Tripbericht lesen

Übersicht:

Titel:Von einem misslungenen Versuch, auf Pilzen in einen Club zu gehen
Drogen:Mischkonsum von Psilocybinhaltige Pilze und Salvia Divinorum (Reihenfolge vom Autor festgelegt)
Autor:Gargamelsmurf
Datum:15.04.2008 23:08
Set:Keine grossen Erwartungen; nachher verängstigt, euphorisch und verwirrt
Setting:Wohnung, S-Bahn, Weg zum Club
Nützlichkeit:8,29 von 10 möglichen   (31 Stimmen abgegeben)

Bericht:

Hallo zusammen,



ich würde gerne etwas über meine Erfahrung mit Salvia und Pilzen erzählen, die ich letzes Jahr im November gemacht habe.



Nach einem etwas langweiligen Abend bei nem Bekannten beschloss ich, mit meinem Kumpel Erik zusammen noch zu mir zu gehen und „eventuell“ meine aus nem Internetshop bestellten Pilze (philosopher´s stones) zu nehmen. Die Sache war die; und zwar hatte ich schon am Tag zuvor eine Portion Pilze genommen, und dachte deshalb, wenn ich nochmal welche nehmen würde, würden die fast gar nichts mehr bringen, weil sich schon eine Toleranz aufgebaut hätte. Ein schwerer Irrtum, wie sich noch herausstellen sollte.

Zur „Einstimmung“ genehmigten wir uns beide noch vorher ein Köpfchen Salvia (Blätter, kein Extrakt), lachten uns uns kaputt und spackten etwas zur Musik im Zimmer rum. Danach nahmen wir die Pilze (jeder ein Drittel der bestellten Menge, also ca. 10g frische Pilze bei Verschickung) und machten uns auf den Weg. Es war nämlich schon relativ spät (so ca 20 nach 3 nachts) und wir wollten uns noch mit ner Freundin innem Club treffen; vor uns lag allerdings noch ca. ne halbe Stunde S-Bahn-Fahrt +10 min Fußweg. Die Wirkung der Pilze trat dann bei mir schon ausgesprochen früh und heftig ein, und zwar noch bevor wie beim S-Bahnhof waren (also ca 15 min nach dem Einwerfen). Ich stolperte einmal kurz auf der Treppe und sah dann das Gesicht meines Kumpels Erik, dass auf einmal in der unteren Gesichtshälfte mir stark Birnenförmig verbreitert schien. Er grinste und versuchte mich zu beruhigen „ich bin´s nur, der Erik, alles klar bei Dir?“; obwohl ich dem Moment noch ganz genau wusste, wer er war (wir verstehn uns eigentlich recht gut), spürte ich gleichzeitig in diesem Moment eine starke Angst vor ihm; besonders sein Lächeln erschien mir teuflisch und bedrohlich, ebenso seine grünliche Gesichtsfärbung.



Kurz darauf kam die Bahn, wir setzen uns rein und ab ging die Post. Wir hatten beide ein extrem verschobenes Zeitgefühl, wobei ich sagen muss, dass bei mir die Wirkung wesentlich stärker war als bei meinem Kollegen. In der Bahn hatte ich das Gefühl, wir würden mit einer unglaublichen Geschwindigkeit durch die Stadt rasen. Hinzu kam, dass meine komplette Sicht von rosanen und orangenen Strukturen überlagert war, die so ungefähr die Form eines fünfblättrigen Blütenkelchs hatten. Im nachhinein vermute ich, dass wahrscheinlich die Spiegelungen von Laternen an den U-Bahnfenstern diese Hallus ausgelöst hatten. Gleichzeitig war in dem Moment ziemlich übel und ich hatte Sorge, gleich die Bahn vollzureihern. Zwischendurch versuchte ich ganz kurz mal, die Augen zu schliessen, aber das ging echt überhaupt gar nicht, weil dabei die gefühlte Geschwindigkeit und die Überlkeit deutlich zunahm. Nachdem das nun schon so eine „Ewigkeit“ lang so ging, hörte ich vollkommen fassungslos, dass wir erst eine einzige S-Bahnstation gekommen waren J.



Die Übelkeit liess zum Glück relativ schnell nach, aber gleichzeitig begann ich einen Film auf die anderen Bahninsassen zu schieben; und zwar fiel mir auf, dass wir mehr oder weniger allein sassen in der Bahn, was um halb4 nachts am Samstagabend in Berlin eher ungewöhnlich ist. Mir drängte sich der Gedanke auf, dass wir durch unsere seltsame Unterhaltung und unser noch seltsameres Lachen bestimmt die anderen Leute veranlasst hatten, sich weit weg von uns zu setzen, aus Angst, eventuell einen schönen Kotzeschwall abzubekommen oder ähnliches.



