Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:das unzufriedene menschlein und das anahuasca-orakel
Drogen:Mischkonsum von Ayahuasca, Gift-Lattich und Tollkirsche (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:ehemaliges Mitglied
Datum:02.10.2007 16:10
Set:gespannt und aufgeregt
Setting:in meiner wohnung
Nützlichkeit:7,33 von 10 möglichen   (27 Stimmen abgegeben)

Bericht:

der rucksack unter dem tisch in meiner bude, der mit verschiedenen psychedelika gefüllt ist, flüstert mir zu: "es ist höchste zeit meinen inhalt zu leeren!"

"du hast recht!" stimme ich ihm zu.

ich rufe einen freund, flo, an, um ihn zu fragen, wann er denn sein geburtstagsgeschenk, einen anahuasca-reisegutschein, einlösen will. "lass uns diesen samstag die reise machen!" entgegnet er. "gut, dann werde ich am freitag die anahuasca aufkochen und sie bis samstag abend kaltstellen."

gesagt, getan: am freitag, etwa um 16 uhr, erleichtere ich mein rucksack-depot um 16 gramm Mimosa hostilis-pulver (DMT-haltiger anteil). dieses fülle ich in einen teefilter, den ich mittels eines clip-verschlusses abdichte. in einen großen topf gebe ich nun etwa 7 liter destillierten wassers, welches ich mit einigen löffeln vitamin-c-pulver ansäuere. durch die ascorbinsäure lösen sich die alkaloide besser und das destillierte wasser ist essentiell. wenn man nämlich normales leitungswasser nehmen würde, würde die fertige anahuasca erstens übelkeitserregend salzig schmecken, weil das wasser verdampft, die mineralsalze jedoch im topf verweilen und zweitens diese mineralsalze die wirkung der alkaloide beeinträchtigt. ihr müsst darauf achten, keinen aluminiumtopf zu verwenden, da die anahuasca derart aggressiv ist, dass sie aluminiumsalze aus dem topf lösen würde, die, gelinde gesagt, ein wenig unbekömmlich sind.

als das wasser zu kochen anfängt lege ich den teefilter hinein und koche das ganze etwa sechs stunden, begleitet von den üblichen gebeten und räucherungen auf. der fertige sud füllt etwa eine halbe tasse und ist nicht mehr flüssig sondern ein schwarzer, schleimiger brei.

ich bedecke die tasse und stelle sie in den kühlschrank. am nächsten tag kommt flo etwa um 19 uhr an und wir bereiten zusammen die andere ingredienz, den MAO-hemmer zu. ich jage 10 gramm steppenraute durch die pfeffermühle, gebe sie in einen kleinen topf, schütte eine tasse destilliertes, ebenfalls angesäuertes wasser hinzu und lasse dies auf kleiner flamme 15 minuten köcheln. anschließend seihe ich die samenteile ab.



"prost!" mit dieser prägnanten formel stoßen wir an und schütten uns die bittere harmala-brühe unsere kehlen hinunter. nach etwa fünf bis zehn minuten spüren wir die erste wirkung (so schnell deshalb, weil wir mittags das letzte mal gegessen hatten, lediglich ein wenig gemüse). ich werde ein wenig schläfrig und verwirrt im kopf. ein etwas unangenehmes gefühl. nach weiteren 10 minuten überwinden wir uns dazu den DMT-brei hinuterzuwürgen. von brechreiz begleitet, schlucke ich einen teelöffel von dem schleim, der sich im mund wie plastilin anfühlt. seltsamerweise schmeckt er absolut neutral. flo schluckt, ebenfalls vom brechreiz begleitet, auch einen löffel. nun sitzen wir da und warten gespannt auf die wirkung.

nach einer viertelstunde streckt sich flo auf seiner isomatte aus und ich mache mich auf meinem bett breit, nachdem ich einen zweiten löffel geschluckt habe.

die wirkung der anahuasca kommt sehr langsam und bei mir nicht sehr intensiv. bei flo ist sie schon voll am werk. wir schweigen uns an und ich genieße die optiken, die langsam intensiver werden. bei geschlossenen augen kann ich wunderschöne farbspiele in allen farben des regenbogens beobachten. diese farben sind unerhört intensiv und ich hätte nie geglaubt, dass es solch intensive, wunderbare farben überhaupt geben kann. als ich die augen öffne, verändert sich der raum vor meinen augen. verschiedene fragmente der wand treten hervor und schieben sich vor andere teile. ich betrachte ein rotes tuch mit goldenen stickereien an meiner wand, welches sich zuerst in das gesicht eines aliens verwandelt. anschließend lösen sich die stickereien vom roten tuch und bilden einen schleier, der vor dem tuch schwebt. oben an diesem tuch hängen rot-goldene fransen, welche nun sehr organisch anmuten. sie sehen aus wie tropfen geronnene blutes. die textur meiner lampe verändert sich ebenfalls und wirkt nun auch lebendig, der stoff des schirmes, von innen beleuchtet, wirkt auf mich wie menschenhaut.

