Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Ein Tag mit dem Heiligen Peter
Drogen:Peyote
Autor:anonym
Datum:20.10.2007 20:26
Set:Eine abgelegene Hütte ohne Strom und fliessend Wasser
Setting:Vertiefen einer Freundschaft, die seit über 20 Jahren anhält
Nützlichkeit:8,45 von 10 möglichen   (47 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Zubereitung:

"Nach Art des Hauses"

Vorbereitung und haltbarmachen:

-San Pedro Kakteen abschneiden

-Mit einem Messer die Stacheln abschaben (geht besser als mit der Nagelschere ;-))

-Kaktus waschen (schliesslich wollen wir das Zeug fressen)

-In dünne Scheiben schneiden, je dünner, desto besser, 5 mm ist aber ausreichend.

-Danach habe ich sie auf Zeitungspapier ausgebreitet auf den Balkon gelegt. Nach 2 Wochen waren sie trocken (aus 4 kg wurden weniger als 400g, ca 95% ist Wasser).

-Die getrockneten Buttons mit dem Messer zerhacken (Mixer hat sich leider nicht bewährt)

-100g Buttons mit 1 l Wasser und 1 von diesem Citrusdingern (die aussehen wie eine Zitrone) ca 2 Std lang aufkochen

-Danach das Resultat z.B. mit einem Geschirrhandtuch abseien und ausquetschen (Achtung, das Zeug ist heiß!)

-Die Pampe nochmal mit 1 l Wasser und 1 Zitronending 1 h aufkochen und abseien.

-Abkühlen lassen. Trinken. Nicht durch die Nase atmen (bei mir hats geholfen, obwohl die Wissenschaft behauptet, Bitterkeit schmecke man mit der Zunge)



Man kann auch ungetrocknetes Material sofort einkochen. Nachteil:

-Man braucht viel mehr Wasser (das man ja hinterher trinken muss)

-Die Haltbarkeit ist gering, nach 2 Wochen Kühlschranklagerung habe ich das Zeug weggegossen, wegen Schimmelbildung





Dosierung:

Laut Internetrecherche hat San Pedro eine hohe Streuung, was den Meskalingehalt angeht. Wir haben jeder 30 g Trockenmaterial verkocht, das schien uns ein guter Kompromis. Der Trip war eher leicht und jederzeit beherrschbar, schätze mal 200 mg Meskalin. Für mich als Anfänger ausreichend.



Tripverlauf:

Anreise war ja schon am Donnerstag. Werner und ich sind erst gegen Mitternacht an der Hütte angekommen, weil wir wie immer später losgekommen sind. Die Wirtschaft brummt schliesslich wieder, und ich dann habe ich irgendwann gemerkt, dass ich die Waage vergessen habe und überhaupt das Graß, dass wir dabei hatten, in der Reisetasche nicht gut aufgehoben war, wegen Verkehrskontrolle und so. Also zurückgefahren, Waage geholt, Gras und Kekse und Buttons wenigstens unter dem Fahrersitz versteckt... cool

Manfred war bereits schon an der Hütte und hat Kerzchen angemacht und schon die ersten Biere intus. Da wir einen straffen Zeitplan hatten, haben wir gleich angefangen das Zeug einzukochen und sind dann erst ziemlich spät in die Kojen gegangen.

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Am nächsten Tag waren wir alle um 8 Uhr schon wach, wär hätte das gedacht, wahrscheinlich waren wir alle zu aufgeregt. Das Wetter war wie gemacht für einen Tag wie diesen, schön sonnig aber nicht zu heiß. Nach einer Shoppingtour im nahe gelegenen Dorf wars dann um halb 10 so weit. Feierliches Anstoßen und Runterkippen der grünbraunenbittersauren Soße. Hoffen, daß der Horrortrip nicht zu stark wird und der anschliessende Aufenthalt in der Klappse nicht für immer währet...

Auszug aus dem Protokol:

"Nach einer halben Stunde spüre ich die ersten Anzeichen. Flaues Gefühl im Magen. Innere Unruhe, Gefühl wie nach einem leichten Joint... "Irgendwas ist im Anmarsch"

Die Übelkeit nimmt weiter zu, ist aber nicht sehr stark. Außerdem muß ich stark zittern am ganzen Körper. Nach 1 Stunde flaut die Überlkeit wieder ab, kotzen bleibt mir erspart. Allerdings bleibt das Zittern.

Nun können wir auch erste leichte Geräuschwahrnehmungsveränderungen beobachten.

Nach 1 Stunde ist die erste Anspannung vorbei. Wir quatschen ausgelassen, sitzen im Kreis, beobachten die Landschaft und freuen uns auf den Tag. Nach anderthalb Stunden beobachte ich erste Morphsymptome beim Betrachten der Hand, sie sind aber noch schwach und man kann sie "an- und abschalten".

Nach knapp 2 Stunden geht wieder ein bisschen mehr, aber eigentlich sind wir etwas enttäuscht, denn die Wirkungen sind schwächer als erwartet. Wir haben uns schon damit abgefunden heute nur leicht angedichtet den Tag zu geniessen."