Naja, jedenfalls begann ich inzwischen, diese Bahnfahrt als sehr vergnüglich anzusehn. Nach einer halben Ewigkeit kamen wir endlich an unserem Ziel Warschauer Strasse an. Dort hatte ich allerdings dann ein Gefühl von extremer Verwirrung; da es inzwischen schon 4 Uhr war, war ich vollkommen verunsichert, ob wir grade zu ner Party gehen wollten oder von einer kommen; mir fiel in dem Moment auf, dass man ja auch im Normalzustand einem Bahnhof irgendwie andere Gefühle entgegenbringt, je nachdem ob man ankommt oder abfährt.



Gleichzeitig machten mir auch seltsamerweise die grossen Uhren in der Station Angst; alles erschien mir auf einmal so symbolisch, so als ob „es 5 vor 12 wäre“ und „alle Züge wären abgefahren“; diese beiden Sätze kamen mir auf einmal in den Sinn. Oben angekommen mussten wir, um zum Cassiopeia zu kommen, erstmal über ne recht grosse Brücke. Die Laternen, die die Brücke beleuchten, bestehen dabei aus jeweils 2 Leuchtkörpern. Das tolle war jetzt aber, dass es mir so erschien, als wären alle Laternenmasten extrem stark verbogen, bzw bogen sie sich wie das Schilf im Wind, und die beiden Leuchtkörper der Laternen kamen mir wie Augen vor, die mich anguckten. Ausserdem erschien mir alles irgendwie wie in einem Comic; damit meine ich aber nicht, dass alles wie gezeichnet aussah, sondern das Laufen über die Brücke kam mir irgendwie total vor, als sei ich mitten in einer Comicepisode drin, ist irgendwie schwer zu beschreiben..



Dabei hab ich mich von den Gedanken her noch eigentlich recht klar gefühlt; nur alles war so unglaublich intensiv, dass es teilweise schon unangenehm war. Z.b. kamen mir die Besoffenen-Gespräche der Leute auf der Strasse sehr laut vor, und mir kam es so vor, als wären alle Leute hier auf Drogen und würden über uns reden. Während ich also relativ paranoid unterwegs war, gings meinem Kumpel prächtig und er strotzte nur so vor Tatendrang, was mich aber leider in dem Moment auch stresste. Meine Frage deshalb“sollen wir da wirklich reingehn? Ist doch schon so spät, und ich weiss nicht ob ich auf die laute Musik klarkommen werde“. Antwort „ach was, deshalb sind wir doch gekommen, wegen der Musik“. Na gut. Endlich am Club angekommen (wie wir meinten) öffnet uns ein glatzköpfiger Türsteher: „Wie haben schon Einlaßstop, gleich machen wir dicht.“ –„Ach komm, lass uns doch noch wenigstens auf 1 Bier rein, wir sind extra durch die ganze Stadt gefahren.“ –„Was, um die Zeit noch? Na ihr seid ja blöd! Wir sehn uns allenfalls noch im Oktagon(das ist ne Dönerbutze in der Nähe, in der auch Elektro-afterhour stattfindet manchmal)“. Bumm, Tür zu. Tja, Frage war für mich jetzt nur: machen die echt gleich zu oder hat der gemerkt wie wir drauf sind und uns verarscht? Ich bin für Nachhausegehen, muss mir aber daraufhin anhören, wir wären doch jetzt nicht durch die ganze Stadt gefahren, um nix zu machen, ich solle doch mal meine Kumpeline anrufen, die wir im Club treffen wollten. Da ich das Getippe mit dem Handy nicht mehr hinbekommen hab, nimmt mein Kumpel mir kurzerhand mein Telefon ab und ruft sie an (obwohl er sie gar nicht kennt). Naja, sie versteht fast nix von unserem Gebrabbel, will rauskommen, tut sie aber nicht, jedenfalls nicht da, wo wir stehen. Inzwischen quatscht Erik noch 4 schwarze Musiker an, die mit ihren Instrumenten irgendwo rauskommen, ob sie nicht was zu rauchen hätten. Die winken ab und beeilen sich irgendwie, schnell von uns wegzukommen. Inzwischen haben meine Paranoia folgende Stufe erreicht, und zwar bin ich mir auf einmal überhaupt nicht mehr sicher, wer von uns beiden Recht hat. Erik will unbedingt weiterziehn; wir wären schliesslich in Berlin, wo auch um die Zeit was los sei, und mit den Pilzen wärs doch grade lustig was zu machen. Ich hingegen meine, wir hättens voll verplant, hier wär nix mehr zu machen, die laute Musik innem Club würde uns fertigmachen. Hmmm, bin ich jetzt paranoid oder ist er einfach schon so druff, dass er es nicht checkt wie verpeilt wir sind? Ich merke jedenfalls, dass ich nach Hause muss, weil die Eindrücke mich überfordern und sag ihm, dass ich hier heute keinen Spass mehr haben kann und jetzt los muß. Bei dieser Trennung war ich auf einmal unglaublich emotional; es kam mir so vor, als wäre dies nun in einer Geschichte die Szene, in der sich ein Hofnarr und ein Clown Lebewohl sagen. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, noch einmal rechtzeitig gemerkt zu haben, dass ich´s verplant hatte. Auf einmal hatte ich das Gefühl, auf einem Geburtstag gewesen zu sein, der schon 2 Tage vorbei ist. Ich habe echt keine Ahnung, warum mir ausgerechnet dieser Satz eingefallen ist, aber er war auf einmal da.



