Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Das Zeitrad
Drogen:DXM
Autor:psyspy
Datum:25.01.2008 05:47
Set:leicht neurotisch, gespannt, nervös,halt wie immer:)
Setting:alleine, draussen und im Zimmer
Nützlichkeit:8,60 von 10 möglichen   (53 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hoi zäme:)



Zunächst einmal zu meinen bisherigen Erfahrungen mit DXM:



Ich konsumiere die Substanz seit etwa 2 Jahren. Wieviel Dex-Trips ich erlebt habe kann ich leider nicht mehr genau sagen, es müssten so gegen die zwanzig sein. Diese Information ist sehr wichtig, da mich nur meine zahlreichen vorherigen Erfahrungen vor einem Horrortrip bewahrten. Ich wusste zu jedem Zeitpunkt genau, dass ich mich einfach nur auf den Trip einlassen muss, egal wie stark dieser mich noch fesseln würde, es würde nichts bringen mich dagegen zu wehren.

Die Dosis bei den meisten Trips lag bei 400mg, sprich 6.7mg/kg Körpergewicht(60kg), was auch meiner gefühlten Optimaldosis entsprach. Nun bin ich aber ein sehr experimentierfreudiges Exemplar und wollte unbedingt einmal einen sehr starken Trip erleben...



Zur Einnahme:



Gedacht, getan und schon lagen 800 mg Pharmaprodukt vor meiner Nase. Schliesslich spülte ich dann nach kurzem aber intensivem inneren Kampf meine moralischen und vor allem meine gesundheitlichen(13.4mg/kg) Bedenken herunter mit frischem und chemisch garantiert unberührtem Pfefferminztee. So genug der langweiligen Details, jetzt wird wieder verallgemeinert...:-)



Das Warten und die Belohnung:



Normalerweise spüre ich nach ca. 45 Min. das erste Anfluten, also begab ich mich ins Freie um ein letztes Mal den schönen blauen Himmel und die prachtvoll schmückenden Wölkchen zu betrachten, bevor mein - Zitat von Kumpel -

"Selbstmordversuch" in die zweite Runde ging. Ich sass also dort in einem 200 Einwohnerkaff auf einer Bank und wartete bis 32 heruntergespülte Hustentabletten ihre Wirkung zeigten. Als Strafe für mein Verunglimpfen der pharmazeutischen Selbstversuche setzte die Wirkung dann schon nach etwa 20 - 25 Minuten ein, was mich ein kleines bisschen nervös machte. Das Raufkommen war irgendwie so etwas wie einen Menschen treffen, mit dem man zwar immer wieder Mal einen kurzen Smalltalk hält, aber eigentlich noch nie ein richtiges Gespräch geführt hat. Komisches leichtes Ziehen am Hinterkopf, leichter Juckreiz, langsam sich verschiebende Sicht, taub werden von Armen und Beinen, halt irgendwie jedes Mal das Gleiche. Nur mit dem kleinen, feinen Unterschied, dass der Smalltalk dieses Mal von sehr kurzer Dauer war. Peng, und ich war drauf. Innerhalb von zwei bis drei Minuten.



Erste Phase:



Wie komme ich nach Hause?



Zunächst versuchte ich meinen derzeitigen Zustand anhand einer selbst gedrehten Zigarrette abzuschätzen - wirklich beeindruckend wie man in so einer frühen Phase des Trips ein kulturelles Erbstück wie Tabak so in den Dreck ziehen kann - im wahrsten Sinn vom Wort. Erneuter Versuch. "Hoffentlich hat mich niemand aus dem Dorf gesehen, die wissen dann sicher, dass ich DXM konsumiert habe, wenn die mich beim Drehen der Zigarette beobachten..." OK, dieser Gedanke war mir dann auch Beweis genug, dass ich mich besser in mein Versuchslabor (Zimmer) zurückziehe. Doch zuvor wollte ich noch unbedingt eine einzige Zigarette rauchen. "Ah, schon fertig gedreht... Noch schnell anzünden, suuper.... Wow heute ist wirklich wunderbares Wetter, nicht? Finde es sehr lustig die vorbeifahrenden Autos zu beobachten... Hmmm, diese Strasse scheint viel näher zu sein, als sie in Wirklichkeit ist....und alles ist so unnatürlich, so gespielt... und zweidimensional...findest du nicht auch?" Dieser Anflug schizophrener Neigung schockierte und belustigte mich gleichermassen. Schliesslich überwog dann die Belustigung und ich musste im Stillen über mich selbst lachen, was mich wiederum sehr schockierte...

