Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Entfesselung
Drogen:Ecstasy
Autor:Relaxed
Datum:04.04.2004 00:00
Set:alles mögliche ging in meinem Kopf vor ;)
Setting:U-Turn in der Röhre Stuttgart (DnB Party)
Nützlichkeit:8,43 von 10 möglichen   (21 Stimmen abgegeben)

Bericht:



Entfesselung



Feel free – just feel it. Die Euphorie stieg mir in den Kopf und brachte meine Hirnwindungen auf 720 Grad – doch mehr dazu später.



Ich wusste schon vom Potential dieser MDMA Kristalle. Erst eine Woche zuvor kam ich in den Genuss. Doch das Erlebnis verlief alles andere als mdma-konform. Euphorie war dabei, jedoch glich das ganze eher einem Trip mit enormer Tiefe, welcher mich überforderte und sehr anstrengte. Am Ende blieben mehr Fragen offen als ich Antworten gefunden hatte. Deshalb entschloss ich mich dazu, diesmal unter anderen Setting-Bedingungen das zu entschlüsseln was ich letzten Samstag vergeblich versucht hatte zu erkennen. Diesmal sollte mich mein Erwartungsdruck nicht ausbremsen, weder Euphorie noch Erkentnisse einschränken. Diesmal würde ich mich befreien von allem, entfesseln. Entweder würde ich mich total fallen lassen, über rein gar nichts nachdenken und einfach nur diesen einzigartigen Zustand geniessen. Oder ich würde spirituelle Tendenzen in mir erkennen und aufhorchen was mir der Trip heute abend zu sagen hat. Doch eigentlich hatte ich nichts dagegen, aucch die ganze Nacht nur mit Euphorie ohne anspruchsvolle Gedanken zu verbringen. Gewisse Einsichten sollten dann automatisch kommen.



Gegen 22h kam ein Kumpel (H.) zu mir. Wir wollten gemeinsam nach Stuttgart auf den U-Turn (Drum’n’Bass Event) fahren. Er hatte schon tagsüber ein paar Lines Pep gezogen, wollte diese Nacht jedoch nüchtern bleiben da er fahren musste.. Ich wiederum hatte auch nur einen Monokonsum vor. Also packte ich die funkelnden quarzigen Kristallen in eine Gelcap (95mg). Das Verschüttete dippte ich mir auf die Zunge und setzte noch ein paar grössere Kristalle drauf. Dürften insgesamt schon mal um die 30-40mg gewesen sein.

Die gute Laune war sowieso schon am Start. Nur körperlich fühlte ich mich nicht sehr fit und ausserdem drückte mich auch eine nervende Müdigkeit nieder. Dies änderte sich dann auf der Fahrt nach Stuttgart. In H’s Auto bekam ich plötzlich wieder viel Energie und wurde recht albern. Ich hatte auch das Gefühl dass sich meine schon den ganzen Tag vorhandene Verpeiltheit weiter verstärkte. Gut möglich dass dies schon die ersten Wirkungen waren, jedoch kann es auch ein Placebo gewesen sein (obwohl schon Euphorie aufkam, was jedoch wiederum am spassigen Abend liegen konnte der uns bevorstand). Wir begannen auf der Fahrt viel zu quatschen und holten noch zwei uns bisher Unbekannte aus dem DF am HBF ab (M. und P.). Dann fuhren wir zur Röhre und parkten im Wohngebiet bei H’s Stammplatz. Da wir recht zeitig da waren, kamen wir auch sofort in den Club rein. Es war nur wenig los, lustigerweise traf ich gleich einen Kumpel an. Ein paar Minuten später kam ein weiterer Kumpel (H2) der sich heute auch ein Teil geben wollte (was mich freute da ich es nicht so prickelnd fand zwischen Pep und Meth Druffis der einzige MDMAler zu sein :D).

