Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Himmel und Hölle mit Schlangengift (Laos/Südostasien)
Drogen:Alkohol
Autor:Fuel
Datum:22.05.2007 21:44
Set:Seitengassen von Luang Prabang
Setting:gelassen, angetrunken,...
Nützlichkeit:8,91 von 10 möglichen   (261 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Durch meinen 5-monatigen Aufenthalt in Südostasien, kam ich in den Genuss vieler verschiedener Drogen (u.a. Kratom, Coca-Blätter, Betelnuss, Mariuhana in allen Sorten, Opium, Valium, Codein, Tramadol, Xanax…), was bestimmt auch am extrem niedrigen Preis und der leichten Beschaffung lag:



Apotheker:“What do you need?“

Ich: “Tramal”

Apotheker:”Ok, 20 pills (Pillen waren da gängiger) 50 Bath (= 1 Euro)”



oder



Apotheker:“What do you need?“

Ich:“I have to make several domestic flights, but I hate flying (hier den Apotheker anzwinkern!)“

Apotheker:”Ok, here I have Alprazolam (Xanax), this will help for sure!”



Ich muss aber noch dazusagen, dass ich mir das Pillenzeug nicht gekauft habe, um mich pausenlos wegzuballern, sondern vornehmlich um die extrem anstrengenden Bus-, Zug- Boot- und Pickuptouren etwas angenehmer zu gestalten. Wer schon mal dort war, weiss was ich meine. Trotzallem haben mir die restlichen kleinen Helfer auch extrem schöne Strandtage beschert! Und die letzte Xanax einen super entspannten 12 Stündigen Rückflug – selbst als ich erfahren habe das unser Anschlussflug in Kopenhagen gestrichen ist, war ich noch sehr gelassen…



Marihuana, Opium, Coca-Blätter oder Betelnuss waren wohl am einfachsten zu beschaffen, besonders in Laos. Da dort ab ca. 23 Uhr landesweit Sperrstunde ist, wusste man automatisch dass jeder der danach noch rumstand, Drogen verkaufte. Zumal einem das Ganze förmlich aufgedrängt wurde!



Und in Laos spielt sich auch der Trip ab, über den ich nun berichten will. Ich kann nichtmal sagen, ob es sich bei dieser Substanz überhaupt um eine Droge im eigentlichen Sinne handelt. Meine bisherige Internet-Recherche hat leider nicht viel ergeben. Auch das Befragen der Einwohner in Laos, hat nur spärliche Informationen ergeben.



Nun gut, hier die beiden sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit dieser Substanz:



Teil 1. - HIMMEL



Wir (meine Freundin und ich) waren bereits 2 Tage in Luang Prabang (Laos) und streiften mit einem australischen Pärchen ein bisschen um die Gassen. Als wir die Strasse die am Ufer des Mekong entlang führt ein Weilchen entlangwanderten, entdeckten wir eine kleines Strassenständchen, an dem 5 richtig fertige Typen rumsaßen. Und wenn ich sage richtig fertig, nehmt es ruhig wörtlich! Na ja, man ist von so einer Reise nun doch schon so einiges an Menschen gewöhnt und oft überrascht, wie nett sie dann nach kurzem Gespräch doch sind, also gesellen wir uns kurz zu Ihnen und spielen ein wenig mit dem kleinen Affen. Der hat nämlich unser Mitleid erregt, da er angekettet und eingeschüchtert in der Ecke sitzt.



Kurz darauf fällt uns ein großes Glasgefäß auf, welches auf dem Tisch neben den 5 total dichten Kerlen steht. Nach langem hinstarren, um herauszufinden was sich darin befindet, winkt uns einer der 5 Typen (anscheinend der Anführer der knallharten Bande) näher her, um uns auf brutal gebrochenem Englisch darüber aufzuklären: „Medicine!! Good for man! Makes you stronger!! Makes warm feeling in your back!“…..Ok, deswegen sind die 5 auch so wahnsinnig harte Kerle ;)

Bei näherem begutachten fällt uns auf, dass in diesem Glasbehälter 2 große Königskobras, ein paar kleinere Schlangen die ich nicht identifizieren konnte, Geckos, Skolopender, Skorpione und diverses anderes Getier rumschwimmt – Schätzungsweise in Alkohol. (Um genauer zu sein, war es LaoLao – ein schwarz gebrannter Reiswhiskey, welcher in Laos zu jeder erdenklichen Gelegenheit zum Anstoßen genutzt wird. Einladungen zu einem Gläschen sollten im Zeichen der Gastfreundschaft niemals abgelehnt werden!) Nur eben hier befanden sich diverse Tiere (giftige Tiere) mit im Gefäß! (Ähnliches sah ich bereits einen Tag davor am Markt, mit einzelnen Tieren in kleineren Gefäßen und dachte mir eigentlich nur, es diene zur Deko) Das Gift der Königskobra ist extrem stark, das der Skolopender extrem schmerzhaft – genauso wie das vieler Skorpione… und hier waren sie alle zu einem Cocktail gemixt! Ich fragte mich, wie sich das Gift wohl verändert wenn es lange Zeit im Alkohol ist. Ob wohl einige Eigenschaften geändert werden? Ich hatte bereits von Schlangengift-Behandlungen gehört, bei denen kleine Mengen des Giftes regelmäßig injiziert werden. Auch vom Trinken des Schlangenblutes oder vom Verzehr ganzer Königskobras.. Aber noch nicht von einem solchen Giftgemisch.



