich ging in die Küche um mir etwas Kamillentee zu kochen und bemerkte eine leicht „verschobene“ Optik und Unsicherheit in meinen Beinen.

Im Nachhinein hätte ich mir den Kamillentee sparen können. Ich kotzte was das Zeug hielt und konnte es anschließend von meinem Fußboden entfernen. Üble Gedanken machten sich breit – was wenn meine Eltern aufwachen und meine mittlerweile Tellerartigen Pupillen sehen – kein guter Start für psychedelische Experimente.



Nachdem die Sauerei beseitigt war und gut eine Stunde nach der Einnahme vorübergegangen war wurden die Gedanken und Optiken stärker. Ich losch, bis auf die Visuals, alle Lichtquellen und machte es mir in meinem Bett bequem. Sofort sank ich in ein samtartiges Universum. Ich fühlte mich als würde ich in Watte gebettet, schwerelos sein. Ein kleiner Spiegel den ich mir auf mein Nachtkästchen gelegt hatte brachte mich zum lachen, mein Gesicht morphte und wurde dicker und dünner, länger und kürzer. Es sah aus als würde ich aus Plastilin bestehen welches sich ständig verformte. Ich schaltete kurz das Licht an um nach Süßigkeiten zu suchen welche ich notfalls immer in einer Schublade aufgewahre. Das bereitete mir ärgste Schwierigkeiten, meine Arme fühlten sich an als wären sie betäubt worden. Als ich endlich die Schublade offen hatte, erstrahlten vor mir mehr als ein Dutzend bunter in Papier und Plastik gehüllter Schokoriegel, Gummibärchen, Drops, Kaugummis und weiß der Teufel was noch. Ich fühlte mich wie ein fünfjähriger der zu Weihnachten vor dem Baum steht und nur darauf wartet ein Päckchen nach dem anderen aufzureißen.



Mittlerweile war ich an einem Punkt angelangt an welchem die Gedanken regelrecht mein Gehirn durchfluteten. Kaum hatte ich einen Gedanken erfasst, schossen zehn andere hinterher und erregten mein Interesse. Es fehlte mir wohl noch an Erfahrung um die Gedanken intensiver zu hinterfragen. So ließ ich mich berieseln und erfreute mich, manch schöner Erinnerung an vergangener Tage welche ich gedacht hatte längst vergessen zu haben. Begleitet wurde ich von schönen, bunten Formen und Farben… welche ich jedoch nur bei geschlossenen Augen sah. Öffnete ich die Augen schien eher alles wässrig, leicht verschoben. So war es kein Einzelfall das ich meinen Schreibtischstuhl dabei beobachten konnte wie er sanft das Zimmer auf und ab rollte, während der Rest des Zimmers wie auf einem Schiff auf hoher See leicht hin und her schwankte.



Um ungefähr 4 Uhr morgens waren die stärksten Optiken und Gedanken wieder verflogen. Immer noch war ich von Glücksgefühlen und Wärme durchflutet und lauschte den sanften Klängen einiger Velvet Underground Stücke wie, Sunday Morning, Candy Says und Heroin.

Heroin, daran dachte ich gerade. Wenn einem Pilze schon ein solches Glücksgefühl bescheren können, wie muss das dann erst auf Heroin sein. Der Gedanke war fast erschreckend und neben dem Interesse erkannte ich auch die Gefahr und den Grund warum so viele darauf hängen bleiben.



Knapp eine halbe Stunde später, also gegen 4:30 muss ich eingeschlafen sein. Ich hatte zwar keine Träume an welche ich mich erinnern konnte, doch das aufwachen überraschte mich. Keine negativen Symptome, ich fühlte mich fit und war gut gelaunt. Konnte mich an vieles, wenn auch nicht alles der letzten Nacht erinnern.



Ich könnte an dieser Stelle noch eine Vielzahl von Gedanken erzählen welche mich in dieser Nacht begleiteten, doch ist dies hier ein Tripbericht, ein kleiner Einblick in die Wirkungsweise der Philosopher Stones und keine Studie meiner Persönlichkeit.



Ich hoffe der Tripbericht hat einigen gefallen, noch mehr aber hoffe ich das manche etwas aus diesem Tripbericht für sich mitnehmen können. Nämlich das es sich bei diesen Pilzen um ein biologisches, kleines Wunder handelt. Man kann mit diesen Pilzen einen ruhigen, schönen Abend erleben. Gedanken und Erinnerungen durch seinen Kopf gehen lassen und mit Sicherheit auch viele Antworten finden. Das alles mit einem minimalen, überschaubaren Gefahrenpotenzial und keiner Suchterzeugung. Pilzkonsum hat eine lange Tradition in der Menschheit und wurde vor tausenden Jahren schon für religiöse Zwecke verwendet. Irgendwann begann die westliche Welt dieses Naturprodukt zu kriminalisieren ebenso wie viele andere Pflanzen. Die dumpfe Wirkung des Alkohols wurde legal vorgezogen – für mich unverständlich.



Nun genug der Worte… bis zum nächsten mal.