Wir verschwanden dann noch mal ins Auto wo sich die zwei Jungs eine weitere Line legten und ich meine Kapsel einnahm. Wieder zurück, hatte es sich schon etwas mehr gefüllt. Es war jetzt Mitternacht. Eine halbe Stunde später war die Tanzfläche voll und bevor ich mich versah fand ich mich schon tanzend und grinsend auf selbiger wieder. Ich merkte wie mir das MDMA zu Kopf stieg und sich die Wirkung sanft aber stetig steigerte. Mir war zu diesem Zeitpunkt schon bewusst dass es ein genialer Abend mit einem genialen Erlebnis wird. Die DnB Vibes trieben mich und verwandelten das anfangs nur zeitweilig auftretende Lächeln in ein Dauergrinsen. M. schien mit seinem Meth ganz zufrieden und grinste mich auch immer wieder an. P. konnte mit der Musik leider nicht allzu viel anfangen. Mein Extrem-Rumhüpfing hielt nichtmal ne halbe Stunde an und verwandelte sich eher in ein gechilltes Mitgrooven, welches auch viel besser zu meiner Stimmungslage passte. So langsam kamen die typischen MDMA Feelings auf. Ich lief zum Klo, schaute dabei nach links und rechts und bekam dieses glückliche Gefühl von Zeitlosigkeit und Geinialität. In dieser Welt zu leben ist einfach genial. Das Hochkommen zog sich ca. über eine ganze Stunde. Dann schloss sich der Peak an, der jedoch auch sehr in die Länge gezogen war. Im Nachhinein betrachtet kann ich mit gutem Gewissen behaupten dass ich zwei Stunden lang gepeaked habe. Ich tanzte mich immer wieder in Trance, wenn die Euphoriewellen mal richtig heftig wurden, sie überrumpelten mich regelrecht. Es war ein Wechselspiel von tranceartiger psychedelischer Euphorie und glasklarer genialer guter Laune. In diesen „klaren“ Phasen wurde ich mir über die vorangehende (psychedelische) bewusst und war zuerst immer etwas traurig da ich dachte wieder runterzukommen. Aber in diesen klaren Phasen machte ich mir nur immer bewusst was gerade mit mir abging und in welche Sphären ich gerade vordrang. Es passte genial zusammen – Trance und die Bewusstwerdung dessen, das ganze abwechselnd. Ich fühlte mich vollkommen, ohne die Motivation zu haben viel nachzudenken. Es war gar nicht mehr nötig. Gedanken spielten keine Rolle mehr. Ich fühlte einfach nur noch. Alles was ich dachte war auch nur ein Spiegel aktueller Gefühle, die nun ihren Output fanden. Wozu braucht man noch Erkenntnisse, wenn man sich vollkommen fühlt? Ich liebte mich, liebte es kurz zu M. rüberzuschauen (er war der einzige der ein Lächeln auch erwiderte. Vielleicht war sein Lächeln auch einfach nur am auffälligsten :D), liebte mein Umfeld, sah wunderschöne Ladies, liebte einfach die ganze Welt. Das Leben ist ein wahres Meisterwerk. Meine Skala war endlich wieder enorm erweitert. Ich bewegte mich wieder auf ein paar Potenzen mehr wie sonst. Die Euphorie riss mich regelrecht aus der Realität, aus meinem Umfeld. Und doch blieb ich am Boden und war einfach nur glücklich. Wie Wolken legten sich Glücksgefühle um mich, setzten sich in jeder Hirnwindung fest und regneten dort Glück in Strömen ab. Ich fühlte mich manchmal schon richtig benebelt von dieser Euphorie und dachte echt zu explodieren. Ich war von Glücksgefühlen eingeschlossen, sie entzogen mir fast schon die Luft zum atmen, zogen mir den Boden unter den Füssen weg. Aber ich brauchte keinen Boden mehr, ich konnte schweben …das Sein war mein Boden.

Ich wollte den Abend nicht bewusst einseitig zu einem Abzappeln machen, also ging ich auf den Gang und setzte mich einfach neben zwei Typen, die ich just im selben Moment auch schon mit irgendwelchen Dingen volltextete. Diese Substanz überrascht mich immer wieder. Worte sprudelten einfach nur so aus mir heraus. Kein Plan ob sie überhaupt Sinn ergaben, aber das war nicht wichtig. Es war einfach nur lustig. Zwischendurch ging ich auch mal auf den ganz kleinen Nebenfloor wo seltsamer House lief. Das verschickte mich etwas, und diese Verschickung wurde mit der Zeit auch noch ein bisschen intensiver. Ich fands aber recht lustig 