Naja, jedenfalls war dann nach einigem hin und her meine Zigarette fertig und ich durfte mich auf den Heimweg machen, wobei "dürfen" wohl das falsche Wort ist. Es war wohl eher "müssen", man sollte dabei aber die Frage des "können" nicht ausser Acht lassen. "Was, wenn irgendwo im Dorf eine Person, ein Feind, frei herumläuft, die Person könnte mich sehen..." Jaaaa, stellt euch vor, die hätte mich sehen können, unglaublich sowas...:)

Das zweite Problem war mehr fortbewegungstechnischer Art. Wie sollte ich denn bitteschön eine Strecke von 300 Metern zurücklegen? Ich hatte stocksteife Beine, mein Gang muss in etwa so ausgesehen haben, als müsste ich Mal ganz dringend. Ich merkte bei jedem Schritt, dass ich mich immer mehr verkrampfe, was dann dazu führte, dass ich zwei Mal eine Verschnaufpause einlegen musste. Meine Beine fühlten sich an wie ein rostendes Metallrohr, meine Knie waren nicht mehr vorhanden. Schlussendlich schaffte ich es dann doch noch nach Hause. "Wie lange war ich draussen? Kam mir jedenfalls recht lang vor....Nein, eigentlich kam es mir sehr kurz vor, wenn ich es mir genau überlege..." Ich hatte also schon da jegliches Zeitgefühl verloren. Nicht nur, wie ich das von Pilzen oder LSD kenne, dass ich dachte die Zeit geht schneller oder langsamer vorbei, als sie dies dann wirklich war, sondern so, dass ich überhaupt nicht mehr einschätzen konnte, ob ein vergangener Zeitabschnitt mir kurz oder lang vorkam. Ich lebte nur noch in der unmittelbaren Gegenwart, es gab keine Zukunft und keine Vergangenheit.



Zweite Phase:



Der Übergang in die andere Welt (ich schreibe von nun an in der Gegenwart)



Haustüre auf, Haustüre zu, in mein Zimmer, Türe zu, Musik (Goa) an, Kopfhörer auf, ins Bett, Augen zu. Los ging die Fahrt. Ich merke, wie das Dex jeden einzelnen Muskel durchströmt, es wandert vom Kopf in meinen Bauch, von dort in Arme und Beine und schliesslich in die Finger- und Zehenspitzen. Plötzlich geht es abwärts, immer weiter, ich bin im freien Fall, die Musik wird dumpfer, die Bässe werden abgehackter, Hochtöne sind düster. Die Landung ist sanft. Da, schon wieder dieses Lied, ich fühle mich zurückgeworfen in meinen letzten Trip. Der genau gleiche Sound, der genau gleiche Tunnel. Ich fliege in diesem dunklen Tunnel, wobei sich das ich-sein immer mehr entfernt. Es ist meine Seele, sie fliegt und fliegt, ich könnte sie nicht aufhalten. Ich erkenne so etwas wie eine Höhle und weiss genau, dass ich hier schon einmal war. Auf einem vorherigen Trip, in einem vorherigen Leben, was weiss ich. Was mache ich überhaupt hier? Wieso fühle ich mich so wohl in dieser Welt, obwohl sie mir so düster und gespenstisch erscheint? Ich verspüre keine Furcht, kein Verlangen, ich bin einfach, in diesem Moment. Mein Körper ist weg, keine Chance, irgendwie ein auch nur kleines Körpergefühl zu erhaschen. Ich fliege nach rechts, nach links, nach unten und nach oben. Ich fliege in Richtungen, die ich gar nicht zu beschreiben vermag, weil es keine Worte dafür gibt. Plötzlich fertig. Abbruch. Die Triebwerke versagen. Es ist still. Selbst die Musik ist weg. Oder ist die Stille die Musik? Wo bin ich? Ich glaube, ich bin ein Fels, nein, ich bin der Boden, oder bin ich die Decke? Ich verschmelze mit der Umgebung, mit der Höhle. Komm ich hier irgendwie wieder raus, oder bin ich nun für immer gefangen? Augen kurz aufgemacht, ich bin immer noch in meinem Zimmer und liege auf dem Bett. Ich sehe zwar alles doppelt, aber ich weiss zum Glück noch wo und wer ich bin...