Auf dem Weg zurück zur Bahn hatte ich dann auf einmal das Gefühl, keine Hose mehr anzuhaben; vergewisserte mich aber, und war zum Glück noch alles da. An der Station hatte ich Schwierigkeiten zu verstehn, in welche Richtung ich musste, und fühlte mich extrem beobachtet. Die Bahnfahrt an sich ging dann eigentlich, nur dass ich aus irgendeinem Grund alle 5 Sekunden zwanghaft auf die Uhr schaun musste, woraufhin die mir gegenübersitzende Frau mich sehr merkwürdig anschaute.



Bei meiner Heimatstation angekommen, wars noch laange nicht vorbei. Auf dem kurzen Fussweg zurück fragte ich mich zwischendurch, ob das überhauot der richtige Weg sei. Krass geflasht hat mich auch ein Geschäft mit Brautkleidern; die Kleider waren ohne Puppen nur auf einem Gestell ausgestellt, so dass sie mir dann wie kopflose, weisse Gespenster in dem Schaufenster vorkamen.

Ansosnten waren meine Sinne immernoch unglaublich geschärft; kurz bevor ich zu Hause war, lief noch eine Frau in Stöckelschuhen in einigem Abstand vorbei; das Geräusch ihrer Schuhe kam mir dabei so laut laut vor, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte, BAMM, BAMM, BAMM.

Zu Hause angekommen (nach lustiger Fahrstuhlfahrt) war ich erstmal unglaublich froh darüber, zu Hause „in Sicherheit“ zu sein. Zu allererst rief ich erstmal Erik an, weil ich mir auf einmal Sorgen machte; kaum hob er ab, fingen wir beide wortlos an, uns erstmal halbtot zu lachen. „Ich bin jetzt zu Hause; wo bistn Du?“ „Auch zu Hause. Kurz nachdem Du weg warst, hab ich´n Taxi genommen“. Kurzes Schweigen....muauauauaua, muahahahahaha, dauerlachen.

Danach folgen noch ein paar wirre, aber fröhliche Stunden, in denen ich meiste Zeit über auf dem Bett lag und wie ein Wahnsinnger lachte. Die meiste Zeit dachte ich nur „das war aber ein komische Geburtstag hier“, und hab mich darüber endlos lange schlappgelacht. Gegen ende des Tripps (so gegen 11Uhr morgens) wurde mir dann nochmal übelst schlecht; musste reihern und fühlte mich dem Tod so nahe, wie noch nie zuvor, bis ich dann endlich einschlafen konnte.



Alles in allem also ein sehr gemischter, aber auch ein unglaublich interessanter Trip. Für mich persönlich war es eine der stärksten Erfahrungen in meinem Leben überhaupt. Erstaunlicherweise habe ich seitdem viel weniger Lust auf irgendwelche Drogen; ich wollte eigentlich immer Halluzinationen haben, die hatte ich jetzt, und jetzt isses auch erstmal gut.



Im nachhinein sind mir noch einige Fehler aufgefallen, die ich gemacht habe; zum einen hatte ich niemals so einen starken Rausch erwartet, da ich ja wie gesagt schon am Abend zuvor Pilze genommen hatte. Entweder lags an der Wechselwirkung mit dem Salvia, an der recht fortgeschrittenen Stunde oder es war einfach Zufall. Hätte ich gewusst, wie stark die Wirkung werden würde, wäre ich niemals noch Richtung Club aufgebrochen. Eigentlich hatte ich schon so ca. 7mal Pilze genommen in meinem Leben und hatte gedacht, die Wirkung gut abschätzen zu können.

Zweitens sehe ich jetzt ein, wie wichtig es sein kann, einen NÜCHTERNEN Kumpel mit dabei zu haben; denn obwohl ich mit meinem Kollegen sehr gut auskomme, war es mir auf dem Höhepunkt des Rausches nicht möglich zu erkennen, wer von uns auf dem falschen Film war und dem anderen zu trauen.

Wird trotzdem auf jeden Fall nicht mein letzter Pilztripp gewesen sein, dazu liebe ich einfach zu sehr diese intensiven Gefühle, egal ob positiv oder negativ.