Wir gingen dann noch mal ins Auto um was zu trinken. Aus den paar Minuten wurde sicher über eine dreiviertel Stunde. Wir laberten wie die Weltmeister – M und P waren mittlerweile mit ihrem Amphe sehr sehr gut dabei und ich sowieso auf meinem Höhepunkt. Es war so lustig wie jedem etwas einfiel, alle wild durcheinanderredeten, ich andauernd den Faden verlor aber dann doch schnell wiederfand :D

Beim Chillen auf dem Tunnelboden in der Röhre kamen dann dennoch tiefgehende Erkenntnisse und Metaphern. Es drehte sich um meine Entfaltung, die Befreiung meines Geistes, der Durchsetzung meines Willens. Der Sound breitete sich im Raum aus und erfüllte den Club mit Sinn. Genauso muss ich mit meinem geistigen Potential umgehen. Meine Ideen und Gedanken müssen sich entfesseln, aus meinem Gehirn lösen, ihren Output in die Realität finden. Mein aktuelles Problem war plötzlich wahnsinnig präsent und ich bekam mal wieder die Einsicht, es jetzt endlich anpacken zu müssen. Die Umsetzung zu finden, aus Einsicht Handeln folgen zu lassen. So oft bin ich daran gescheitert. Doch diesmal war ich optimistisch es zu schaffen. Ich musste es einfach schaffen. Sonst würde ich mich nicht entfalten können. Und das bedeutet Stillstand. Ich hasse Stillstand. Aus solchen Momenten wie ich sie gerade hatte musste ich Kraft schöpfen. Das ist die eigentliche „Aufgabe“ meines Trips gewesen. Ich war mir plötzlich bewusst welch Potential in mir steckt – und konnte nur darüber im Kopf schütteln warum ich dieses Potential nicht mal im Ansatz zu nutzen wusste. Doch dieser Zustand von Vollkommenheit, Perfektion. Ich sollte mich sehr oft an ihn erinnern. Selbst wenn nur ein kleiner Teil der positiven Energie, des Willens, der momentan in mir steckte, im Alltag aufkommen würde wäre mir schon sehr geholfen. Ich musste einfach machen was ich will. Mir den Teufel der Faulheit austreiben. Mich selbst lenken lernen – über mich selbst bestimmen. Meiner Entfaltung Ziele und Richtung geben, meine Freiheit aktiv gestalten. All das ging mir durch den Kopf und ich hoffte dass sich diese Erekenntnisse endgültig so einbrannten, dass es schmerzen würde wenn ich sie nicht irgendwann nach aussen trage. Ich brauche nicht den Trip an sich, nur die Gedanken die daraus entstanden. Etwas in mir erwachte – mit einer unglaublichen Energie. Und je mehr ich daran zurückdenke umso bewusster und präsent ist immer noch das ist was ich am Freitag erlebt habe. Und das sollte ich nutzen.

Nach dieser ungewzungenen nachdenklichen Phase ging ich wieder auf die Tanzfläche und war sofort wieder mitten auf meinem benebelnden Euphoriepeak, der dann noch eine Weile anhielt. H2 war mittlerweile auch gut dabei ;) Ein Blick, ein Lächeln und ich wusste Bescheid ;) Erst so kurz nach 3h merkte ich erste Ansätze dass ich langsam runterkam. Es war ein langsames Runterkommen, in das sich noch mal ein paar kurze Euphoriezustände drängten. Ab ca. 4h war ich dann in die Entspannungsphase nach dem Peak gerutscht. Ich war noch nicht unten, aber in einem anderen Zustand. Geistig erschöpft, aber glücklich. Die Musik wurde mir zu stressig. Und ich wurde wieder zu aufmerksam auf die weiblichen Wesen um mich rum, eindeutig ein Indiz dafür dass die Euphorie nicht mehr über allem stand :D

Mit der Zeit wurde mir auch die Musik zu stressig. Also entschwand ich mal für kurze Zeit auf den Raggafloor … aber irgendwie wollte ich gar nicht mehr tanzen. Es war mir zu laut, zu hektisch. Deshalb war ich auch ganz froh dass wir uns gegen 4h30 davon machten – zu einer Druffi Afterhour :D

Allein der Zwischenstop an der Tankstelle hätte Klischeehafter kaum sein können. Wir sind zu viert in die Tankstelle und kamen nur mit Kaugummis und Multivitaminsäften raus. Das typische Druffifrühstück eben … Die netten Herren, die ich erst diesen Abend kennengelernt hatte wohnten nur 15km entfernt von der Innenstadt und einer von ihnen gewährte uns netterweise Obhut in sein Zimmer. Dort war es anfangs zwar kalt, wurde aber dennoch richtig gemütlich.

