Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:MDMA - und alles ist anders
Drogen:MDMA
Autor:Sahne
Datum:25.10.2007 20:54
Set:Silvester/Goa-Party
Setting:Nach Streit - skeptisch aber guter Dinge - und völlig ahnungslos
Nützlichkeit:8,09 von 10 möglichen   (43 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Mein erstes MDMA-Erlebnis kam völlig ungeplant und überraschend. Ich war seit ein paar Monaten mit meinem Freund zusammen, war bis daher noch eher introvertiert und konservativ und hatte absolut keine Erfahrung mit Drogen.



Mein Freund hatte vorher schon mal angedeutet, dass er da was ganz tolles hätte und mich gern daran teilhaben lassen würde. Er ist aber nie wirklich ins Detail gegangen und ich habe nicht gefragt.



Dann kam also der Silvesterabend. Wir hatten uns davor eine Weile nicht gesehen, weil wir uns wieder mal richtig heftig in der Wolle hatten und eigentlich wollte ich gar nicht mehr. Wollte nur auf diese berüchtigte Goaparty, ahnungsloses Ding das ich war, und ihm mal zeigen wo der Hammer hängt. Hah! Wir haben uns dann, wenigstens für den Abend dachten wir, einigermaßen zusammengerauft und wollten einfach nur eine schöne Party haben. Er fragte mich, ob ich den Versuch wagen will, wollte mir aber partout nicht sagen, was passiert oder wie es sich anfühlt. Er meinte, man könne das nicht beschreiben und müsste es selbst erlebt haben. Da ich ihm trotz unserer Differenzen immer vertraut habe, wagte ich den Schritt.



Wir haben erst ein wenig (weiß leider keine genaue Mengenangabe, hatte ja noch keine Peilung) MDMA-Kristalle in Saft aufgelöst getrunken und dann ging es los. Ich fragte mich die ganze Zeit, wann denn nun endlich etwas passiert, aber ich merkte gar nichts. Irgendwann dachte ich schon, dass das wohl überbewertet sein muss (dabei war’s nur eine halbe oder dreiviertel Stunde später), als plötzlich die Ampeln unglaublich bunt wurden. Da bekam ich eine leise Ahnung...



Wir gingen erstmal zur Party, gaben unsere Klamotten ab und sahen uns etwas um und ich spürte schon eine deutlichere Veränderung anhand der Musik. Dann gingen wir nochmal raus und nahmen eine Bombe. Dann gingen wir ein Stück bis zum Feuerwerk und standen mitten in einer Menschenmasse.



Und da hat’s mich dann um Punkt 0.00 Uhr total aus den Socken gehauen! Als das Feuerwerk losging und wir von lauter auf einmal unglaublich sympatischen Menschen umringt waren, fing ich erstmal an eine Runde zu heulen... War das schöööön! Ich fühlte mich unglaublich erleichtert, aufgehoben und behütet, glücklich, frei und harmonisch. So ein Gefühl hatte ich vorher noch nie gehabt. Mein Freund stand da nur mit einem breiten Grinsen und erfreute sich an meinen völlig untypischen Gefühlsausbrüchen.



Eigentlich wäre es dieser Augenblick schon wert gewesen, aber es kam noch besser. Wir gingen zurück zur Party, tranken Wasser und gingen auf die Tanzfläche. Mein Freund hat tatsächlich getanzt - ich stand nur völlig überwältigt da, klapperte unglaublich mit den Zähnen während ich im Kreis grinste und nicht fassen konnte was ich da hörte und fühlte. Hab mir ständig ans Kinn gefasst, weil ich dachte, dass das bestimmt total krass aussieht, wenn man so rumklappert. Inzwischen weiß ich aber, dass man’s kaum sieht, wenn man nicht drauf achtet. :-)



Mein Freund kam irgendwann an und meinte, ich solle mich mal ein bißchen zusammenreißen und nicht nur so verpeilt in der Gegend rumstehen, da würde ja jeder sehen, dass ich drauf bin. Lol! Gehe mal davon aus, dass sich das sowieso jeder gedacht hat.