Dieses Plateau ging ca eine Stunde, und danach hielt Onkel Mescalito noch eine Überraschung für uns parat und zündete den nächsten Metaboliten. surprised razz Ja da geht ja noch was!! In der Hütte hingen Kunstwerke an der Wand. Die fingen plötzlich an lebendig zu werden und waberten lustig vor sich hin. Eines der Bilder hat es mir besonders angetan, Es zeigte mir tausenderlei Figuren die aus der Wand kamen, ich konnte mich gar nicht mehr abwenden, so fasziniert war ich. Die Farben waren sehr intensiv, die kleinen goldgelben Flecken fingen an wirklich zu leuchten und zu glänzen, das ganze Gemälde lebte förmlich.

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Draussen schlug dann "The Scientist" zu. So nennt Manfred das Phenomen, kleine Tiere und Pflanzen ganz genau zu betrachten, wie durch ein Vergrößerungsglas. Hinterm Haus stand eine Tonschale, vielleicht 30 cm im Durchmesser, darin schwammen lustige Tierchen, wie ich sie noch nie zuvor beobachtet habe. Normalerweise wendet man sich beim Anblick von Insekten und Krabbelzeug leicht irritert und angeekelt ab, aber jetzt konnte ich gar nicht nah genug rangehen um das Geschehen in der Schale zu beobachten.

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Später lag ich vor dem Haus im Graß und hörte plötzlich ganz intensiv das Zirpen der Grillen. Es war fast, als könnte ich blind nur anhand des Zirpens auf jede Grille einzeln zugehen. Und dann konnte ich sie auch sehen. Nicht nur eine, sondern viele. Ich konnte den Männchen bei zirpen zukucken. Jetzt weiß ich auch, warum die Grille in der Poesie oft mit einer Geige dargestellt wird. Es sieht wirklich so aus, als würde das Kerlchen mit einem Fidelbogen über seine Schenkelchen streichen.

Überhaupt war es draussen wunderbar, überall wo man hinguckte, entdeckte man schöne Farben, schöne Kontraste, schöne Formen... Klar das das Blatt auf dem Foto nicht so arg leuchtet wie in "echt" wink

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Werner kam plötzlich mit einem original Walkman daher, so mit Kassette und so, und überraschte mich und Manfred mit Aufnahmen unserer Band aus Schulzeiten. Alles Eigenkompositionen. Also lag ich auf dem Rücken im Graß, schaute in den blauen Himmel, selbst die dünnen Schleierwolken vom Düsenflieger fingen an zu morphen, und hörte jeden klitzekleinen Fehler in der Aufnahme. Und war gleichzeitig total überwältigt von der Musik. Wenn alle unsere Konzertbesucher damals auf Kaktus gewesen wären, könnte ich mir heute viel teurere Drogen leisten wink

Ortswechsel: Aus irgendeinem Grund zog es uns wieder ins Innere der Hütte. Dort war es wie in einer anderen Welt. Dunkel, Kühl, andere Geräuschkulisse, Reptilienköpfe die aus Tante Gerlindes Gemälden wuchsen... und Essen. Oh wie lecker schmecken diese Gummibärchen! Und wie schön bunt sie sind auf dem schwarzweißen Labyrinth. Obwohl: Schwarzweiß war es erst wieder hinterher wink

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Manfred und Werner überreden mich zu einer Runde Skat. Eigentlich will ich nicht, denn ich verlier immer bei diesem Spiel. Aber Skat spielt man nunmal zu dritt also... Mein Blatt ist gar nicht so schlecht. Zwei Buben, Kreuz Ass und Kreuz 10 und auf einer Farbe frei. Manfred steigt bei 23 aus. Also Kreuz. Werner ist offensichtlich nicht zufrieden mit seinem Blatt. Nach dem zweiten Ausspielen geht mir schon die Luft aus "Scheisse, ich hab ja nur 4 Trümpfe" - Werner versteht "Scheiße ich hab nur noch Trümpfe" und schmeißt sein Blatt auf den Tisch, in dem Glauben, das Spiel sei für ihn verloren. Manfred, der eh auf Null gereizt hat, schmeißt seine Karten dazu. Ich versteh gar nichts mehr und schmeiß mein Blatt auf den Tisch... und nach ein paar Augenblicken liegen wir alle drei brüllend vor lachen am Boden. So gelacht habe ich zuletzt bei meinen ersten THC - Räuschen. Man tat das weh.

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Gegen 5 Uhr fühlten wir uns fit genug, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Nach dem Motto: T h e o r e t i s c h ... wenn uns jetzt Leute begegnen würden... könnten wir sogar ganz normal mit denen konversieren. Aber Gott sei Dank begegneten uns keine Leute. Die hätten sich sicher sehr gewundert über uns.



Fazit:

Was total schön ist am Meskalin: Es hält den ganzen Tag lang. Wir haben um halb zehn eingenommen und waren um 5 immernoch sehr ausgelassen. Und die Landung ist supersanft. Die Wirkung nimmt kaum merklich ab. Klar haben wir auch ein bisschen mit Bier und Gras nach unten abgerundet. Wir ließen den Tag mit Grillwürsten und Bier am Lagerfeuer ausklingen und waren dann schnell müde. Ich habe bestens geschlafen und war am nächsten morgen ohne Nachwirkungen. Im Frühjahr treffen wir uns wieder. Dann wird der Rest vom Fest weggeputzt, dann nehm ich aber 40 g razz Und danach... dauerts bestimmt 5 Jahre, bis die nächste Kaktusernte reif ist.