Naja, man muss sich opfern für die Wissenschaft, also bitte 2 Gläser für mich und meinen australischen Freund hier! Gesagt, getan!… Er befüllte 2 der Schnapsgläser (welche wohl ihrer Verfärbung nach noch NIE gereinigt wurden und gab sie uns. Auf Ex! Anders kann man Lao Lao sowieso nicht trinken – Kenner wissen das!



Ich muss hier kurz einwerfen, dass das Risiko diese Tinktur zu trinken in jedem Fall abgewägt war – zumal ich einen Australier an meiner Seite hatte. Was das für eine Begründung sein soll, einen Australier dabei zu haben? Nun ja, ich weiss auch nicht – klingt aber gut… Nein ehrlich, wir haben das Gästebuch durchgelesen, das dort rumlag. In dem haben sich alle eingetragen, die dieses Gebräu schon konsumiert hatten. Aus aller Welt.. Und da viele geschrieben haben, dass sie erst einen Tag nach dem Trinken den Eintrag verfasst hatten – konnten sie ja nicht gestorben sein. Außerdem waren alle durch die Bank weg von dieser „Medizin“ begeistert. Und hey, wenn man durch Asien reist, sucht man doch auch ein bisschen nach etwas Einzigartigem!



Nun gut, wir haben es intus, zahlen (30 cent pro Glas), sagen dem Affen goodbye und spazieren weiter. 5 Minuten später wird es eigenartig. Ich bekomme ein extrem warmes und angenehmes Gefühl in der Wirbelsäule. Eine Art kribbeln, das sich langsam im Rücken verbreitet. Er hat wohl doch nicht zu viel versprochen. Mein Australischer Freund kann das Ganze bestätigen. Also kein Placebo. Weitere 10 Minuten später fällt mir auf, das ich extrem Geräuschempfindlich geworden bin, auch mein Gefährte konnte ähnliches feststellen. Ich hörte alles auf einmal und doch konnte ich problemlos Dinge herausfiltern. Auch die Empfindung der Haut war extrem Angehoben. Die Hand meiner Freundin beim spazieren gehen zu berühren, war ein ganz neues Erlebnis – fühlte sich sehr intensiv an. Und ja, da war auch ein gesteigertes Verlangen nach Sex zu spüren. Mittlerweile war der Australier völlig still geworden und betrachtete extrem aufmerksam seine Umwelt. Musterte alles Mögliche. Er war aber sofort bei der Sache wenn man in anquatschte – er fand nur alles so faszinierend intensiv. Mir ging’s nicht anders und diese Wirkung hielt sich ca. 4 Stunden. Es war als wären die Sinne auf hypersensibel gestellt und man fühlte sich einfach großartig. Befreit, erholt, bereit für alles, fast schon übermenschlich. Als ich an diesem Abend einschlief, träumte ich EXTREM realistisch, ich kann nur leider nicht mehr sagen um was es sich handelte, dafür ist schon zuviel Zeit vergangen seit diesem Rausch. Der Tag danach war extrem entspannt. Fast schon wie ein afterglow, hat sich die angenehme Wirkung auch hier noch gezeigt, nur extrem subtiler… Schön, das muss ich doch die Tage nochmal versuchen!



Teil 2 - Hölle



Seit dem Erlebnis sind nun 3 Tage vergangen und wir waren unterwegs in einem der Bergstämme von Laos – den Hmong – um mit Ihnen ihr Neujahrsfest zu feiern. Nach reichlich Lao Lao und ein paar Flaschen Beer Lao, gestaltete sich die Rückfahrt in die Stadt extrem witzig und wir hatten den Plan gefasst, gleich bei der Ankunft unseren kleinen Medizinstand aufzusuchen. Am Guesthouse angekommen, packten wir uns noch ein paar Bananen für den kleinen Affen, den wir sowieso schon vermisst hatten. Auf geht’s… Bisschen mit dem gepeinigten Tier gespielt, überlegt ob wir ihn kaufen und dann freilassen sollen. Plan wieder verworfen, da er bereits so an Menschen gewöhnt war, das er sowieso nicht oder nur mit viel Glück in der freien Natur überlebt hätte. Jeder von uns (der Australier und ich) 2 Gläser bestellt (man will es ja unbedingt wissen) und runter in den Magen und ab ins Blut, das (zumindest bei mir) eh schon gut mit Alkohol vorgewärmt war.