ich berichte diese eindrücke flo und er antwortet mir, dass anahuasca(es ist das erste mal für ihn) wohl die mutter der halluzinogene ist. sie sei tausendmal umfassender als beispielsweise LSD. ich gebe ihm mit den worten recht: "LSD ist fast oberflächlich dagegen." er beschreibt mir seine optiken: "überall bilden sich geometrische muster und wenn ich die augen schließe sehe ich die crassesten formen und farben!"

ich fange an, unzufrieden zu werden, da meine erfahrung nicht sehr intensiv ist und überlege mir, was ich mir noch zusätzlich einbauen könnte. durch diese gedanken von mir selbst angewidert wird mir plötzlich übel und ich gehe aufs klo, wo ich mich übergebe. komischerweise schmeckt meine kotze fruchtig, wie rotwein :)

wieder zurück im bett zeigt mir die anahuasca, das ich ein problem habe. ich gebe mich selten zufrieden mit dem status quo, will oft noch mehr, mehr genuss, mehr luxus, mehr freizeit. die durchaus menschliche tendenz, alles angenehme andauern zu lassen und das unangenehme zu vermeiden, ist mir leider zu sehr zu eigen. selbsterkenntnis ist der erste weg zur besserung, denke ich mir und bin nun wieder zufrieden. es macht sich sogar der anflug eines zauberhaften glücksgefühls breit, wahrscheinlich initiiert durch diese erkenntnis. in der gleichen sekunde zeigt mir die anahuasca wieder, dass meine gedanken leider wieder die vorherigen wege verfolgen: "der anflug eines glücksgefühls" sagt auch unzufriedenheit aus und zwar, dass man mit dem jetzigen maß des gefühls nicht zufrieden ist und gerne mehr davon haben würde...ich erkenne, dass ich in nächster zeit weniger rauschmittel nehmen sollte, um diese verhängnisvolle unzufriedenheit zu besänftigen.

ich drehe mich zu flo um und er schaut mich hilflos an: "also vorhin habe ich mich gefühlt wie zurück im schoß meiner mutter und jetzt ist mein körper gestorben. ich kann gar nichts mehr machen, kann mich nicht mehr bewegen, bin völlig ausgeknockt."

bei ihm ist die wirkung noch im vollen gang, während sie bei mir, etwa zwei stunden nach der einnahme schon wieder fast verschwunden ist.

ich gehe zum kühlschrank und hole den rest der anahuasca. etwa einen mundvoll brei. lecker! erneuter brechreiz begleitet mein schlucken.

seltsamerweise spüre ich von dieser nicht geringen menge fast gar nichts mehr, was ich mir nicht erklären kann, denn angeblich entsteht bei DMT, anders als bei den anderen psychedelika, keine toleranz, das heißt man kann es im laufe eines tages mehrere male nehmen, ohne, dass sich die wirkung abschwächt. im gegenteil, sie soll sogar angenehmer und tiefgehender werden.

meine theorie ist, dass mir die anahuasca so eine lektion erteilen wollte. sie wollte einfach nicht mehr wirken, um mich unzufrieden zu lassen und mir so zu zeigen, dass mein verhalten ihr gegenüber respektlos war und ich nicht immer das bekommen kann, was ich will.

als auch bei flo die wirkung langsam nachlässt, setzen wir uns zusammen und reden über die erfahrung. in ermangelung von cannabis zur synapsenberuhigung rauche ich ein paar töpfe gitflattich-extrakt, welches ich mir einige tage zuvor zubereitet hatte (25 gr gitftlattich in einem topf mit wasser und zitronensäure einige stunden kochen lassen, das kraut abseihen, die flüssigkeit zu einem sirup einkochen lassen. anschließend diesen topf in einen anderen, mit wasser gefüllten topf stellen(damit das harz nicht anbrennt) und wieder kochen lassen, bis ein harz übrigbleibt). bis auf eine seeeehr subtile beruhigung (placebo?) ohne wirkung.

zusätzlich rauche ich noch einige töpfe tollkirschenblätter, welche schon eine deutlichere wirkung zeigen. leicht stimuliernd und doch beruhigend. außerdem schmeckt sie meiner meinung nach recht angenehm. bevor ich jedoch stärkere nachtschattenwirkungen spüre, rauche ich keinen topf mehr, da mir die anahuasca ja eine gewisse lektion erteilt hat.

irgendwann um drei uhr nachts beschließen wir, uns schlafen zu legen. nach einigen erholsamen stunden in morpheus armen wachen wir recht frisch auf und flo macht sich bald auf den heimweg. unterwegs macht er einen tankstopp an einem wunderbaren see, eingebettet von bergen und erzählt mir später, dass ihm die schönheit dieses anblicks tränen in die augen schießen hat lassen...eine wunderbare nachwirkung der anahuasca.



fazit: die anahuasca hat mit wieder einmal einiges über mich selbst beigebracht...danke dafür!