Für die beiden Gastgeber gehörte zum Chillout natürlich das geliebte Gras. H. begnügte sich mit Kippen, und meiner einer preferierte lieber ein halbes Teilchen der grünen Herzen, die ausgepackt wurden. Wir lehnten uns zurück, hörten entspannte Goa-Beats und nach ca. 20-30 Minuten war ich schon wieder hellwach und merkte wie das Teil anflutete. Zur Sicherheit gleich noch mal ein viertel nachgelegt und schon wieder schwebte ich auf Wolke 7. M. schien es noch heftiger erwischt zu haben, jedoch war es ja auch sein erstes an diesem Abend bzw. Morgen  P. hatte auch schon 2 intus und wurde merklich ruhiger, was für ihn wohl die typische Teilewirkung war wie ich informiert wurde.

Wir unterhielten uns noch sehr gemütlich und ich war überflutet von Liebe und Empathie. Mir tat es richtig leid gehen zu müssen, aber da ich um 9h an die Uni musste ging es nicht anders. Ich war auf H. angewiesen, der auch nur widerwillig ging und noch ein Herzchen mitnahm. Die Autofahrt war genial – es ist immer wieder genial sich von H. drauf heimbringen zu lassen. Ich liebe es in solch einer Stimmungslage mit ihm Auto zu fahren. Wir fuhren die A81 runter und ich fühlte mich so wahnsinnig geborgen und ausgeglichen. Jeder Moment war einzigartig und wurde von mir auch als solcher wahrgenommen. Mdma induziertes Schweben des Geistes, Leichtigkeit des Seins. Diesen Zustand muss man erleben und kann ihn nicht beschreiben. Ein positiver Nebeneffekt von reinem MDMA ist die Möglichkeit schlafen zu können. Kaum war ich zu Hause legte ich mich hin um ein bisschen zu chillen und gegen später noch ein paar aktive Dinge am Rechner zu machen. Doch soweit kam es gar nicht mehr – ich pennte mehr oder weniger sofort ein. Nach ca. 5h Schlaf wachte ich gegen 11h auf und fühlte mich zuerst ziemlich zermatscht. So ein Durcheinander im Neurotransmitterhaushalt ist halt doch recht anstrengend für’s Hirn ;). Zum Glück konnte ich auch noch um 12h das erledigen, was ich an der Uni zu tun hatte.

Nachdem ich so langsam auf die Beine kam regten sich auch wieder die Neuronen in mir und es begann ein wunderschöner Afterglow. Alles, einfach alles war in Ordnung, im Gleichgewicht. Die Momente vergingen, jeder dieser Momente vermittelte mir Schönheit&Freude.. Den ganzen Samstag über wurde ich von Entspannung überflutet, die ich so extrem äusserst selten erlebt habe. Mit der richtigen Musik kamen sogar wieder Euphoriewellen auf, die durchaus Tripstärke erreichten. Ich erfreute mich an allem, was in mir ankam: Die Anwesenheit meiner Freundin, Musik, die Sonne, meine ganze Umgebung war erfüllt mit Tiefe und Perfektion. Die Welt lag mir zu Füssen. Den ganzen Sonntag setzte sich dieser Afterglow noch fort und überlagerte sich mit der Vorfreude auf meinen USA Urlaub. Ich habe mein Ziel erreicht: die absolute Befreiung meines Geistes. Es gilt nicht nur diesen Zustand zu geniessen, sondern auch in den Alltag zu übertragen. MDMA hat mir mal wieder gezeigt welches Potential in mir steckt, und gibt mir den Antrieb dieses Potential auch zu nutzen. Selbst nur ein Bruchteil dieses Potentials machen schon sehr viel aus.



Nachtrag: der intensive Afterglow ist vermutlich auf die Einnahme einer Prozac am Samstag Mittag zurückzuführen …