Zurück ins Guesthouse und erstmal eine Tüte drehen. Der Australier hat immer erst viel getrunken und dann geraucht, fand er angenehmer. Wenn ich das in dieser Reihenfolge machen würde, würde ich den ganzen Abend kotzen. Das halt ich beim besten Willen nicht aus. Aber da er nicht drehen konnte, wollte ich das für ihn übernehmen… Es kam nie dazu. Bereits beim Versuch, ein Paper auf dem Tisch zurechtzulegen, hat sich meine Motorik von mir Verabschiedet…Und es war gerade mal 20 Minuten her, das ich das Zeug getrunken habe. Ich gab dann völlig auf, als ich den Tabak von ungefähr 3 Zigaretten quer über den Tisch verteilt habe aber immer noch kein einziges Stückchen auf dem Paper gelandet ist. Ich war stark verwirrt. Ich kann nichtmal sagen, dass ich mich nicht unter Kontrolle hatte – weil ich es einfach nicht mehr weiss. Zu diesem Zeitpunkt war es ca. 22 Uhr. Völliges Blackout! Ich wache auf, ich habe einen brutalen Kater und die ganze Welt ist WAHNSINNIG LAUT! Es ist 7 Uhr Morgens.. Ich bin völlig durcheinander. Meine Freundin wacht neben mir auf und sieht mich böse und besorgt gleichzeitig an! Ich ahne übles… Sie fragt mich, wie ich mich fühle. Beschissen! Sie klärt mich auf:



Ich habe nach dem Blackout noch nicht wirklich geschlafen. Der Abend lief noch ca. 2 Stunden für mich. Begleitet von extremen Gefühlsschwankungen, habe ich über alles Mögliche mit jeder Person die in der Nähe war diskutiert….. auf Deutsch (wir waren die einzigen Deutschen). Auch wenn niemand da war, habe ich weitergeredet. Ich habe 20 Minuten in Fötusstellung auf dem Bett gelegen und geheult. Habe versucht, böse Geister im Guesthouse zu Fotografieren (zum Beweis für diesen Vorfall genügte es, meine Digicam anzumachen um lauter Bilder von, ähm, NICHTS vorzufinden…). Ich hab alle möglichen Leute angeschrieen, die so am Guesthouse vorbeiwanderten und war nur mit Mühe dazu zu bewegen, ins Bett zu gehen und still zu seien. Ich bin dann anscheinend sehr beleidigt dass mir keiner zuhört, eingeschlafen.



Auch der Tag nach dem Konsum war geplagt von einem schweren Kater, wahnsinniger Überempfindlichkeit auf Geräusche und Licht. Gespräche die länger als 2 Minuten dauerten, machten mich Irre, weil es so anstrengend war zuzuhören und gegebenenfalls zu antworten. Gehen war eine Qual, jeder Schritt brachte schmerzen in die Glieder. Ich war sehr gereizt und habe mich dann in einen Tempel - welcher in der Nähe war – begeben, um in Ruhe ein paar buddhistischen Mönchen bei ihrem täglichen Tun zu beobachten und abzuschalten. Auch am Abend, ca. 18 Stunden nach der Einnahme, waren die Symptome noch sehr deutlich zu spüren.. Auch in dieser Nacht habe ich sehr luzid geträumt! Danach hat sich alles wieder gefangen und mir ging es blendend.. Nur mein Magen war von der ganzen Aktion etwas zerstört. WAS? Hab ich das vergessen zu erwähnen? Ich hab mich ca. 6 mal übergeben….



Nun, im Nachhinein eine witzige Geschichte die mich eins gelehrt hat: Versuche immer einen Australier an deiner Seite zu haben! Und trink nicht alles was dir harte Kerle anbieten oder lass es sie vor deinen Augen selbst trinken!



Nein, im Ernst. Es war eine interessante Erfahrung. Besonders die Niedrigdosierte Variante hat mir extrem die Augen geöffnet. Ich fühlte mich noch Tage danach sehr naturverbunden. Hatte das Gefühl ich würde alles viel besser verstehen, was in meiner Umwelt vor sich geht. Auch jetzt noch – 5 Monate nach diesem Erlebnis – fühle ich mich der Natur viel näher und sehe viele Dinge mit ganz anderen Augen! Ich behandle alles mit noch mehr Respekt und halte mich noch lieber in Wäldern und Wiesen auf, als ich es vorher bereits getan habe. Eine Frau aus Laos sagte zu diesem Getränk nur eins: „If you drink it – you can have the power and the eyes of a snake!“



So far!



Falls irgendjemand noch Erfahrung in dieser Richtung gemacht hat – bitte Melden!

Ansonsten gilt: Nicht von wildfremden Menschen - am Strassenrand oder wo auch immer – Substanzen irgendeiner Art annehmen! Und versucht jetzt nicht, irgendwelchen armen Eidechsen oder sogar eure Terrarienbewohner in billigen Whiskey zu legen!



Hier noch ein Bild der Brühe:



snakewhiskeybyfuel2wate.jpg



Have fun!



Fuel