Weiter ging’s in den Chillout-Bereich, wo wir uns eine Weile hinsetzten und Wasser tranken und mein Freund noch einen rauchte. Er sah auf einmal ganz anders aus. Strahlte dunkelrot und hatte ein Teufelsgesicht, aber nicht angsteinflößend oder so. Es sah einfach so aus, als hätten sich seine Gesichtsform und -züge verschoben. Das habe ich merkwürdiger Weise immer bei ihm und Leuten, die ein ähnliches Gesicht haben.... Seine Haut fühlte sich unglaublich heiß und schön an und ich musste ihn ständig berühren.



Aber das waren alles nur die äußerlichen Faktoren. Was wirklich unglaublich war, war der Frieden, den ich fühlte. Ich war auf einmal völlig eins und im Frieden mit mir selbst und alles ergab plötzlich einen Sinn. Auch unsere ständigen Streitereien waren auf einmal völlig irrelevant, weil ich wusste, dass ich ihn liebte und nur das zählte. Alles erschien leicht und klar. Diese unglaubliche Klarheit würde ich mir im Alltag wirklich wünschen, aber leider schaffe ich es nicht, sie zu 100 Prozent mit hinüberzunehmen.



Wir gingen dann irgendwann nochmal tanzen, wo ich mich tatsächlich mal ein bißchen bewegt habe, setzten uns dann aber irgendwann in den Flur. Dort wurden wir von einem anderen Verpeilten zugetextet. Also ich empfand es als Zutexten und habe den Typen völlig von mir abprallen lassen, weil mich irgendwas an ihm gestört hat, aber mein Freund fand’s wohl gut. Jedenfalls kam ich während dieses Stundengesprächs langsam runter und merkte, dass sich mein Sichtfeld nach und nach wieder weitete und alles nicht mehr so wattig war. In dem Moment dachte ich auch, es hätte mir gereicht und wir sind gegangen. Im Nachhinein bin ich so oft zu dieser Erfahrung zurückgekehrt, dass ich mir immer gewünscht habe, wir wären länger geblieben.



Wir gingen dann zur S-Bahn und fuhren nach Hause und mir wurde unglaublich kalt. So eine tiefe, in die Knochen ziehende Kälte - ich dachte, mir wird nie wieder warm. Ein bißchen schlecht war mir auch, aber das kam wohl vom Hunger. Beim Einschlafen habe ich dann noch gezuckt wie wild, aber beim Aufwachen ging’s mir gut.



Und, was soll ich sagen, ich hatte noch drei Tage später Flashbacks (zumindest vermute ich, dass es sowas war), immer wenn ich Goa gehört habe. Leider hatte ich sowas nie wieder, denn ich fand’s echt schön auch nach der Party noch ein Stück Party zu haben.



Seitdem hat sich mein Leben ziemlich verändert bzw. ICH habe mich ziemlich verändert. Irgendwie wurde da eine Tür aufgestoßen, die mir gezeigt hat, wieviel ich in den letzten Jahren verpasst habe, indem ich immer nur dem Alltagstrott nachging, ohne ein Bewusstsein für die Schönheit des Lebens zu haben. Langsam kehre ich wieder zu mir selbst zurück, denn früher war ich ganz anders. Die Musik, vor allem Goa, hört sich seitdem auch komplett anders an. Es gibt viel mehr zu entdecken - da sind Schichten in der Musik, die ich vorher nie bemerkt habe. Ich bin viel spontaner geworden und gehe mehr aus mir raus, renne jetzt sogar schon alleine auf irgendwelche Open-Air-Festivals (aber immer noch mit ausreichend Sicherheitsbewusstsein, keine Sorge), hab mein eigenes Zelt, obwohl ich früher eher gestorben wäre, als im Freien zu übernachten. Werde mir endlich einen anderen Job suchen und gebe nicht mehr so viel darauf, was andere Leute sagen. Und alles nur wegen dieser paar kleinen Kristalle!



Ich muss wahrscheinlich nicht erwähnen, dass es nicht bei diesem einen Mal geblieben ist... :-)