Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:DOB Terror oder \\\\\\\\
Drogen:Mischkonsum von Speed, Ecstasy und Cannabis (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Triptychon
Datum:31.01.2008 19:32
Set:übermüdet,ängstlich/ gelähmt
Setting:Outdoor-Psy-Party
Nützlichkeit:7,06 von 10 möglichen   (17 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Tagebuch 11.06.07



Party draußen, spitzen Line-Up, na dann mal los!

T. hat doch noch ein Auto mit Fahrerin organisieren können. So um 1 Uhr warte ich an der Gallus auf einen Lift zu D. Ein Auto hält, ich steige ein, M. und S., sprechen kein Wort, er ist klein, glatzköpfig, studiogestählt, Typ Micromacker, sie auch eher unattraktiv. Bei D. verweilen wir noch 1,5 Stunden „schnubben“ Pep, dann geht’s los. Durch die Nacht gejagt, in der Dämmerung kommen wir an. Nette Location, Grillhütte mit Teich, Feuerstelle, Bänken und Wiese, ca. 80 Personen, 5 eus sind zu berappen. Bei Blickkontakt mit den Leuten Unsicherheit, erstmal an Feuerstelle hocken, an Tanzen ist nicht zu denken, bin schon etwas schlaff (2. Nacht nicht geschlafen). Ich nehme eine halbe DOB-Pappe, von der ich die Dosierung nicht kenne, das ekelhaft bittere Ding bleibt mir hinten auf der Zunge kleben. Nach 3/4 Stunde nehme ich die andere Hälfte und pendel zwischen Auto und Feuerstelle. M. und S. bleiben im Auto hocken und spielen Handygames, stockdoof die beiden. Die Wirkung packt mich nach einer weiteren Stunde mächtig im Genick, fürchterliche Verspannung, ich mache mich auf was gefasst. „Vorsichtshalber“ nehme ich noch ein Teil zu mir, im Wunsch den Trip entspannter zu machen.

Ich sitze auf der Bank an der Feuerstelle und bin unfähig aufzustehen. Mit aller Kraft reiß ich mich los, nur um direkt wieder zurückzusinken. T. setzt sich zu mir doch ich kann nicht reden; starre nur sein zombie-gnomartig morphendes Gesicht an. In erstaunlicher Speedhektik durchwühlt er seinen Rucksack, lässt mir Rucksack, Getränke und Kippen da und tanzt in seinem raumgreifenden Spazierhüpftstil durch die Menge, deren Bewegungen mir stark beschleunigt erscheinen. Ich möchte tanzen, kann mich aber nicht bewegen. Wohl so 3 Stunden sitze ich am ausgehenden Feuer und betrachte die Menschen und deren Beziehungen zueinander. Mich selbst nehme ich nicht mehr wahr. Wenn ich einen Blick auf mir bemerke bin ich völlig überrascht vom Bewusstsein meiner selbst. Personen möchten sich mit mir unterhalten, but no way. Alles was ich sagen kann ist ein entschuldigendes: „D-O-B“. Plötzlich ändert sich das Verhalten der Personen, sie beenden die Gespräche und strahlen Angst aus. Die Musik stoppt, ich bekomme ein seltsames Gefühl von Unheil. Oh je, grüne Menschen mit Mützen kommen in mein Blickfeld. Verdammt, kommt bloß nicht zu mir. Ich gerate in unglaublichen Stress, denn der Rucksack neben mir ist voller Drogen und ich sitze exponiert, allein. Zum Glück gehen sie bald wieder weg, der dreckige Darkpsy geht leiser weiter. Als nächstes bemerke ich eine tote Motte am Feuer und identifiziere mich mit ihr. Trieb es mich nicht auch zum Licht? Hat es mich nicht auch verbrannt? Ich werde unglaublich traurig und habe Mitleid mit der Motte. Der Leichnam scheint sich zu bewegen und nach Hilfe zu schreien. Wirkliche- aber wie ein Teil von mir weiß- irrationale Todesangst bemächtigt sich meiner, und jetzt kommt es: ich werde „erleuchtet“. Unangekündig habe ich plötzlich die Erkenntnis, dass Wiedergeburt wirklich existiert; sowas wie: „Oh mein Gott, es ist wahr und ich weiß auch warum“. Ich kann es leider nicht ausdrücken und hab es auch sofort vergessen. Und noch weniger weiß ich jetzt( zwei Tage später) was ich davon halten soll. War es vlt. nur eine Reaktion auf die Todesangst? Wäre ohne diese Erkenntnis meine Psyche überlastet worden?War es gar Ausdruck der Überlastung? Der Wiedergeburtsglaube als Ausweg des sich seiner Vergänglichkeit total und unmittelbar bewussten Lebens? Aber das hieße ja, den Inhalt meiner Erfahrung als Illusion abzutun, da ich sie nicht mehr nachprüfen kann. Ich fühle mich als hätte ich herausgefunden, dass 1+1 tatsächlich 11 ergeben.

Naja, danach komme ich langsam wieder runter, spreche einige Leute darauf an, was sie über das Wesen von Psychedelika denken, höre nix Neues . Dann hänge ich noch völlig ausgelaugt und grüblerisch auf der Wiese rum, bis wir nach Hause fahren, wo sich mein Ich- Selbstmodell in einem 20-Stundenprozess wieder zusammenrauft und schließlich im Schlaf verliert.



Edit: Auf Spiegel Online/Wissenschaft/Psychologie findet sich der Artikel "Sterblichkeit- Todesangst als Wahlkampfhilfe", der meinen Erklärungsansatz zu bestätigen scheint und mir mein materialistisch-stoisches Weltbild rettet. Verdammte endogene Opioide;-)

Stand the terror