Dritte Phase:



Verschmelzung der diesseitigen und der jensseitigen Welt



Ab jetzt wird es sehr unübersichtlich, da ich die nächsten ca. 3-4 Stunden nicht mehr zwischen Realität und Halluzination unterscheiden konnte, ich wusste auch nicht mehr wirklich ob ich die Augen geöffnet oder geschlossen hatte, ausserdem ist - leider - nur noch ein kleines Bruchstück des Erlebten in meiner Erinnerung geblieben.



Ich schliesse meine Augen wieder.



Peng...



Ich bin in meinem Keller im "Rümli" mit zwei Kumpels. Wir reden. Allerdings bin ich nicht"ich". Ich bin auch mein Kumpel und ich bin auch das Sofa auf dem er hockt. Ich kann alles mögliche sein.



Peng...



Mein Zimmer: Jemand beobachtet mich. Sind das meine Eltern, die an der Tür stehen? Bin ich bewustslos und sie beraten sich nun was zu tun ist? Oder bin ich bereits tot? Ich sehe mich selber...



Peng...



Jetzt bin ich irgendwo in meiner Kindheit gelandet. Ich kenne den Ort, ich kenne die Situation, bin ich jetzt ein Kind? Muss ich jetzt nochmals mein Leben durchleben? Welches Leben überhaupt? War ich vorher etwas anderes als dieses Kind?



Peng...



Leider weiss ich nicht mehr vom Erlebten in dieser Phase. Ich kann nur sagen, dass ich mich auf einer Art Zeitrad befand, dass sich immer schneller und schneller drehte, wodurch ich vollkommen den Kontakt zur Realität verlor. Ich war in der Zukunft, ich war in der Vergangenheit, ich war sogar in meinem Zimmer in der Gegenwart, aber ich wusste nicht wirklich, welche von diesen verschiedenen und gegenwärtigen Realitäten die richtige war. Ich glaubte mich ewig verloren im Rad der Zeit. Niemand würde es bemerken, da mein richtiges Leben seine Linie weiterzog. Nur ich, das heisst meine Seele bewegt sich auf dieser Linie hin und her.

Befreit von der Zeit, befreit vom "ich", befreit von der Realität, befreit vom Materiellen, gefangen in dem Verlust eben dieser Dinge, gefangen in der Verlorenheit.



Das Runterkommen:



Plötzlich war es vorbei. So schnell wie der Trip begonnen hatte, war er auch wieder verflogen. Dann dieser verdammt üble "Birnenfick". Sorry dieses Wort, aber so was Schlimmes hatte ich noch nie erlebt. Ich hatte noch kein Gefühl für mich selbst, stand vor dem Spiegel und kannte diese Person nicht wirklich, meine linke Gehirnhälfte schien abgetrennt von der rechten, naja schwierig zum erklären, meine Arme und Beine waren völlig unkoordiniert, ich hatte so ein Gefühl, als wäre ich aus zwei völlig verschiedenen und voneinander unabhängigen Hälften - die linke und die rechte - zusammengesetzt worden, mein Kopf wurde zusammengepresst wie eine Orange, die gerade entsaftet wird, und, und, und...

Nach viel Essen und Trinken ging es dann wieder einigermassen gut und ich legte mich schlafen. Am nächsten Tag spürte ich noch einen leichten Druck auf dem Kopf, aber sonst waren alle Hirnficksymptome verschwunden.



FAZIT:



Warscheinlich der unglaublichste und spannenste und furchterregenste und mystischte und anspruchsvollste Trip, den ich je erlebt habe. Allerdings, zu welchem Preis? OK 15 Franken sind nicht viel, aber wieviele Hirnzellen sind gestorben? Hatte ich einfach nur Glück, dass mein Hirn keinen Langzeitschaden davon trug? Eins ist klar: Ich werde in nächster Zeit sicherlich kein DXM mehr konsumieren, weil ich erstens das Gefühl habe, dass ich den Zenit dieser Droge erreicht habe und weil ich zweitens keine Lust verspüre, mich mit 20 Jahren von gewissen Hirnfunktionen zu verabschieden.



Sorry für den langen Text, danke den Leuten, welche es bis zum Schluss ausgehalten haben und wünsche viele schöne und erkenntnissreiche, aber auch lehrreiche Trips



Gruess Psyspion